Sonntag, 27. März 2011

Talib Kweli - Gutter Rainbows


Release Date:
25. Januar 2011

Label:
Blacksmith Music / Javotti Media / 3D

Tracklist:
01. After The Rain
02. Gutter Rainbows
03. So Low
04. Palookas (Feat. Sean Price)
05. Mr. International (Feat. Nigel Hall)
06. I'm On One
07. Wait For You (Feat. Kendra Ross)
08. Ain’t Waiting (Feat. Outasight)
09. Cold Rain
10. Friends & Family
11. Tater Tot
12. How You Love Me (Feat. Blaq Toven)
13. Uh Oh (Feat. Jean Grae)
14. Self Savior (Feat. Chace Infinite)

Review:
Die erste größere Veröffentlichung des Jahres sichert sich Kritikerliebling Talib Kweli, der seiner Solo-Diskographie damit den vierten offiziellen Eintrag beschert. Ganz im Gegensatz zu etwa der Zeit vor "Eardrum" steht Kweli inzwischen nicht mehr im Mittelpunkt öffentlichen Interesses, was der Herr aus Brooklyn als befreiend ansieht. Die sich ändernden Zeiten werden auch insofern berücksichtigt, als das digitale Release dem der CDs vorausgeht. Dass der einst auf jeder zweiten Platte als Gast gegenwärtige Kweli nicht daran denkt, einen Gang zurückzuschalten, zeigt neben dem letztjährigen zweiten Album mit Hi-Tek jedoch die Ankündigung, dass auch noch "Prisoner Of Consciousness", welches eigentlich an dieser Stelle hätte erscheinen sollen und dessen frühe Aufnahmen sich u.a. auf "Gutter Rainbows" eingefunden haben, in absehbarer Zeit das Licht der Welt erblicken soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Doch erst einmal liegt der Fokus darauf, was Kweli auf "Gutter Rainbows" so treibt - "Eardrum" ist schließlich schon dreieinhalb Jahre her und ein zweites "Revolutions Per Minute" ist kaum wahrscheinlich. Also wirft man einen Blick darauf, was die Beschreibung des Albums zu erzählen hat: 13 Producer für 14 Songs werfen trotz illustrer Namen mehr Sorgen als Freude auf, darüber hinaus wird beworben, dass nun ohne Major im Rücken die volle Freiheit genossen wird, die dem Fan genau das geben soll, was Talib als natürlich erachtet. Schließlich wäre da noch der Titel, der als semikreativer Metaphernerguss gar nicht typischer Kweli sein könnte - man möchte schon an dieser Stelle fragen, wie Kweli sich von der Abstempelung als Conscious Rapper eingeengt sehen kann, wenn er selbige so kräftig nährt. Glücklicherweise haben ihn diese oder ähnliche Umstände noch nie daran gehindert, schöne Conscious-Musik zu machen. Man klinkt sich also ein, nur um irgendwo in der Hälfte vom Titeltrack "Gutter Rainbows" festzustellen, dass in diesen fröhlich-munteren BoomBap (hier von M-Phazes gestaltet) in letzter Zeit schon derart viele MCs ihr Mic getunkt haben, dass man sich nicht angehalten fühlt, bei einem Talib Kweli nennenswerte Gefühlsregungen zu zeigen. Die "Turn it up now"-Rufe funktionieren nicht. Entgegen aller Hoffnungen stellt man einige Tracks später fest, dass Talib selbst dieses Problem nicht aufgefallen ist - dabei war er auf der gefühlten Hälfte aller Platten, die "Gutter Rainbows" als ein Album unter vielen unter sich begrüßen, selbst Gast. Was also bleibt ist Kweli's Klasse am Mic sowie sein Ohr für gute Beats, was natürlich auch ein paar sehr nette Tracks mit sich bringt. "Wait For You" ist ein solcher Track, der nach klassischer Talib-Manier über ein verspielt-relaxtes Instrumental eine positive Message transportiert. Das krasse Gegenstück bietet "Mr. International", dessen ausgelutschter Titel saft- und kraftlos umgesetzt wird. "Cold Rain" begießt sich als 08/15-Piano-Geklimper mit hier und da angebrachter, altbackener Kritik ebenfalls nicht mit Ruhm, das noch langweiligere (und in der Hook an die Wand gefahrene) "Friends & Family" wird besser gar nicht erst erwähnt. Dann doch lieber "Palookas", bei dem Marco Polo etwas kräftiger aus den Boxen bläst und Kweli (bestens unterstützt von everybody's Feature Sean Püü) etwas mehr auf auf die Kacke haut. Ein klares Highlight hat man Nick Speed zu verdanken, der "Tater Tot" erfreulich stimmungsdunkel gestaltet und Talib's Geschichte über einen mit dem normalen Leben versagenden Ex-Soldaten ins rechte Licht rückt. Weiteres Lob geht an Oh No, der der exzellenten Kombo Kweli-Grae ebenfalls ein potentes Instrumental zuschanzt, was sich in "Uh Oh" äußert. Herauszustechen vermag damit nur noch das grauenhafte "I'm On One", Khrysis' missratener Versuch, seiner eigenen Eintönigkeit zu entfliehen.

Große Freude kann bei dieser Platte nicht wirklich aufkommen. Schlecht ist sie freilich nicht, man sollte immerhin nicht vergessen, dass ein Talib Kweli sich selbst mit sich wiederholenden Texten noch von der Masse der Emcees mit ähnlich klingenden Alben abhebt. Es heißt aber nicht, dass er sich ein Album wie "Gutter Rainbows" in der heutigen Zeit leisten kann - die Alt-Fans kennen derartiges Material in besserer Ausführung, für potentielle neue Fans reicht beim Mittelmaß der Produktionen selbst Kweli's Mic-Präsenz nicht zwangsweise aus. Es ist leicht ironisch, dass gerade bei der ungesunden Producer-Vielfalt, die hier Einzug hält, derartig konforme Standardkost herausgekommen ist. Am grundlegenden Rezept ändern muss Kweli zwar nichts, eine Einschränkung der Produzentenzahl, bessere Konzeption oder schlichtweg aufregendere Beats könnten aber verhindern, dass die drei Kronen nur deshalb vergeben werden, weil es er selbst ist, der am Mic steht.

