Donnerstag, 14. April 2011

Bugsy Da God - The Terrorist Advocate


Release Date:
01. März 2011

Label:
Napalm Recordings

Tracklist:
01. Army Drills (Intro) (Feat. Dom Pachino)
02. My Point Of View
03. The Sound Of Guns (Feat. Dom Pachino & Shyheim)
04. Beautiful Explosives
05. Firestorm Rush
06. Terrorist Advocate
07. Raging Guns
08. Dogs In Heat (Feat. Dom Pachino)
09. Guillotine Fiends (Feat. Dom Pachino & Chapelz)
10. Cell Diaries
11. Bloody Medallions (Feat. Leathafase & Dom Pachino)
12. Epiphany Of Love
13. Outlandish (Feat. Trigga Clip)
14. Guns, Roses & Caskets (Feat. Dom Pachino)
15. Salute The General (Bonus Track)

Review:
Noch jemand der unbedingten Meinung, dass es tief unter der Krone des Wu-Tang-Baums, irgendwo im Ameisenhügel, der sich neben dem moosbewachsenen Fuß des Stamms auftürmt, noch zu wenige Drohnen gibt, die (auch ohne Killa-Bee-Zugehörigkeit) ihren Beitrag zum Fortbestehen des Wu-Imperiums leisten möchten? Dann gibt es an Bugsy Da God kein Vorbeikommen. Dieser schwer talentierte Ausnahmerapper stammt aus NJ's Brick City und konnte sich, nachdem er auf einem Wu-Tang-Konzert mit einem puerto-ricanischen Terroristen namens Dom Pachino angebandelt hatte, zu dessen persönlichem Weedcarrier hocharbeiten. Damit ist Bugsy nun Teil des Rosters von Pachino's Napalm Recordings und erhält somit die Möglichkeit, seine Fähigkeiten auf dem geistreich betitelten Debütalbum "The Terrorist Advocate" unter Beweis zu stellen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Nur um sicherzugehen, dass auch jeder weiß, was er sich hiermit einfängt, wird Bugsy ausdrücklich vom wesentlich bekannteren Pachino präsentiert, für alle Analphabeten stellt der Killarmy-Emcee sich sogar noch mit aufs Cover. Die Leute, die das Album dann wahrscheinlich tatsächlich kaufen, müssen sich bei solchen Ambitionen eher für dumm verkauft vorkommen. Die offensichtliche Unselbstständigkeit des gut gebauten Bugsy darf man aus Erfahrung heraus als ungutes Zeichen für die Albumqualität deuten. Doch man will diesem Newcomer schließlich eine faire Chance geben, also sollte man sich das Album zuerst anhören. Immerhin warten Beats von 4th Disciple, Bronze Nazareth, Jewels Polaar, Endemic oder Lord Beatjitzu auf den gepflegten Wu-Fanatiker. In der Tat werden diejenigen, die der Platte eine Chance geben, wohl eher positiv überrascht sein, denn was sich Bugsy an Beats zusammenhamstern konnte, kann sich sehen und hören lassen. Bisher wurde dabei noch kein Wort über ihn selbst als Emcee verloren, was vielleicht auch der Tatsache geschuldet ist, dass es diesbezüglich nicht übermäßig viel zu berichten gibt: Seine Stimme ist so auffällig, dass man sie auch in fünf Jahren und nach drei weiteren Alben nicht identifizieren können wird, wenn sie auf irgendeinem auswärtigen Track gastiert, reimtechnisch schießt Bugsy keine Böcke, über eine Standardperformance kommt er allerdings ebensowenig hinaus. Wer deshalb eine Abgrenzung auf lyrischer Ebene erwartet, der wird enttäuscht: Ein Konzept gibt es nicht wiriklich, zusammengehalten werden die Songs lediglich von der lyrischen Eindimensionalität, die einen heruntergebrochenen Killarmy-Wortschatz abgrast. Dass man trotzdem lobende Worte finden kann, scheint da sehr überraschend, ergibt sich jedoch aus der Kombo aus Raps und der gelungenen Produktion, die der unscheinbare Bugsy zumeist sehr ansehnlich bewirtet. Das fängt mit einer von P.R. übernommenen Vorstellung des Gastgebers zwar abturnend an, weitet sich in "My Point Of View" aber schnell zum ersten Kopfnicker aus. Zudem bekommt der Hörer schon hier so ziemlich alles mit, was Bugsy zu erzählen hat: Napalm sind diejenigen mit den dicken Eiern, der Lowlife-Rest wird auf dem Schlachtfeld, als das dieses Album fungiert, zerlegt, vornehmlich mit wieder und wieder durchpermutiertem Militärjargon. Ausnahmen gibt es erst im späteren Verlauf: "Cell Diaries" tönt aus dem Kittchen, in "Epiphany Of Love" wird die Beziehung zu einer Ex verarbeitet. Bei den Gastauftritten passiert rein gar nichts, was eine Erwähnung lohnte, auch wenn das exzessive Hinzuziehen des Mentors keinesfalls verkehrt ist. Bugsy packt also in aller Ruhe schweres Geschütz aus, was sowohl mittelmäßge ("Terrorist Advocate", "Beautiful Explosives") als auch erfreuliche Tracks liefert. Bronze's "The Sound Of Gunz" (ursprünglich für die Killarmy gedacht) gibt sich erstaunlich verhalten, 4th Disciple wird ebenfalls ein ruhiges Stück ("Dogs In Heat") abgerungen. So erhält man insgesamt ein im begrenzten Albumrahmen ausgeglichenes Sound-Bild, dem ein Kracher wie Lord Beatjitzu's "Raging Guns" weiteren Schliff verleiht. Ein definitiver Anspieltipp ist dann noch "Guns, Roses & Caskets" (einer von sechs Beiträgen des Kumpels LabMatik) mit schwer gelungener Sample-Arbeit zu nennen, seinen Schlusspunkt setzt Bugsy direkt darauf, indem er dem Label-Boss in "Salute The General" nach allen Regeln der Kunst die Eier krault.

