Samstag, 7. August 2010

Rakaa Iriscience - Crown Of Thorns


Release Date:
16. Juli 2010

Label:
Decon Records

Tracklist:
01. Crown Of Thorns (Feat. Aloe Blacc)
02. Observatory (Feat. Mad Lion)
03. Delilah
04. Breathe (Feat. KRS-One)
05. Connect The Dots
06. Assault & Battery
07. Ambassador Slang (Feat. Tasha Tiger JK, Roscoe Umali, Big Ryzn, Moshpit & Dumbfou)
08. Eyes Wide (Feat. Krondon)
09. Mezcal
10. Rosetta Stone
11. Aces High (Feat. Evidence, DeFari & Fashawn)
12. Mean Streak (Feat. Chali 2na)
13. Upstairs

Review:
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch das letzte Mitglied der Dilates Peoples sein Soloalbum veröffentlichen würde. Rakaa Iriscience, der gut gebaute Schwarze mit dem Afro, der neben Evidence oft die zweite Geige spielte, nennt dieses Soloalbum ein ursprünglich vorgesehenes Ziel, das erst die so gut funktionierende Zweckgemeinschaft der Dilated Peoples so weit hinausgezögert habe. Doch selbst wenn der Emcee aus L.A. bisher als Einzelkämpfer kaum aktiv war, kennt ihn der durchschnittliche Rap-Hörer inzwischen dank zahlreicher Gastauftritte. Mit Decon im Rücken hat der schwer Beschäftigte nun jedoch endlich Zeit, "Crown Of Thorns" zu veröffentlichen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wie bei so vielen Künstlern, die ein Gruppendasein gewohnt sind, gilt es auch für Rakaa, die ungewohnten Freiheiten, die eine Solo-Platte mit sich bringt, richtig zu kanalisieren. Auf den ersten Blick scheint er auch die richtige Dosis an im traditionellen Westcoast-Backpacker-Rahmen (kurz gesagt die Dilated Peoples und Umfeld) verankerten, kreativen Freigängen getroffen zu haben. Dazu kündigt Rakaa selbst eine große Vielfalt auf seiner Scheibe an und beruft sich dabei auf die unterschiedlichen Charaktere, welche die Writer-Crew formten, der auch er angehörte (nicht zuletzt war Rakaa schließlich Teil der Rock Steady Crew und deren Westcoast-Flügel). Das klingt alles schön und gut, letztendlich aber wesentlich interessanter als das eigentliche Produkt. Rakaa ist stilistisch weder ein herausragender noch ein einzigartiger Emcee, was durch gute Lyrics nur bedingt ausgeglichen werden kann - auch das ist eine Problematik, die mit dem Sologang plötzlich unvermeidbar im Raum steht. Ein Konzept lässt sich bei der Scheibe (geschweige denn ein Sinn hinter Titel und Cover) ebenfalls nicht ausmachen, was uns mit den Instrumentals verschiedener Produzenten zurücklässt, die von Rakaa zu einem Album geflochten wurden. Dank der dem Dilated-Sound gar nicht unähnlichen Basis der Scheibe gelingt das durchaus, doch viele Highlights werden auf diese Weise nicht ins Ziel gebracht. Da muss natürlich den Producern bzw. den gewählten Beats ein Vorwurf gemacht werden, denn wie so oft ist man wieder in einer Landschaft gelandet, die sich nicht groß von anderen Releases abhebt. An einigen Stellen werden Ausreißer unternommen - was mit dem oldschoolig orientierten "Assault & Battery" gehörig nach hinten losgeht, in Form von "Rosetta Stone" aber einen angenehm frischen Wind ins Album bringt. Selbiges Ziel verfolgt wohl auch "Ambassador Slang" mit der höchst kreativen Idee, ein Sortiment ost- und südostasiatischer Rapper, die alle in tadellosem Englisch ihre Bars herunterbeten und nur teilweise ihre Wahl rechtfertigen, über ein (mittelmäßiges) Honda-Instrumental einzuladen. Glücklicherweise sind auch einige Konstanten mit von der Partie: Exile demonstriert mit "Breathe" einmal mehr das hohe Niveau, auf dem er zur Zeit läuft, und motiviert dabei selbst KRS-One zu einem schlichtweg guten Auftritt. Nachdem der Hörer kurz darauf hingewiesen wurde, dass Rakaa Teil der Zulu Nation ist, darf auch Babu sein Können zeigen: "Connect The Dots", Rakaa's persönliches Reisetagebuch, riskiert mit lockerem L.A.-BoomBap zwar nichts, macht dafür aber sonst alles richtig. Andere Producer bekleckern sich weniger mit Ruhm: Oh No's "Assault & Battery" wurde bereits erwähnt, Illmind bleibt mit dem Trip nach Mexiko ("Mezcal") im guten Mittelfeld stecken und Alchemist zeigt in "Aces High" alarmierende Anzeichen von Stagnation, die auch von Ev, DeFari oder dem schwer gefragten Jungstar Fashawn nicht zerstreut werden können. ALC's zweiter Beitrag, "Upstairs", überzeugt als ruhiger Ausstieg schon weitaus mehr, während Babu beim zweiten Auftritt das lustlose "Eyes Wide" hinrotzt, dessen eindringliche Schilderungen des immer noch gefährlichen Lebens in gewissen Vierteln der Stadt der Engel durch eine schlichtweg miserable Hook von Krondon zerfahren wird. Ein letztes Beispiel, wieso die Wahl der Produzenten so wichtig ist, liefert der Vergleich des eröffnenden Titeltracks mit "Mean Streak": Der träge Sid-Roams-Beitrag gibt für sich genommen nicht so viel her wie El-P's Werk, steht Rakaa aber wesentlich besser zu Gesicht. In der düsteren Welt, die Mr. Producto für "Mean Streak" generiert, ist der stimmlich weich bespannte Rakaa (ebenso Chali 2na) vollkommen fehl am Platz.

Formuliert man es knallhart, kann man feststellen, dass ein Soloalbum von Rakaa nicht nötig gewesen wäre. Weder verfolgt der Dilated-Emcee ein wesentliches Konzept noch sind die einzelnen Tracks zu irgendeinem Zeitpunkt lyrisch hochwertig oder gar einzigartig - die angeschnittenen Themen wurden alle schon zigmal durchgekaut. Das alles wäre kaum eine kritische Erwähnung wert, wenn die Musik im Gesamten ansprechend genug wäre, wenn die Instrumentals gut genug wären, um von Anfang bis Ende zu unterhalten. Doch das ist nicht der Fall. Rakaa hat als Solokünstler leider (noch) keinen eigenen Stil. Im Angesicht der gelungenen und der akzeptablen Tracks ist eine derartige Kritik vielleicht unangebracht scharf, doch Rakaa wird selbst sehr gut wissen, dass sich "Crown Of Thorns" an hohen Maßstäben zu messen hat.

5.8 / 10

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