Freitag, 22. Juli 2011

Domingo - The Most Underrated


Release Date:
13. März 2007

Label:
Latchkey Recordings

Tracklist:
01. Intro (Feat. Gino The Ginny)
02. Bed Stuy Represent (Feat. Big Daddy Kane)
03. Exactly (Feat. Joell Ortiz)
04. Major Game (Feat. Guru)
05. All Clap (Feat. Canibus)
06. Cold World (Feat. Termanology)
07. Street Hustle (Feat. Immortal Technique)
08. Bootleg (Interlude)
09. Next Dose (Feat. Rugged Intellect & Ras Kass)
10. Get Live (Feat. The Beatnuts)
11. 100 Roundz (Feat. Kool G Rap)
12. Next To Die (Feat. Deacon The Villain)
13. 2 Step (Feat. Born Unique)
14. Caught Between Worlds (Remix) (Feat. Non Phixion)
15. What's That (Feat. Precise)
16. Easy Now (Feat. Tonedeff)
17. Fuck You Mean (Feat. PackFM, Slug & Brother Ali)


Review:
Man möchte auf den ersten Blick sagen, Domingo sei eines dieser Neunziger-Reptilien, die den Sprung ins neue Jahrtausend nicht wirklich geschafft haben. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass der Latino aus East New York, der unter den Fittichen von Marley Marl ins Game fand, seine Hintergrundrolle noch nie aufgegeben hat, auch wenn er seine Finger vielerorts im Spiel hatte. Selbst sein offizielles Debüt wäre ohne Zutun von außen nicht zustandegekommen - Nomadic aus den Reihen von Latchkey Recordings muss Domingo praktisch ins Studio schleifen. Dann allerdings helfen die zahllosen über die Jahre geknüpften Connections, um "The Most Underrated" voranzutreiben. Ende 2006 wird das Album dann zu allem Überfluss auch noch gebootleggt und Domingo kehrt nochmal ins Studio zurück, um die Platte zur hier vorliegenden Version zu überarbeiten.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Mit der Auffassung, die Domingo von seiner Position im Genre hat, mag er zwar etwas übertreiben, doch ganz falsch liegt er - wie oben schon angedeutet - nicht. Des Weiteren erscheint "The Most Underrated" in einer Zeit, in der Producer-Alben gerade anfangen, wie Löwenzahn aus dem Boden zu schießen. Hinsichtlich der Gäste kann sich Domingo mit seinen Connections und dem Hinzuziehen zahlreicher Veteranen - entgegen den sonst meistens sehr ähnlichen Gästelisten der Konkurrenz - jedoch absetzen. Zwar besitzt er keinen extrem ausgeprägten Trademark-Stil, doch seine klassischen Drumlines führen doch wie ein kleiner roter Faden durch sein Album, auf dem sich neben einigen waschechten Schwerkalibern auch einige Newcomer einfinden. Ansonsten gibt es über diese Scheibe erstaunlich wenig zu erzählen, denn sie ist durch und durch ein typisches Producer-Album: Es gibt kein spezifisches Konzept, es gibt keine einheitliche Richtung beim Sound, es gibt Party- und es gibt Street-Tracks, die Gäste decken eine recht breite Spanne ab, was nicht verwundert, da Domingo's Beats im QN5-Umfeld ebenso wie auf den Straßen New Yorks anzutreffen sind. Auf ein geschlossenes Hörerlebnis sollte man also nicht setzen oder hoffen, praktisch jeder der Songs hat seinen eigenen Mann zu stehen, was ein dementsprechend schwankendes Bild liefert. Den Anfang macht ein "Intro", das mit Youtube-Mafiosi-Knirps Gino The Ginny Ratlosigkeit zurücklässt, glücklicherweise aber nicht zu lange dauert. Überleitende Interludes scheinen sowieso nicht Domingo's Ding zu sein, "Bootleg" hätte man sich (Anspielung auf den Leak der ursprünglichen Albumversion hin oder her) schenken können. Schließlich hat Domingo einige gute Tracks zu bieten, beispielsweise das wunderschöne (leider etwas kurze) "Exactly" mit dem Wörter invertierenden Rookie Joell Ortiz oder das perfekt auf Immortal Technique abgestimmte, simple "Street Hustle". Nicht nur betont Domingo, dass er einen Hang zu Samples aus der Latino-Musikwelt hat, auch hört man das eindeutig. Häufig zieren Trompeten und weitere Bläser seine gesunden Drumlines - sei es nun beim hübschen Beatnuts-Cut "Get Live" oder bei Big Daddy Kane's Opener "Bed Stuy Represent", der etwas zu repetitiv ausfällt. Als kleiner Malus ist anzumerken, dass die meisten Gäste wenig erzählen, was auf einem solchen Album nicht wirklich essenziell ist, doch wenn wie in "Major Game" dann noch eine für Guru etwas zu wuchtige Hörner-Walze anrollt, klingt die Zusammensetzung nicht wirklich optimal. Gerade Tonedeff beweist, wie viel amüsanter es doch funktionieren kann: "Easy Now" ist ein Dauerbrenner, den der QN5-Meister in entspannt-lässigem Singsang (und natürlich erlesenstem Flow) über die Bühne bringt - die dabei erzählte und urkomische Story sei an dieser Stelle nicht verraten. Weitere Leckerbissen sind Canibus' "All Clap", da Mr. Rip The Jacker mit dem schweren Instrumental definitiv etwas anzufangen weiß, ebenso wie Deacon in einem sehr ausgelassenen (was 2007 keine Alltäglichkeit mehr ist) "Next To Die". Non Phixion erhalten für ihr "Caught Between Worlds" einen neuen Beat, der das Original in Sachen Tempo links überholt und auch insgesamt seine Berechtigung hat, der aber gegen Domingo's finalen Paukenschlag einpacken kann: In "Fuck You Mean" tanzen Pack, Slug und Ali bestens gelaunt mit einem wilden Trompeten-Sample und machen nochmals ordentlich Stimmung. Das ist auch bitter nötig, denn einige der bisher nicht erwähnten Anspielstationen lassen dieses Feuer etwas vermissen: G Rap hat mit einem etwas schläfrigen Beat zu kämpfen, Termanology darüber hinaus noch mit sich selbst, während "Next Dose" die Nerven schnell (über-)strapaziert.

Das große Problem, das Domingo bei hiesigem Album zu schaffen macht, ist das Fehlen eines richtigen Grundes. Man hört, dass diese Musik einfach aufgenommen wurde, damit es ein Domingo-Album gibt. Da die Gäste - die zwar fast alle für sich genommen sehr interessant sind - recht wahllos zusammengewürfelt sind, hat man es mit einer Aneinanderreihung von Songs zu tun, nur bedingt aber mit einem echten Album. Die Konsequenz ist eine strikt mögliche Treffer-Nichttreffer-Einteilung. Gemessen an diesen nicht gerade rosigen Rahmenbedingungen legt Domingo dann doch noch eine sehr respektable Anzahl hörenswerter Songs aufs Parkett. "The Most Underrated" ist deshalb also insgesamt kein Must-Have, beherbergt aber durchaus starkes bis sehr starkes Material.

6.3 / 10

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