Dienstag, 20. Dezember 2011

Phonte - Charity Starts At Home


Release Date:
27. September 2011

Label:
The Foreign Exchange Music

Tracklist:
01. Dance In The Reign (Feat. Sy Smith)
02. The Good Fight
03. Everything Is Falling Down (Feat. Jeanne Jolly)
04. Not Here Anymore (Feat. Elzhi)
05. Eternally (Feat. Median)
06. Sendin' My Love
07. Ball And Chain
08. To Be Yours
09. Gonna Be A Beautiful Night (Feat. Carlitta Durand)
10. We Go Off (Feat. Pharoahe Monch)
11. The Life of Kings (Feat. Evidence & Big K.R.I.T.)
12. Who Loves You More (Feat. Eric Roberson)

Review:
Aus Greensboro, der drittgrößten Stadt in North Carolina, kommen nicht gerade überwältigend viele Rapper. Der bekannteste dürfte jedenfalls Phonte Coleman sein, der mit Little Brother weltberühmt wurde. Doch das geschieht nicht sofort, denn bevor Phonte seine beiden Kollegen im College trifft, bevor er überhaupt zu rappen anfängt, kommt er im Kirchenchor seiner Großmutter mit Musik bzw. Gesang in Kontakt. Das Rappen fängt er später, inspiriert von den gängigen Old-School-Größen, an. Mit dem durchschlagenden Erfolg von LB in den 2000ern wird Phonte auch immer mehr zum gefragten Feature-Rapper und startet nebenbei mit Nicolay ein sehr fruchtbares Seitenprojekt, das inzwischen die zentrale Operationsbasis ist, auf der letztendlich auch das Solodebüt "Charity Starts At Home" veröffentilcht wird.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Lange hat es gedauert; Phonte sah bisher keine Notwendigkeit für ein Solo. Doch da Little Brother inzwischen definitiv begraben ist, war es wohl nur noch eine Frage der Zeit. Außerdem hat Phonte nach einer kleinen Twitter-Auseinandersetzung mit 9th Wonder, die drohte, sich aufzuschaukeln, eine öffentliche Versöhnung mit seinem LB-Kumpel zu feiern, was vier Beats von 9th Wonder auf "Charity Starts At Home" nach sich zieht. Für den Rest kommt eine nicht sehr vielsagende Gruppe aus ´Produzenten zusammen, auffällig ist lediglich die Abwesenheit von Nicolay. Wie sich herausstellt, ist das allerdings kein Beinbruch, denn wer Phonte's Solo irgendwo zwischen Little Brother und Foreign Exchange angesiedelt hat, der liegt goldrichtig. Es gibt etwas Gesang, jedoch vorwiegend Rap, der erwartungsgemäß die Probleme des täglichen Lebens, gewendet in Tigallo's behänder Wortwahl, abhandelt und dabei in Te's typisch sympathischer Weise den Hörer anspricht. Da in den ersten fünf Tracks dreimal 9th Wonder platziert wurde, wollte man im Startteil wohl auf Nummer sicher gehen, was mehr oder weniger auch gelingt: Das Album wird am Anfang niemanden aus den Socken fegen, denn selbst wenn 9th's Beiträge die meisten seines parallel erschienenen Albums übertreffen, so sind sie doch nichts, was man nicht schon zig mal von ihm gehört hätte. "Eternally" macht sich nicht ansatzweise die Mühe, die Trademark-Drums originell in Szene zu setzen, funktioniert mit einem netten Sample aber trotzdem und lebt vor allem vom aufgeweckten Hin und Her zwischen Median und Phontigga. Trotzdem war es kein Fehler, 9th derart ins Album einzubinden, gibt er doch eine Marschrichtung vor, der die übrigen Tracks genug Abwechslung beifügen. Außerdem ist "The Good Fight" - egal, ob man von 9th die Nase voll hat - schlichtweg schön anzuhören und findet Phonte im moralischen Zwiespalt, der einen Mittelweg zwischen ehrlicher, "guter" Musik und einem ausreichenden Einkommen fordert. Mit "The Life Of Kings" verantwortet 9th dann sogar den besten Song der Platte, der an sein Ohr für großartige Samples erinnert, während das Trio am Mic drei Perspektiven zum Titel gibt und Evidence schwer deplatziert wirkt. Der gesungene Teil der LP wird kompakt in der Mitte eingeschoben und umfasst das anstrengend produzierte "Ball And Chain", das von Piano begleitete Interlude "To Be Yours" sowie die R'n'B-Schnulze "Gonna Be A Beautiful Night", bei der man keine Risiken eingeht, weshalb das das galante "To Be Yours" gereicht hätte. Der beziehungstechnisch wertvollste Erguss wartet sowieo in "Sendin' My Love", in dem Phonte nach einem Streit seine Flucht in der Versuchung sucht. Weiterhin bietet die LP einen eher unauffälligen, aber gewohnt guten Auftritt von P-Monch, das eröffnende "Dance In The Reign", das die eigenen Ambitionen zusammenfasst, sowie das finale "Who Loves You More", das mit zwei kleinen Geschichten und allgemeinen Gedanken ("Got a room with a microphone and all this time / I just sat by the window and looked inside / Didn't like what I found, but you win or you lose / Make a living or have a life, guess that I gotta choose") einen gelungenen Abschied schafft.

Phonte ist der bescheidene Kerl von nebenan, der seinen Hörern am Anfang und am Ende der LP fürs Zuhören dankt. Braucht er nicht, denn er spielt in der ersten Rap-Liga und man hört ihm gerne zu. Deshalb ist sein Album zwar nicht frei von Fehlern, aber Tigallo schafft es trotzdem wesentlich besser als Kollege 9th Wonder, den alten LB-Geist in ansprechender Form aufzukochen. Der Foreign-Exchange-Einfluss mag eine Hilfe gewesen sein, der entscheidende Faktor ist er auf dieser Scheibe nicht. Denn auch und vor allem bei den Gesangseinlagen wird nichts riskiert, die betrefflichen Songs sind nahezu ein eigenständiger Teil der Scheibe. Die große Erleuchtung ist "Charity Starts At Home" also nicht, seinen LB-Kollegen ist Phonte trotzdem voraus, was er mit einem guten Soloeinstand unterstreicht. Das nächste Mal darf dann aber ruhig noch etwas mehr gewagt werden.

6.7 / 10

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