5.7 / 10

Typical Cats - Typical Cats


Release Date:
06. Februar 2001

Label:
Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Intro
02. Reinventing The Wheel
03. Any Day
04. Qweloquiallisms
05. It Won't Stop
06. Snake Oil
07. Natural Causes
08. Take A Number
09. The Manhatten Project
10. Too Happy For Qwel
11. Live Forever
12. Cliché
13. What You Thought Hops
14. Thin Red Line

Review:
"It kinda melted into one ball or something", erinnert sich Qwazaar an die frühen Zeiten bzw. die Entstehung von Galapagos4, aus denen auch die Gründung der Typical Cats datiert. Zu dieser Zeit tut sich einiges im HipHop-Untergrund von Chicago. Unter anderem laufen sich diverse Künstler in Studios und Radiostationen über den Weg. Ein daraus entstehender Zusammenschluss sind die hier zur Diskussion stehenden Typical Cats, die auf ihrem selbstbetitelten Debüt mehr oder weniger das erste große Release für G4 aufnehmen und damit den Grundstein einer in fruchtbare Jahre eintretenden Label-Familie legen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Wer sich ein wenig mit Chicago's HipHop-Szene beschäftigt, der kennt die beteiligten Namen: Qwel, Qwazaar, Denizen Kane und DJ Natural (und außerdem Kid Knish in einer großteils passiven Rolle). Wer sich allerdings ein wenig mit Chicago's HipHop-Szene beschäftigt hat, der hat auch dieses Album zu kennen, schließlich gilt es mancherorts als Klassiker der Chi-Town. Bei dem Talent, das sich hier versammelt hat, ist das eigentlich kein großes Wunder: Qwel ist inzwischen alles andere als ein Unbekannter, hier sind es hauptsächlich furiose Battle-Rhymes (dieser Szene entsprang er schließlich), die er von sich gibt und die es somit zu hören gibt. Qwazaar hat seine dunkle Outerlimitz-Mentalität zuhause gelassen und lässt ebenfalls (relativ) muntere Flows vom Stapel, womit noch Denizen Kane verbleibt, der mit seiner wesentlich helleren Stimme und dem etwas ruhigeren Flow Ausgleich ins Team bringt. Dazu gibt es (bis auf eine Ausnahme) Beats von DJ Natural zu hören, die im "Intro" mit Denizen an der Gitarre beginnen. Die Struktur dieser Platte offenbart sich während ihres Verlaufs: Zu den typischen Tracks, auf denen jeder Emcee einen Verse spittet, gesellen sich nicht wenige Solo-Tracks, die das Trio jeweils einzeln beleuchten. Dazwischen stellt sich Natural außerdem mit zwei Instrumentals ins Rampenlicht und liefert damit gleich den ersten Grund zu Kritik: Er mag ein fähiger Produzent sein, ein außergewöhnlich guter ist er jedenfalls nicht, was man an einigen Stellen der LP zu spüren bekommt. Doch zuerst begrüßt den Hörer das geniale "Reinventing The Wheel" mit perfekt in den Vordergrund gerückter Bassline und einem Rhyme-Festmahl:



"The Q-W-E, who the fuck want strife?
Beat you half to death twice and smack your back to life
Underground stalagtite, quick with a dick spitting a rhyme
You criminals flip lines and forget to commit crimes
"

Lines dieser Art scheinen Qwel ganz nebenbei aus dem Ärmel zu fallen - auch auf seinen Solo-Tracks hagelt es saftige Punchlines in so perfekt vorgetragener Art und Weise, wie es ihm wenige MCs gleichtun können. Neben "Qweloquiallisms" teilt vor allem "Cliché" in voller Spielzeit nach allen Regeln der Kunst aus. Doch Qwel kann auch anders, widmet er doch einen ganzen Track der hohen Kunst des Graffiti - "The Manhattan Project" ist dabei nicht nur eine perfekte Ode, sondern lässt es sich zudem nicht nehmen, gegen nichtswissende Fakes zu schießen. Qwazaar tritt nur einmal alleine auf, nämlich im schlichten aber effektiven Kopfnicker "It Won't Stop". Seinen Königsauftritt hat er allerdings im wohl besten Track der Platte: Auf dem unglaublich funky produzierten "Take A Number" flowt er wie ein Gott und stellt sogar den wie immer bärenstarken Qwel in den Schatten. Den alltäglichen Stress handelt man auf "Any Day" ab, im abschließenden "Thin Red Line" gibt man sich dann über einen lockeren Piano-Loop noch einmal zu dritt die Ehre. Unerwähnt geblieben sind bisher die Solo-Auftritte von Den, der in "Snake Oil" von nervigem Klaviergeklimper begleitet wird und die fleischliche Lust zum Thema macht. "Live Forever", ein Bericht von seinem Traum über Ruhm, gefällt da schon wesentlich besser. Da Denizen außerdem (schon auf besagten Tracks) seine poetische Seite auspackt, gibt es mit "What You Thought Hops" noch eine sehr penetrante Spoken-Word-Einlage, die vergeblich versucht, mit pseudo-tiefgründigen Wortspielen philosophischen Anspruch zu erlangen, bis dann das Intro-Instrumental einsetzt. Damit bleibt schlussendlich nur noch DJ Natural zu rügen, da "Natural Causes" definitiv zu wenig hergibt, um als instrumentales Interlude zu funktionieren.

Es ist jammerschade, diese Albumdiskussion nicht mit ausschließlich positiven Worten abschließen zu können. Gegönnt hätte man es den Typical Cats. Doch egal wie überragend einige Momente auf der Scheibe sind, perfekt ist sie nicht. Das liegt in erster Linie an DJ Natural, dessen Beats dem, was Qwel, Qwa und Den hier ins Mic zaubern, oft nicht gerecht werden. Der Mix aus bombigen Battle-Raps und lyrischem Anspruch gelingt gut (wenngleich Den's poetische Anwandlungen sicherlich nicht jedermanns Sache sind), die gebotenen Raps haben zweifelsohne Klassiker-Niveau. So gesehen ist es verständlich, dass "Typical Cats" trotz seiner Schönheitsfehler in den entsprechenden Kreisen auch noch heute gepriesen wird.

7.1 / 10

Shabazz The Disciple & DJ Extremidiz - Hood Scripturez


Release Date:
04. November 2010

Label:
Metal Barz Records

Tracklist:
01. The Opening
02. The Kite
03. Heist (With A Vengence)
04. Wolvez
05. Brooklyn Niggaz
06. Article 2
07. Self Defence
08. State Of Emergency
09. Projects Unda Seige (F.E.M.A.)
10. Dem Huntin' Blood
11. The Bush Verdict
12. Police In Helicoptah
13. Hood Selassie
14. Shabazz For Prezident
15. Heir To The Throne
16. Jewelz
17. Headtime Story (Pilgrimz Story)
18. All Who Believe
19. The Savior (Hidden Scrollz)
20. The Stoning
21. The Sun Of Man Must Suffah (Feat. Hell Razah & Aslan)
22. Blood Of The Saintz
23. Hate The Whore
24. High Court
25. Higher Clemency
26. Eve Of The Apocalypse
27. Brimstone & Fiyah
28. The Closure
29. Page 2 (The Sabbath)

