Freitag, 18. Februar 2011

Atma - Beyond The Speed Of Mind


Release Date:
28. Januar 2006

Label:
Molemen Recordings

Tracklist:
01. Intro: Fighting At The Speed Of Mind
02. Study The Math
03. Interlude: Universal Enlightenment
04. Inbetween The Eyesockets (Feat. Lord 360)
05. Sages Ontology
06. Interlude: Earthlings Are Mostly Unenlightened And Evil
07. I Am No Earthling
08. Interlude: Cold Dark Universe
09. Infinite Potential
10. Shoulders Of Giants
11. Chop 'Em Up With The Chakra (Feat. JahNigga The Baptist)
12. Interlude: Atma The Living Force
13. Who Feels It Knows It
14. Interlude: Om Namo Bhagavate Vasudevya
15. Red Alert On Planet Earth
16. Words From His Holiness
17. Eternal Boundlessness
18. Heavenly Doors
19. Merge With The Supreme

Review:
Atma, das ist Sanskrit und meint das eigene Selbst, den eigenen Geist. Wer sich so nennt, der hat sicherlich nicht vor, die üblichen Rap-Themen abzuhandeln. Dem ist auch nicht so. Thomas Stewart findet 1997 aktiv zum Rap und schlägt außerdem nach einer Nahtoderfahrung einen sehr spirituellen Pfad ein, der ihn bis ins Jahr 2005 als selbstdeklarierten Mönch in intensiver, u.a. tantrischer Lehre vereinnahmt. Anschließend kontaktiert er den Molemen-Producer Panik, mit dem bereits früher recordet wurde, und nimmt sein Debütalbum auf, das 2006 selbst veröffentlichte "Beyond The Speed Of Mind".

WRITTEN FOR Rap4Fame
Wer sich schon einmal in diesen Bereich des HipHop-Kosmos verirrt hat, der wird im Zuge der Lost Children Of Babylon eventuell zu hiesigem Hauptdarsteller weitergeleitet worden sein - eine gewisse geistige Verwandtschaft ist schließlich nicht von der Hand zu weisen, was auch erklärt, warum Atma sich dieser Tage zum erweiterten LCOB-Kreis zählt. "Beyond The Speed Of Mind" (eine Erklärung zum Titel sucht und findet man im "Intro") entstannd allerdings fast ohne Gäste und bezieht seine komplette Produktion von Panik, was die Scheibe nicht nur für Fans von esoterischen, abgedrehten Rhymes interessant macht. Diesen Satz kann man nur unterstreichen, denn Panik packt hier alles andere als seine Standardkost aus - die Rhymes von Atma fordern eine entsprechende Untermalung, die roh und düster die beschrittenen metaphysischen Wege zu illustrieren hat. So in etwa war wohl das Konzept. Wie weit man nun mit dem, was hier auf lyrischer Ebene als Wahrheit(en) postuliert wird, übereinstimmt, ist dabei gar nicht wirklich entscheidend. Ähnlich wie bei den LCOB oder den frühen JMT (ähnlich jedoch nur auf abstrahierter inhaltlicher Ebene) geht es um das Gesamtkunstwerk, das dabei herausgekommen ist. Und da umgibt "Beyond The Speed Of Mind" tatsächlich eine ganz eigene Atmosphäre, die natürlich maßgeblich von Atma's nicht von der Hand zu weisenden Skills am Mic geprägt ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Wirrwarr-Priestern bricht er seine Rap-Show sehr nüchtern, berechnend und messerscharf vom Zaun, was vor allem in Tracks wie "I Am No Earthling" eine gewisse Endzeitstimmung aufkommen lässt, die aber (glücklicherweise) komplett ohne übersteuert-dramatische Instrumentals auskommt, sondern nebst schmackhafter Drumline geradezu vorsichtig aus der Ferne hallt. Panik macht seinen Job sehr gut und schiebt immer wieder (hier fühlt man sich unweigerlich an die JMT erinnert) Interludes ein, in denen mit diversen Samples und Vortragsausschnitten eine eigene Doktrin zusammengeschustert wird, die in ihrer fernöstlich-esoterisch geprägten Form ihresgleichen sucht. Auffällig ist dabei die Steigerung, die das Album in seinem Verlauf durchlebt: Zwischen dem brachialen "Study The Math" und dem etwas eintönigen "Infinite Potential" sitzt das Album (wenngleich es an "In Between The Eyesockets" rein gar nichts auszusetzen gibt) bzw. Panik noch nicht voll im Sattel, doch spätestens danach gibt der Molemen-Producer Vollgas. Kunstvolle Battle-Raps werden auf "Chop 'Em Up With The Chakra" in Atma's Vokabular eingewoben, später wird über eingängiges Instrumental "Red Alert On Planet Earth" geläutet, Grund sind die zahlreichen geistlich noch nicht entfalteten Seelen, denen von "His Holiness" Radhanath Swami direkt im Anschluss auf die Sprünge geholfen werden soll. Atma selbst schwelgt schon in "Eternal Boundlessness" und erhebt sich mittels seiner Songtitel mit Auslaufen der LP nach oben, um die von Panik herrlich untermalten "Heavenly Doors" zu durchschreiten und seinem Album mit "Merge With The Supreme", eingeleitet von einem Zitat aus der Bhagavad Gita, ein durchwegs stattliches Ende zu setzen.

Atma ist ein eher außergewöhnlicher Charakter, der sich nicht unbedingt mit den anderen HipHop-Schamanen und unempirisch-kosmologischen Exzentrikern in eine Schublade stecken lässt. Weniger als viele solcher Künstler wühlt er sich durch Weltverschwörungen, sondern zeichnet stattdessen ein Bild seiner Glaubensüberzeugungen und weltlichen Ansichten. Dass der nüchtern denkende Hörer dabei trotzdem auf viel stoßen wird, mit dem nicht viel anzufangen ist, wird nicht zu vermeiden sein, es lässt sich jedoch leicht beiseite schieben, um den weitaus wichtigeren Rest der LP zu genießen. Der besteht aus Panik's erstklassiger Poduktion und den hörenswerten Rhymes von "The Living Force" Atma. "Beyond The Speed Of Mind" mag nicht das abwechslungsreichste Album sein und genau deshalb auch für jeden Hörer ein, zwei schächere Tracks bereithalten, doch wer mit dieser Art HipHop sympathisiert, der sollte hier unbedingt zugreifen.

7.4 / 10

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