Freitag, 18. Februar 2011

Infamous Mobb - Special Edition


Release Date:
26. März 2002

Label:
IM3 Records / Landspeed Records

Tracklist:
01. Intro
02. IM3
03. Born Again (Feat. Hostyle)
04. Killa Queens (Feat. Prodigy & Big Noyd)
05. Special Edition
06. I Rep
07. The Family (Skit) (Feat. Prodigy)
08. Mobb Niggaz (The Sequel) (Feat. Prodigy)
09. Reality Rap (Feat. Blitz, Kaos & Uno-Dos)
10. Make A Livin' (Feat. V-12 & Chinky)
11. We Don't Give A... (Feat. Havoc)
12. Back In The Days (Feat. Chinky)
13. B.I.G.-T.W.I.N.S.
14. We Strive (Feat. Ty-Maxx)
15. We Will Survive (Feat. Chinky)
16. War / Get High, Get Bent

Review:
Infamous Mobb finden ihren Weg ins Rap-Game als klassische Mitläufer: Nachdem sich in den sechs Blocks, die als Queensbridge Housing Projects bekannt sind, langsam der Rap-Trend breitmacht und einige der Jugendfreunde beginnen, aus diesem Hobby eine ernsthafte Einkommensquelle zu schaffen, lassen sich Godfather Pt. III, Ty Nitty und Twin Gambino nicht zweimal bitten: Anfangs hängt man nur zusammen ab, nachdem G.O.D. Pt. III es vorgemacht hat, rappt bald das ganze Trio selbst. Ihr Gruppenname leitet sich direkt von Mobb Deep und deren Slang ab, weswegen die direkte Assoziation mit Hav und P von Anfang an besteht. Eigene Schritte unternimmt man zuerst bei Muggs und dann mit einem Virgin-Deal, beides führt aber nicht zum verhofften Ergebnis, weswegen mit "Special Edition" das Debütalbum erst 2002 erscheint.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Man hat sich inzwischen selbstständig gemacht und mit IM3 Records ein eigenes Label gegründet, das Vertrieb durch Landspeed erhält. Das ursprünglich vierte Mitglied, Gambino's identischer Zwilling Twin Scarface, verstarb übrigens 1996 in einem Autounfall und bekam nie die Gelegenheit, wirklich in der Gruppe mitzuwirken. Doch nicht nur das hat sich geändert, auch die Zeiten sind 2002 ganz andere. Wenn man so will, haben G.O.D., Gambino und Nitty die Glanzzeit der Queensbridge verschlafen - der Wirtskorpus namens Mobb Deep beginnt, marode Spuren zu zeigen, und Reality Rap ist bei weitem nicht mehr so gefragt wie noch fünf Jahre zuvor. Gerade deshalb muss man dem Trio eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber aktuellen Entwicklungen lobhaft anrechnen, denn entgegen Mobb Deep versuchen sich IM3 gar nicht erst an massentauglichen Sounds, sondern fahren stur das, was man als QB-Sound definieren würde. Zu ihrem großen Vorteil stehen sie damit nicht allein, sondern dürfen sich über Producer wie V.I.C., Havoc, Muggs und vor allem The Alchemist, der fast die Hälfte aller Beats arrangiert, freuen. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst: Von Handlangern aus der zweiten QB-Reihe hat man keine lyrischen Meisterleistungen zu erwarten und bekommt auch keine, das Trio beschränkt sich auf grundsoliden Street-Talk, trägt diesen aber mehr als überzeugend vor. Gambino sticht mit seiner Reibeisenstimme fraglos hervor, aber auch der Godfather bleibt mit einem sehr dunklen Stimmorgan im Gedächtnis hängen und überlässt dem weniger markanten Nitty die für ihn dankbare Aufgabe, einen Gegenpol zu seinen zwei Kollegen zu bilden. Dank der starken Beats, die der Alchemist in jener Zeit aus seinen Gerätschaften zaubert, ist das Outcome für alle Eastcoast-Heads schwer empfehlenswert. In "Born Again" gibt außerdem Hostyle seinen äußerst willkommenen Senf zur Hook bei, während G.O.D. die düstere Stimmung angemessen in Worte fasst: "How the fuck am I supposed to do right when this whole shit is wrong? I wonder why the fuck I was born". Etwas später nimmt sich ein arg nuschelnder Prodigy Zeit, "The Family" (Mobb Deep, Noyd und IM3) in einem recht überflüssigen Skit vorzustellen, um der Alchemist-Walze "Mobb Niggaz (The Sequel)" alle weitere Arbeit zu überlassen. Für "Reality Rap" wird dann sogar die (fast) gänzlich unbekannte QB-Knechtschaft ans Mic gelassen, und selbst wenn man sich insgeheim eher einen Auftritt von Tragedy Khadafi gewünscht hätte, gibt es selbst hieran nichts auszusetzen. Ein vom Titel an das Hostyle-Solo auf "Y2K" erinnernder Song nennt sich "B.I.G.-T.W.I.N.S." und gibt einen Einblick in das Leben von Gambino, das neben dem Straßenalltag auch ausführlichen Alkoholgenuss und Bräute vorsieht. Inhouse-Stimme Chinky wird dreimal ans Mic beordert und zeigt eine gewohnt zweischneidige Performance, im Duett mit V-12 hätte man sie aus "Make A Livin'" jedenfalls streichen können. Neben dem von surrenden Streichern regierten Opener "IM3" sind es vor allem die Piano-Loops, die dem QB-Sound zu seinen besten Momenten verhelfen: Sei es nun der Titeltrack oder die Muggs-produzierte Kampfansage "We Will Survive" (von der zweiten "Soul Assassins"-Platte und diesmal mit starkem Chinky-Auftritt), IM3 holen aus ihren simplen Beats einiges heraus. Abschließend kommt man nicht umhin, Havoc's zwei außergewöhnlich starke Beiträge hervorzuheben: "We Don't Give A..." ist ein optimales Klagelied für Twin's Reime und "War" überflügelt (erneut mit Piano-Loop) als eiskalter Kopfnicker praktisch das gesamte "Infamy"-Album, auf dass ganz nebenbei mit "Get High, Get Bent" noch ein Überkracher hinterhergefeuert wird.

Man mag nun von Alben, die eine solch eindimensionale Thematik in mannigfacher Ausführung breitwälzen, halten, was man will, in ihrem Metier haben Infamous Mobb in jedem Fall sauber abgeliefert und darüber hinaus bewiesen, dass sie mehr sind als nur willenlose Mobb-Deep-Gefolgschaft. Natürlich ist schon hier offensichtlich, dass die drei noch mehr von starken Produzenten abhängen als andere Künstler, doch mit dem aufgefahrenen Lineup wird dieses Problem behoben, bevor es entstanden ist. Alles in allem ist "Special Edition" eines der zu dieser Zeit schon sehr rar gewordenen Top-Alben aus der Queensbridge und somit für Eastcoast-Heads schwer empfehlenswert.

8.0 / 10

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