Donnerstag, 14. April 2011

Bugsy Da God - The Terrorist Advocate


Release Date:
01. März 2011

Label:
Napalm Recordings

Tracklist:
01. Army Drills (Intro) (Feat. Dom Pachino)
02. My Point Of View
03. The Sound Of Guns (Feat. Dom Pachino & Shyheim)
04. Beautiful Explosives
05. Firestorm Rush
06. Terrorist Advocate
07. Raging Guns
08. Dogs In Heat (Feat. Dom Pachino)
09. Guillotine Fiends (Feat. Dom Pachino & Chapelz)
10. Cell Diaries
11. Bloody Medallions (Feat. Leathafase & Dom Pachino)
12. Epiphany Of Love
13. Outlandish (Feat. Trigga Clip)
14. Guns, Roses & Caskets (Feat. Dom Pachino)
15. Salute The General (Bonus Track)

Review:
Noch jemand der unbedingten Meinung, dass es tief unter der Krone des Wu-Tang-Baums, irgendwo im Ameisenhügel, der sich neben dem moosbewachsenen Fuß des Stamms auftürmt, noch zu wenige Drohnen gibt, die (auch ohne Killa-Bee-Zugehörigkeit) ihren Beitrag zum Fortbestehen des Wu-Imperiums leisten möchten? Dann gibt es an Bugsy Da God kein Vorbeikommen. Dieser schwer talentierte Ausnahmerapper stammt aus NJ's Brick City und konnte sich, nachdem er auf einem Wu-Tang-Konzert mit einem puerto-ricanischen Terroristen namens Dom Pachino angebandelt hatte, zu dessen persönlichem Weedcarrier hocharbeiten. Damit ist Bugsy nun Teil des Rosters von Pachino's Napalm Recordings und erhält somit die Möglichkeit, seine Fähigkeiten auf dem geistreich betitelten Debütalbum "The Terrorist Advocate" unter Beweis zu stellen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Nur um sicherzugehen, dass auch jeder weiß, was er sich hiermit einfängt, wird Bugsy ausdrücklich vom wesentlich bekannteren Pachino präsentiert, für alle Analphabeten stellt der Killarmy-Emcee sich sogar noch mit aufs Cover. Die Leute, die das Album dann wahrscheinlich tatsächlich kaufen, müssen sich bei solchen Ambitionen eher für dumm verkauft vorkommen. Die offensichtliche Unselbstständigkeit des gut gebauten Bugsy darf man aus Erfahrung heraus als ungutes Zeichen für die Albumqualität deuten. Doch man will diesem Newcomer schließlich eine faire Chance geben, also sollte man sich das Album zuerst anhören. Immerhin warten Beats von 4th Disciple, Bronze Nazareth, Jewels Polaar, Endemic oder Lord Beatjitzu auf den gepflegten Wu-Fanatiker. In der Tat werden diejenigen, die der Platte eine Chance geben, wohl eher positiv überrascht sein, denn was sich Bugsy an Beats zusammenhamstern konnte, kann sich sehen und hören lassen. Bisher wurde dabei noch kein Wort über ihn selbst als Emcee verloren, was vielleicht auch der Tatsache geschuldet ist, dass es diesbezüglich nicht übermäßig viel zu berichten gibt: Seine Stimme ist so auffällig, dass man sie auch in fünf Jahren und nach drei weiteren Alben nicht identifizieren können wird, wenn sie auf irgendeinem auswärtigen Track gastiert, reimtechnisch schießt Bugsy keine Böcke, über eine Standardperformance kommt er allerdings ebensowenig hinaus. Wer deshalb eine Abgrenzung auf lyrischer Ebene erwartet, der wird enttäuscht: Ein Konzept gibt es nicht wiriklich, zusammengehalten werden die Songs lediglich von der lyrischen Eindimensionalität, die einen heruntergebrochenen Killarmy-Wortschatz abgrast. Dass man trotzdem lobende Worte finden kann, scheint da sehr überraschend, ergibt sich jedoch aus der Kombo aus Raps und der gelungenen Produktion, die der unscheinbare Bugsy zumeist sehr ansehnlich bewirtet. Das fängt mit einer von P.R. übernommenen Vorstellung des Gastgebers zwar abturnend an, weitet sich in "My Point Of View" aber schnell zum ersten Kopfnicker aus. Zudem bekommt der Hörer schon hier so ziemlich alles mit, was Bugsy zu erzählen hat: Napalm sind diejenigen mit den dicken Eiern, der Lowlife-Rest wird auf dem Schlachtfeld, als das dieses Album fungiert, zerlegt, vornehmlich mit wieder und wieder durchpermutiertem Militärjargon. Ausnahmen gibt es erst im späteren Verlauf: "Cell Diaries" tönt aus dem Kittchen, in "Epiphany Of Love" wird die Beziehung zu einer Ex verarbeitet. Bei den Gastauftritten passiert rein gar nichts, was eine Erwähnung lohnte, auch wenn das exzessive Hinzuziehen des Mentors keinesfalls verkehrt ist. Bugsy packt also in aller Ruhe schweres Geschütz aus, was sowohl mittelmäßge ("Terrorist Advocate", "Beautiful Explosives") als auch erfreuliche Tracks liefert. Bronze's "The Sound Of Gunz" (ursprünglich für die Killarmy gedacht) gibt sich erstaunlich verhalten, 4th Disciple wird ebenfalls ein ruhiges Stück ("Dogs In Heat") abgerungen. So erhält man insgesamt ein im begrenzten Albumrahmen ausgeglichenes Sound-Bild, dem ein Kracher wie Lord Beatjitzu's "Raging Guns" weiteren Schliff verleiht. Ein definitiver Anspieltipp ist dann noch "Guns, Roses & Caskets" (einer von sechs Beiträgen des Kumpels LabMatik) mit schwer gelungener Sample-Arbeit zu nennen, seinen Schlusspunkt setzt Bugsy direkt darauf, indem er dem Label-Boss in "Salute The General" nach allen Regeln der Kunst die Eier krault.

Natürlich passiert hier nichts, was die große Halbachse unserer Erdbahn auch nur minimal verändern könnte, das war aber schon vorab mehr als klar. Und auch wenn alle Startbedingungen auf Mittelmaß deuteten, sollte man von Bugsy's Debüt positiv überrascht sein, denn er schafft etwas Unerwartetes, etwas, woran der eigene Mentor Dom Pachino jüngst mehrmals scheiterte: Bugsy's Beat-Teppich wird seinen Raps gerecht. Das mag keine große Leistung sein, deshalb sei diese Aussage umformuliert: Die jüngeren Pachino-Alben würden bei einem kompletten Instrumentalaustausch mit "The Terrorist Advocate" Gewinn machen. Das bringt uns einerseits zur Erkenntnis, dass der Terrorist in dieser Hinsicht etwas falsch macht, während sein Advokat die ihm gegebenen (überschaubaren) Möglichkeiten bestmöglich ausschöpft und ein überdurchschnittliches Album auf die Beine stellt.

5.9 / 10

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