Review:
Nicht weniger als fünf Jahre ist es her, seit die Ankündigung zu diesem Album erstmals im Netz erschien. Damals kontaktierte der Kanadier DJ Extremidiz den Eastcoast-Veteranen Shabazz, um an einem gemeinsamen Song zu arbeiten. Die Chemie stimmte, aus einem Song wurde eine EP und dann ein vollwertiges Album. Das war auch recht schnell fertig - nur die richtigen Bedingungen für eine Veröffentlichung sind weder zu diesem noch einem baldigen späteren Zeitpunkt erfüllt. Da ist es kaum zu glauben, dass es nun doch noch zu einer Veröffentlichung kommt - bisher aber auch nur in digitalem Format auf Extremidiz' eigenem Label Metal Barz. Für die CD-Sammler steht zumindest eine materielle Veröffentlichung in Aussicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dass der Herr, der ein halbes Dutzend fertiger Alben in der Hinterhand haben soll und der immer noch als erstklassiger Spitter bekannt ist, "neue" Musik auf die Welt loslässt, ist natürlich eine interessante Begebenheit. Neben einem leider (noch) etwas orientierungslosen Projekt der T.H.U.G. Angelz und zwei auf Chamber Musik releasten Scheiben, die hauptsächlich altes Material zusammenfassten, reicht die letzte Veröffentlichung von 'Bazz ins Jahr 2003 zu Battle Axe Records zurück, und auch dort wurde nur Material zusammengefasst. Ein echtes Debütalbum ist "Hood Scripturez" aber auch nicht, der Begriff "Street-Album" ist wohl der passendste. Nachdem das mit Video bestückte und eher mäßige "Brooklyn Niggaz", eine weitere Hymne auf den größten Bezirk New Yorks und im Angesicht von "BKBS" nicht wirklich notwendig, recht schnell nach Albumankündigung erschien, gilt es nun für Extremidiz, der Welt zu beweisen, dass er ein würdiger Ersatz für Wunschproduzenten wie 4th Disciple ist. Darüber hinaus muss noch die extrem aufgeblähte Tracklist mit 29 Anspielstationen erklärt werden: Shabazz hält es für nötig, fast jeden Track mit einem Interlude einzuleiten und zu erläutern. Dass das ganz ungeachtet der Qualität Unmut hervorrufen würde, war abzusehen - doch dazu später mehr. In erster Linie ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass dieses Werk keinesfalls so unnötig ist, wie es auf den ersten Blick aussieht. Hier rappt zwar nicht genau derselbe Shabazz wie 1994, die Thematik aber hat sich wenig geändert. Eine noch größere Überraschung ist wahrscheinlich die Produktion von Extremidiz, die den Sound, mit dem man Shabazz verbindet, perfekt rekreiert. In höchst beeindruckender Weise gelingt es Ex', den rohen Charakter, der Shabazz so exzellent zu Gesicht steht, in seine Beats zu packen und dabei nicht altbacken dazustehen - ein Manifest der harmonierenden Zusammenarbeit der beiden ist "Self Defense", eine bitterböse Abrechnung mit dem Arm des Gesetzes ("Y'all lockin' niggas up for murder, but we learned it from you"), bei der die wütenden Wortsalven nachhaltig von Extrimidiz in Szene gesetzt werden. Damit darf nun auch ein Wort zu den zahllosen Interludes verloren werden: Da sie inhaltlich mehr zu bieten haben als ein Großteil vieler anderswo zu findender Songs, gut in den Albumfluss eingebunden wurden und teils mit so guten Instrumentals unterlegt sind, dass man sie sich auf voller Spielzeit wünscht (man höre "Blood Of The Saintz"), gibt es bis auf einige Ausnahmen ("The Kite") keinen Grund zur Beschwerde. Auf Seiten der vollwertigen Tracks findet sich ein weiterer Frontalangriff auf eine staatliche Einrichtung, nämlich das von Hörnern und knackiger Snare getriebene "F.E.M.A.". Doch damit hat die Systemkritik noch lange kein Ende. Tookie Williams' Hinrichtung motiviert "Higher Clemency" mit einem im Singsang schwelgenden Shabazz, die solide Slick-Rick-Interpretation "Headtime Story" geht mit der Kritik bis zu den Gründervätern zurück und schließlich wäre da noch ein Vermächtnis der Zeit, zu der dieses Album entstand: "The Bush Verdict" lässt gebündelter Wut und Unzufriedenheit Richtung Bush-Regierung freien Lauf. "Heist (With A Vengeance)" dagegen ist ein Rachefeldzug, der streckenweise an "Thieves In Da Nite" erinnert. Darüber hinaus finden sich natürlich noch Hinweise auf die persönliche Ideologie, die einen "Hood Selassie" ebenso zulässt wie Bibel-Verweise, hier hauptsächlich in "Hate The Whore" zu finden. Die einzigen Gäste nehmen neben einem raustimmigen Shabazz in "The Sun Of Man Must Suffah" Platz, während auf dem Weg durchs Album noch ein an die "War Trilogy" angelehnter Track auftaucht und schließlich mit "Page Two" eine erstaunlich gute Fortsetzung seiner wohl legendärsten Zeilen gegeben wird, die nah am Original liegt, aber nicht zu sehr kopiert.

Viel kann man Shabazz und Extrimidiz nicht vorwerfen: Klar, der Skits hätten es nicht gar so viele sein müssen, über schlechte Gestaltung ebenjener kann man sich allerdings beileibe nicht beklagen. Noch eher stört es da vielleicht, dass inhaltlich nichts Neues passiert und der Shabazz-Fan an einigen Stellen Konzept-Recycling erkennen wird. Doch wer will sich bei dem Niveau, auf dem dies alles geschieht, schon beschweren. Schließlich kommt man nicht daran vorbei, lobende Worte auszupacken, vor allem auch für Extremidiz, der als vollkommener Niemand genau das schafft, was man so vielen Neunziger-Helden wünscht: Auf "Hood Scripturez" weht ein Sound, der ins Jahr 2010 passt und trotzdem ein Dutzend Jahre in die Vergangenheit zeigt. Dass sich dieses Duo offiziell zu einer Gruppe zusammengeschlossen hat und bereits an einem neuen Album arbeitet, ist also nur zu begrüßen.

6.7 / 10

DJ Muggs - Presents... The Soul Assassins (Chapter 1)


Release Date:
04. März 1997

Label:
Columbia Records

Tracklist:
01. The Time Has Come
02. Puppet Master (Feat. Dr. Dre & B-Real)
03. Decisions, Decisions (Feat. Goodie Mob)
04. Third World (Feat. RZA & GZA)
05. Battle Of 2001 (Feat. Cypress Hill)
06. Devil In A Blue Dress (Feat. LA The Darkman)
07. Heavy Weights (Feat. MC Eiht)
08. Move Ahead (Feat. KRS-One)
09. It Could Happen To You (Feat. Mobb Deep)
10. Life Is Tragic (Feat. Infamous Mobb)
11. New York Undercover (Feat. Call O' Da Wild)
12. John 3:16 (Feat. Wyclef Jean)
13. Runnin' Wild (Feat. Soul Assasins Music)

