Montag, 23. April 2012

Tragic Allies - The Tree Of Knowledge Of Good & Evil


Release Date:
27. September 2011

Label:
Godsendant Music

Tracklist:
01. Intro
02. A.L.L.I.E.S.
03. God Gifted (Feat. Planet Asia)
04. War Melody
05. Fallin' Starz
06. Words From The Most High
07. Street Narrative
08. Revival Of The Fittest
09. In The Air
10. The Thought Of Dying
11. Interlude (Feat. 60 Second Assassin)
12. Drown (Ft. Mami Uno)
13. Picture Perfect (Feat. Killah Priest)
14. Riots In The Streets
15. Rap Quotables
16. Time We Never Had
17. Story Of Sadness (Feat. Bronze Nazareth)
18. Outro (Feat. Killah Priest)

Review:
In der ostküstlichen Szene tauchte der Name Tragic Allies in den letzten Jahren immer mal wieder hier und da auf, doch wer sich deswegen nicht explizit mit der Gruppe beschäftigt hat, der wird kaum wissen, mit wem er es zu tun hat. Es handelt sich um ein Trio aus dem Städtchen Lynn in Massachusetts. Dort wachsen Purpose und Estee Nack abseits der schöneren Nachbarschaften auf, werden früh von HipHop beeinflusst und beginnen ähnlich früh, selbst zu schreiben. In der High School laufen sie sich dann über den Weg und entdecken die geistige Verwandtschaft. Die wird auch beim jüngeren Codenine entdeckt, den Estee zunächst protegiert und später in die Gruppe intergriert. Nach der High School ist es die Perspektivlosigkeit, die die Musikkarriere vorantreibt: 2003 ein erster Auftritt, 2005 das erste Mixtape, zwei Jahre später ein weiteres, bei dem niemand Geringerer als 4th Disciple Pate steht, Purpose lässt sich u.a. noch ein Mixtape von Killah Priest hosten. Inzwischen kann man sich ein eigenes Studio (Grey Skies getauft) leisten und arbeitet am Debütalbum.


 WRITTEN FOR Rap4Fame

 "The Tree Of Knowledge Of Good & Evil", so der verheißungsvolle Titel; wenn man dann allerdings hört, was die Allies selbst zu sagen haben, kommen Bedenken: Zurück zum "echten" HipHop mit gescheiten Neunziger-Beats und gehaltvollen Rhymes möchte man. Eine ganz neue Zielsetzung und Einstellung also. Der Umgang das Allies könnte trotzdem wesentlich schlechter sein und macht zumindest hellhörig: Zwar steuert 4th Disciple leider keine Beats zum Album bei, doch es gastieren 62nd, KP und Bronze. Produziert haben Purpose selbst (acht Tracks), der Kanadier Crucial The Guillotine (vier Tracks) sowie einige weitere, nicht aber Krohme, auf dessen Godsendant Music das Album erscheint. Erwartungsgemäß gibt es einen konventionellen Beat-Anstrich, der an Kollegen wie Gage und seine Click Animosity erinnert und demnach keineswegs schlecht ist. Von Anfang an stellt sich allerdings die Frage, ob die 18 Tracks nicht zu viel sind - sind sie, wie man recht schnell feststellen kann. Wegen des Albumtitels sollte man sich übrigens nicht zu große Hoffnungen machen, ausgiebige Grundlagendiskussionen gibt es keine, lediglich die Scheuklappensicht der Allies, die sich im Staatssystem nicht wohlfühlen. Denn der Gesprächsstoff der Scheibe ist komplett austauschbar mit dem aller anderen politisch rudimentär gewahren Emcees. Rappen selbst können jedenfalls alle drei, wenngleich keiner mit außergewöhnlicher Leistung sonderlich heraussticht. Der logische Schluss: Man macht das Beste aus dem Album und genießt die stark produzierten Songs, von denen sich doch ein ganzer Schwung findet, da schon das "Intro" nach seinem Bibel-Zitat ordentlich Stimmung aufbaut (obwohl es sich praktisch nur um untermaltes Gerede der Allies handelt). Den nächsten erwähnenswerten Anspielpunkt markiert dann allerdings erst "War Melody", in dem DJ Woool mit einem gut einheizenden Instrumental mal wieder von sich hören lässt. "Street Narrative" mag der eine oder andere schon von Krypto's Album als solide in Erinnerung haben, eine kleine Enttäuschung ist der Auftritt von 60 Second Assassin, der zwar für ein großartiges "Interlude" sorgt, dort aber nicht mehr als ein paar Worte verliert. In ähnlicher (ebenfalls starker) Manier schließt Priest das Album ab, ist aber auch noch auf "Picture Perfect" zu hören, das mit klagendem Voice-Sample und Streichern voll in Ordnung geht, aber wie so viele andere Tracks einfach nichts Besonderes ist. Aussetzer erlaubt man sich zwar keine, die großen Momente sind leider auch schnell aufgezählt: "Rap Quotables" erfreut mit roher Drumline und Bläsern, in "Words From The Most High" profiliert sich Beat-Bastler Street Science. "Revival Of The Fittest" feiert hauptsächlich sich selbst (in diesem Fall zu Recht), in "In The Air" legt Crucial seinen besten Beat vor. So könnte man nun jeden Track abklappern und nach der Güte seines Beats fragen - man beschäftigt sich zwar auf zwei Tracks mit dem Tod und verarbeitet auf einem anderen irgendwie auch eine Beziehung, insgesamt gehen solche Anstrengungen in der Masse der 08/15-Texte jedoch unter.

Die Tragic Allies haben zwar mit Purpose einen fähigen Produzenten in den eigenen Reihen und ebenso fähige Kontakte, ganz auf ihre Beats verlassen sollten sie sich aber nicht. Leider passiert genau das auf ihrem Debüt, und da keiner der drei das Potential zeigt, sich allein via Performance bei einem Track die Aufmerksamkeit auf sich zu binden, sollten es vielleicht interessante und strukturierte Song-Konzepte und Inhalte sein, mit denen man ein weiteres Album aufpeppt - ein wenig hartes Straßenleben hier und pseudo-intelligente Gedanken dort reichen eben ganz und gar nicht. "The Tree Of Knowledge Of Good & Evil" wird seinem Titel (ausgenommen ein paar Bibel-Zitate) nicht gerecht und kann sich glücklich schätzen, mit fast durchgehend soliden bis sehr guten Beats bestückt zu sein, die der Standardleistung am Mic entgegenwirken.

5.8 / 10

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