Sonntag, 30. Januar 2011

Celph Titled & Buckwild - Nineteen Ninety Now


Release Date:
26. Oktober 2010

Label:
No Sleep Recordings

Tracklist:
01. The Deal Maker
02. Out To Lunch (Feat. Treach)
03. Eraserheads (Feat. Vinnie Paz)
04. Fuckmaster Sex
05. Swashbuckling (Feat. Apathy, Ryu & Esoteric)
06. I Could Write A Rhyme
07. Hardcore Data
08. Mad Ammo (Feat. F.T. & R.A. The Rugged Man)
09. Tingin'
10. There Will Be Blood (Feat. Sadat X, Grand Puba, A.G., O.C. & Diamond D)
11. Miss Those Days
12. Step Correctly
13. Wack Juice
14. Styles Ain't Raw (Feat. Apathy & Chino XL)
15. Where I Are
16. Time Travels On (Feat. Majik Most & DutchMassive)

Review:
Jahrelang krähten Fans nach einem Album von diesem Mann - nun ist Celph Titled diesen Forderungen nachgekommen. Dabei veröffentlicht der Mann, der morgens gerne zu seinem Müsli den Geruch von Napalm in der Nase hat, nicht das typische Album, das man von einem inzwischen schon als Veteran laufenden Haudegen wie ihm eventuell erwarten würde. Wahrscheinlich hätte gerade dieses Unterfangen in einem weiteren Standard-Retro-Album geendet, das weder besonders schlecht noch wirklich erwähnenswert geworden wäre. Celph umschifft dieses Problem und profitiert dabei von einem Bündel glücklicher Umstände, für die andere Rapper wohl töten würden: Aus den Neunziger-Archiven eines gewissen Buckwild purzelt eine Ladung Beats, die "Nineteen Ninety Now" untermalt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Irgendwo ist es nur konsequent - unzählige Rapper trauern diesem Jahrzehnt hinterher und behaupten, es mit ihren Alben wieder heraufzubeschwören, nur um dann in kläglichem Mittelmaß zu scheitern. Bei dieser Scheibe sieht man sich mit diesem Problem gar nicht erst konfrontiert, denn zweifelsohne war Buckwild damals eine Sure-Shot-Adresse, bei der sich höchstens die Frage stellt, wieso diese Beats bis heute kein Zuhause gefunden haben. In der schweren Hoffnung, es hier also nicht mit zweit- oder gar drittklassiger Ausschissware zu tun zu haben, gibt man der LP, die so offensichtlich die Neunziger feiert, dass alle, die damit ein Problem haben, schon vor den Toren kehrtmachen, eine Chance. Und siehe da, "The Deal Maker" beginnt genau so, wie man eine solche Scheibe anzufangen hat: Emcee und Instrumental beißen sich trotz Altersunterschied nicht (höchstwahrscheinlich wurde Buckwild's Material entsprechend aufpoliert), trotzdem ist der 90s-Flair ausgeprägt und vor allem - im Gegensatz zu so vielen anderen Platten der letzten Jahre - echt. Die Charakterzüge der goldenen Ära greifen als Motor störungsfrei in die Zahnräder von Celph's pikanten Punchlines, die wie immer mit einer bombensicheren Selbstverständlichkeit, wie sie stellenweise an einen Freddie Foxxx um die Jahrtausendwende erinnert, vorgetragen werden. An dieser Stelle muss natürlich angemerkt werden, dass man an verbalen Backpfeifenorgien Gefallen finden sollte, um mit Celph Titled glücklich zu werden. Die Themenwiese erstreckt sich zwar noch einige Meter weiter, aber zuhause ist Celph, wenn Phonies und Fakes mit Breitseiten eingedeckt werden. Dass es deshalb nichts zu bemängeln gäbe, wäre trotzdem gelogen. Ohne Frage ist es eine wahre Freude, Buckwilds Erzeugnisse von Mal zu Mal ihren Lauf nehmen zu hören, von den Snares, die diese musikalische Ära mitdefinierten, empfangen zu werden, doch deshalb ist nicht jeder der Tracks ein Highlight. Es ist unschwer vorstellbar, dass es dem einen oder anderen Hörer irgendwann zu viel vom Hauptdarsteller wird, während manche Beats außerdem Zweitware sind. "Tingin'" ist solch ein schwer unspektakuläres Beispiel. Ein wichtiger Aspekt sind zudem die Gäste, die zumeist bestens gewählt wurden - die Brand-Nu-D.I.T.C.-Party in "There Will Be Blood" macht schlicht und ergreifend Spaß. Sparen können hätte man sich dagegen Vinnie Paz und eigentlich auch "Eraserheads", sowohl Beat als auch Pazienza stellen sich als zu schwerfällig heraus. Für "Swashbuckling" war wohl die Devise, vier Beats, die jeweils nicht gut genug für volle Tracklänge sind, sinnvoll zu nutzen - mit akzeptablem Outcome (mitunter dank der Gäste). An anderen Stellen muss man sich allerdings wirklich fragen, wieso Buckwild dieses Material erst jetzt an die Öffentlichkeit dringen lässt. "Miss Those Days" ist so ein Fall, der als thematisch schon zu oft gehörte (aber gut gestaltete) Nostalgiestunde mit käsig weiblicher Hook (irgendwie auch ein Merkmal der Neunziger) sein Potential allerdings nicht vollends ausschöpft. Ebenfalls ein Standardthema, das in diesem Fall aber bestens umgesetzt und zudem höchst informativ ist, bietet die Dia-Show des eigenen Werdegangs, "I Could Write A Rhyme". Exakt dasselbe gilt für das amüsante "Funkmaster Sex". Unter den restlichen Tracks noch qualitativ zu differenzieren fällt schwer, "Wack Juice" fällt im Vergleich zu den restlichen Leckerbissen etwas zurück, "Mad Ammo" und "Styles Ain't Raw" dagegen sind Pflichtprogramm.

Jeder wird sich bereits vorgestellt haben, was hier in die Tat umgesetzt wurde: für ein Album statt des Mittelmaßes der Neuzeit Instrumentals zu verwenden, die aus dem vorigen Zeitalter stammen. So also klingt ein solches Album. Man hätte es wahrscheinlich noch besser machen können, doch große Vorwürfe lassen sich Celph Titled noch viel weniger machen. Ein Album mit diesen Beats wäre in den Neunzigern ebenso gut gewesen wie heute. Abzüge müssen Buckwild und Celph dafür hinnehmen, dass man bei Bedarf trotzdem das originale Material der Ninetees bevorzugen wird und dass "Nineteen Ninety Now" auch einige mittelmäßige Minuten beinhaltet. In Erinnerung wird man die Scheibe trotzdem behalten und wem die Mixtur aus 2010er Raps und 90er Beats in der Theorie gefällt, der kann hiermit absolut nichts falsch machen. 

7.0 / 10

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