Review:
Mitte der Neunziger haben Cypress Hill bereits drei Platinalben auf dem Konto stehen - mehr als fast alle anderen Interpreten im HipHop-Genre je zusammenbringen werden. Doch DJ Muggs, Producer der drei Scheiben, juckt es in den Fingern, seine Fähigkeiten auch im Alleingang zu demonstrieren. Dieses Bestreben wird kombiniert mit einem Künstlerkollektiv, das unter Muggs' Führung entstand: den Soul Assassins. Es ist die Geburtsstunde des ersten Kapitels der "Soul Assassins", einem der damals noch recht seltenen Producer-Alben, das mit einem Lineup glänzt, welches heutzutage kaum mehr vorstellbar ist.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Es ist eine Mischung aus einigen der größten Namen der damaligen (und auch noch heutigen) Szene und einigen wenigen (zu diesem Zeitpunkt zumindest noch) Unbekannten, die Muggs mit seinen edlen Beats versieht. Beats, die beweisen müssen, dass sie mehr sind als nur Untersätze für eine House-Of-Pain-Hymne oder die Audiobeigabe zur nächsten Bong-Session. Unterstrichen wird dies durch sieben Tracks mit Künstlern von Muggs' Herkunftsort, der Ostküste. Doch selbst wenn es so scheint: Das wirkliche Kollektiv der Soul Assassins ist nicht gleichzusetzen mit dem Lineup hiesiger LP, hat mit der Scheibe zudem kaum etwas zu tun. Das ist wahrscheinlich auch besser so, denn das Lineup für die zwölf Tracks hätte kaum besser sein können. Es fordert nicht nur einen, sondern mehrere andere Sounds von Muggs, da der Meister versucht, sich seinen Gästen anzupassen. Davon, der Produzentenalbenkrankheit zu verfallen, ist Muggs trotzdem fern: Fast alle Instrumentals lassen sich als BoomBap ostküstlicher Prägung klassifizieren, von Anfang bis Ende herrscht eine dunkle Grundstimmung vor, die Atlanta zwischen Queensbridge und South Central erlaubt. Wo soll man hier also anfangen? Vielleicht im Westen, etwa mit MC Eiht, der zwischen den restlichen Schwergewichten mit seinem Track beinahe unterzugehen droht, was lediglich daran liegt, dass der sehr bedächtige, von Streichern begleitete Kopfnicker "Heavy Weight" nicht direkt ins Auge (bzw. Ohr) springt. Volle Aufmerksamkeit bekommt dagegen das mit schwer amüsantem Video ausgestattete "Puppet Master", in dem Muggs es fertig bringt, seinen Beat klingen zu lassen, als stamme er von Dre selbst, während der gesamte Track auch auf rap-technischer Ebene seinen Reiz hat. Zu den Highlights zählt er aber ebensowenig wie der obligatorische Cypress-Hill-Auftritt in "Battle Of 2001", in dem nach langem Intro über Sperrfeuer ein Funkbericht von einem erdachten Schlachtfeld gegeben wird. Selbst Wyclef Jean, der gegen Ende den wohl eingängigsten Track ("John 3:16") mit Gesang und Raps über eine gottlose Welt glasiert, was zu einem äußerst harmonischen und starken Outcome führt, ist nicht das Beste, was die LP zu bieten hat. Ironischerweise bekommen RZA und GZA zwar ebenfalls einen Sahne-Beat für "Third World" mit auf den Weg, doch es ist der noch nicht ins Rampenlicht getretene und junge, angehende Wu-Jünger LA The Darkman, der mit "Devil In A Blue Dress" ganz dick abräumt und seinen markanten Stil an den Mann zu bringen weiß. Eine ähnliche Konstellation reist von der Queensbridge an: Mobb Deep geben sich als Eastcoast-Heavyweights keine Blöße und meistern ihr "It Could Happen To You" mit Bravour, nur um von den eigenen Rockzipfelhaltern noch überboten zu werden: In "Life Is Tragic" lodern düstere Streicher auf und das noch weitesgehend unbeschriebene Trio Infamous Mobb wirft sich hungrig wie drei unterernährte Wölfe dem Hörer entgegen. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der damals noch nicht vollständig degenerierte KRS-One, der in "Move Ahead" in einem dunklen Piano-Szenario gegen die Ost-West-Spannungen wettert. Ein weiteres Merkmal dieser Scheibe ist der für viele wohl einzige bekannte Auftritt von Call O' Da Wild, dem unter Muggs' Fittichen stehenden Duo, das es nur zu einigen vielversprechenden Tracks brachte und dessen fertiggestelltes Album irgendwo in Muggerund's Keller Staub fängt. Hier ist nur Barron Ricks zu hören, dafür in zwei ehrenwerten Tracks: "New York Undercover" (natürlich gewidmet an den Big Apple) ist mit einer Genialität eines Beats ein Selbstläufer, in "Runnin' Wild" dagegen kommt auch Ricks' Reimkunst, stimmlich und flowtechnisch schwer an einen gewissen Qwel erinnernd, nicht zu kurz. Zur Abhandlung aller Tracks fehlt nunmehr nur noch die Delegation aus dem dreckigen Süden, die mit "Decisions, Decisions" einen Beitrag hinterlässt, der es in sich hat: Eine sachte Akustikgitarre, staubige Drumline und die ambitionierten Rhymes machen diese viereinhalb Minuten zum akustischen Festmahl, bei dem vor allem ein in den Halbwahn verfallener Cee-Lo alles andere in den Schatten stellt:

"Let your eyes close to what your contract shows and fine print
They gotta get back every cent you spent
You content cause, you do what everybody does
The industry that changed you from the person you was
Knee-deep in the struggle, two part-time jobs to juggle
Got a lady and a seed that you can't hardly feed
Any day your life could end, so you depend
On the reciting and the writing when you got the spare time to spend
To keep you stable, hopin' one day you'll be able
To be a commodity on somebody's record label
Got your chance, twenty thousand dollar advance and a car
And all of a sudden you a star at the bar
Ballin', callin' the waiter to bring one of they finest wines
Then you started snortin lines
Your life defines the misconception of stayin' down
You can't be influenced by everybody you hang round
"

Muggs' erstes Solowerk ist ganz und gar ein außergewöhnliches Album. Kein Meilenstein, aber eine Scheibe, die verschiedenste Charaktere unter einer Flagge vereint und dabei noch einen verdammt guten Longplayer abgibt, der zwar in erster Linie die Ostküstenanhänger ansprechen dürfte, aber auch für alle anderen keinesfalls verkehrt ist. Als großes Plus geht Muggs' Fähigkeit, auf seine Gäste zuzugehen, ein, denn so gelingt es, den erlauchten MC-Kreis auf einen roten Faden aufzureihen, was das "Chapter 1" der "Soul Assassins"-Reihe zu einem Must-Have macht.

8.3 / 10

The Devil'z Rejects - Necronomicon


Release Date:
31. März 2006

Label:
Dynasty Muzik

Tracklist:
01. Intro
02. 5 Pillars (Feat. Singapore Kane)
03. Riddle Of The Sphinx (Feat. Ripshop)
04. Universal (A.L.L.A.H.) (Feat. GZA)
05. The Devil'z Rejects
06. Deadly (Feat. Virtuoso)
07. U-God Interlude
08. Incredibles (Feat. Se7en & Quite Nyce)
09. The Da Vinci Code (Feat. Evil Dead)
10. Spirit World
11. Vengeance (Feat. GZA & Chan)
12. Blood Aflow (Feat. Maculate)
13. Drill Sgt.s
14. Chop Ya Head Off (Feat. T-Ruckus)
15. Séance
16. Arabic Terrorists (Feat. Evil Dead)
17. Dead Man Walking
18. Apocalypse Now (Feat. Konflikk)
19. Black Godz (Remix) (Feat. Chief Kamachi)
20. Tsunami
21. To All (Remix)
22. Outro

