Freitag, 22. Juli 2011

Bad Meets Evil - Hell: The Sequel


Release Date:
14. Juni 2011

Label:
Shady Records / Interscope

Tracklist:
01. Welcome 2 Hell
02. Fast Lane (Feat. Sly Jordan)
03. The Reunion
04. Above The Law (Feat. Claret Jai)
05. I'm On Everything (Feat. Mike Epps)
06. A Kiss
07. Lighters (Feat. Bruno Mars)
08. Take From Me (Feat. Claret Jai)
09. Loud Noises (Feat. Slaughterhouse)
10. Living Proof
11. Echo (Feat. Liz Rodriguez)

Review:
Ein Wunder, dass die Geschichte von Royce Da 5'9" und Eminem zur angemessenen Vermarktung noch in keine Sitcom gepackt wurde - genug Stoff für eine erste Staffel gäbe es auf jeden Fall. Die gemeinsame Geschichte beginnt 1997, als ein junger Royce auf einem Konzert Em vorgestellt wird und man sich sofort (auch in der Booth) versteht. Mit einem Track auf der "Slim Shady LP" und der auf dem bis dato für seine Cover bekannten Label Game Recordings veröffentlichten Single "Nuttin' To Do / Scary Movies" setzt man sich ein erstes Denkmal, das die Erwartungen an eine Ausarbeitung auf Vollzeit gewaltig nach oben schraubt - nicht zuletzt erfahren zu diesem Zeitpunkt beide Künstler auch solo einen gewaltigen Hype. Doch es läuft mal wieder nichts wie geplant, Royce bleibt auf der Strecke und zu allem Überfluss verscherzt er es sich erst mit Dr. Dre und dann mit D12 und Em selbst. Es dauert bis zu Proof's Tod, bis das Duo Bad Meets Evil seine Streitigkeiten beiseite legt und wieder Kontakt aufnimmt, der nach kurzer Zeit auch im Studio gepflegt wird. Ende 2010 reicht Em dann sogar Slaughterhouse (dem Junggesellenbund der gestrandeten Industry-Leftovers) die Hand und mit Nickel gibt es eine EP namens "Hell: The Sequel".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Zwölf Jahre nachdem Eminem dem Hörer prophezeite, man sehe sich für eine Fortsetzung in der Hölle wieder, dackeln Bad Meets Evil also mit diesem Projekt an, das in der Deluxe Edition mit seinen elf Tracks sowieso mehr Album als EP ist. In jedem Fall sind Mr. Bad und Mr. Evil viel zu spät dran, denn wenn die Zwischenzeit etwas gelehrt hat, dann, dass solche Projekte in der Regel als grauenhafte Reinfälle enden. Doch selbst wenn man es in den letzten Jahren des Öfteren vergessen hat, Eminem war einmal (bzw. ist) ein sehr sehr fähiger Rapper, während Royce diese auch für ihn geltende Tatsache über die Jahre zu diversen von der Öffentlichkeit meist großteils ignorierten Gelegenheiten demonstrierte. Anscheinend haben sich auch Nickel und Slim gedacht, dass man dieses Können mal wieder aus dem Schrank lassen könne, denn - man möchte es kaum glauben - "Hell: The Sequel" gehört zum Besten, was diese beiden am Mic je zelebriert haben. Schlimmer noch, Eminem verbannt den schrottigen Reimstil der letzten Jahre, pfeift darauf, sich über dies und das auszuheulen und beschließt, Spaß beim Rappen zu haben, wovon sich Royce direkt anstecken lässt. Dann muss also nur noch der Rest stimmen, und da man mit positiven Überraschungen anscheinend nicht geizen möchte, startet "Welcome 2 Hell" gleich nach Maß durch: Havoc schraubt einen fetten Beat (was schließlich selten genug passiert) mit Choral-Sample und treibender Hi-Hat zusammen und erlaubt BME, mit aberwitzigen Punchlines fröhlich-munter den ersten Kopfnicker hinunterzufegen. Bunter wird's direkt im Anschluss in "Fastlane", das