Donnerstag, 6. Mai 2010

Roc Marciano - Marcberg


Release Date:
04. Mai 2010

Label:
Fat Beats Records

Tracklist:
01. Pimptro
02. It's A Crime
03. Whateva Whateva
04. Raw Deal
05. We Do It (Feat. Ka)
06. Snow
07. Ridin' Around
08. Panic
09. Thugs Prayer
10. Pop
11. Jungle Fever
12. Don Shit
13. Marcberg
14. Hide My Tears
15. Shoutro

Review:
Er hat schon seit über zehn Jahren seine Finger im Spiel, doch erst jetzt bekommt er Gelegenheit, sich als Solokünstler zu beweisen. Roc Marciano kommt aus Hempstead, L.I. und erregte erstes Aufsehen um die Jahrtausendwende in den Reihen der Flipmode Squad. Dort hielt es ihn allerdings nicht lange und so findet sich sein nächstes Auftreten auf dem Fast-Instrumental-Album eines gewissen Pete Rock". Zu dieser Zeit steht er schon in den Reihen von The UN, als deren Teil er als Solokünstler vorerst kürzer tritt. Lediglich das mit halbem Herzen zusammengestellte Mixtape-Album "Strength & Honor" zeugt 2004 von seiner Führungsrolle in der Gruppe. Nach "UN Or U Out" wurde es todesstill um The UN (ohne große Mittelung an die Außenwelt löst sich das Quartett schließlich auf), das erste faktische Lebenszeichen ist sechs Jahre später Roc's Solo "Marcberg".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Es war ein weiter Weg, der größtenteils nur den Richtungsweiser in Form einer Myspace-Ankündigung vorzuweisen hatte. Nun konnte Marciano einen Deal bei Fat Beats landen, was ihm erheblich mehr Medien-Aufmerksamkeit beschert als bisher. Doch das scheint ihn nicht weiter zu stören, denn was er mit "Marcberg" abliefert, klingt glücklicherweise so, als habe ihn nichts und niemand in irgendeiner Weise beeinflusst. Schon 2004 auf "UN Or U Out" konnte man erstaunt feststellen, wie gut sich seine Instrumentals zwischen den Brechern von Large Pro oder Pete Rock zu behaupten wussten; inzwischen hat Marcy seine Fähigkeiten so weit ausgebaut, dass er komplett auf Produktionen von außerhalb pfeifen kann. Was einen gleich zum Kern der Scheibe führt, denn der Umstand, dass "Marcberg" komplett in Eigenregie produziert wurde, ist das Beste, was Marciano hätte tun können. Niemand - kein Pete Rock, erst recht kein Marco Polo - hätte diese LP auch nur ansatzweise zu dem machen können, was Roc Marciano damit angestellt hat. Eingerahmt von zahllosen Samples aus Blaxploitation-Streifen wird für die richtige Atmosphäre gesorgt, der mit den Tracks schwer Genüge getan wird. Wie viele Rapper beanspruchen für ihre Musik das Prädikat "O.G."? Wie viele nennen ihre Musik "Don Shit"? Unter die Handvoll, die es tatsächlich zu Recht tun, zählt Roc Marciano. "I'm like Tony in the silver Carrera, they don't build 'em no better / Bitch I'm back and I'm filthy as ever". Seine Lines trägt er mit einer Selbstverständlichkeit und einer kalten Abgebrühtheit vor, die ihresgleichen suchen. Nach dem "Pimptro" erfährt man dann unverzüglich, wozu Marcy hinter seiner MPC-2500 imstande ist - nämlich zu nicht weniger als dem pursten Street-Shit der letzten Jahre. "Raw Deal" kann unmöglich von dieser Welt sein und lässt mit hochkonzentrierter Rawness die gesamte Gangsta-Szene im Boden versinken. Perfekt abgerundet wird der Song (wie auch viele andere) durch ein Sample, das in diesem Fall "The Mack" entnommen ist. Wer gedacht hat, bei "Snow", dem schon seit Jahren bekannten Überbrett mit dem eingängigen Glockenspiel über steinharte Drumline, sei das Ende der Fahnenstange erreicht, der liegt so falsch als möglich. "What's a man to do? Scramble for loot". Ganz richtig, Roc macht sich diese Aussage zur Lebenseinstellung und füllt damit seine Straßenweisheiten, ohne den Hörer auch nur eine Sekunde an seiner lyrischen Erhabenheit zweifeln zu lassen. "Jungle Fever" personifiziert das "rich man's aspirin" bestmöglich ("Had to hide you from my mother cause you didn't have color / Not to say my momma prejudice, but / A devilish slut, wasn't gon' be in her crib, blessin' her son"), der "Thug's Prayer" wirkt nicht aufgesetzt, sondern bringt die Perspektiven des Hustler-Lebens gekonnt auf den Punkt. "Ridin' Around" tönt mit knochigen Snares und böser Streicher-Ansammlung, in "It's A Crime" bündelt Marcy seine Streicher zu der berechnenden Coolness, die einem O.G. im Musikbiz gebührt. Roh und blutig kommt das Instrumental zu "Panic" daher, in "Pop" werden wieder Street-Stories unterbreitet, während das Instrumental erbauliche Raffinesse an den Tag legt. Wer nun noch nicht genug hat, dem wird zusammen mit dem einzigen Gast, Ka, eine weitere Breitseite verpasst: "We Do It" definiert, wie die unverfrorene Coolness zweier rauchgeschwängerter Spitzen-Emcees zu klingen hat. Dieses Niveau rettet Roc auch noch fast über die Ziellinie - "Hide My Tears" und "Shoutro" fallen nur minimal ab.

Man hat es gehofft, doch der Teil im gemeinen Fan, der Enttäuschungen gewohnt ist, unterdrückte zu große Erwartungen. Umso größer die Freude, wie bombenstark diese Scheibe geworden ist. "Marcberg" hat alles, was der geneigte Hörer verlangt: Durchgehend hohe Qualität, beanstandungslose, markante Rhymes und eine atmosphärische Kohäsivität, die sich in Form der Blaxploitation-Samples als roter Faden durch die LP zieht. Schlüssel zum Erfolg ist die von Marciano geführte Eigenregie, die dafür sorgt, dass sein Album nicht wie andere Scheiben dieses Jahrzehnts (oder auch der Neunziger) klingt. "Marcberg" ist endlich mal wieder eine Scheibe, die einen starken Eigencharakter hat und dabei noch verdammt gut ist. Knappe 4,5 Kronen für eine der puristischsten Street-Platten aller Zeiten.

8.5 / 10

1 Kommentar:

  1. Koenig_Stieflkater17. Mai 2010 um 13:26

    Ich würde maximal 4 von 5 geben. Inhaltlich ginge mehr...siehe "Jungle Fever", wobei dieses Konzept auch schon von Jig und Cor verwendet wurde.

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