Release Date:
28. August 2012
Label:
Eigenvertrieb / Free Download / Disturbia Music Group
Tracklist:
01. Salvation (Feat. Unconscious Rascall)
02. Violence (Feat. Thirstin Howl III, Block McCloud, Gutta & Chris Carbene)
03. Enter The Void (Feat. Reef the Lost Cauze & Spit Gemz)
04. The Black Lodge (Feat. Block McCloud)
05. Baby Boy
06. Sadistic Sphinx (Feat. Block McCloud & Virtuoso)
07. Eat Your Motherfucking Heart Out (Feat. Unconscious Rascall, Dirt Tha General & Chief Kamachi)
08. Hotel Hide
09. Lust And Loves Domain
10. This Tainted Impulse
11. Kill The Magic (Remix) (Feat. Julia Baburova)
12. She Used To Be Love
13. Fallen (Feat. Unconscious Rascall) / Outro: Arrival Of The Three Beggars (Performed By Martin Grech)
Review:
Das verschlafene Greensboro in North Carolina ist Rap-technisch nicht gerade relevant, sollte jedoch wegen eines gewissen Künstlers zukünftig auf dem Radar von Rap-Hörern auftauchen. Genghis Khan versucht bereits 2007, mit seinem ersten Album ("The Violence Effect") auf sich aufmerksam zu machen, was allerdings nicht so recht gelingen will. Mit seiner Gemini Lounge bringt er hier und da einige Produktionen unter, kann ein paar Auftritte verbuchen und steht im Stall von Block McClouds Disturbia Music, alles in allem führt er jedoch weiterhin das mühselige Dasein eines typischen Untergrund-Rappers. Kein Wunder, dass die notwendige Inspiration für weitere Tracks nur sporadisch vorhanden ist, dass die Motivation gelegentlich fehlt. Letztendlich, mit dreijähriger Verspätung, schafft "The Broken Love" es dann doch ans Tageslicht.
WRITTEN FOR Rap4Fame
Einerseits als Entschädigung für die Wartezeit, andererseits aber auch
mit dem Ziel, den eigenen Namen diesmal besser in Umlauf bringen zu
können, entscheidet sich Khan, die Scheibe als Free Download zu
veröffentlichen - rückblickend sicherlich eine gute Entscheidung. Doch
das Album erreichte seine überraschend hohe Download-Zahl nicht umsonst,
denn wenngleich Genghis Khan fremden Hörern bisher vorwiegend inmitten
eines Umfelds in Erscheinung getreten war, das nicht gerade für seinen
Reichtum an Kreativität bekannt ist, sollte man mit ihm keinen weiteren
Infanteristen à la Savage Brothers oder dergleichen erwarten, die als
Kanonenfutter von Snowgoons-artigen Beat-Monstren gepeitscht werden.
Zuerst ist anzumerken, dass die Gemini Lounge (zu der noch Unconscious
Rascall und Jon Jackson zählen) fast die ganze Scheibe selbst
produzieren, was wiederum zum Herzstück der Scheibe führt, den Beats der
Gemini Lounge, die, konsistent mit allen bisherigen Machenschaften,
welche es bereits auf "The Violence Effect" zu bestaunen gab, einen
eigenständigen Sound garantieren. Doch nicht nur das, sie sind ein sehr
konstruktiver Beweis, dass der desertifizierende, einst so fruchtbare
Boden ostküstlicher Hardcore-Weiden noch Platz für frische Gewächse
bietet. "Eat Your Motherfucking Heart Out" fährt die
Gemini-Lounge-typische, knüppelhart treibende Drumline auf und
demonstriert, wie man mit Streicher-Sample eine keineswegs übersteuerte
und nichtsdestoweniger schwer bedrohliche, nachhaltig wirkende
Atmosphäre kreiert. Dirt und Rascall hätte es zwar nicht gebraucht, da
sie von einem souveränen Chief Kamachi in Grund und Boden gestampft
werden, doch Genghis selbst schafft es, auf diesem Posse-Cut - wie auch
auf dem restlichen Album - als würdiger Gastgeber aufzutreten. Obwohl er
eigentlich keine echten Markenzeichen besitzt, liegt hinter jeder
seiner Zeilen eine Zugkraft, die ihn vor vielen Genre-Kollegen
auszeichnet. An dieser Stelle darf nun auf Albumtitel und Konzept
eingegangen werden: Gewissermaßen ist "The Broken Love" ein Album
(großteils) voller Lovesongs, nur blicken quasi alle aus der
Post-Beziehungs-Sicht auf den Weg des Scheiterns zurück, es präsentiert
sich ein Interpret mit gebrochenem Herz und schwarzen Gedanken, was das
aufmerksamkeitssuchende, aber irgendwo auch treffliche Cover
rechtfertigt. "Salvation" startet dagegen religionskritisch mit
den persönlichen Erfahrungen Genghis Khans und ist als erstes Highlight
mit starker Sample-Arbeit ein erster Hinweis darauf, dass Khan großer
David-Lynch-Fan ist - das Intro der LP bezieht er aus Twin Peaks.
