Freitag, 18. Februar 2011

Many Styles - Many Styles


Release Date:
2004

Label:
Eigenvertrieb

Tracklist:
01. Tell All The World
02. Taking Up Space
03. Director's Cut
04. Wright About Now
05. To Whom It May Concern
06. Paradox Is There
07. Water
08. Median
09. Charge
10. It Never Ends
11. They Don't Know
12. Love, Life and Music
13. Phobia
14. Taking Up Space (Remix)
15. Taste Of Love

Review:
Many Styles beschreitet einen Weg, den man von vielen Emcees kennt: Er arbeitet sich als Battle-Rapper in New York hoch. Der Anfang seiner Karriere ist in den ausgehenden Neunzigern auszumachen, danach erkämpft er sich schnell einen Namen (er ist beispielsweise Gegner bei Jin's erstem Battle in New York). Doch es hält ihn nicht lange ausschließlich beim Batteln, die Transformation zum vollwertigen Emcee vollzieht sich kurze Zeit später und man hört erstmals von ihm in J23-Kreisen. Zu dieser Zeit sammelt Many schon Material für ein Debüt-Album, für das sich zwar einige Labels interessieren, das er dann aber doch vollkommen selbstständig veröffentlicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Es ist wahrscheinlich gerade dieser Labellosigkeit geschuldet, dass das selbstbetitelte "Many Styles" dieser Tage so in der Versenkung verschwunden ist. Für seine Beats konnte Many nämlich Namen wie Tonedeff, Blockhead, Fred Ones und die 2 Hungry Bros gewinnen, was - wenn nicht in Mainstream-Kreisen - dann doch für Underground-Fans mehr als nur interessant sein sollte. Und das ist nicht alles, schließlich trägt Many Styles seinen Namen aufgrund seiner ausgefallenen Rap-Performance, aufgrund außergewöhnlicher Flows, die zudem mit Raps versehen werden, die geistreicher als seine frühen Battle-Eskapaden sind. Um es zusammenzufassen: Auf diesem Album lädt Many Styles zu einer Tour durch seine Gedankenwelt ein, auf der Sarkasmus der Reiseleiter ist. Man wird auf zahlreiche Spiele mit der englischen Sprache treffen, die Many zumeist mit seinem so wandelbaren Flow verknüpft, der mal wenige Wörter stark betont hervorschießt und sich kurz darauf zu einem reißend schnellen Wortfluss ausweitet. Einer der bezeichnendsten Songs der LP ist "Taking Up Space", ein dezenter Hinweis auf die Sinnlosigkeit so vieler Emcee-Existenzen ("Fuck a topic, fuck a concept, fuck a point / I wanna brag about myself like everybody else"). Die Produktionsebene hält genau das, was die Namen versprechen: Sample-lastige Beats, die sich nicht sofort öffnen, dafür nach mehrmaligem Hören aber umso sättigender sind. Eines der schwächeren Stücke ist da noch "Director's Cut", in dem Many dafür wieder herrlich gegen die von Durchfall verstopfte Szene wettert:

"I would like to take this time to thank the fake fucks
And dumb bitches with fake boobs, getting paid to strut
Move! Come on people, do what you gotta to get in the mood
Get naked and hotter, the more naked the hotter, the quicker the better
We gotta get it going instead of procrastinating you
The cast is taking too long, the staff's complaining, they getting sick of the song
And I don't blame 'em, if I was them I would be sick of it too
The only difference is, I think I'm starting to get sick of you
And I'm beginning to wonder what it is I'm listening to
"

In "Paradox Is There" (schon 2002 erschienen) untermalt Fred Ones die Raps des sich als Einmannarmee durch die Tracks reimenden Many Styles ("Man fears what he can't understand, understands very little / Leaving him with a lot to fear") mit bedachtem Streichereinsatz, "Phobia" dagegen kommt mit sehr wenigen musikalsichen Mitteln aus. Das instrumentale Highlights dagegen findet sich in "Median", für das God's Child mit langsamem und tiefem Hörnerschall einsteigt, um selbige Hörner im Verlauf des Songs immer wieder gefährlich aufbrausen zu lassen. Many Styles findet sich in einer Halb- bzw. Zwischenwelt wieder, was schöne Ausführungen über paranormale Erfahrungen verheißt. Direkt im Anschluss wird in "Charge" wieder die morbide Szene über schwerkalibriges Instrumental zerschossen. Unter den 15 Tracks finden sich leider auch einige mittelmäßige, so das von Claps beherrschte "They Don't Know" oder die Standard-Piano-Show in "To Whom It May Concern". Entschädigt wird das wiederum durch echte lyrische Juwelen: "Water" geht auf einen ungewöhnlichen Tauchgang und "Love, Life And Music" ist als einzige großarige Metapher aufzufassen, in der sich Many mit seinen Audio-Romanzen von den One-Night-Stands abgrenzt, welche die Songs gewisser anderer Künstler sind ("This album is a product of love, not of immature lust / If that's what you're looking for, don't pick it up"). Zur Veredelung des Tracks steht Blockhead mit einem eindringlichen, mit hypnotisierend murmelndem Voice-Sample versehenen Instrumental bereit.

Man kennt das: Gefeierte Battle-Rapper nehmen ein Album auf und versagen an den anderen Herausforderungen, die sich damit stellen. Bei Many Styles ist das absolut nicht der Fall. Wer diese LP hört, dem fiele nicht ein, dass Many Styles zuvor Battle-Rapper war. Dabei profitiert er natürlich wesentlich von den Produzenten, die ihm in seinem Umfeld zur Verfügung stehen. Denn poduziert ist die LP meist hervorragend, und wenngleich sich ein oder zwei weniger prickelnde Songs ins Aufgebot gemischt haben, so ist "Many Styles" doch ein beinahe sehr gutes Album, das sich von der breiten Masse in positiver Weise distanziert und genau deshalb mehr Aufmerksamkeit verdient.

7.2 / 10

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