Dienstag, 20. Dezember 2011

Boxguts & Will Taubin - Spare Parts


Release Date:
26. September 2011

Label:
Johnny23 Records

Tracklist:
01. Spare Parts
02. Breathe (Feat. LoDeck)
03. Giants of Grease (Feat. Jak Progresso)
04. Look Up!
05. Chemical Dumb Down
06. StableMaster
07. Piglet Poppin' Horseshoe Thrower's Riddle Rally (Feat. LoDeck & Mike220)
08. Ohm Intelligence
09. GutHead TV (Feat. HaacWon)
10. Rash Bandit
11. Vacant Channel Nomad (Remix)
12. Face-Puzzler's Advanced Gimmicks
13. Millenium Child
14. Mellow Mud

Review:
Wer sich wundert, was Boxguts in der letzten Zeit - seit dem Album "Mutilator" - so trieb, der muss nur etwas genauer finden und wird eine dreiteilige Reihe Mixtapes sowie weitere Projekte (u.a. mit C-Plex) finden. Außerdem darf man nicht vergessen, dass er unter seinem echten Namen, Doug Hoffmann, eine erfolgreiche Laufbahn als Maler und Writer verfolgt und pflegt und in diese wahrscheinlich auch den Großteil seiner Zeit investiert. Übergangen werden darf seine musikalische Seite deshalb nicht, denn als Schlüsselfigur bei Johnny23 bewegt er sich nunmal in einem sehr interessanten Umfeld, was das erscheinen der kostenlosen "Riot Renaissance"-Label-Compilation jüngst unterstrich. Da seine Outputrate nicht die größte ist, darf man umso gespannter sein, wenn er mit Kumpel Will Taubin in die nächste Runde geht und aus den Überresten von "Mutilator" ein weiteres Album formt, das so treffend "Spare Parts" betitelt wurde.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Eigentlich sollte "Spare Parts" nur aus Left-Overs bestehen, doch inzwischen ist es nur noch die Minderheit der Tracks, die aus den Sessions zum ersten Kollaboalbum von Box und Will stammt. An der Herangehensweise oder dem Stil der zwei hat sich deshalb nichts geändert. Bezeichnend dafür ist das Cover, für das wieder ein sehr abstraktes Kunstwerk von Doug herhält und das erneut dem Stil der Scheibe ein Gesicht gibt: eigenwillige, dunkel-dumpfe Beats, Lo-Fi-Charme von vorne bis hinten, ungewohnte Samples und Guts' eigener Rap-Stil, all das ergibt aufsummiert den unorthodoxen HipHop, den schon "Mutilator" praktizierte. Das ist ganz gewiss nicht jedermanns Sache, für diejenigen, die schon das Vorgänger-Album schätzten, sollte diese Dreviertelstunde jedoch höchst interessant sein. Die Platte fängt direkt mit dem Titeltrack an und fällt dem Hörer somit nicht mit der einfachsten Kost ins Haus. Will Taubin's rumpelige Drumline wird nur von allerlei komischer Geräusche (am besten als murrendes Surren zusammenzufassen) begleitet. Boxguts rappt dazu munter und agil mit dem Bestreben eines Künstlers, der in seinen Reimen ein gesprochenes Pendant zu seinen Artworks sieht. Große Botschaften, Geschichten oder den Hörer direkt ansprechende Texte sind also auch (wie beim Vorgänger) dieses Albums Sache nicht, was nicht zuletzt daran liegt, dass Boxguts mit seiner leicht fern klingenden, voll ins Keller-Ambiente der Scheibe passenden Stimme teils schwer zu verstehen ist. Ein schlechter Emcee ist er deshalb nicht, denn wenngleich er kein Untergrund-Messias ist, vermag ihm sicher nicht jeder durch die relativ zügige, monotone Schlagwerk-Party in "Look Up!" (einem der Tracks aus "Mutilator"-Zeiten) zu folgen. In "Piglet Poppin' Horseshoe Thrower's Riddle Rally" (die Neigung zu aberwitzigen Titeln ist inzwischen kein Geheimnis mehr) dürfen LoDeck und Label-Neuzugang Mike220 mit ran, ansonsten gehört der Song allerdings zu den weniger attraktiven des Albums, denn Will Taubin läuft mit seinen Beats doch hin und wieder in Sackgassen, in denen seine knarrenden Sound-Arrangements fruchtlos bleiben. Nicht so auf "GutHead TV", dessen langsames, bedrückendes, in Rauschen gebettetes Instrumental hervorragend zu Guts passt; Nobody HaacWon fühlt sich ebenfalls zuhause. "Giants Of Grease" passt zu Gast Jak P und wummert verzogen durchs Bild, in "StableMaster", das schon vier Jahre auf dem Buckel hat und neu eingespielt wurde, wechselt sich eine Gitarre mit einem schleppenden Piano-Loop und zerstückelten Drumpattern. Zwei instrumentale Zwischenspiele in Form des kurzen, aber starken "Ohm Intelligence" sowie des melancholischen "Millenium Child", das lediglich mit sporadischen Zitaten von Charles Manson versehen ist, tragen ihren Teil zum Gesamtbild bei. Abschließend sind es noch zwei Tracks der "Mutilator"-Sessions, die überzeugen: "Face-Puzzler's Advanced Gimmicks" entführt eine Harfe in die absonderliche Welt des Will Taubin, "Mellow Mud" ist ein sehr behutsames und doch mystisch-ergreifendes Instrumental, dem Doug's softe Performance genau das gewisse Etwas mitgibt.

Man darf "Spare Parts" getrost den Nachfolger zu "Mutilator" nennen, denn stilistisch fahren beide genau dieselbe Schiene. Wem also die erste Kollabo von Box und Will T gefallen hat, der sollte auch bei der zweiten nicht enttäuscht werden. Kleine Unterschiede hier und da lassen sich ausmachen, die Grundidee, das Zusammenspiel zwischen Beats und Rhymes sowie die Qualität sind gleich. Das heißt einerseits, dass auch "Spare Parts" seinen ganz eigenen, abgedreht-gewundenen Film fährt, aber auch, dass jeder, der sich mit Boxguts vertraut machen will, die freie Wahl hat, welchem der beiden Alben er (zuerst) sein Ohr schenken möchte, denn viel nehmen sie sich nicht. Da "Spare Parts" nicht erzwungen anders klingt, ist es hörenswert, wenn auch an einigen Stellen etwas zu wenig ausgefeilt, um wirklich an die große Glocke gehängt zu werden.

6.5 / 10

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