Donnerstag, 11. Februar 2010

Monsta Island Czars - Escape From Monsta Island!


Release-Date:
3. März 2003

Label:
Rhymesayers Entertainment / Metal Face Records

Tracklist:
01. What's The Name Of This Place?
02. M.I.N.Y.A.
03. F@#k Y'all N!@@#s
04. Witchcraft
05. 1,2... 1,2
06. Scientific Civilization (Skit)
07. MIC Line
08. Poizon Windz
09. Under Pressure
10. Became A Monsta
11. There's A Legend (Skit)
12. Out My Mind
13. Warning
14. Make It Squash!
15. Gunz 'N' Swordz
16. Sumthin' To Prove
17. Live Son Of A Bitch (Skit)
18. Comin' At You
19. Take Control
20. Escape From Monsta Isle

Review:
Wer ist diesem Cover nicht schon mal zumindest über den Weg gelaufen? Dass das Album trotzdem keine weitreichende Bekanntheit genießen kann, ist dabei gleichsam Tatsache und Frechheit. Denn hier hat man es mit einem einmaligen Spektakel zu tun: 2003 kommt das bis dato einzige Gruppenalbum des in den Neunzigern entstandenen Kollektivs der Monsta Island Czars, kurz M.I.C., auf den Markt.

Ursprünglich ins Leben gerufen von MF Grimm, ist es ebenjener Herr, der zur Zeit der Aufnahmen hinter schwedischen Gardinen sitzt und auf dem Album nicht zu hören ist. Ist allerdings nicht weiter schlimm, denn die Emcees, die hier zu Monstern mutieren, dürfen sich allesamt fähige Untergrundspucker nennen. Die Namen, die einem auf diesem Album begegnen, sind aus den Monsterfilmen entnommen, die unter Produtkion der Toho Studios seit den 50ern ihr Unwesen treiben. Da wären: der abwesende Grimm, der in die Rolle der fliegenden Action-Roboterfigur Jet Jaguar schlüft, der weitaus bekannteste Name der Truppe - MF Doom - der hier als dreiköpfiges Monster King Ghidra unterwegs ist, ein zerstörungswütiger Pteranodon alias Rodan (auch Doc Morreau), Tommy Gunn als Riesenschabe Megalon, Zymeer als Gigan, Kwite Def als Kamackeris (Monstervorbild: der Gottesanbeterinnenverschnitt Kamacuras), Kongcrete bzw. Kong, dessen Cousin Spice als Riesenspinne Spiega und last but not least die lenkende Hand im Hintergrund, X-Ray Da Mindbenda, der hier als King Ceasar auftritt. Direkt in der zweiten Reihe und auf diesem Album (noch) nicht vertreten finden sich allerdings noch eine ganze Reihe weiterer Monster.

WRITTEN FOR HipHop-Jam
 
Wer sich bei diesem Album einen Abklatsch des Doom-Sounds erwartet, der liegt vollkommen daneben. Generell wirkt Doom hier mehr wie ein Gast, der nur einmal ans Mic tritt, jedoch einige der Produktionen übernimmt. "Mic Line" ist ebenjener Auftritt, der in typischer Doom-Manier abgehandelt wird und sicherlich auch Abwechslung in das Album bringt, trotzdem nicht zu den besten Tracks gehört. Die haben nämlich die restlichen Monster gepachtet, die im Gegensatz zum gemächlichen Doom Tod und Verderben über das Rap-Land bringen. Kantige, düstere Produktionen von X-Ray legen den Grundstein für den Sturm auf herkömmlichen und kommerziellen HipHop, der vor nichts Halt macht und alles im Weg stehende niederreißt. Erläutern lässt sich dies bestens am Highlight der Platte, "Whichcraft": ein Insturmental, das mit pechschwarzer Sound-Kulisse und elektrischem Zucken wie die Audioillustration des Himmels eines Jahrhundertgewitters erscheint, wird durchschnitten von gleich sechs der Monster, die nach mehrmaligem Hören ihre jeweiligen Besonderheiten herauskristallisieren können. Rap-technisch fliegt über allen seinen Kumpanen Rodan: ein stahlharter Flow, gepaart mit einer zügigen Geschwindigkeit lässt seine Raps sogar unter dieser Ausnahmegruppe hervorstechen. Vor allem in den verworren-dunklen Momenten trumpfen weitere Monster auf, wie beispielsweise auf "Poison Windz" Megalon und auch Gigan, dessen Stimmorgan dem "Damien" von den DMX-Alben nahekommt. Spiega ist nicht minder einzigartig, was er seiner unbändig finsteren Stimme zu verdanken hat, mit der er Tracks wie das drohend-stampfende "Became A Monsta" zerlegt. Weiterhin bietet das Album eine ganze Palette an Samples aus den Monsterfilmen, einen irrwitzig guten Solo-Track Rodans ("Sumthin' To Prove"), das Anti-Kommerz-Statement "Take Control", einen nach vorne preschenden Opener namens "M.I.N.Y.A.", Kongs dreckig-geniales Solo "Warning", mit "Comin' At You" und einer Hook von Angela Workman leider auch einen überflüssigen Track (wohlgemerkt, produziert von Doom) und mit dem Titeltrack nochmal allerfeinstes Hochgefühl zum Abschluss.

Wo der Wu-Tang Clan seine Inspiration aus vereinsamten Shaolinklostern bezog, da bedienen sich die Czars bei den Toho Studios. Und auch wenn diese Supergruppe (zusammen) nur ein Album veröffentlichte, hat es dieses Release in sich. Von schlichtem unangepasstem Ostküsten-Sound nahe der Perfektion bis zu bedrückenden Abgründen, die X-Ray mit seinen Produktionen auftut, wird hier der Soundtrack zur Zerstörung New York Citys bzw. der Welt serviert. "Escape From Monsta Island!" darf als Repräsentant sämtlicher Releases aus der M.I.C.-Ecke gelten und ist somit in diesem Rap-Universam ein Unikat, das die Höchstnote verdient hat. 
 
9.3 / 10

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