erneut nicht den Fehler macht, als merkwürdige oder spaßig gedachte Rotzproduktion anzutanzen (lediglich die Synthies gegen Ende hätten nicht sein müssen), sondern eine schön dunkel-gewaltige Wand aus Kick und Bässen aufstellt, die von Royce und Em in ebenbürtiger Entschlossenheit mit Lines niedergerissen wird, die so bombenstark geflowt sind, dass man sich fragen muss, womit die beiden in den letzten Jahren ihre Zeit verschwendet haben. Irgendwo in der Mitte von Sly Jordan's Hook, wenn man Zeit zum Luftholen gefunden hat, fällt dann aber das erste und leider später wiederkehrende Manko der EP auf: Wo man in den Strophen jeglichen Mainstream-Appeal in den Wind schlägt, scheint Interscope doch einige halbwegs zahme Hooks durchgeboxt zu haben, denn zu oft schieben sich Hooks ein, die nicht zum Rest des Songs passen und auch für sich genommen wenig bis nichts können. Der schlimmste dieser Kompromisse ist das miserable "Lighters", für das man Tyler, The Creator glatt das Messer in die Hand drücken und ihn auf Bruno Mars hetzen will. Sowohl mit dem klebrig-süßen Beat als auch mit seinem Refrain legt er diesem Song den Strick um den Hals. Doch vielleicht ist "Lighters" ja auch nur ein schlechter Scherz, der zeigen soll, dass das bedenkenlos stark spuckende Duo mit seinen Raps selbst durch Zuckerwatte schneidet. Im abschließenden Bonus "Echo" wird Liz Rodriguez wesentlich besser in den Song eingearbeitet, doch in einem Track wie "Taken From Me", das allen falschen Fans und Bootleggern den Mittelfinger vor die Nase hält, ist Claret Jai nur Zeitverschwendung zwischen der Reimen von Royce und Em. Die (oft von Mr. Porter beigesteuerten) Produktionen dagegen stimmen meistens, Sid Roams liefern das schlichte "The Reunion", das nicht etwa die gemeinsame Geschichte aufrollt, sondern mit unterhaltsamem Storytelling über die Damenwelt glänzt. Selbst Bangladesh greift im bassschweren "A Kiss" nicht vollkommen ins Klo, wenngleich die eingesampelte Hook wie auch der Song als Gesamtheit fernab vom Optimum spielen. Gleiches gilt für "I'm On Everything", das dank seiner austauschbaren Instrumentalisierung wenig packend ausfällt. Einen letzten Kritikpunkt darf man an der schnell sehr eintönigen Hook des anderweitig mit ganzer Mannschaft gut abgehenden "Loud Noises" anbringen, zu begrüßen ist dagegen der Bonus "Living Proof", dem eine schöne Drumline sowie starkes Bass-Spiel zugrunde liegen.

Da sie selten genug passieren, sind positive Überraschungen eine tolle Sache - vor allem bei einem Major-Release. In erster Linie gebührt Eminem und Royce Da 5'9" Respekt für den Bombenhagel an kunterbunten Lines, mit denen sie den Hörer eindecken und der so treffsicher und teils schnell geflowt ist, als hätten beide seit jeher nichts anderes gemacht. Abzüge gibt es für einige der Produktionen (wenngleich es in dieser Hinsicht wesentlich schlimmer hätte kommen können), vor allem aber für die Hooks und die dafür engagierten (oder vom Label vorgeschriebenen) Gäste, die zu oft unnatürlich und unpassend klingen. Doch selbst das vermag das positive Gesamtbild von "Hell: The Sequel" nicht zu trüben. Wenn Bad Meets Evil jetzt noch Hooks wie früher bei "Scary Movies" ins Programm nehmen, darf man sich auf weitere Zusammenarbeit freuen.

6.6 / 10

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