Dienstag, 20. Dezember 2011

Jedi Mind Tricks - Violence Begets Violence


Release Date:
25. Oktober 2011

Label:
Enemy Soil Records

Tracklist:
01. Intro
02. Burning The Mirror
03. When Crowds Descend Upon You (Feat. Demoz)
04. Fuck Ya Life (Feat. Blacastan)
05. Imperial Tyranny (Feat. King Magnetic)
06. Design In Malice (Feat. Young Zee & Pacewon)
07. Weapon Of Unholy Wrath
08. Target Practice
09. Carnival Of Souls
10. Willing A Destruction Onto Humanity
11. Chalice (Feat. Chip Fu)
12. Bloodborn Enemy
13. The Sacrilege Of Fatal Arms
14. Street Lights

Review:
Kaum zu glauben, doch "A History Of Violence" ist schon wieder drei Jahre alt. Seitdem brachten AOTP ihr drittes Album und Vinnie pflasterte die erste Wegmarkierung seiner Solokarriere (während Jus' seit Langem angekündigtes zweites Album weiterhin auf sich warten lässt). Bis dahin verläuft alles sehr normal, bis dann die Ankündigung zu "Violence Begets Violence", dem mittlerweile siebten Album der Jedi Mind Tricks, konkreter wird: Man arbeitet mit mehreren Produzenten zusammen, Stoupe wird gar nicht am Album beteiligt sein. Faktisch ist der Mann, der für den JMT-Sound steht, kein Teil der Gruppe mehr, da er seine Begeisterung für HipHop schon vor einiger Zeit verlor (wahrscheinlich ein schleichender Prozess, der eventuell den konstanten Qualitätsabfall erklärt) und sich lieber anderen Projekten widmet. Er stellte wohl Material für das neue Album zur Verfügung, dieses wurde aber nicht ausgewählt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Zu lange habe man darauf gewartet, dass Stoupe, mit dem Vinnie und Stoupe in der letzten Zeit ohnehin wenig bis keinen Kontakt pflegten, seinen Hintern bewege und das benötigte Material bereitstelle. JMT wollen Hardcore-Sound, Stoupe dagegen hantiert derzeit mit nachdenklichem, ruhigerem Material. Zusammenfassend ist also anzunehmen, dass "Violence Begets Violence" ein Zeugnis der überstrapazierten Geduld von Vinnie und Jus ist, die keinesfalls darauf warten wollen, bis Stoupe ihnen eventuell irgendwann doch wieder entgegenkommt. Denn die eigenen Kassen füllen sich nicht von selbst und der Name JMT lässt sich eben doch besser vermarkten als jegliche Soloalben. Also füllen andere Produzenten die Lücke, unter anderem Enemy Soil's Inhouse-Produzent C-Lance, der offenbar mehr und mehr eine zentrale Rolle auf dem Label einnimmt, des Weiteren Namen, die hier und da schon auf Releases des Labels auftauchten: Shuko, Hypnotist Beats, Nero und mit Mr. Green sogar noch ein Überraschungsgast. Eigentlich sind die Namen allerdings egal, denn neben einem sehr homogenen Klangbild machen sie alle klar, was mit dem Hardcore-Sound gemeint war, den man offenbar anstrebt und den Stoupe nicht (mehr) liefert. Genau genommen tat er das noch nie, denn Jus und Vinnie beschreiten ganz einfach neue Sound-Gefilde, die man eher von jüngeren Releases auf Enemy Soil kennt. Das heißt im Klartext: Furiose Beats, rasende, dramatische Samples und wummernde Kicks, die offenbar das Ziel haben, sämtliche Lautsprechermembran einzustampfen. Mit der subtilen und doch mörderisch-präzisen Genialität eines jungen Stoupe hat das herzlich wenig zu tun, weswegen man sich auch direkt von jeglichen Vergleichen mit alten JMT-Platten verabschieden muss. Wer so ins Album startet, der wird nicht unbedingt