Sonntag, 27. März 2011

Sunz Of Man - Saviorz Day


Release Date:
03. September 2002

Label:
D3 Entertainment

Tracklist:
01. Intro
02. S.O.M.
03. Ghettio (Feat. 12 O'Clock)
04. Banksta'z (Feat. RZA & 12 O' Clock)
05. House Of Blues (Feat. Madam D)
06. RZA Skit
07. Saviorz Day (Feat. Ghostface Killah & Madam D)
08. Black Or White Feat. Ancient Coins)
09. The Trinity (Feat. Omar Conry)
10. Dear Psalms (Feat. Smooth)
11. People Change (Feat. MC Eiht & Madam D)
12. Honey Tree (Feat. 12 O'Clock)
13. Time
14. Doin' Ya Thang (Feat. Makeba Mooncycle)
15. Say, Say, Say (Feat. Ancient Coins)
16. Industry (Feat. Ghostface Killah)
17. All We Got (Feat. LA The Darkman)
18. The Cause (Feat. Method Man)

Review:
1998 gehört der Wu-Tang Clan noch zum Gefragtesten, was der Osten zu bieten hat, man reißt sich um alles, was auch nur mit dem Wu-Logo markiert ist. Vier Jahre später sieht das schon etwas anders aus: 2002 sieht den Eintritt in eine weniger medienumgarnte Phase des Clans - kein Wunder, dass das von Gefreiten bis zu Majoren jeder im Clan-Lager zu spüren bekommt. Doch das sind nicht die einzigen Probleme der Sunz Of Man: Die einstigen Schlüsselmitglieder Killah Priest und Shabazz sind schon längst über alle Berge, Hell Razah's Indie-Debüt wird 2001 kaum wahrgenommen. Dass man für "Saviorz Day" im Auffangbecken D3 landet, sollte weiterhin mehr als genug sagen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Die breiteren Massen, die "The Last Shall Be First" unter Umständen noch registrierten und wahrscheinlich sogar feierten, bekommen vom Release von "Saviorz Day" also großteils nichts mit, es verbleibt die undankbare Wu-Fan-Gemeinde mit ihren harten Kriterien und Ansprüchen, die nun zufriedengestellt werden muss. Ein erstes Interesse soll mit Feature-Auftritten einiger Generäle hergestellt werden, bei genauerem Blick stellt sich jedoch heraus, dass sich diese Wu-Auftritte lediglich auf einige Tracks beschränken und dass bei den Producern komplette Abwesenheit der Elements herrscht: Mit Linx, Joe Loops, Data und Fatal Son stellen totale Nonames den Großteil der Produktion. Damit geht - man ahnt es schon - außerdem ein Stilwechsel einher, der die wenigsten erfreuen dürfte: Die knallharten Holycore-Tage sind endgültig gezählt, es regieren zwar immer noch spirituell inspirierte Rhymes, in Szene gesetzt werden sie nun aber wesentlich weicher, melodischer und zumeist mit gesungenen Hooks. Dafür wird Madame D engagiert, die schon auf "Iron Flag" zu hören war. Eine weitere Folge dieses Sinneswandels wird direkt beim rappenden Trio deutlich, denn wo etwa ein Prodigal Sunn in den Neunzigern energiegeladen und heiser zum Hardcore-Bild der SOM beitrug, regieren 2002 dynamische und zunehmend smoothe Flows. Zusammengefasst: Wer die Sunz so hören will, wie er sie von früheren Releases kannte, der kann nur enttäuscht werden. Also räumt man Erwartungen beiseite und klinkt sich bei "S.O.M." ein, einer Gruppenhymne, der es gelingt, eine Brücke zwischen gepitchtem Voice-Sample, eingängigem Refrain und streichergesättigtem Instrumental, bei dem man selbst als Wu-Purist mitnicken darf, zu schlagen. Nachdem in "Ghettio" gewöhnlicher Street-Talk in einem gut aufgezogenen Track präsentiert und in "Banksta'z" die schwarze Bevölkerung zum Unternehmertum aufgerufen wurde, öffnen die SOM ihren Kritikern eine breite Flanke: Mit dem ersten Auftritt von Madame D bleibt das noch Geschmackssache, denn "House Of Blues" hat streckenweise durchaus Charme, doch ordentliche Tracks wie "Honey Tree", die altbekannte Geschichte vom Ghettoblümchen, dessen Leben in die falsche Richtung verläuft, werden durch vollkommen überflüssiges Hintergrundgejaule sabotiert. Selbiges lässt sich über "People Change" mit Labelmate MC Eiht sagen, auch hier stört der überzogene Gesang ein eigentlich stimmungsvolles Lied. Eine zusätzliche Enttäuschung ist das sogenannte Feature von Method Man, das sich als eine kurze Ansprache im Outro entpuppt (ähnlich wie Ghost's Auftritt in "Industry"). In "Say, Say, Say" zeigt Data Potential, dank abturnender Hook behält jedoch auch dieser Track keine weiße Weste. "Doin' Ya Thang" will mit dicker Hose inhaltlich nicht ganz ins Konzept passen, "Time" darf kommentarlos geskippt werden. All diese Kritikpunkte werden für kurze Zeit ganz klein, wenn Linx in "The Trinity" ein monumentales Instrumental, in dem Hörner von windgleichen Streichern getragen und von Trommelschlägen angetrieben werden, vom Stapel lässt, dem nicht einmal die mäßig passende Hook etwas anhaben kann. In diesem Track kommen 60 Second's melodische Raps voll zur Geltung, hier sind Razah's Bibelreferenzen zuhause. Ein letztes Argument für die Scheibe ist "All We Got" mit einer ausnahmsweise richtig eingesetzten Madame D und starken Rhymes, allen voran von Razah, der mit einer Zusammenfassung der Gruppengeschichte und der momentanen Situation ("Before diamond rings, we already been kings") eröffnet.

Somit kann bei nüchterner Betrachtung festgestellt werden, dass es nicht vollends ungerechtfertigt ist, dass diese LP so viel weniger Beachtung fand als der Vorgänger. Es scheint den drei Sunz Of Man an Orientierung zu fehlen, man scheint sich nicht ganz sicher gewesen zu sein, in welche Richtung man dieses Album zu lenken hat. Das letztendlich erreichte Kompromissergebnis, das einerseits die Wu-Fans zu befriedigen sucht, aber ebenso mit einem ungewohnt gesangslastigen und weichen Stil aufwartet, hat immer noch seine Stärken und vor allem seine starken Tracks, im Kontext der enormen Diskographie der Wu-Familie ist "Saviorz Day" aber definitiv keine essenzielle Veröffentlichung.

6.0 / 10

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