Sonntag, 12. September 2010

Slum Village - Villa Manifesto


Release Date:
27. Juli 2010

Label:
E1 Entertainment / Ne'Astra Music Group

Tracklist:
01. Bare Witness (Feat. Babu)
02. Lock It Down
03. Scheming (Feat. J Dilla, Posdnuos & Phife Dawg)
04. Earl Flinn
05. Faster (Feat. Colin Munroe)
06. 2000 Beyond (Feat. J Dilla)
07. Dance (Feat. AB)
08. Don't Fight The Feeling (Feat. Dwele)
09. Um Um (Feat. Keys)
10. The Set Up
11. The Reunion Pt. 2
12. Where Do We Go From Here (Feat. Little Brother)
13. We'll Show You (Feat. AB)

Review:
Der Name Slum Village meint dieser Tage nicht nur die legendäre Gruppe, er dient meist auch als Synekdoche für einen ganzen Ast von Detroit-HipHop. Damit hat er weitaus mehr Gewicht, als man bei der von Rückschlägen definierten Gruppengeschichte meinen sollte. Doch vielleicht ist gerade diese das ursprünglich Baatin, T3 und Jay Dee zählende Trio umgebende Tragik, die erst 2009 durch den Tod des gerade wieder eingegliederten Baatin einen neuen schmerzlichen Höhepunkt verpasst bekam, die SV zu etwas Besonderem macht. In jedem Fall wollen die verbleibenden Elzhi und T3 ein Album veröffentlichen, das nicht mit den beiden ebenfalls zu zweit bestrittenen Alben aus den Jahren 2004 und 2005 zu vergleichen, sondern ein Manifest der nie dagewesenen vollköpfigen Truppe sein soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
So richtig überzeugend war die durchwachsene EP, die 2009 als Appetizer zu diesem Album erschien, nicht. Wie auf jener EP kümmert sich auch hier Young RJ um den Großteil der Produktion, während der zum inoffiziellen Dilla-Nachfolger erkorene Black Milk durch vollkommene Abwesenheit glänzt. Den Rest des instrumentalen Teppichs füllen zwei Restposten von Dilla sowie Beiträge von Khrysis, Hi-Tek, Mr. Porter und Dave West. Da es als das Album angekündigt war, das der Gruppe SV einen würdigen Schlussstein setzen soll, wurden neben Aufnahmen von Baatin auch noch einige ungenutzte Rhymes von Dilla mit auf die Scheibe gepackt, während Illa J als Spender der Yancey-Essenz ebenfalls präsent ist. Haben sich SV also etwas Besonderes für ihr letztes gemeinsames Werk einfallen lassen oder wird in Little-Brother-Manier mehr schlecht als recht noch ein letztes Album zusammengebastelt? Das "Besondere" an der LP ist, dass man das serviert, was von Fans weithin geschätzt wird: Detroit-Sound à la Slum Villa. Das bedeutet auch auf lyrischer Ebene keine Weltrevolutionen, sondern die nie zu ernst gemeinten Songs, die sich um das schönere Geschlecht drehen, während eine gesunde Portion Bragging ebenfalls nicht fehlen darf. Dabei ist es schön zu beobachten, dass gerade Elzhi, den man aufgrund des Soloerfolgs schon im Mittelpunkt der Scheibe wähnte, ein wenig in den Hintergrund tritt, um für ein Gefühl von Geschlossenheit zu sorgen. Die Startoptionen sind also keinesfalls schlecht, erfahren aber dennoch keine optimale Umsetzung. Natürlich sind die Lady-Tracks etwas geschmeidiger gehalten, an einigen Stellen fehlt jedoch einfach Saft und Kraft: "Don't Fight The Feeling" und "Faster" sind astreine Tracks, denen das gewisse Etwas fehlt, in "Um Um" gehen einem die halb geflüsterten Raps allerdings schnell auf die Nerven. In die Liste der Mängel reiht sich auch "Dance" mit mäßigem Drive und schriller Hook ein, die Hommage an den "Earl Flinn" dagegen rettet sich mit sauberer Arbeit von RJ in den feierbaren Bereich. Auch in "Beyond 2000" sorgt RJ für beste Unterhaltung, diesmal mit einem klassischen Detroit-Kopfnicker. Mehr durch seinen Inhalt fällt "The Reunion Pt. 2" auf, in dem zuerst Baatin seine persönlichen Schizophrenie-Probleme aufrollt, T3 dann von dem Dilemma seiner Wiedervereinigungs-Vision berichtet und schließlich ein sehr unauffälliger Illa J seine Rolle im Villa-Zirkel (mehr oder weniger) erklärt. Der kleine Yancey-Bruder bleibt allgemein sehr blass und trägt weder positiv noch negativ zum Album bei. Durchaus negativ bringt sich Hi-Tek mit dem zum Einschlafen langweiligen "The Set Up" ein. Auf der Suche nach besserem Material landet man bei "Scheming", bei dem wieder eine unwiderstehliche Dame im Vordergrund steht, während Dilla im Himmel zufrieden festellen darf, dass seine zwei Beats der Oberklasse der LP angehören: "Lock It Down" macht mit seinem Gitarrenloop mächtig Dampf, "We'll Show You" stellt sich als gefühlvoll-ruhiger und hervorragender letzter Track heraus.

So ganz das monumentale Manifest zum Abschluss ist es dann doch nicht geworden: Auf der einen Seite wünscht man sich einen oder zwei Kracher mehr, auf der anderen Seite hätten die soften Nummern mehr Finesse und Gefühl an den Tag legen können. Zumindest ist das Album insofern ein Erfolg, als es tatsächlich den Geist aller Beteiligten - lebendig oder tot - wiedergibt, ohne dabei zugunsten einer Person das Gleichgewicht aufzugeben. Und wer weiß, so wie sich zahlreiche Ankündigungen, man wolle eine Gruppe zu Grabe tragen, als unwahr herausstellten, darf man - zumal T3 schon diskrete Andeutungen machte - davon ausgehen, dass "Villa Manifesto" nicht unbedingt das letzte Villa-Album bleiben wird. Ob das nun eine gute oder schlechte Vermutung ist, darf der Optimismus jedes Lesers selbst entscheiden.

6.3 / 10

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