Natürlich passiert hier nichts, was die große Halbachse unserer Erdbahn auch nur minimal verändern könnte, das war aber schon vorab mehr als klar. Und auch wenn alle Startbedingungen auf Mittelmaß deuteten, sollte man von Bugsy's Debüt positiv überrascht sein, denn er schafft etwas Unerwartetes, etwas, woran der eigene Mentor Dom Pachino jüngst mehrmals scheiterte: Bugsy's Beat-Teppich wird seinen Raps gerecht. Das mag keine große Leistung sein, deshalb sei diese Aussage umformuliert: Die jüngeren Pachino-Alben würden bei einem kompletten Instrumentalaustausch mit "The Terrorist Advocate" Gewinn machen. Das bringt uns einerseits zur Erkenntnis, dass der Terrorist in dieser Hinsicht etwas falsch macht, während sein Advokat die ihm gegebenen (überschaubaren) Möglichkeiten bestmöglich ausschöpft und ein überdurchschnittliches Album auf die Beine stellt.

5.9 / 10

Strong Arm Steady - Arms & Hammers


Release Date:
22. Februar 2011

Label:
Blacksmith Records / Element 9 Muzik

Tracklist:
01. Had Enough
02. Make Me Feel (Feat. Jelly Roll)
03. Klack Or Get Klacked
04. Gangsta's (Feat. Kobe)
05. Can't Let It Go (Feat. Blaqthoven)
06. All The Brothers (Feat. Chace Infinite, Talib Kweli, KRS-One & Planet Asia)
07. Blow My Horn (Feat. Kurupt)
08. Trunk Music (Feat. Game)
09. Much More
10. On Point (Feat. Too $hort)
11. Chiba Chiba Pt. 2
12. When Darkness Falls (Feat. Marsha Ambrosius)

