Sonntag, 23. Mai 2010

Little Brother - LeftBack

Release Date:
20. April 2010

Label:
Hall Of Justus Records

Tracklist:
01. Curtain Call
02. Table For Two (Feat. Jozeemo & Yahzarah)
03. Tigallo For Dolo
04. Revenge (Feat. Truck North & Median)
05. So Cold (Feat. Chaundon)
06. Second Chances (Feat. Bilal & Darien Brockington)
07. Go Off, Go On
08. What We Are (Feat. Quiana)
09. After The Party (S1 & Caleb's 'Who Shot JR Ewing' Remix) (Feat. Carlitta Durand)
10. Two Step Blues (Zo's 'Purple Suit With The Matching Gators' Remix) (Feat. Darien Brockington)
11. Get Enough Pt. 2 (Feat. Khrysis)
12. Before The Night Is Over
13. 24 (Feat. Torae)

Review:
So wirklich überrascht konnte niemand mehr sein, als Little Brother verkündeten, mit "LeftBack" noch ein letztes Album zu veröffentlichen, bevor die Gruppe vorerst begraben würde. Wenngleich sich die Kritikerlieblinge mit ihren bisherigen drei Alben eine eigene Nische einrichten konnten, deutete sich dieser Schritt langsam an. Alles, was für Phonte und Rapper Big Pooh nun noch zu tun bleibt, ist der saubere Abgang als Gruppe - schließlich gelten Little Brother als einer der Inbegriffe von Backpacker-Rap. All jene, die sich zum krönenden Abschluss nochmal eine Zusammenarbeit mit 9th Wonder erhofft hatten, bekamen schon vorab in einem amüsanten Twitter-Beef eine klare Message, wie es mit der Beziehung zum Ex-Mitglied steht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
So ist auf "LeftBack" kein einziger 9th-Wonder-Beat zu finden, was selbst von "Getback" nicht behauptet werden kann. Zum Glück für LB hat die Justus League mit Khrysis einen fähigen Ersatz-Inhouse-Zögling hervorgebracht, der mit sieben der 13 produzierten Tracks ständig anwesend ist. Der Rest wird an ein austauschbares Aufgebot aus dem weiteren Bekanntenkreis vergeben. Schon damit ist eigentlich klar, dass LB sich nicht mit einem Paukenschlag verabschieden, denn vor allem Khrysis leidet ebenso am 9th-Wonder-Syndrom, diesem Abdriften in soulige Belanglosigkeit, wie der Namensgeber selbst - vielleicht sogar noch mehr. Nicht nur ist "LeftBack" kein Kracher, vielmehr bekommt man hiermit in aller Ausführlichkeit dargelegt, warum sich der Sound der HoJ-Ecke und somit auch der von LB erschöpft hat. Natürlich heißt das nicht, dass Pooh und Phonte ihre Skills verloren haben, doch auch Tracks wie "Table For Two", das den Zwiespalt zwischen dünnem Geldbeutel und Gönner-Image beim Ausgehen mit der Freundin vorträgt, klingen nicht mehr vollkommen frisch. Nichtsdestoweniger sind es Te und Pooh, die die Scheibe zeitweise attraktiv machen, denn auf instrumentaler Seite herrscht Ratlosigkeit auf jeder Wellenlänge: Young RJ, eigentlich Repräsentant des dynamischen Detroit-Sounds, tänzelt mit papierdünnen Streichern (und einem Hauch einer Drumline) durch "What We Are", der ebenfalls aus der Motor City stammende Herr Porter unterbietet diese Durchschlagskraft mit "Second Chances", einem lauen Lovesong mit noch lauerer Hook. Das Konzept ist zu vorhersehbar: Soul-Sample, softer Beat, am besten noch eine gesungene Hook und dazu ein paar persönliche Lines aus dem Leierkasten der Sympathieträger, wobei dank der laschen Instrumentals vor allem bei Pooh immer wieder die stimmliche Kraftlosigkeit auffällt. Der Feature-Inzest mit dem eigenen HoJ-Camp erweist sich zudem als zusätzlich abträglich. Es ist, so paradox es klingen mag, Khrysis, der in einigen Momenten das Ruder in die Hand nimmt: "Tigallo For Dolo" klingt wie eine 1a-9th-Wonder-Kopie und lässt den müden Pooh für ein Phonte-Solo links liegen, was den besten Track der Scheibe fördert, in dem Tigallo außerdem interessante Lines kickt:



"They saying 'Come back Te, we been craving,
We need LB to come and save the rap game!'
But truthfully, I don't think the shit needs saving
I think we got wives and sons that need raising
New dreams to fill and for that, we need patience
Twenty-one years old, I used to slang verses
But ten years later, I am not the same person
"
Es schließt sich "Revenge" an, das dank druckvollerem Instrumental ebenfalls gelingt und mit Median sogar einen bereichernden Gast (den einzigen aus dem HoJ-Camp) erhält. Schnell versinkt die LP wieder in Langeweile, die sich im schlimmsten Fall bis zum nervtötenden "So Cold" aufbaut und zudem noch zwei vollkommen unnötige Remixes, einmal von Symbolic One und Caleb sowie einmal von Zo!, umfasst, die der Scheibe zu allem Überfluss noch einen Teil des Albumcharakters stehlen. Dass sich die Stimmung mit "Before The Night Is Over", in dem die Portion Smoothness halbwegs Erfolg hat, wieder ein wenig hebt und mit "24" dann sogar einen schwungvollen Ausstieg erlebt, stört auch schon niemanden mehr. Da muss man sich fragen, was Little Brother sich dabei denken, ihre Karriere schon in "Curtain Call" Revue passieren zu lassen, um "LeftBack" dann als ganz und gar nicht überzeugende Zugabe nachzuschieben.

Diese Scheibe zeigt ganz klar, dass die Auflösung von Little Brother eine gute Sache ist. Die LBs haben ihr Pulver verschossen. Und während ich die Aussage zu treffen wage, dass Big Pooh als Solokünstler belanglos bleiben wird, darf man zumindest gespannt sein, was Phonte weiterhin unternehmen wird. Hoffentlich kommt er zu dem Schluss, dass ein Album wie dieses im Kreise des derzeitigen HoJ-Umgangs in absehbarer Zeit keine großen Wellen schlagen wird und man stattdessen neue Impulse benötigt. Denn "LeftBack" ist teilweise unangenehm langweilig und für das Vermächtnis von Little Brother absolut keine Bereicherung.

4.2 / 10

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