Review:
Wilde Geschichten ranken sich um dieses Album und viel böses Blut floss deswegen. Involviert sind natürlich die beiden Hauptdarsteller, Jus Allah und Bomshot, aber auch die Labels dahinter. Jus ist der großen Masse als JMT-Mitglied bekannt, Bom dagegen ist eine wilde Seele aus Boston, deren Hausverbot in verschiedensten lokalen Clubs aussagekräftig genug sein sollte. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen dem, was beide dem jeweils anderen vorwerfen und dürfte demnach in etwa so aussehen: Alles fängt als produktiver Zusammenschluss der beiden auf Omnipotent Records gesignten Künstler an, Jus kommt nach Boston, wohnt unter Bom's Dach und man nimmt zusammen Tracks als The Devil'z Rejects auf. Dann kommt es zum Streit, eine Weile später erscheint "Necronomicon" auf Dynasty Muzik.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Was ist dazwischen passiert? Angeblich soll der sehr unzuverlässige Jus, der schon während der Arbeit an seinem Debüt bei Babygrande immer wieder verschwand, von Babygrande-CEO Chuck Wilson kontaktiert worden und drauf und dran gewesen sein, seinen Reimpartner im Sand sitzen zu lassen. Dies sieht Bom als Rechtfertigung für einen Disstrack ("False Gods"). Schon davor standen die Dinge mit Omnipotent, von denen sowohl Jus als auch Bom nie einen Cent zu Gesicht bekommen, nicht bestens, bis Bomshot schließlich das Label-Office stürmt. Als es dann schließlich zum Bruch mit Jus kommt, steht Bomshot mit den Masters zu hiesigem Album da und findet im New Yorker Label Dynasty jemanden, der es veröffentlichen will. Dass sich Jus, der an diesem Projekt somit wieder kein Geld verdient (wenngleich Bom diese Tatsache als Ausgleich für seine kostenlose Gastfreundschaft sieht), hintergangen fühlt, ist verständlich. Sich dem Album mit diesem Hintergrund unbefangen zu nähern fällt schwer, zumal Bomshot bei vielen Heads als vogelfrei gilt. Hinzu kommt natürlich die Feststellung, dass Bomshot zwar einen Riecher dafür haben mag, ein solches Album interessant aussehen zu lassen, selbst aber kaum Skills besitzt. Design und Konzept sprechen ganz klar ein bestimmtes Klientel an: Da wäre ein Baphomet-Medaillon, der Albumtitel, der H.P. Lovecraft's Hirngespinst aufgreift, und natürlich der Gruppenname, der mit der direkten Referenz zu Rob Zombie's Metzelfilm noch eine ansprechende Menge Blut verspricht. Wo der Zusammenhang liegt? Nirgends. "Necronomicon" gedenkt nicht, tieferen Sinn zu machen. Der Gruppenname erlaubt, immer wieder Samples aus dem Film einzubauen, um (erfolgreich) für Atmosphäre zu sorgen, ansonsten besteht dieses Album von vorne bis hinten aus Battle-Raps der besonders gewaltsamen Sorte. Ja, das wird selbst von einem Jus Allah irgendwann langweilig, denn so kunstvoll wie bei "Violent By Design" geht es hier nicht zu. Dieses Album zusammenzufassen fällt sehr leicht: Sofern einem die Raps nicht zu banal sind, erhält man immer dann, wenn der Beat stimmt und Bomshot ihn nicht zu sehr ruiniert, einen sauberen Track. Der erste dieser Art findet sich in "Riddle Of The Sphinx", das zudem die damals noch gänzlich unbekannten Snowgoons auf den Plan ruft. Doch auch am Mic finden sich mit GZA, Chief Kamachi oder Virtuoso gestandene Größen ein, die ihre jeweiligen Tracks aufwerten - im Fall "Deadly" führt das zu einem pechschwarzen Kracher, für den Virt der perfekte Gast ist. Kamachi macht auf "Black Godz" über einen Kingston-Beat eine gute Figur (seine Raps deuten an, dass er dachte, nur mit Jus zu recorden), "Universal" wird von Bom selbst mit einem dramatischen Streicherinstrumental versehen. "The Da Vinci Code" scheint thematische Abwechslung zu bringen, entpuppt sich aber als hohler Einband für die immergleichen Raps. Am mäßigen "Blood Aflow" ist Gast Maculate schuld, ansonsten bleibt das ganze Album in einem ähnlichen, stets bedrohlich ausgerichteten Rahmen ("Tombstones we don't make 'em, we just date 'em"), der sich bis "To All" durchzieht und schließlich im "Outro" mit einem weiteren Film-Sample abschließt.

Um sich auch nur in Sichtweite dieses Albums zu begeben, sollte man kein Problem damit haben, über die volle Spielzeit hinweg mit verbalen Massakern und blind wütenden Lyrics (vereinzelte schwulenfeindliche Lines von Jus Allah eingeschlossen), die sich die beiden "Moslems" von Allah sogar noch absegnen lassen, zu tun zu haben. Jegliche Illusionen, es hier mit einem tiefgründigen Album, das hinter der Gewalt irgendwelche Botschaften versteckt hält, zu tun zu haben, sollten schnellstens als solche identifiziert werden. Wer sich damit abgefunden hat, der muss immer noch mit Bomshot zurechtkommen. Ansonsten ist "Necronomicon" allerdings ein gelungenes Projekt, keine schlechte Vorstellung von Jus und definitiv mit einigen dicken Beats bestückt. Ob man diese Tatsachen allerdings belohnen will, indem man Geld in Bomshot's Taschen spült, sollte jeder für sich entscheiden.

5.7 / 10

Sunz Of Man - Saviorz Day


Release Date:
03. September 2002

Label:
D3 Entertainment

Tracklist:
01. Intro
02. S.O.M.
03. Ghettio (Feat. 12 O'Clock)
04. Banksta'z (Feat. RZA & 12 O' Clock)
05. House Of Blues (Feat. Madam D)
06. RZA Skit
07. Saviorz Day (Feat. Ghostface Killah & Madam D)
08. Black Or White Feat. Ancient Coins)
09. The Trinity (Feat. Omar Conry)
10. Dear Psalms (Feat. Smooth)
11. People Change (Feat. MC Eiht & Madam D)
12. Honey Tree (Feat. 12 O'Clock)
13. Time
14. Doin' Ya Thang (Feat. Makeba Mooncycle)
15. Say, Say, Say (Feat. Ancient Coins)
16. Industry (Feat. Ghostface Killah)
17. All We Got (Feat. LA The Darkman)
18. The Cause (Feat. Method Man)

