Freitag, 26. November 2010

Canibus - C Of Tranquility


Release Date:
05. Oktober 2010

Label:
Interdependent Media

Tracklist:
01. Captn Cold Crush
02. Salute
03. C Scrolls
04. Merchant Of Mataphors
05. Lunar Deluge
06. Golden Terra Of Rap
07. Title 17 USMC
08. Free Words
09. The Messenger's Message
10. Cingularity Point
11. Pine Comb Poem
12. Good Equals Evil
13. Worthlessness Purpose
14. Right Now
15. Golden Terra Of Rap (iM Remix) (Feat. Von Pea & Donwill, Truthlive & Moe Green)

Review:
Fast drei Jahre Sendepause und dann zwei Alben in einem Jahr - nachzuvollziehen ist die Arbeitsethik von Canibus schwerlich. In jedem Fall muss die Veröffentlichung von "Melatonin Magik" zu Beginn des Jahres 2010 eine beflügelnde Wirkung gehabt haben, schließlich konnte Canibus seit "Rip The Jacker" keine so flächendeckend guten Kritiken mehr einfahren. Der nächste Longplayer findet allerdings in komplett anderem Milieu statt: Statt War Lab steht nun Interdependent Media, das eigentlich eine ganz andere Sorte Künstler (Tanya Morgan, Finale) beherbergt, als Label hinter dem Album, welches auf den Namen "C Of Tranquility" hört.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Weiß der Geier, wie Canibus auf die Idee gekommen ist, unter diesem Label zu releasen, in jedem Fall ist man erfreut zu sehen, dass die ersten 14 von 15 Tracks komplett ohne Gäste auskommen. Hinzu kommt ein höchstgradig bunt gemischtes Producer-Lineup, das auch einige gestandene Größen zum Vorschein bringt. Aus dem Schneider ist Canibus damit natürlich noch nicht, denn auch mit diesem Album muss sich auf ein Neues zeigen, ob er sein ewiges Problem mit den passenden Beats zu überwinden vermag. Bevor man sich diesem Punkt zuwendet, dürfen aber noch ein paar Buchstaben über die Mic-Performance verloren werden: An dieser Front ist Konsistenz das Schlagwort, denn wie eh und je presst Bis seine Raps ins Mic, um dabei den Eindruck zu hinterlassen, seinen Rap-Kollegen meilenweit voraus zu sein. Bei genauer Betrachtung ist das aber nur bedingt der Fall, denn auch bei ihm wiederholen sich Battle-Rhymes und Schmähreden gegen die sich von den wahren, in den Neunzigern verankerten Werten abwende Szene. Man kann es drehen und wenden, wie man will (wie übrigens auch das Ambigramm auf dem gähnend langweiligen Cover), doch um dieses Album spannend zu machen, braucht Canibus einen Beat-Teppich, der mindestens ebenso gut ist wie der von "Melatonin Magik". Genau hier liegt das Problem: Die meisten Untersätze sind Canibus vollkommen dienlich und erfüllen somit ihren Zweck, doch man merkt recht schnell, das zu viele verschiedene Köche ihren Löffel in die Suppe getunkt haben. Dabei ist der Einstieg noch besser als man zu hoffen gewagt hätte: Scram Jones entreißt seiner Gitarre Schallwellen, die der Hörer nahezu physisch zu spüren bekommt, was dem "Cptn Cold Crush" natürlich voll in die Karten spielt und ihn dazu motiviert, seine Ausnahmekünste zu unterstreichen sowie der maroden Szene einige Hiebe zu verpassen ("Lyricism and wisdom got overshadowed by the singin' and blingin' / Deceit by a system that's media driven"). Umso enttäuschender, dass die darauffolgenden Minuten nicht viel passiert. In "Merchant Of Metaphors" hat Agent Canibus zwar lustige Spionsgeschichten zu erzählen, der eigentlich gelungene Beat ist auf lange Sicht allerdings zu weich für das Raukehlchen. Doch von solcher Kritik muss man schnell ablassen oder man wird dem starken "Cingularity Point" (mit Ehrung von qualitativ hochwertigeren Emcee-Zeiten) nichts abgewinnen können. Gleiches gilt für das von ruhig geschlagener Gitarre untermalte "Good Equals Evil", in dem über Gott und die Welt philosophiert wird. "Golden Terra Of Rap" ist als Premo-Bis-Kollabo interessant, reißt aber keine Bäume aus und sättigt erst recht nicht das Verlangen nach etwas härterer Kost, die man auf der LP auch kaum finden wird. Ein besseres Ende hätte man dann lieber beim schönen Kopfnicker "Worthlessness Purpose" gesetzt, um sich das verkorkste "Right Now" und einen Remix mit der vollkommen unpassenden Label-Kollegenschaft zu ersparen.

Ein Traumstart wird gefolgt von einer ernüchternden ersten Hälfte und schließlich noch einigen astreinen Tracks, die für Canibus' Verhältnisse eher untypisch ruhig gehalten sind. Das funktioniert zwar in einigen Tracks richtig gut, doch der mit Erwartungen belastete Fan wünscht sich natürlich mehr Tracks vom Schlage "Cptn Cold Crush" o.Ä. (an dieser Stelle darf außerdem die "Rip The Jacker"-Keule geschwungen werden). Ob dieser Wunsch bei Interdependent Media erfüllt werden kann, bleibt anzuzweifeln, weshalb ein Umsehen nach einer anderen Label-Umgebung keinesfalls schaden kann. "C Of Tranquility" ist ein ordentliches Album, aber nicht ordentlich genug, um auf ganzer Linie im Gedächtnis gespeichert zu werden.

5.9 / 10

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