Donnerstag, 11. Februar 2010

All Natural - Elements | Fire

Release Date:
06. Mai 2008

Label:
All Natural Inc.

Tracklist:
01. Intro
02. The All
03. Move, Move
04. Backslap
05. SomethinOfNothin
06. Good Life - (Feat. Rita J)
07. Poppers Pop, Breakers Break
08. Nothin' To Lose
09. You Know My Name
10. Signature Flow - (Feat. Grav & Noyd)
11. World Champion
12. A View To A Kill
13. Stronger Than Love

Review:
Der sechste Mai 2008 war für mich ein ganz besonderer Tag dieses Jahres. Es ist mal wieder so weit - All Natural droppen ein neues Album. Kein 0815-Duo ist es, das wir hier vor uns haben. Capital D als MC und auch Producer, Tone B. Nimble an den Turntables. Was sie besonders macht: ihre Muisk. All Natural gelten zweifelsohne zu jenen Artists, von denen man sich immer sehr gute Alben erwarten kann, ohne dabei enttäuscht zu werden. Auch deshalb hat sich ihr Label All Natural Inc. inzwischen zu einem wichtigen Bestandteil der Chicago'er HipHop-Szene entwickelt. Nachdem Cap D seine Solo-Trilogie beendet hat, wird mit "Elements|Fire" gleich der Auftakt zu einem Quartett an, je einem Element gewidmeten, neuen Alben geblasen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
"Of course we had to bring you the fire first... nothing but straight heat" - das haben wir uns zu erwarten. Ein "Intro", das mit Cuts vom "The Avanger Is Back"-Intro gleich das richtige Feeling verbreitet, um dann mit "The All" voll loszulegen. Cap D selbst produziert den energiegeladenen Beat, dem er dann natürlich auch seinen einmaligen Flow aufsetzt. Starker Representer zu Beginn. "You's a shit-sarter? I'm a shit-ender / Put your money where your mouth, Mr. Big Spender" ist die Devise. Ein gelegentlicher Hang zu den ganz frühen Tagen war bei All Nat nicht erst sein "Vintage" zu beobachten, was sich auch hier in den aufgefahrenen Drums zu "Move, Move" zeigt, welche vom Chicago-Kollegen Battletek beigesteuert werden. Bei "Backslap", dem es an nichts zu einem Top-Track fehlt, führt Cap wieder selbst Regie. Im Sinne des Albumkonzepts wird hier vorerst auf ruhige Tracks verzichtet: auch "SomethinOfNothin" ist geeignet, Fäuste in die Luft fliegen zu lassen, während man von Capital D natürlich nicht nur hohle Punchlines erwartetn darf, sondern durchdachte Gesellschaftkritik, die sich hier mit Kampfansagen Luft macht: "You see the people jumping, you see the fist pumping / They said that we were nothing, I'mma turn nothin to somethin". Die richtigen Brecher haben sich allerdings noch nicht sehen lassen, was sich auch nicht mit "Good Life", dem soliden nächsten Track, nicht ändert. Labelmate Rita J beweist mit ihrem Auftritt immerhin, dass sie zur oberen (und gleichzeitig zur oft übersehenen) Riege der Female MCs gehört. Während man immer noch auf die für All Nat eigentlich normalen Highlights wartet, sagt "Poppers Pop, Breakers Break" kurz guten Tag und lässt schon vom Titel auf erneute Oldschool-angehauchte vier Minuten schließen, die der lokalen B-Boy Szene gewidmet sind. Da es in Chi-City anscheinend sehr beliebt ist, Common zu samplen, finden wir ebendiesen in "Nothin' To Lose", während sich Cap D auf einer Produktion, die wieder voll im Motto des Albums steht, selbst in Fahrt rappt. Der bisherige Teil des Albums ist zwar ausnahmslos gut, doch so langsam sollte mal ein Ohrwurm für ein wenig Replaytastendrücken sorgen. Das erledigt dann auch die erste Single: "You Know My Name" ist eine typische Kev Brown-Produktion (die im Video noch einen sehenswerten Auftritt von B-Boy Crew Phase II zu bieten hat). Allerdings ist sie auch eine seiner besten, womit "typisch" ein wenig zu degradierend wirken mag. In Kombination mit Cap's Rhymes und Tone's sehr starken Cuts gelingt dem Duo hier der erste wirkliche Kracher des Albums, was jedoch ohne Kev und die Abwechslung, die er dem Album beschert, nicht gelungen wäre. Auch wenn wir mit der ersten Single auch das absolute Highlight hinter uns lassen, kommt das Album nun weiter in Fahrt. "Signature Flow" ruft stampfende Bass-Drums auf den Plan (Props an Gee Field, der hier ganze Arbeit leistet), während die Gäste dem ganzen einen karibischen Flair überstreuen. Yuani, den All Nat-Fans als Producer auf Cap's letztem Solo bekannt sein sollte und auch tätig auf Iomos Marad's letzter EP war, bringt mit "World Champion" weiter Abwechslung ins Spiel. Während die Klaviertasen sich gegenseitig jagen, muss die Stimme von Snoop Dogg als Einleitung herhalten. Mag unpassend scheinen, ist es aber nicht. Einer der interessantesten Tracks der Scheibe ist "A View To Kill", für das Deep Kalico eine Doku-Beschreibung eines Wolfrudels als Einspielung wählt: "Life in the pack, though apparently simple, is extraordinarily intricate. Each wolf must learn exactly his position. He learns who he can dominate and he remembers those, who dominate him. In each pack there is one, stronger wolf, which none can dominate and who dominates all others. This is the leader, or alpha wolf". Trotz eines nicht perfekten Beats ist der Song zu den besseren des Albums zu zählen. Damit verbleibt noch ein letzter Track, bei dem das Fire wohl nur noch als Glut brennt: "Stronger Than Love" beendet, ruhig, solide und mit weiblichen Vocals, dieses Album.

All Natural sind eine der wenigen aktiven Markenzeichen im HipHop, von denen sich ein kleiner Teil von mir bei einem neuen Release immer einen Klassiker erhofft. Als dieser Teil "Elements|Fire" gehört hat, war er natürlich enttäuscht, denn das ist leider kein Klassiker. Man kann auch ganz eindeutig sagen, dass diese Scheibe das bisher schwächste Album der Gruppe ist. Der erste Teil des Albums versucht zwar recht gut, das Thema "Fire" umzusetzen, der letzte Funke zum Flächenbrand will aber einfach nicht überspringen. Schade auch, dass hier relativ viele unbekannte Producer zu Werke gehen durften, während Cap D nur zwei und Tone selbst keinen Beat beisteuert (wobei Zweiteres auch auf "Vintage" der Fall war und nicht störte). Fazit: Das Konzept hätte man besser umsetzen können. Doch wenn wir das Album nüchtern betrachten, ist natürlich ebenso klar, dass All Natural mehr als nur Durchschnittsware abgeliefert haben und dass dieses Release mit dem Großteil der anderen Platten dieses Jahres mithalten kann. Mit dem nächsten Album, das wohl unter dem Motto "Wasser" stehen wird, gibt es die nächste Chance auf einen Classic.

6.3 / 10

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