Review:
1998 gehört der Wu-Tang Clan noch zum Gefragtesten, was der Osten zu bieten hat, man reißt sich um alles, was auch nur mit dem Wu-Logo markiert ist. Vier Jahre später sieht das schon etwas anders aus: 2002 sieht den Eintritt in eine weniger medienumgarnte Phase des Clans - kein Wunder, dass das von Gefreiten bis zu Majoren jeder im Clan-Lager zu spüren bekommt. Doch das sind nicht die einzigen Probleme der Sunz Of Man: Die einstigen Schlüsselmitglieder Killah Priest und Shabazz sind schon längst über alle Berge, Hell Razah's Indie-Debüt wird 2001 kaum wahrgenommen. Dass man für "Saviorz Day" im Auffangbecken D3 landet, sollte weiterhin mehr als genug sagen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Die breiteren Massen, die "The Last Shall Be First" unter Umständen noch registrierten und wahrscheinlich sogar feierten, bekommen vom Release von "Saviorz Day" also großteils nichts mit, es verbleibt die undankbare Wu-Fan-Gemeinde mit ihren harten Kriterien und Ansprüchen, die nun zufriedengestellt werden muss. Ein erstes Interesse soll mit Feature-Auftritten einiger Generäle hergestellt werden, bei genauerem Blick stellt sich jedoch heraus, dass sich diese Wu-Auftritte lediglich auf einige Tracks beschränken und dass bei den Producern komplette Abwesenheit der Elements herrscht: Mit Linx, Joe Loops, Data und Fatal Son stellen totale Nonames den Großteil der Produktion. Damit geht - man ahnt es schon - außerdem ein Stilwechsel einher, der die wenigsten erfreuen dürfte: Die knallharten Holycore-Tage sind endgültig gezählt, es regieren zwar immer noch spirituell inspirierte Rhymes, in Szene gesetzt werden sie nun aber wesentlich weicher, melodischer und zumeist mit gesungenen Hooks. Dafür wird Madame D engagiert, die schon auf "Iron Flag" zu hören war. Eine weitere Folge dieses Sinneswandels wird direkt beim rappenden Trio deutlich, denn wo etwa ein Prodigal Sunn in den Neunzigern energiegeladen und heiser zum Hardcore-Bild der SOM beitrug, regieren 2002 dynamische und zunehmend smoothe Flows. Zusammengefasst: Wer die Sunz so hören will, wie er sie von früheren Releases kannte, der kann nur enttäuscht werden. Also räumt man Erwartungen beiseite und klinkt sich bei "S.O.M." ein, einer Gruppenhymne, der es gelingt, eine Brücke zwischen gepitchtem Voice-Sample, eingängigem Refrain und streichergesättigtem Instrumental, bei dem man selbst als Wu-Purist mitnicken darf, zu schlagen. Nachdem in "Ghettio" gewöhnlicher Street-Talk in einem gut aufgezogenen Track präsentiert und in "Banksta'z" die schwarze Bevölkerung zum Unternehmertum aufgerufen wurde, öffnen die SOM ihren Kritikern eine breite Flanke: Mit dem ersten Auftritt von Madame D bleibt das noch Geschmackssache, denn "House Of Blues" hat streckenweise durchaus Charme, doch ordentliche Tracks wie "Honey Tree", die altbekannte Geschichte vom Ghettoblümchen, dessen Leben in die falsche Richtung verläuft, werden durch vollkommen überflüssiges Hintergrundgejaule sabotiert. Selbiges lässt sich über "People Change" mit Labelmate MC Eiht sagen, auch hier stört der überzogene Gesang ein eigentlich stimmungsvolles Lied. Eine zusätzliche Enttäuschung ist das sogenannte Feature von Method Man, das sich als eine kurze Ansprache im Outro entpuppt (ähnlich wie Ghost's Auftritt in "Industry"). In "Say, Say, Say" zeigt Data Potential, dank abturnender Hook behält jedoch auch dieser Track keine weiße Weste. "Doin' Ya Thang" will mit dicker Hose inhaltlich nicht ganz ins Konzept passen, "Time" darf kommentarlos geskippt werden. All diese Kritikpunkte werden für kurze Zeit ganz klein, wenn Linx in "The Trinity" ein monumentales Instrumental, in dem Hörner von windgleichen Streichern getragen und von Trommelschlägen angetrieben werden, vom Stapel lässt, dem nicht einmal die mäßig passende Hook etwas anhaben kann. In diesem Track kommen 60 Second's melodische Raps voll zur Geltung, hier sind Razah's Bibelreferenzen zuhause. Ein letztes Argument für die Scheibe ist "All We Got" mit einer ausnahmsweise richtig eingesetzten Madame D und starken Rhymes, allen voran von Razah, der mit einer Zusammenfassung der Gruppengeschichte und der momentanen Situation ("Before diamond rings, we already been kings") eröffnet.

Somit kann bei nüchterner Betrachtung festgestellt werden, dass es nicht vollends ungerechtfertigt ist, dass diese LP so viel weniger Beachtung fand als der Vorgänger. Es scheint den drei Sunz Of Man an Orientierung zu fehlen, man scheint sich nicht ganz sicher gewesen zu sein, in welche Richtung man dieses Album zu lenken hat. Das letztendlich erreichte Kompromissergebnis, das einerseits die Wu-Fans zu befriedigen sucht, aber ebenso mit einem ungewohnt gesangslastigen und weichen Stil aufwartet, hat immer noch seine Stärken und vor allem seine starken Tracks, im Kontext der enormen Diskographie der Wu-Familie ist "Saviorz Day" aber definitiv keine essenzielle Veröffentlichung.

6.0 / 10

The Notorious B.I.G. - Ready To Die


Release Date:
13. September 1994

Label:
Bad Boy Records

Tracklist:
01. Intro
02. Things Done Changed
03. Gimme The Loot
04. Machine Gun Funk
05. Warning
06. Ready To Die
07. One More Chance (Feat. Total)
08. Fuck Me (Interlude)
09. The What (Feat. Method Man)
10. Juicy (Feat. Total)
11. Everyday Struggle
12. Me & My Bitch
13. Big Poppa
14. Respect (Feat. Diana King)
15. Friend Of Mine
16. Unbelievable
17. Suicidal Thoughts

Review:
Anfang der Neunziger schickt sich ein junger Mann an, seinen Namen in die HipHop-Annalen einzutragen. Talent wurde ihm mehr in die Wiege gelegt, als andere sich auch nur erträumen. Trotzdem dauert es ein Weilchen, bis Christopher Wallace vom schiefen Weg ablässt, um mehr durch Zufall in den Händen eines gewissen Sean Combs, A&R bei Uptown Records, zu landen. 1993 laufen die ersten Aufnahmen zum Album, doch als Puffy gefeuert wird, hängt sein neuer Schützling vorerst in den Seilen. Es dauert noch ein Jahr, bis der ursprünglich als Biggie Smalls und nun als The Notorious B.I.G. bekannte Wallace im Zuge der Neugründung von Puffy's Bad Boy Records sein Album "Ready To Die" fertigstellen kann.