Review:
Nun kommt es also doch noch, das eigentliche Debüt der Strong Arm Steady Gang. Mit der Verspätung, die diese ürsprünglich Mitte der Dekade geplante LP stolz vorweisen kann, können die Jungs aus Cali schon beinahe Dr. Dre's "Detox" Konkurrenz machen. Und wo man schon beim Doktor ist, darf auch gleich Talib Kweli, der als Chef vom SAS beheimatenden Blacksmith ins Bild tritt, zitiert werden, für den hiesige Scheibe nach "The Chronic" das beste Westcoast-Release ist. Große Erwartungen werden da also an dieses einstige Großkollektiv, das über die Jahre nicht nur im Gepäck von Xzibit (der beim Wechsel zu Blacksmith absprang) einige Erfahrungen sammeln konnte, gestellt. Und selbst wenn diese Erwartungen auch nur ansatzweise erfüllt werden, steht einem ein Jahreshighlight ins Haus.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Zuallererst sticht einem das Albumcover ins Auge, das bei mir Assoziationen mit den Swollen Members und deren Battle Axe Records hervorrief und so gar nicht in eine Reihe mit dem ein Jahr früher erschienenen "In Search Of Stoney Jackson" passen will. Doch auf eine Ebene stellen sollte man die zwei Alben sowieso nicht, schließlich soll "Arms & Hammers" eine etwas härtere Schiene fahren, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass der dem Gangsta-Rap treu ergebene Mitchy Slick wieder als vollwertige dritte Mikrofonbesetzung in Erscheinung tritt. Was genau sich einem hier bieten will verrät dann aber doch erst die Musik selbst, dann aber in einer solch eindeutigen Sprache, dass man den guten Kweli für seinen oben erwähnten Kommentar glatt aus den Latschen watschen möchte. Wir erinnern uns an "Stoney Jackson" und daran, dass dort der rote Faden aufgrund des nicht aktiven Mitwirkens Madlib's (SAS wählten lediglich aus einem Packen seiner Werke aus) nur grob vorhanden war. Gegen das, was einem hier entgegenschallt, ist schon die einheitliche Handschrift des Herrn Jackson über jeden Zweifel erhaben. Das ist weniger eine Wertung der Qualität als der Konzeption der Scheibe, die sich dem Hörer schon nach dem ersten Hörgang als sehr zerfahren und windig zu erkennen gibt. "Von allem ein bisschen, aber nichts gescheit" scheint die Devise gewesen zu sein. So treffen Produzenten wie Madlib, Nottz, Khalil und Jelly Roll aufeinander, auf dass so ziemlich jedes Thema, das die Westküsten-Mehrkämpfer Krondon, Mitchy und Phil so zu bieten haben, (theoretisch) passend untermalt wird. Das Dutzend Tracks startet auf der Straße mit einem akzeptablen, aber (bis auf die fragwürdige Hook) austauschbaren "Had Enough" und den entsprechenden Raps - hier darf man durchaus zugute halten, dass ein knapper Überblick über das Hood-Leben nicht verkehrt ist. Es dauert allerdings nicht lange, bis die erste (und nicht letzte) falsche Abzweigung genommen wird. Mitunter am schmerzhaftesten klirrt und klimpert man inklusive nervtötender Hook von Kobe durchs abstoßende "Gangsta", Tracks wie die sehr durchschaubare Metapher "Blow My Horn" haben zwar nicht genug Kanten, um groß anzuecken, wirklich notwendig sind sie aber keinesfalls. Doch anscheinend wollte man dieses Thema gut abdecken, weswegen mit "On Point" gleich noch ein verwandter Zweitschlag (diesmal profitorientierter) geführt wird, der mit Too $hort, dem Papaschlumpf der Pimpbande, zwar den perfekten Gast aufführt, bei dem die Ausführungen zwischen der schön eingängigen Hook jedoch enttäuschend trocken ausfallen. "Klack Or Get Klacked" setzt den Haken beim harten Street-Banger und macht seinen Job solide, was "Trunk Music" so gar nicht von sich behaupten kann: Lamar gehören für das Instrumental die Finger gestutzt, mit Schlafmütze Game ist der Totalausfall komplett - diesen Rotz will niemand auf vier Rädern mit sich führen. Zum Albumaufgebot kommen noch Unwichtigkeiten wie "Can't Let It Go", die den Conscious-Schinken "All The Brothers" mit aufgesetzt-freundlichem Piano-Loop und natürlich den üblichen Verdächtigen (erwartungsgemäß hätte man sich KRS sparen können) auf gänzlich verlorenen Posten stellen und seine Berufung in die Tracklist sehr erzwungen wirken lassen. Wie ein höhnischer Fingerzeig läuft gegen Ende dann "Chiba Chiba Pt. 2" ein und erinnert mit erstklassigem Madlib-Arrangement daran, dass etwa Phil The Agony's Talent auf "Stoney Jackson" so viel besser zur Geltung kam. Da hilft dann auch ein gelungener Abschied ("When Darkness Falls", das mit Marsha sogar Top-Vocals im Refrain abbekommt) nichts mehr.

