Donnerstag, 11. Februar 2010

Alltruisms - Clusterbombs


Release-Date:
01. Juli 2008

Label:
Gravel Records

Tracklist:
01. A Lightyear Away
02. Deposit
03. Blindfolded - (feat. Verbal Kent)
04. Nine-Digit #
05. Rockets Red Glare
06. The Birds and the Bees - (feat. Rusty Chains)
07. Knight in Shining Armor
08. Clusterbombs Laos
09. Oh
10. Oh Epilogue
11. Dry-spell
12. Nutcamp - (feat. Giraffe Nuts)
13. Jalopy
14. Hire Me
15. Dear Hip Hop - (feat. Verbal Kent)
16. Clusterbombs Me

Review:
Herzlich willkommen zu einem weiteren Album, das wohl an vielen Hörern vorbeiziehen wird, weil kein Schwein weiß, wer uns hier sein Solo-Debüt präsentiert. Um angemessen zu dem hier gemeinten Interpreten hinzuführen, sollte man sein Sichtfeld zuallererst auf die Stadt Chicago schwenken. Wenn man dort nun über die weitbekannten HipHop-Größen hinaus blickt, landet man schnell bei der sehr lebhaften "Underground"-Szene, in der ein gewisses Label namens Gravel Records eine gestandene Größe darstellt. Genau hier findet man auch "Clusterbombs", das Album von Alltruisms, der als Teil der Giraffe Nuts-Truppe einigen wenigen sogar bekannt sein dürfte. Dass Alltruisms den Wind, den das Giraffe Nuts-Aushängeschild Verbal Kent mit seinem kürzlich erschienenen und dritten Albm "Fist Shaking" erzeugen konnte, für sich nutzen will, ist voll verständlich. Deshalb prangt Kent's Name auch zweimal auf der Feature-Liste, während sich auch bei den Produzenten der ein oder andere Name deckt.

WRITTEN FOR HipHop-Jam
 
Da mag der Schluss nahe liegen, dass "Clusterbombs" in seinem Wesen einfach nur eine Kopie von "Fist Shaking" sei. Doch neben der, in Übereinstimmung des Wohnort sowie des Giraffe Nuts-Camps begründeten, Grundähnlichkeit, sollte man die beiden keinesfalls über einen Kamm scheren. Wo Verbal Kent durch rauhe Stimme und gnadenlose Punchlines gewinnt, da ergattert Alltruisms mit einer hellen Stimme und einer breitgefächerten Themenvielfalt seine Punkte. Diese markante Stimme ist zwar einerseits etwas sehr positives, sollte jedoch auch mit Vorsicht genossen werden, wie man das von einigen Artists (hier sei nur mal Vast Aire genannt) schon kennt. Was das Album nun also zu bieten hat: erstens, teils äußerst starke und durchdachte Produktionen. Das "teils" dieses Satzes weist jedoch schon darauf hin, dass nicht alles Spitzenmaterial ist - wie man es von einem "typischen" solchen Release eben gewohnt ist. Wo einem das vom verstorbenen DJ PRZM produzierte "Deposit" in allerfeinster Manier (und wie man es aus der Giraffe Nuts Ecke schon kennt) das Trommelfell aufraut, da sieht, bzw. hört, man im Anschluss gleich einen wenig kreativen J-Zone, der es sich anscheinend zum Ziel gemacht hat, bei der Reaktion der Hörer eine Gratwanderung zwischen abschnittsweiser Gleichgültigkeit und entnervtem Greifen zur Skip-Taste zu vollführen. Seine starken Momente hat das Album in unterschiedlichsten Formen: da wäre "Nine-Digit #", in dem Alltruisms zu unzähligen politischen Themen die Opposition bezieht, und die wenig sozialen Verhältnisse in den Staaten anprangert, während Kaz1 ihm als Untersatz eine simple Gitarren-Melodie verschreibt und was eine Auskopplung als Single durchaus rechtfertigt. Auch der gepflegte Posse-Cut mit einem genickbrechenden Stück Rawness, abermals von Kaz1, darf nicht fehlen. Und es wird einmal mehr bewiesen, wieviel die Nuts in solchen Gefilden ausrichten können - da glänzt nicht nur Verbal Kent. Weiter wäre da das smoothe "Knight In Shining Armor", das dem Hörer eine großartige Mittneunzigeratmosphäre um die Ohren schmiert. Und auch die Hommage an die "richtigen" HipHop-Karren und Alltruisms' Schrottkiste im speziellen ist großes Kino: "And if you ever been pulled over by the police / Who ticketed your whip for uglyfying the streets - That Jalopy! / HipHop to me". Schließlich sollen hier auch der Titeltrack und sein Remix Erwähnung finden, die uns die Essenz des Albums offenbaren: "Cluterbombs are like rappers / Hundreds drop at a time / Weed need enough spins to blow up / Otherwise we sit in fields bzw. "Clusterbombs are like rappers / We we all meant to blow / Didn't happen without enough spins but even so / One day, someone comes across the lost forgotten object / Picks it up long after the bomber first dropped it". Was den Rest des Albums betrifft: wo "Hire Me!" als relaxed und inhaltlich urkomisch durchgeht, versinkt der Rest, es dem schon erwähnten "Blindfolded" gleichtuend, in konstruktiver Langeweile. "Dear HipHop" versäuert den dritten Auftritt von Verbal Kent durch die schlichte Tatsache, dass schon weithin bekannte und in HipHop Songs schon zur Genüge verwendete Samples einfach nicht mehr verwendet werden sollten. Da hilft es auch nicht, dass sich Alltruisms herzlich darum bemüht, mit seinen Raps dauerhaft die Aufmerksamt der Hörer auf sich zu bannen.

Auch wenn der negative Teil des Albums nun unterdurchschnittlich klein scheinen mag - "Clusterbombs" ist ein typisches Non-Gangster- oder Backpack-Album, wie immer man es auch nennen mag. Typisch bezieht sich nicht zuletzt auch auf dei Qualität der Musik; denn neben den ausführlich erwähnten Tracks, die man auch in einem halben Jahr gerne mal wieder in den Player werfen wird, treten beim Komplettdurchlauf schonmal Lähmungserscheinungen auf. Zieht man darunter nun den Strich, und summiert Pro und Contra auf, landet man bei einem überdurchschnittlichen/guten Album, das man, da es nichts besonderes ist, keinesfalls gehört haben muss, während man es jedoch auch keinesfalls bereuen wird, es sich doch einmal zu Gemüte zu führen. Alle, die dieses Jahr schon Verbal Kent gehört haben, wissen ganz grob, was sie erwartet - allen anderen wird mit "Clusterbombs" ein guter Überblick darüber gegeben, was sie mit Giraffe Nuts allgemein und Alltruisms speziell erwartet. 

6.6 / 10

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