WRITTEN FOR Rap4Fame
1994, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, profitiert Biggie bereits von einem gesunden Hype, der durch ein paar Auftritte bei Uptown-Kollegen und einen Beitrag zum Soundtrack zu "Who's The Man" noch genährt wurde. Was der am Anfang seiner Zwanziger stehende B.I.G. dann letztendlich auf die Welt loslässt, hätte wohl so niemand erwartet - ein Album, das gleichermaßen in der Chart-Welt als auch direkt in den Straßen Brooklyns einschlägt. Ersteres ist sicherlich dem mit einem Marketing-Riecher ausgestatteten Puffy zuzuschreiben, ist die Person des Christopher Wallace an sich doch ein äußerst ungeschöntes und krasses Spiegelbild der Lebensverhältnisse in Bedford-Stuyvesant, der das Mundwerk in völlig unzensierter Weise gewachsen ist. Ein weiterer und äußerst wichtiger Aspekt, der dem Erfolg dieser Platte in die Karten spielt, ist die versammelte Produzentengemeinschaft, die alle Bedingungen für einen Neunziger-Klassiker mit sich bringt: Easy Mo Bee stemmt sechs Tracks, dazu kommen Namen wie Norman & Digga, Lord Finesse oder DJ Premier. All diese Beitragenden können jedoch in keinster Weise davon ablenken, dass B.I.G. der uneingeschränkte Star des Albums ist. Mit einer Kindheit ohne Vater und einer Jugend als Crackdealer (die schließlich in neun Monaten Gefängnisaufenthalt endete) hat er einiges zu erzählen, weswegen dieses Album streckenweise wie eine Autobiographie anmutet. Darüber hinaus ist Wallace (im Gegensatz zu einigen Kollegen im Rap-Geschäft) nicht auf den Kopf gefallen, was vielleicht eine Erklärung dafür ist, wieso es ihm so leicht zu fallen scheint, mittels simpler Sprache äußerst prägnante und ansprechende Rhymes zu konstruieren. Die Geschichte beginnt im "Intro", in dem vier Ausschnitte (begleitet von der zeitgemäßen Musik, von Curtis Mayfield bis zu den Audio Two und Snoop Dogg) Biggie's bisheriges Leben skizzieren. Der aus dem Gefängnis entlassene Smalls verabschiedet sich mit einem "I got big plans" und gibt den Ring frei für "Things Done Changed", einen ersten Lagebericht über die zugespitzte Situation vor seiner Haustür. Das führt uns direkt zu "Gimme The Loot": Der abgebrannte Smalls sieht den Griff zur Tec-9 als einzigen Weg, das Sparschwein zu füttern, und unterhält sich (selbst in Rap-Kreisen ungewohnt radikal) mit seinem inneren Teufelchen ("Nigga, you ain't got to explain shit / I've been robbin' motherfuckers since the slave ships ") über ein staubtrockenes Arrangement von Easy Mo Bee. Dass dieser Track aus den '93er Sessions stammt, ist unschwer herauszuhören. Die zweite Aufnahmewelle (1994) stellt die radiofreundlicheren Tracks und Singles, beschert der Welt aber auch das unverschämt cool produzierte "Warning", das einen inzwischen zu beachtlichem Reichtum gelangten Biggie im Konflikt mit Neidern sieht:


"Damn, niggas wanna stick my for my cream
And it ain't a dream, things aint always what it seems
It's the ones that smoke blunts witcha, see your picture
Now they wanna grab they guns and come and getcha
"

Direkt nach der materiellen Existenzsicherung sind es die Ladies, die als Thema dominieren. Das beschert uns ein wenig produktives "Fuck Me"-Interlude sowie die von C. Thompson und Puffy in ein samtiges Isley-Brothers-Sample gebettete Erkenntnis, dass der "Big Poppa" die wichtigste Sportart meisterhaft beherrscht - die Hardcore-Fraktion der Hörerschaft wird eher bei "One More Chance" einhalten, das zumindest ein druckvolles Instrumental aufzuweisen hat und dem Hörer Biggie's Ansichten über die Frauenwelt etwas genauer näherbringt. In diesem Zuge bietet "Friend Of Mine" (mit akzeptablem Beat) nichts Neues mehr. Anders dagegen die Ausführungen über die eigene Gangster-Braut in "Me & My Bitch". Die wahren Hammer-Tracks sind jedoch andere: "Juicy" ist nicht umsonst ein Mega-Hit (bissige Seitenhiebe Richtung Puffy wegen des geklauten Instrumentals darf an dieser Stelle jeder selbst hinzudichten), die viel zitierte und gesampelte Gegenüberstellung von lausiger Vergangenheit und Moet-getränktem Jetzt setzt sich sofort beim Hörer fest. Weniger auffällig aber ebenso gut ist der Titeltrack, der wieder den hungrigen Kriminellen zeigt. Ein wenig Bragging darf darüber hinaus natürlich auch nicht fehlen, weswegen Biggie mit Method Man vom später eher gemiedenen Wu-Tang Clan in einer starken Kollabo Rhymes wechselt und in Premier's Bombentrack "Unbelievable" eine titelgebende Charaktereigenschaft feststellt. Davor muss leider noch ein Reinfall - das deplatzierte und mit lustlosem Karibik-Flair verschandelte "Respect" - notiert werden, im wieder makellosen letzten Track ist das jedoch schon längst vergessen: In "Suicidal Thoughts" klingelt Biggie seinen Label-Boss aus dem Bett, um sich zuerst den kompletten Frust von der Seele zu rappen ("All my life I been considered as the worst / Lyin' to my mother, even stealin' out her purse / Crime after crime, from drugs to extortion / I know my mother wish she got a fuckin' abortion ") und dann dem Album sowie seinem Leben das Licht auszuknipsen.

Das ewige "Realness"-Geschwafel im HipHop war nie wirklich ernst zu nehmen, aber hier hat man ein Beispiel eines Albums vor sich, das zu großen Teilen so gut ist, weil der Interpret in vollen Zügen aus seinem Leben schöpfen kann und ihm dies meisterhaft gelingt. Dazu kommen natürlich die erstklassigen Produktionen. Trotzdem ist "Ready To Die" kein perfektes Album und hat seine schwächeren Momente (nicht viele, aber sie existieren). Man kann sich nur ausmalen, wie dieses Album ausgesehen hätte, wenn man sich nicht dazu entschieden hätte, massenfreundlicheres Material zu berücksichtigen. Dann allerdings wäre die LP heute wohl nicht der wegweisende und vor allem kommerziell erfolgreiche Klassiker, der sie ist. Es lässt sich also zusammenfassen: Biggie geht minimale Kompromisse ein, die ihn die volle Punktzahl kosten, die "Ready To Die" aber zu dem Status verhelfen, den es heute innehat - es ist der populäre Fingerzeig auf die ostküstliche Hardcore-Kultur.
9.2 / 10

Atoms Family - The Prequel


Release Date:
2000

Label:
Centrifugal Phorce Records

Tracklist:
01. 2 Cool Cats (Feat. Alaska & Windnbreeze)
02. Atoms All Stars (Feat. Kasm, Alaska, Cryptic One, Vast Aire, Windnbreeze & Vordul Mega)
03. Sexual Harrasment (Casefile #050971) (Feat. Cryptic One)
04. Rhyming For Dummies (Feat. Eternia, Cryptic One & Vast Aire)
05. Adversity Strikes (Feat. Vast Aire)
06. Who Am I? (Remix) (Feat. Alaska)
07. Nuthin' Really Happens (Piano Mix) (Feat. Windnbreeze)
08. Sexual Harrasment (Casefile #031272) (Feat. Alaska)
09. Not For Promotional Use (Feat. Vast Aire, Cryptic One & Vordul Mega)
10. Nuthin' Really Happens (Paradoxical State Mix) (Feat. Windnbreeze)
11. Who Am I? (Feat. Alaska)
12. Cholesterol (Feat. Vast Aire)
13. Adversity Strikes (Cryptic Strikes Remix) (Feat. Vast Aire)

Review:
Es ist schade, dass heutzutage keine Gruppen wie diese mehr entstehen: Was sich in den Neunzigern als vielköpfiges Kollektiv in der Tri-State-Area zusammenfindet und sich den Namen Atoms Family gibt, hätte hinsichtlich Kreativität, Innovationsfreude und Potential für ein Dutzend Neugründungen anno 2010 gereicht. Nach Auftritten auf einigen Open-Mic-Nächten gibt es 1996 ein erstes Lebenszeichen auf Vinyl vom Trio Centa Of Da Web". Im Laufe der Zeit lichtet sich dann die Zahl der Kernmitglieder (ironischerweise ist neben Whichcraft auch Molecule kein aktiver Teil der Atomfamilie mehr), trotzdem ist das 2000 erscheinende "The Prequel" der erste Silberling, den man als Atoms Family veröffentlicht.