Der Nerd würde sagen "Fail" und schnellstens von dannen ziehen, was ihm keinesfalls zu verübeln ist. Denn selbst wenn man versucht, das Gebotene weiter zu elaborieren, findet man nicht viel, was man SAS zugute halten könnte. Die Entscheidung, sowohl das Themen- als auch das Soundspektrum breit zu fächern erweist sich als Schuss in den Ofen, denn nicht nur geht der LP so ein roter Faden völlig ab, auch beweisen SAS, dass gewisses Terrain nicht das ihre ist. Die zu ziehende Lehre: Entweder man verfolgt den Weg, den "Stoney Jackson" einschlug, weiter oder aber man berücksichtigt auch Mitchy Slick und wagt sich an eine ordentliche Fusion von Gangsta und Backpack - den halbgaren Eintopf, den sie der Hörerschaft in Form von "Arms & Hammers" andrehen wollen, können Strong Arm Steady behalten.

4.3 / 10

Company Flow - Funcrusher Plus


Release Date:
28. Juli 1997

Label:
Rawkus Records

Tracklist:
01. Bad Touch Example
02. 8 Steps To perfection
03. Collude / Intrude (Feat. J-Treds)
04. Blind
05. Silence
06. Legends
07. Lune TNS
08. Help Wanted
09. Population Control
10. Definitive
11. Lencorcism
12. 89.9 Detrimental
13. Vital Nerve (Feat. BMS)
14. Tragedy Of War (In III Parts)
15. The Fire In Which You Burn (Feat. Breezly Brewin & J-Treds)
16. Krazy Kings
17. Last Good Sleep
18. Info Kill II
19. Funcrush Scratch

