Donnerstag, 6. Mai 2010

Truthlive - Patience


Release Date:
20. April 2010

Label:
Interdependent Media

Tracklist:
01. Proper Context (Patience Intro)
02. That Dude
03. Ready Set Go (Feat. Moe Green)
04. Poetry In Motion (Feat. Trevor Wesley)
05. Remind Rewind (Feat. Von Pea)
06. It's Easy
07. Patience (Interlude)
08. The Bush Years (We Don't Need)
09. Catalyst For Change (Feat. Finale & Ras Kass)
10. You Do You (Feat. Donwill)
11. Digital Courage
12. Nature Of Man

Review:
Tiefer im HipHop-Geschäft zu stecken als Truthlive scheint kaum möglich: Evan Phillips ist DJ, Produzent, Emcee und Besitzer eines Labels, des relativ jungen Interdependent Media. Angefangen hat es als "Schlafzimmer-DJ" und "Garagen-MC", wie Truthlive es selbst nennt, nahm aber schnell seinen Lauf, bis Interdependent Media 2002 in seinen Grundzügen und 2006 offiziell gegründet wurde. Für sein Debütalbum arbeitete er mit diversen Produzenten zusammen (da er seine eigenen Künste als unausgereift ansieht), u.a. einem gewissen Jake One, von dem er über die Jahre so viele Beats bekommt, dass er beschließt, sein Album, "Patience", ausschließlich mit dessen Instrumentals zu besetezen und eine Auswahl des Restmaterials als Vorgeschmack für lau zu veröffentlichen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
So viel man auch in "Patience" hineininterpretieren könnte und möchte, der Titel hat einen sehr schlichten Grund, nämlich die große Zeitspanne, die es bis zur endgültigen Fertigstellung/ Veröffentlichung des Albums gedauert hat. Ursprünglich sollte die LP "The Unlearning" heißen - der Name, den nun die kostenlose Vorab-EP trägt. Wie schon erwähnt sind die Instrumentals von Jake One mitunter älter - von einem übermenschlichen Arbeitspensum ob der ebenfalls sehr jungen Kollabo mit Freeway muss also vorerst nicht ausgegangen werden. Ebensowenig sollte man "Patience" allerdings als Projekt, an dem Jake sich seines Zweitmaterials entledigte, interpretieren. Die Instrumentals, die es auf dieser Scheibe zu hören gibt, sind teilweise besser als die auf "The Stimulus Package". Teilweise, denn im Großen und Ganzen nehmen sie sich nicht viel. Wie schon bei Freeway zeigt sich auch hier, dass Jake auf Albumlänge mit hohem Konsistenzwert punktet, die wirklichen Highlights aber nicht auspackt. Außerdem hat Jake - Truthlive begründet es mit der unglaublichen Arbeitsmoral des Produzenten - innerhalb der letzten Jahre gewisse Beats an mehrere Adressen gesendet. Es kommt also nicht von ungefähr, dass "It's Easy" so vertraut klingt, schließlich wurde es schon 2007 von Special Teamz verwendet. Truthlive's Version, die von Außenseiter Mikey erzählt, hat aber durchaus ihren Reiz. Als Emcee macht der Label-Besitzer einen fähigen Eindruck, obgleich er sowohl in technischer als auch in stimmlicher Hinsicht gänzlich austauschbar ist. Selbst seine Texte sind die eines typischen Conscious-Rappers. Das alles fällt jedoch nie negativ auf, der sympathische Kerl mit Hornbrille überwiegt und kann vor allem im großartigen, gefühlvollen "Poetry In Motion", wenn er seine Muse (eine schöne Dame) beschreibt und auf Papier einfängt ("Pardon me miss, but you're a beautiful lady / And I couldn't help to think that you noticed me mabye / And I know this sounds crazy / But I felt you before I ever saw you, and your style is raw, too"), seine Stärken ausspielen. Die ruhigen und milden Tracks sind es, auf denen er zuhause ist; steht er wie in "Catalyst For Change" neben etwas schärfer spittenden Gästen, verblasst er schnell. Die besseren Momente der LP sind der lockere Kopfnicker "Remind, Rewind", das bläserbegleitete "You Do You" oder das soulige "Ready, Set, Go". Der etwas oberfläche politische Exkurs ("The Bush Years") ist dank eingängiger Hook und Jake's Beat ebenfalls hörbar, während selbst der Abschluss, "Nature Of Man" (in dem Truth seine drei Verses in drei verschiedene Anaphern gliedert), trotz mittelmäßigem Piano-Instrumental die Spannung bis zur Ziellinie hält.
 
Dafür, dass Truthlive sein Debüt so lange herausgezögert und aus über 100 Songs die besten herausgefiltert hat, ist das Resultat doch etwas ernüchternd. Vielleicht wäre es außerdem nicht dumm gewesen, nur den Großteil mit Jake's Beats zu besetzen und den Rest mit den anderen, durchaus fähigen Produzenten (u.a. Vitamin D) zu füllen. Doch selbst das hätte nicht darüber hinweggetäuscht, dass Truthlive als Emcee einfach zu austauschbar ist, um ein phänomenales Album vorzulegen. Da das allerdings niemand erwartet, darf man eigentlich auch zufrieden sein: Zu einigen ansehnlichen Tracks hat es gereicht, selbst der Rest bewegt sich meist über Mittelmaß. An einem guten Album schrammt "Patience" trotzdem haarscharf vorbei - dafür wird man es zu schnell vergessen haben.

5.7 / 10

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