Donnerstag, 11. Februar 2010

Killah Priest - Behind The Stained Glass


Release Date:
20. Mai 2008

Label:
Good Hands Records

Tracklist:
01. I Believe
02. 4 Tomorrow
03. A Crying Heart
04. Hood Nursery
05. Redemption - (Feat. Jeni Fujita)
06. Profits of Man - (Feat. 60 Second Assassin)
07. The World
08. Vintage (Things We Shared)
09. Looking Glass - (Feat. Allah Sun)
10. I Am
11. The Beloved (The Messenger)
12. Jeshurun - (Feat. Victorious)
13. Gods Time
14. Born 2 Die - (Feat. Victorious)
15. O Emmanuel (Zoom)
16. The End Is Coming (Bonus)

Review:
Killah Priest, einer der bedeutendsten Äste des Baumes, der da "Wu-Tang Fam" heißt (auch wenn der Ast selbst gar nicht so wirklich zum Baum gehören will), ist zurück mit einem neuen Album. Dauerte es nach "Black August" ganze vier Jahre bis zu einem neuen Release, so ist es jetzt nur ein dreiviertel Jahr, bis man sich auf das neue Werk des bei Good Hands untergekommenen Altmeisters freuen kann. Diesmal eröffnet er uns, was sich "Behind The Stained Glass" befindet.

Kein Kontingent an Wu-Tang-Affiliates vorzufinden, das war voraussehbar. Die Produktion wird zum Großteil von einem gewissen DJ Woool beigesteuert, und wie schon auf "The Offering" verzichtet KP auf die großen Namen, was diesmal wohl auch für Features gilt, denn einen Nas sucht man vergebens. Das Cover ähnelt im Aufbau stark dem von "The Offering", wobei hier ja sogar der Titel auf die Mosaikfenster hinweist. Wie sehr einem dieses bunte Etwas auch gefallen mag, einmalig ist es allemal in der Rap-Welt heutzutage. Das Album selbst beginnt mit "I Believe", das uns mit einem Alan Parsons-Sample begrüßt (allein wegen des Respekts, den das Alan Parsons Project verdient hat, eine gute Wahl). Doch auch sonst fügen sich Sample und tiefe Hörner zu einem runden Ganzen. Auch Priest zeigt sich als souveräner MC: "Now I got my mojo back, listen how I flow on tracks / Priest when opposed to rap, the devil be opposed to that / Blind faith lost my way, many times, I often pray / Walking near where coffins lay, names on them crossing graves". Der recht gute Einstieg wird mit der ersten Single fortgeführt: "4 Tomorrow" ruft noch einmal Bläser auf den Plan, die diesmal einen sehr ruhigen Track aus der Taufe heben, der in seiner nachdenklichen Stimmung perfekt zu Priest's Stimme und seinen Rhymes passt: "The cargo ships rocked in ocean tides / Their freedom watch from the open skies / Cried for his chosen tribe / The great Amistad wave goodbye / You'll never see her again / Currents of strong wind / Took niggas on the long ride". Von dem Dilemma des eigenen Volkes geht Priest über zu seinem Lieblingsthema, dem Abstrakten, verbunden mit religiösen Ansätzen und Aussagen, was uns auch auf dem kompletten Album, mal weniger und mal stärker gebündelt, begleiten wird. "A Crying Heart" führt uns (schon wieder) einen Beat vor Ohren, zu dem mittelalterliche Heere in Schlachten hätten reiten können. Genau diese Produktionen stehen KP jedoch einfach ausgezeichnet, weshalb es auch hier nichts zu bemängeln gibt, während Priest seine Raps über Ausweglosigkeit in Ghettos u.Ä. schweifen lässt. Ist es wirklich möglich, dass KP über das ganze Album hinweg solche Beats auf den Leib geschneidert werden? Nein. "Hood Nursery" ist mit einer gepitchten Stimme, die, unterstützend zu den (guten) Rhymes des Killah Priesters, die alarmierenden Zustände, die "Ghetto-Kids" schon früh in den Teufelskreis miteinbinden, verdeutlichen soll, schnell nicht mehr zu ertragen.
 
 WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Auch die Hook von "Redemption" hätte man wesentlich besser machen können. Mit zusätzlich noch mittelmäßigem Beat entgeht einem hier nicht viel. Man sollte lieber einmal öfter beim absoluten Highlight der Platte verbringen, das mit "Profits Of Man" folgt. Während sich DJ Woool hier mit vollem Erfolg an einem schwermütigen Song versucht, trägt KP drei astreine Verses vor, die seinen Status als MC unterstreichen und sehr gekonnt grundsätzliche moralische Fragen im Bezug auf Vergänglichkeit, abgewechselt mit Priest's eigenem Werdegang als Artist, kombinieren: "From my connections with 60 Second / The Art Of War to in the city, signed to Geffen / For 5% lessons, Israelite tribal dressing / Disciple Armageddons, that Bible record / To Sunz of Man to damn near becoming one of the Clan / Members I remember, in Brooklyn, GZA and Masta Killa / To my last chapters with the RZA / Testimony stops, Ol' Dirty got knocked / Came home and signed with the ROC". Perfektioniert wird dieser Song durch ein vom zweiundsechzigsten Assassinen gesprochenes Outro. Insgesamt erinnert dieser Song sehr an ein "From Then Til Now" des ersten Albums. Doch damit steht der Song leider sehr allein inmitten dieses Albums. "The World" rückt uns erneut mit Pitch-Voices zu Leibe und Priest drückt uns seine Black Hebrew-Lehren auf, während auch noch ein wenig im Alten Testament herumgestochert wird. Aber das hatte diese Abteilung im Wu-Bereich, in etwa um die Maccabeez-Ecke anzusiedeln, auch schon immer an sich, weswegen einen solche Aussagen nicht groß überraschen sollten. Erschreckend ist höchstens, dass Priest sein Gefasel wohl selbst glaubt. Doch wir sind nicht hier, um den Mann aus seinem Irrglauben zu befreien, sondern um über seine Musik zu urteilen. Und die zieht mit "Vintage" weiter voran, wobei das schon auf "The Offering" tätige Godz Wrath-Mitglied Dirty Needlez den Beat beisteuert, was man auch hört. Auf "The Offering" wäre der Track Durchschnitt, hier siedelt er sich etwas weiter oben an, was bei langweiligen Nachbarn wie "Looking Glass" auch nicht sonderlich schwer fällt. Und hierfür ist doch tatsächlich 4th Disciple verantwortlich, von dem man bisher mit nicht weniger als höchster Qualität verwöhnt wurde. Wechselten sich bis jetzt die Producer ab, so tritt für den Rest des Albums DJ Woool an die Boards, was nicht die weiseste Entscheidung ist. "I Am" klopft dem Hörer dumpfe und unpassende Drums auf die Ohren. Da kann sich KP selbst inszenieren wie er will, hier kommt nichts Großartiges zustande. "Behold, meet me in the sequel / For the people, the soaring eagle, fall like the evil / Divinity sentence me, infinity, imagery scenes seen when I dream / My genes is like that of a King but that energy leaves / Like a spiral of Bibles". Der Rest des Albums lässt sich erstaunlich schnell abhandeln. Denn hier ist es vor allem die Produktion, die die Aufmerksamkeit des Hörers abschweifen lässt: "The Beloved (The Messenger)" kommt und geht; weitere Bibelaufgriffe in "Jeshurun" werden von einem 0815-Beat untermalt, und die "God's Time" ist zwar gut gemeint, verfällt jedoch leider in eine Schlucht zwischen Langeweile und schon Gehörtem. Gegen Ende überwiegen die religiösen Inhalte, was uns in "Born To Die" eine nicht unbedingt prickelnd gesungene Hook beschert und in "O Emmanuel (Zoom)" in einem sehr gewöhnungsbedürftigen Beat mit zeremoniellen Emmanuel-Gesängen ausartet. Nachdem die, dem Stern der Weisen folgenden, "three wise men" unter dem Sternzeichen Löwe durch das "spiritual Zion" in der Dämmerung dem Horizont entegegen gestiefelt (oder eigentlich, geflogen) sind [was ja an sich eine großartige Sache ist, und in seiner Abgedrehtheit von nicht vielen (Z.B. Lost Children Of Babylon) überboten werden kann - wofür ich Priest auch sehr schätze], legt sich auch dieser Track zur Ruhe und macht Platz für einen Bonus-Track, der uns düster "The End Is Coming" prophezeit. Und das kommt auch, nämlich direkt nach diesem Track.

Dieses Album scheitert in erster Linie bei der Aufgabe (welche den Produzenten zufällt), dauerhaft gute Beats zu garantieren. Doch auch die ein oder anderen Gedankenauswüchse von Priest selbst finden nicht immer Anklang. Dass der Herr immer noch zu den besten Lyrikern gehört, und das trotz einiger verdrehter (und wahrscheinlich auch in sich selbst widersprüchlicher) religiöser Ideologien, steht außer Frage. Doch bei seinem Bekanntheitsgrad und mit diesem Status müsste es KP doch möglich sein, nicht für jedes neue Album auf die Arbeit von fast gänzlich unbekannten Produzenten vertrauen zu müssen. Zumindest nicht gänzlich - frischer Wind ist ja an sich nichts Schlechtes. Zudem war die kurze Zeit, die seit "The Offering" ins Land gezogen ist, wohl nicht genug - da hätte er sich lieber noch ein halbes Jahr Zeit gelassen. Auch wenn die Zusammenarbeit mit 4th Disciple hier schiefging, bleibt dennoch für die Zukunft zu hoffen, dass Priest wieder mehr mit Producern wie 4th zusammenarbeitet. Und davon abgesehen gibt es sowieso unzählige Projekte und Gruppen, bei denen der Mann beteiligt ist, was uns versichert, dass man auch in Zukunft die verschiedensten Dinge von Priest zu hören bekommen wird. Hier jedenfalls verpasst er trotz seiner eigenen guten Leistung (knapp) das Zertifikat "gut".

6.0 / 10

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