Review:
In den Neunzigern waren die Auswüchse, die sich im HipHop-Genre finden ließen, sicherlich noch nicht so bunt wie über ein Jahrzehnt später, es gab auch nicht die kommerziell-ideologische Einteilung in Mainstream und Underground in der Form, wie man sie heute kennt, doch ebensowenig war beispielsweise die Ostküste eine einzige, gleichgesinnte Gemeinschaft. Inwiefern das relevant ist? Company Flow werden oft als Mitinitiatoren oben angesprochener Aufspaltung genannt. Dabei beginnt die Gruppengeschichte recht normal: Ein auf die Label-Welt nicht gut zu sprechender El-P gründet mit DJ Mr. Len (die beiden lernen sich kennen, als Len zu El-P's 18. Geburtstag auflegt) eine Gruppe, als Folge der relativ kurzen Liaison mit Libra Records gesellt sich noch Bigg Jus ins Lineup. Nach den ersten Anklang findenen Aufnahmen (Singles und eine EP) sind es die Leute von Rawkus, die die Gruppe signen und "Funcrusher Plus" (die Vollversion schon erwähnter EP) zudem zum ersten Label-Release machen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Schon deshalb hat man es wohl mit einem geschichtsträchtigen Album zu tun. Doch glücklicherweise ist das nicht die einzige Besonderheit, mit der Co-Flow aufwarten. "Funcrusher Plus" ist in vielerlei Hinsicht neu und anders als bisher Dagewesenes. Hauptsächlich ist es die Arbeit von El-P, doch auch Len und Jus steuern ein, zwei Beats zu dem bei, was sich der Soundteppich dieses Albums nennt - nicht ganz unverantwortlich für die Außergewöhnlichkeit der gesamten LP. Die Neuartigkeit mag heute vielleicht nicht mehr vollkommen nachvollziehbar sein, die Klasse von dem, was einem hier 70 kompromisslose Minuten lang entgegenschallt, ist erstaunlich und beschreibt sich selbst vorzugsweise als "independent as fuck". Was damit gemeint ist, lässt sich so einfach gar nicht in Worte fassen. Präsent ist dieses Feeling allerdings von der ersten Sekunde an, mit Einsetzen der verschrobenen Samples, die den Hörer als "special friend" begrüßen, um ihm mit diesem Hörerlebnis ein "special treatment" zu verpassen. Kurz darauf setzt El-Producto's Beat ein und nimmt den Hörer mit auf einen Trip, der nicht nur auf dieser Welt stattfindet. Die Sounds, die einem links und rechts um die Ohren wehen, mag so mancher Hörer verschmähen und als chaotischen Lärm abtun, wer damit allerdings auf einen grünen Zweig kommt, den erwarten großartige Minuten. Schon der erwähnte Opener "Bad Touch Example" glänzt mit fetter Bass-, unkonventioneller Drumline und vor allem mit Battle-Raps von Jus und El-P, die den befremdlichen Charakter der Musik mit ihrem Mix aus bodenständigen Punchlines und abgehobenem Wortjonglieren noch unterstreichen. Raps dieser Art füllen den Großteil des Albums, doch wie unschwer zu erraten sind beide MCs nicht nur darauf bedacht, klug zu klingen, hinter den Metaphern steht oft genug auch ein Anliegen. Dass die Label-Industrie die eine oder andere Salve abbekommt, war zu erwarten, in "Lune TNS" dagegen spinnt Bigg Jus ein Netz, das den mit der Writer-Szene von NY Vertrauten gewidmet und zu entwirren vorbehalten ist. Direkt im Anschluss werden Samples aus Montana Sacra für ein aussagekräftiges Interlude verwendet ("Help Wanted", grandios untermalt), das als Vorspann für "Population Control" dient, einem von vielen eigenwilligen Stücken, auf dem unkonventionelle Produktionen auf anspruchsvolle, nicht minder unkonventionell aufgetragene Raps treffen. El-P's rapider Wortfluss macht nur ab und an für prägnante Lines wie "I don't try to be different - I am" Halt. Noch abgefahrener wird es in "The Fire In Which You Burn", das von den Indelible-MC's-Kollegen erstklassige Unterstützung erhält. El-P ganz alleine und thematisch ausgefallener gibt es in "Last Good Sleep", in dem seine traumatische Kindheit in nicht minder verstörende Klänge gepackt wird. Zwischen all diesen sehr individuellen Tracks Highlights zu küren fällt beileibe nicht einfach, der wohl bekannteste Track - das spacige "8 Steps To Perfection" - drängt sich als Kandidat jedoch geradezu auf, da er relativ (lediglich relativ zum hiesigen Rest) leicht verdaulich ist und trotzdem das Wesen der Scheibe bestens wiedergibt. Je länger man sich mit dem Longplayer auseinandersetzt, desto mehr andere Tracks gewinnen an Reiz, und so mag ein Track wie "Info Kill II" anfangs unter den Tisch fallen, mit seiner weltfremd-schwarzen Atmosphäre aber Stück für Stück an Replay-Wert gewinnen. Das Rezept von Co-Flow geht nicht in jedem Track auf bzw. wird für viele Konsumenten an einer Stelle nicht funktionieren - "Vital Nerve" ist ein nahe an der Grenze zur Lästigkeit wandelnder Verdächtiger. Doch in Anbetracht von Meisterwerken wie Bigg Jus' düster blubbernder Spielwiese "Silence", dem Industry-kritischen Genickbrecher "Collude / Intrude" oder dem beinahe entspannten "Krazy Kings" hat man kaum Zeit, sich daran zu stören.

El-P, Len und Jus hatten sich wahrscheinlich nicht im Traum ausgemalt, welcher Erfolg diesem Album beschert sein würde. Genau deshalb ist die Scheibe wohl auch so gut. Sie lebt von und in der abgeschotteten, unverwässerten, abstrakten Welt, in der die musikalische Gemütsverfassung dieser Gruppe zu finden ist. Wie es bei solchen Querdenker-Releases der Fall ist, werden sie vom einen Teil der Hörer links liegen gelassen und vom anderen in den Himmel gelobt. Dass die zweite Fraktion so eindeutig überwiegt, mag zuerst überraschen, spricht aber letzten Endes nur dafür, dass man auch mit Nonkonformität Erfolg haben kann. "Funcrusher Plus" gelingt das in erstaunlichem Ausmaß - und selbst ungeachtet der Bedeutung dieser LP für das Genre bleibt zu sagen: zu Recht.