enttäuscht: Das Intro erzählt etwas über Massenmörder und Psychopathen, baut dabei Stimmung auf und bereitet die Bühne für "Burning The Mirror" vor, das ohne Vorwarnung die Hütte niederbrennt, eine solide Hook auffährt und mit drohenden Battle-Raps nicht geizt: "Fuck a crucifix, I use it just to stab a nun". Erfreulicherweise überzeugt auch ein (mehr oder weniger) über seine Aufzähl-Rhymes hinweggekommener Jus Allah. In diesem Format spiel dann ein Großteil der Scheibe. Das wird beizeiten anstrengend und führt auch nicht zu einer eventuell erhofften, geschlossenen Atmosphäre, über einige sehr gelungene Tracks darf man sich trotzdem freuen. Dieser Effekt wird durch die Gäste noch verstärkt, ein Blacastan etwa passt nicht wirklich in den Albumstrom, wertet aber das anderweitig mittelmäßige "Fuck Ya Life" etwas auf. Mr. Green bemüht ein ausfüllendes Vocal-Sample, für das Young Zee nur ein "Sing, bitch!" übrig hat, "Design In Malice" zählt trotz der nicht unbedingt passendsten Gäste zu den besten Momenten - ganz im Gegensatz zu "Chalice", das mit seinen Dub-Anleihen der klare Fremdling der Scheibe ist und in diesen Gefilden akzeptabel operiert, für die LP insgesamt aber alles andere als essenziell ist. Andere Songs sind schlicht und ergreifend Standard-Material, in dem auch bluttriefende Lyrics nichts helfen: "The Sacrilege Of Fatal Arms" gehört ebenso zu den Verdächtigen wie "Imperial Tyranny" oder "Carnival Of Souls", für dessen Hook Demoz eigentlich geteert und gefedert gehört. "Willing A Destruction Onto Humanity" erinnert (nur) mit seinem Voice-Sample an Stoupe, die viel zu übersättigten Kicks sind wieder typisch "VBV", sparen hätte man sie sich in jedem Fall können. Aus diesem Pool des Durchschnitts ragen glücklicherweise noch einige starke Momente heraus: "Target Practice" flirrt roh durchs Bild und passt sogar zum Bassdrum-Ansturm - woher der lyrische Wind weht, sollte klar sein. Auch "Weapon Of Unholy Wrath" wendet die neue Standardformel gut an und bevor in "Street Lights" ein sehr geplant klingender nachdenklicher Schlusspunkt gesetzt wird, geht es in "BloodBorn Enemy" nochmal deftig und bärenstark zur Sache.

Hinter dem, was Vinnie und Jus unter den für dieses Album angestrebten Hardcore-Sounds verstehen, lässt sich ein ganz klares Muster erkennen: Gefährliche, möglichst dramatisch aufgestellte Samples und stampfende Kicks, die jede Diskussion über variierende Drumlines obsolet werden lassen. "Violence Begets Violence" schickt zig mal ein aufgemotztes "Genghis Khan" ins Rennen, leider ist diese Art von Tuning tödlich für den ursprünglichen Stoupe-Sound. Deshalb sind die neuen Jedi Mind Tricks ganz abgeschottet zu betrachten, und unter diesem Licht gibt es nicht mehr sonderlich viel, was sie von den Horden der AOTP und geistigen AOTP-Verwandten abhebt. Lediglich der gewichtige Name bleibt bestehen und hat, während das Duo am Mic eine überzeugende, gewalttriefende Show hinlegt, wohl auch einige der jungen Produzenten zu eigener Bestleistung angetrieben, weswegen "Violence Begets Violence" durchaus seine feurig-überzeugenden Momente hat. Ein wenig Luft nach oben ist insgesamt noch, doch mit absoluter Sicherheit wird man auf diese Weise aber niemals an alte Glanzzeiten anknüpfen.

6.0 / 10

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