Sonntag, 12. September 2010

C-Rayz Walz & Parallel Thought - Chorus Rhyme


Release Date:
31. Juli 2007

Label:
Urchin Studios

Tracklist:
01. Intro
02. Chorus I
03. Chorus II
04. Chorus III (Feat. Trinity)
05. Chorus IV
06. Chorus V (Feat. Vast Aire)
07. Chorus VI Legacy
08. Leo Chorus
09. Vomit Chorus (Feat. MF Doom)
10. Chorus Collection (Feat. Levi, Hykoo, Messiah-J, iCON The Mic King, Kwote Scriptures, MC Caness, Wordsworth, Karniege, Double AB, Dusted Dons, Tame One, Glock Rockwell, R.A. The Rugged Man, Stahhr The Femcee, L.I.F.E. Long, Sha-Dula, MarQ Spekt, Thirstin Howl III, Klu Sheisty, Sean Price, Swave Sevah, Poison Pen, Chan, MC Unknown, Kosha Dillz, Block McCloud, Many Styles, Omega Moon & Immortal Technique)
11. DJ Chorus (Feat. DJ Ruffneck, Turntable Anhilists & DJ JS-1)

Review:
Ein Rapper, der es sich erlauben kann, bei MTV Made aufzutreten und der trotzdem seine Glaubwürdigkeit beibehält, muss einiges auf dem Kasten haben. Doch selbst das hilft C-Rayz Walz nicht an der Tatsache vorbei, dass seine Karriere nie so wirklich ins Rollen kam bzw. mit einem weithin gefeierten Album gespickt ist. Auch wenn er nach seinen anfänglich eigens veröffentlichten ersten Projekten zum Def Jukie wurde, startet er 2007 mit Urchin Studios eine Serie, die drei Alben beinhaltet und deren erste Veröffentlichung "The Dropping" war. Ungefähr ein halbes Jahr später steht schon der nächste Teil in den Regalen, nämlich "Chorus Rhyme".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Ganz im Gegensatz zu "The Dropping" setzt Walz diesmal nur auf einen Produzenten bzw. ein Produzentenduo. Drum und Knowledge alias Parallel Thought treten damit für viele erstmals ins Rampenlicht, da ihre 2005er EP auf Day By Day bis dato den einzigen Output darstellte. Der Drang, sich beweisen zu wollen, scheint die beiden zu durch die Bank weg starken Instrumentals zu treiben. Jedenfalls schneidern sie C-Rayz Walz ein sehr angenehmes Sound-Kostüm, in dem der charismatische Emcee Gelegenheit hat, seine Lyrics zu entfalten. Schließlich liegt dem Album ein Grundgedanke zugrunde, nämlich die Auseinandersetzung mit dem "Chorus Rhyme", dieser für viele essenziellen Ingredienz, die oft nur alibimäßig ihren Einzug in einen Song erhält. Der Chorus, ein Thema, in dem sich nicht zuletzt der Kampf zwischen gezwungenem Kommerz und Freidenken ausfechten lässt, denn ein Song ohne Chorus ist kaum radiotauglich. Was also hat C-Rayz Walz dazu zu sagen? Klare Stellung bezieht er natürlich nicht, so finden sich auf dem Album beispielsweise sowohl Songs mit als auch ohne Chorus. Es ist in jedem Fall anzunehmen, dass er seine Hörer zum Nachdenken bringen und eventuell auch provozieren will. Das unterstreicht er damit, dass er seine ersten sechs Songs schlichtweg durchnummeriert. Bei all diesen unkonventionellen Begebenheiten wirkt der relaxte BoomBap-Sound von Parallel Thought als ausgleichender und stabilisierender Faktor. Das "Intro" beispielsweise birst vor Soul und gewinnt den Hörer gleich zu Beginn für die Scheibe. Im weiteren Verlauf arbeiten Drum und Knowledge viel mit Saiteninstrumenten und treffen dabei auch den richtigen Ton: "Chorus III" atmet durch seinen Bass den Großstadt-Blues, auf dem Vordul Mega so aufblüht; mit dem anderen Ox-Teil Vast Aire darf sich Walz auf tragendem Streicherteppich austoben, um die abstrakte Harmonie der beiden darzulegen. Auch Doom wollen es PT recht machen, der "Vomit Chorus" hängt allerdings in der qualitativ zweiten Hälfte der Scheibe fest, ohne dass das Metallgesicht große Akzente setzen kann. Mit treibender Drumline gerät "Chorus VI Legacy" zum Erfolg und zeigt selbst mit einzelnen Lines ("A letter to the dumb, a word to the wise"), wie interpretationsoffen Walz' Lines hinsichtlich des Albumthemas sind. Er mag vieles mit anderem oder gar keinem tieferen Sinn eingerappt haben, seine abstrakten, teils zusammenhangslosen Lines stellen sich jedoch immer wieder - und vor allem auch noch nach dem zwanzigsten Durchlauf - als Hinhörer heraus. Begleitung findet er in "Chorus I" und "Chorus II" von zusagenden Instrumentals, die eingängig, aber nicht aufdringlich von einer Akustikgitarre begleitet werden. Bemerkenswert ist der "Leo Chorus", in dem PT für gute Laune sorgen und Rayz die markantesten Zeilen der Scheibe droppt. "I'm not a human being, I'm a human doing" oder "My verse is pregnant with so much contractions, I'ma give birth to a segment" (eine treffliche Umschreibung seiner Raps) sind nicht dafür gemacht, mit punktgenauer Aussage zu überzeugen (dafür sind Rayz' Gedankengägnge wohl zu wirr), doch sie bleiben im Gedächtnis. Gegen Ende der Scheibe stößt man schließlich noch auf ein Monument eines Tracks, der fast ein Drittel der gesamten Spielzeit ausmacht: "Chorus Collection" verheißt 15 Minuten mit jeweils acht Bars von 30 Emcees. Das Instrumental hält diese enorme Länge durch, die Klasse der Gäste (die von vollkommener Unbekanntheit bis zu respektieren Untergrund-Größen reichen) sorgt dafür, dass dieses Unternehmen nicht zum Reinfall wird. Zudem wird - zumindest von einigen Gästen - das Albumthema direkt behandelt, während einige Emcees für, andere wider die Notwendigkeit des Chorus plädieren. Zu guter Letzt gedenkt der "DJ Chorus" mit entsprechenden Gästen den Meistern an den Turntables und fungiert als solider Abschluss.

Schon "The Dropping" war ein Achtungserfolg, hiermit allerdings trumpft C-Rayz Walz überraschend groß auf. Der Grund dafür ist das Zusammenspiel des einzigartigen Albumkonzepts mit der starken, nicht zu alltäglichen Produktion, mit der Parallel Thought Rückendeckung geben, und nicht zuletzt mit "Chorus Collection" als wahres Rap-Unikat, das schon für sich ein Hingucker ist. Aufaddiert ergibt sich ein Album, das seinem Interpreten mit stimmungsvollen Instrumentals gerecht wird und dem Hörer schnell ins Gedächtnis wandert. Vor allem denjenigen, die noch nie ein Album von Walz gehört haben und vor der Frage stehen, wo sie anfangen sollen, sei "Chorus Rhyme" ans Herz gelegt.

7.2 / 10

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