Donnerstag, 14. April 2011

Verbal Kent - Save Yourself


Release Date:
11. Januar 2011

Label:
Rapmechanics

Tracklist:
01. Same
02. Ahead Of Its Time
03. Take
04. Examples (Feat. Lance Ambu)
05. Cry
06. Now
07. My City (Feat. Sadat X & Edo. G)
08. Help
09. No (Feat. Lance Ambu & Rusty Chains)
10. Dinner Party
11. Respect (Feat. Pete Rock)
12. Justice Code (Feat. Rusty Chains & Alltruisms)
13. Last Laugh (Feat. Masta Ace & One Be Lo)
14. Save Yourself

Review:
"Save Your Friends" hieß es noch vor einem guten halben Jahr - und man hat das, was Verbal Kent wie nebenbei (ursprünglich schließlich nur als Tour-Album geplant) in anfänglicher Eigenregie veröffentlichte (sofern überhaupt gehört), noch in bester Erinnerung - in Zeiten, in denen so viel Mittelmaß im Rap-Ozean herumtreibt, war Kent's unbeschwerte Rap-Dosis (wieder einmal) sehr willkommen. Und da vor allem im Rap-Geschäft ein gesund ausgeprägter Egoismus nicht selten anzutreffen ist, sollte es außer Frage stehen, dass nun mit der Selbstrettung und "Save Yourself", das auch definitiv als vollwertiges Album konzipiert war, vom munteren MC aus Chicago sogar noch eine Steigerung geplant und zu erwarten ist.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dass die Ziele im Vergleich zu "Save Your Friends" diesmal höher gesteckt sind, spiegelt sich in erster und auffälligster Linie in der Tracklist wider: Die regelmäßig konsultierten und weniger bekannten Produzenten Lord Beatjitzu, Varan, Kelakovski und Wizard teilen sich neben Marco Polo, der Kent schon seit geraumer Zeit mit einzelnen Beats versorgt, die Bühne mit Namen wie M-Phazes, Illmind, dem zur Zeit gefragten Apollo Brown oder Pete Rock, wobei der Soul Brother Nummer Eins sogar selbst zum Mic greift, wo er mit Masta Ace, Edo. G, Sadat X und natürlich den Giraffe Nuts in bester Gesellschaft ist. Wer mit Kent vertraut ist, der wird gespannt sein, wie der Punchline-schwangere Haudegen diese bunte Producer-Landschaft zu meistern und wie er darüber hinaus seine Gäste einzubinden gedenkt. Eine schwere Aufgabe, und all jene, die die alten Alben für ihre unbekümmerten, fäustefliegenden und dem BoomBap-Liebhaber direkt in den Nacken dreschenden Tracks feiern, mögen es schon irgendwo gerochen haben: Die Namen in der Producer-Liste mögen schön aussehen, die beste Option sind sie deshalb noch lange nicht. Dabei gibt es an einem Stück wie "My City" eigentlich nicht viel auszusetzen, doch wer will auf einem VK-Album schon einen Track, auf dem Kent sich mit X und Edo über die jeweilige Heimatstadt austauscht, während Polo einen aus der Massenabfertigung entlassenen (und dafür noch recht guten) Beat mit Premier'schen Cuts in der Hook zum Besten gibt? Im Zuge des Albumtitels wird außerdem noch ein wenig Kritik eingebunden, "Same" beispielsweise lässt sich ausschließlich über die Konformität der Szene aus. Was Kent dabei zumeist vergisst ist das Ausspielen seiner natürlich in vollen Breiten präsenten lyrischen Stärken in den richtigen Geschossen - ein taugliches etwa kommt von Pete Rock im simplen und starken "Take". Wie bei "Save Your Friends" aus dem Sessel geworfen wird der Hörer von den ersten Minuten allerdings nicht, was sich auch im weiteren Verlauf kaum ändert. Schuld trifft natürlich Kent selbst, denn selbst wenn "Respect" Pete Rock's zweiter außerordentlich gelungener Beitrag ist, sind Themen wie die Erläuterung des verdienten Respekts nur sekundär interessant; aber auch die Beat-Schuster haben nicht alle ihren besten Tag erwischt: Illmind ist mit "Examples" und "Dinner Party" höchstens als wegwünschenswertes Ärgernis hervorzuheben und M-Phazes mit "Ahead Of Its Time" viel zu brav. Selbst die Vertrauten patzen: Kelakovski reißt nichts und der zweite UK-Abgesandte, Wizard (wer "Fever" gehört hat, der durfte einen Knaller erwarten), zielt mit "No" zwar in die richtige Richtung, versagt dann aber bei der Umsetzung des Drum-schweren Kopfnickers. Apollo Brown tut genau das, was er kann und was man von ihm erwartet, was "Cry" zur gelungenen, Detroit-geprägten und Soul-Sample-bestückten Nummer macht, die man zu erwarten hatte und in die Kent seinen harten Alltag einfließen lässt. Bei diesem Thema verweilt auch "Last Laugh" mit einem weinerlichen Ace (doch man kennt diese Masche von ihm schließlich schon) und dem wie gewohnt beanstandungslosen One Be Lo. Wer nach dem melancholischen Instrumental vom ansonsten ebenfalls immer für eine Granate zu habenden Varan entmutigt das Handtuch werfen will, der sollte noch einhalten, denn ein einziger Name hält genau das, was er verspricht: Lord Beatjitzu knallt im Titeltrack "Save Yourself" endlich das auf den Tisch, was wesentlich öfter hätte kommen müssen: eine ordentlich Fahrt aufnehmende Bombe, die dem vokalverschluckenden Stakkato-Flow von VK voll gerecht wird und ihn zu einer finalen Höchstleistung treibt.

Wie so oft fällt ein Haufen rügender Worte über ein eigentlich gar nicht so schlechtes Album. Grund dafür sind Erwartungen und hohe Ansprüche, die sich Verbal Kent selbst zuzuschreiben hat. Natürlich behandelte er immer und vor allem auf den ersten Alben ein größeres Themenspektrum, sein Zuhause sind jedoch die wahnwitzigen Battle-Rhymes über einen ganz eigenen Trademark-Sound, aus dem er jüngst auf "Save Your Friends" mit den weniger bekannten Produzenten (Varan, Beatjitzu, Wizard) bestens schöpfte. "Save Yourself" dagegen lehrt: Auch ebenjene Produzenten können schlechte Tage haben, eine Verlagerung auf M-Phazes, Illmind und Konsorten ist aber keinesfalls die Lösung. Damit ist "Save Yourself" eine LP eines starken Rappers mit leider teils austauschbaren Beats. Das reicht zwar noch für ein überdurchschnittliches Ergebnis, beim nächsten Mal wird dann aber wieder mehr erwartet.

6.2 / 10

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