Sonntag, 26. August 2012

Mac Miller - Blue Slide Park


Release Date:
08. November 2011

Label:
Rostrum Records

Tracklist:
01. English Lane
02. Blue Slide Park
03. Party On Fifth Ave
04. PA Nights
05. Frick Park Market
06. Smile Back
07. Under The Weather
08. Of The Soul
09. My Team
10. Up All Night
11. Loitering Album Only
12. Hole In My Pocket
13. Diamonds & Gold
14. Missed Calls
15. Man In The Hat
16. One Last Thing

Review:
Es ist interessant und oftmals hochgradig unverständlich mitzuverfolgen, wie ein Hype entsteht. Dem distanzierten Rap-Analytiker wird eine logische Rechtfertigung eines solchen mitunter schier unmöglich erscheinen. Im Falle Mac Miller mag es ein gewisser Identifikationsfaktor bei einem bestimmten Zielpublikum sein, vielleicht ist es auch das banale Verlangen einer Musikszene nach solchen, in regelmäßigen Abständen auftretenden Hypes - im letzteren Fall wäre der aus Pittsburgh stammende Malcolm McCormick ein Armutszeugnis bzgl. der Auswahl interessanter und einzigartiger Newcomer. Doch wie auch immer, Mac hat es mit (seit seinem fünfzehnten Lebensjahr betriebener) harter Arbeit geschafft, 2010 mit einem Mixtape ("K.I.D.S.") seinen Hype zu befeuern, im Folgejahr muss das Album "Blue Slide Park" zeigen, ob der zu dieser Zeit 19-Jährige den Erwartungen gewachsen ist.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Der Erfolg gibt ihm jedenfalls Recht (mit seinem auf Rostrum, auf dem außerdem Nachbar Wiz Khalifa residiert, veröffentlichten Debüt ist er seit dem Dogg Pound 1995 der erste Künstler, der komplett independent an die Spitze der Charts geschossen ist), die musikalische Qualität ist damit allerdings noch lange nicht gesichert. Zuerst gilt es vielleicht zu notieren, wie wenig sich Mac Miller von diversen anderen Trend-Künstlern der jüngeren Zeit abhebt bzw. wie sehr er den Durchschnitt einer solchen, entsprechend gewählten Menge bildet. Das startet bei seiner Person selbst: Dass ein junges Alter eine ausreichende, albumfüllende Lebenserfahrung nicht ausschließt, zeigen immer wieder Künstler, Mac jedenfalls ist als sehr durchschnittlicher Kerl mit einem nicht gerade weitläufigen geistigen Horizont nicht die Anlaufstelle für lyrische Erleuchtungen - Party, Frauen, reichlich Gras und das nötige Geld zur Finanzierung sind die Dinge, die Mac bewegen. Das ist an sich noch nicht verkehrt, doch selbst in der Weise, wie diese 08/15-Themen vorgetragen werden, vermisst man jegliche Besonderheiten: Miller ist nicht bemerkenswert frech, vulgär, explizit, aber auch nicht verhalten oder gezügelt. Ähnlich sieht es auf rap-technischer Ebene aus, denn er klingt wie der 19-jährige Weiße, der er ist, ohne dabei durch jedwede Flow-Finessen seine Sonderstellung als eines der derzeitigen Epizentren des medialen HipHop-Interesses zu rechtfertigen - eher im Gegenteil, denn mit seiner bübischen Stimme und seiner etwas unsteten Art kann der kleine Mac schnell anstrengend werden. Die Beats (vorwiegend von ID Labs geschustert) erklären übrigens in ähnlich geringem Maße, woher die Begeisterung kommt, denn als Mix aus dem 2011er Pop-Rap-Standard und sehr sporadisch auftretendem True-Schooler-Einschlag gewinnt der instrumentale Gesamteindruck weder Bestnoten noch Blumentopf. Diese beinahe miserablen Grundbedingungen richten das Album jedoch noch nicht zu Tode, genau genommen findet sich immer noch eine recht hohe Zahl sehr genießbarer Stücke - wenngleich die Komplementärmenge etwa gleichmächtig ist. Das nach zahnlos-vergessenswertem "English Lane" vorgetragene "Blue Slide Park" (im Übrigen der Name des Parks, in dem McCormick nach der Schule regelmäßig abhing) gibt einen forschen Abriss über das, was es über Mac Miller zu erzählen gibt (was wiederum recht überschaubar ist). Später ist es das vom sehr angenehm-beruhigenden Instrumental "Hole In The Pocket" eingeleitete "Diamonds And Gold", das Miller's Storytelling dank des Beats in ein gutes Licht rückt. Zu jenem Zeitpunkt ist das Fehlen jeglicher Features allerdings ein nicht unbedeutender Faktor - für gesungene Hooks hätte man sich getrost Unterstützung von außerhalb einholen können. Noch unerfreulicher sind jedoch Stücke wie das eindimensionale "My Team", in dem der ebenfalls zur Zeit angesagte Produzent Clams Casino gar nicht gut aussieht, während die Vorstellung von Miller's "Team" äußerst uninteressant verläuft. Davor wird den Hatern im für Miller zu hektischen "Smile Back" der Mittelfinger unter die Nase gehalten und es wird sich erfolglos daran versucht, The 45 King's "900 Number"-Break als Party-Hymne zu inszenieren. Was dann noch verbleibt ist nicht mehr viel und hält sich mehr oder weniger die Waage, vom Störenfried "Loitering" bis zum abschließenden "One Last Thing", bei dem Clams Casino diesmal auftrumpft und die durchschnittlichen Raps ansprechend umrahmt.

Mac Miller kann nicht besonders viel, er hat nicht einmal eine besonders ausgeprägte Persönlichkeit und schon gar kein herausragendes Solodebüt, weswegen kein logischer Schluss in einer Nummer-Eins-Platzierung endet. Trotzdem oder vielleicht genau deshalb darf der Junge aus Pittsburgh beachtlichen Erfolg genießen. Wer das (zu Recht) nicht ganz nachvollziehen kann, der sollte die Sache mit der Gleichgültigkeit, mit der sich auch schon die unzähligen Blitz-Hypes davor aussitzen ließen, angehen, denn es besteht eine gute Chance, dass die Hähne nicht lange nach Mac Miller krähen, da "Blue Slide Park" zwar kein schlechtes Album, in so vielerlei Hinsicht allerdings nur absoluter Durchschnitt ist, dass die meisten es wohl bald verdrängt haben werden.

4.9 / 10

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