Der Albumtitel sagt es eigentlich schon klar und deutlich: Dies ist kein vollwertiges, voll durchgeplantes oder durchdachtes Album. Dies ist eine Vorstellung der wichtigsten Akteure der Atoms Fam, eine auf einen Longplayer komprimierte Zurschaustellung der Fähigkeiten der fünf Basismitglieder (hinzu kommen noch DJs und losere Member). Besagte fünf wichtige Figuren sind: Alaska und Windnbreeze, später auch als der rappende Teil von Hangar 18 bekannt, Vast Aire und Vordul Mega, deren spätere Duo-Karriere wohl keiner weiteren Erläuterung mehr bedarf, und außerdem der keinesfalls unter den Tisch zu kehrende Cryptic One, der schon Teil von Centa Of Da Web war und als Hauptproduzent dieser LP (nur drei Beats stammen nicht aus seiner Feder) den wohl wichtigsten Part spielt. Wie also stellt sich die Atoms Fam vor? Ganz einfach: sehr komplex. Es liegt irgendwo in der Natur des kompletten Umfelds, in das die Atoms Fam eingelassen ist und das teilweise später auch noch auf dem quasi eigenen Label Centrifugal Phorce auftauchen wird, es ist schon den Namen der Charaktere zu entnehmen, dass man mit deren Lyrics Stunden verbringen kann. Genau das trifft dann auch ein: Selten werden die geistigen Ströme in feste Konzepte gezwängt, meist überwiegen über sarkastischem Subtext baumelnde Wortkonstrukte und Metaphern, die wiederum sehr kunstvoll zusammengesetzt sind. Das erfordert logischerweise mehr als primitiv zusammengestümperte Samples über Halbgare Drumsets, und genau hier kommt Cryptic One ins Spiel: Ausgeklügelt setzt er eine nie überbelichtete Rhythmussektion mit Sample-Landschaften zusammen, die von düster-beklemmend hin zu federleicht-befreiend reichen. Das schaukelt sich schon im ersten und einzigen vollständigen Schaulaufen in schwindelerregend gute Höhen auf: "Atom All Stars" zieht stilvoll seine Kreise, während Emcee um Emcee zeigt, warum diese Gruppe besser ist als der Rest:

WRITTEN FOR Rap4Fame




"This graffiti vandalist's scandalous, HipHop's evangelist
Spreadin' my gospel through the use of unheard languages
See, my third vision, it's used efficiently
While you swim in the sea of artistic insufficiency
[...]
You will, and shall receive a headless execution
For not following the Atoms nebular constitution
These poems are living documents, so when I die
My ionic generation collects the pie
[...]
Pendulum spinning 'em until women in prison hit menopause
Cats scratch with metal paws, tentatively swimming in rainbow flesh
The same ole guests, the men'll pause, you need iron gauze
"

Jeder der fünf dankt es einem, wenn man ihm genügend Zeit gibt, ihn separat zu begutachten: Vast Aire ist fraglos der Standout-Charakter, der in seinen damals noch viel lebendiger gezeichneten Luftschlössern immer eine pointierte Aussage versteckt, doch auch der Rest der Bande lässt sich nicht lumpen, etwa richtet Windnbreeze in rasantem Tempo ein Wortmassaker an, bei dem gewöhnliche Rapper zum Wörterbuch greifen müssen, um zu folgen. Die sarkastischsten Züge finden sich an Cryptic One, dessen nahtlos vorgetragener Wort-Flow ebenfalls ein Genuss ist - da klingt Alaska schon etwas roher, ist aber anfangs trotzdem leicht mit Windnbreeze zu verwechseln, was aussagekräftig genug sein sollte. Den Gegenpol bildet Vordul, den bereits damals trübe Gedanken plagten und der seinen Kollegen harte Realität entgegensetzt. Der Rest der Tracks hält noch einige Hochkaräter bereit, wobei drei Tracks sogar in zwei Versionen vertreten sind: Das mag den einen stören, doch man hat es hier mit einem "Prequel" zu tun und darüber hinaus ist kein Track überflüssig, die Remixe deuten auf die Producer-Künste hin, die nicht vergessen werden sollten. Eines der feinsten Stücke ist "Adversity Strikes", im wunderschönen Remix mindestens ebenso gut wie im Original und neben einigen anderen behaltenswerten ("Commercial HipHop is like dermatology - they only study the surface of the common shell") mit der Line, die zu Recht oft als die repräsentativste des Albums zitiert wird: "I'm from the Atoms Fam, and it's the small things that count / And the atom's a smill thing with a large destruction amount". Wesentlich bedrückender ist Cryptic's "Sexual Harasment", das auf einem grandios düster ausgekleideten Instrumental der Rap-Industrie Vorwürfe macht. Da ist es mitnichten abwertend zu sagen, dass Alaska mit seinem Beitrag zum Thema nur knapp kürzer tritt. Noch mehr Reimkunst gibt es auf dem (inklusive Beat-Umbruch) in zwei Sinnesabschnitte einzuteilenden "Rhyming For Dummies", in dem sich eine damals noch schwer unbekannte Eternia ihren Weg aufs hohe Niveau von Vast und Cryptic erkämpft ("I strive for righteousness, though might just listen to temptation"). Ebenfalls doppelt vertreten ist Windnbreeze's "Nuthin' Really Happens", eine wahnwitzige Slalomfahrt zwischen kompliziert konstruierten Lautfolgen und hinter eigenwilligen Metaphern ruhenden Botschaften, bei der erneut beide Versionen komplett daseinsberechtigt sind. Dagegen hat es das "nur" ganz gute "Who Am I" herzlich schwer. Neben Cryptic One muss außerdem noch Captain Caveman alias T1 gelobt werden, der neben dem Opener außerdem das auch auf der "Foolblown"-Compilation zu hörende "Cholesterol" zu verantworten hat - ansprechender kann ein Instrumental kaum klingen, der Wechsel aus pechschwarzer Soundwüste und Akustikgitarre passt perfekt zu einer weiteren Demonstration der außergewöhnlichen Fähigkeiten des Vast Aire:



"What in the hell possessed you? Don't you know I'm Cannibal?
That means when rhyming I get down to the bone gristle
I start lickin' my fingertips in the cipher
[...]
Vast is the vitamin MC you never believed in
So I vanished you, due to malnutrition
MCs are too bloated
Thought they were fat but they only retained water
You know them, the sluggish type, they get led to the slaughter
"

Es ist kaum verwunderlich, dass aus den Kreisen dieser Gruppe ein Album wie "The Cold Vein" entstehen konnte. Es ist die Frage, ob El-P dafür nötig war oder ob ein Album ohne ihn schlichtweg weniger Beachtung gefunden hätte. Fest steht: Mit demselben Aufgebot wie es hier zu hören ist in einem vollwertigen Album wäre ein Klassiker durchaus im Bereich des Möglichen gewesen. Leider kam und wird es wohl auch nie dazu kommen. Was neben vielen anderen Releases von der Atoms Fam bleibt ist diese Vorstellungsrunde, die zwar als Blick vor "The Cold Vein" gesehen werden könnte, womit man der Atomfamilie aber nicht gerecht würde. Denn "The Prequel" ist auch ganz für sich genommen eines der edelsten Compilation-Alben, das der ostküstliche Underground je hervorgebracht hat.

8.3 / 10