Offensichtlich wird dies später in "The Black Lodge", einer weiteren Großtat, die angemessen stimmungsaufbauend eröffnet und dann auf pechschwarzem Pfad fortgeführt wird ("Rainy
nights and dark days, we walk through this hand-made hell / I've seen
slaves that destroyed themselves / And go insane if every inch of their
heart is not black / Though no man should ever have to live like that").
Bei diesem klagenden Voice-Sample und dem verschluckenden Bilderrahmen
eines Beats relativiert selbst ein Block McCloud sämtliche Untaten
seiner bisherigen Karriere, um einen Rap-Part aufzusetzen, der sich
hören lassen kann. Vollständig in dieser Manier gibt es das Album leider
nicht, beispielsweise schleicht sich - weswegen auch immer - ein Beat
von C-Lance ins Aufgebot, der zwar zu seinen besseren Werken gehört,
aber trotzdem nicht nötig gewesen wäre. Ähnliches ist über "Violence"
zu sagen, das zu grobschlächtig wirkt. Gäste wie Reef wären ebenfalls
nicht nötig gewesen, auch wenn die bekannteren Namen natürlich einige
Downloads mehr bewirkt haben dürften. "Baby Boy" und "She Used To Be Love"
(schon auf dem ersten Album vertreten) erinnern sich verbittert einer
vergangenen Beziehung und beziehen dabei ausführlich den Gesang ihrer
Gäste mit ein, "Kill The Magic" gehört fast großteils Julia
Baburova, schafft es jedoch trotzdem noch, in den Rahmen der LP zu
passen. Die besten Momente hat Genghis Khan trotzdem, wenn er sich
allein in sich selbst und seiner Gedankenwelt verliert: "Hotel Hide" ist ein vierminütiges Intro, das gewalltig Stimmung aufbaut, die von "Lust And Loves Domain"
dann nicht fallengelassen wird. Das vielleicht beste Stück des Albums
glänzt mit der expliziten, rohen Kraft, die Genghis aus dem körperlichen
Zusammenschluss mit seiner Verflossenen gewann, die schonungslos
wortgewaltig (und nur bedingt jugendfrei) kanalisiert wird und zusammen
mit fesselndem Instrumental (großartig: pätscherndes Wasser als
Bindeglied zwischen Musik und Text) aufspielt. Ohne Verzug schließt sich
"This Tainted Impulse" an, wesentlich minimalistischer und mit
staubigen Snares, die einem sich selbst verzehrenden Genghis den Takt
angeben. Fehlt noch "Fallen", bei dem sich Genghis bis auf den schwachen Chorus keine Blöße gibt, auf dass er Martin Grech für das "Outro" das Rampenlicht überlässt, welches dieser mit seiner Akustikgitarre und eingängigem Gesang optimal veredelt.
Es mag vielleicht musikalisch nicht in jedem Aspekt zutreffen, doch in vielerlei Hinsicht führt Genghis Khan mit seiner Gemini Lounge das fort, was einst die Jedi Mind Tricks um die Jahrtausendwende trieben. Es sind nicht die Themen, es sind auch nicht dieselben Samples, es ist die Art, wie Genghis seine Songs einleitet, die dichte Atmosphäre sowie Kleinigkeiten wie das Outro (man erinnere sich an jenes zu "VBD"). Khan ist dabei noch nicht auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt, es gibt noch Potential nach oben, denn fehlerfrei ist "The Broken Love" nicht. Doch die positiven Eindrücke überwiegen, genau genommen findet man hier stellenweise das Beste, was jener (überschaubare) Flügel von HipHop-Hogwarts, der den Namen des ehrenwerten Stoupe The Enemy Of Mankind trägt, in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Bleibt zu hoffen, dass Genghis Khan auch in Zukunft genug Inspiration findet.
Es mag vielleicht musikalisch nicht in jedem Aspekt zutreffen, doch in vielerlei Hinsicht führt Genghis Khan mit seiner Gemini Lounge das fort, was einst die Jedi Mind Tricks um die Jahrtausendwende trieben. Es sind nicht die Themen, es sind auch nicht dieselben Samples, es ist die Art, wie Genghis seine Songs einleitet, die dichte Atmosphäre sowie Kleinigkeiten wie das Outro (man erinnere sich an jenes zu "VBD"). Khan ist dabei noch nicht auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt, es gibt noch Potential nach oben, denn fehlerfrei ist "The Broken Love" nicht. Doch die positiven Eindrücke überwiegen, genau genommen findet man hier stellenweise das Beste, was jener (überschaubare) Flügel von HipHop-Hogwarts, der den Namen des ehrenwerten Stoupe The Enemy Of Mankind trägt, in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Bleibt zu hoffen, dass Genghis Khan auch in Zukunft genug Inspiration findet.
7.5 / 10