9.0 / 10

Verbal Kent - Save Yourself


Release Date:
11. Januar 2011

Label:
Rapmechanics

Tracklist:
01. Same
02. Ahead Of Its Time
03. Take
04. Examples (Feat. Lance Ambu)
05. Cry
06. Now
07. My City (Feat. Sadat X & Edo. G)
08. Help
09. No (Feat. Lance Ambu & Rusty Chains)
10. Dinner Party
11. Respect (Feat. Pete Rock)
12. Justice Code (Feat. Rusty Chains & Alltruisms)
13. Last Laugh (Feat. Masta Ace & One Be Lo)
14. Save Yourself

Review:
"Save Your Friends" hieß es noch vor einem guten halben Jahr - und man hat das, was Verbal Kent wie nebenbei (ursprünglich schließlich nur als Tour-Album geplant) in anfänglicher Eigenregie veröffentlichte (sofern überhaupt gehört), noch in bester Erinnerung - in Zeiten, in denen so viel Mittelmaß im Rap-Ozean herumtreibt, war Kent's unbeschwerte Rap-Dosis (wieder einmal) sehr willkommen. Und da vor allem im Rap-Geschäft ein gesund ausgeprägter Egoismus nicht selten anzutreffen ist, sollte es außer Frage stehen, dass nun mit der Selbstrettung und "Save Yourself", das auch definitiv als vollwertiges Album konzipiert war, vom munteren MC aus Chicago sogar noch eine Steigerung geplant und zu erwarten ist.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dass die Ziele im Vergleich zu "Save Your Friends" diesmal höher gesteckt sind, spiegelt sich in erster und auffälligster Linie in der Tracklist wider: Die regelmäßig konsultierten und weniger bekannten Produzenten Lord Beatjitzu, Varan, Kelakovski und Wizard teilen sich neben Marco Polo, der Kent schon seit geraumer Zeit mit einzelnen Beats versorgt, die Bühne mit Namen wie M-Phazes, Illmind, dem zur Zeit gefragten Apollo Brown oder Pete Rock, wobei der Soul Brother Nummer Eins sogar selbst zum Mic greift, wo er mit Masta Ace, Edo. G, Sadat X und natürlich den Giraffe Nuts in bester Gesellschaft ist. Wer mit Kent vertraut ist, der wird gespannt sein, wie der Punchline-schwangere Haudegen diese bunte Producer-Landschaft zu meistern und wie er darüber hinaus seine Gäste einzubinden gedenkt. Eine schwere Aufgabe, und all jene, die die alten Alben für ihre unbekümmerten, fäustefliegenden und dem BoomBap-Liebhaber direkt in den Nacken dreschenden Tracks feiern, mögen es schon irgendwo gerochen haben: Die Namen in der Producer-Liste mögen schön aussehen, die beste Option sind sie deshalb noch lange nicht. Dabei gibt es an einem Stück wie "My City" eigentlich nicht viel auszusetzen, doch wer will auf einem VK-Album schon einen Track, auf dem Kent sich mit X und Edo über die jeweilige Heimatstadt austauscht, während Polo einen aus der Massenabfertigung entlassenen (und dafür noch recht guten) Beat mit Premier'schen Cuts in der Hook zum Besten gibt? Im Zuge des Albumtitels wird außerdem noch ein wenig Kritik eingebunden, "Same" beispielsweise lässt sich ausschließlich über die Konformität der Szene aus. Was Kent dabei zumeist vergisst ist das Ausspielen seiner natürlich in vollen Breiten präsenten lyrischen Stärken in den richtigen Geschossen - ein taugliches etwa kommt von Pete Rock im simplen und starken "Take". Wie bei "Save Your Friends" aus dem Sessel geworfen wird der Hörer von den ersten Minuten allerdings nicht, was sich auch im weiteren Verlauf kaum ändert. Schuld trifft natürlich Kent selbst, denn selbst wenn "Respect" Pete Rock's zweiter außerordentlich gelungener Beitrag ist, sind Themen wie die Erläuterung des verdienten Respekts nur sekundär interessant; aber auch die Beat-Schuster haben nicht alle ihren besten Tag erwischt: Illmind ist mit "Examples" und "Dinner Party" höchstens als wegwünschenswertes Ärgernis hervorzuheben und M-Phazes mit "Ahead Of Its Time" viel zu brav. Selbst die Vertrauten patzen: Kelakovski reißt nichts und der zweite UK-Abgesandte, Wizard (wer "Fever" gehört hat, der durfte einen Knaller erwarten), zielt mit "No" zwar in die richtige Richtung, versagt dann aber bei der Umsetzung des Drum-schweren Kopfnickers. Apollo Brown tut genau das, was er kann und was man von ihm erwartet, was "Cry" zur gelungenen, Detroit-geprägten und Soul-Sample-bestückten Nummer macht, die man zu erwarten hatte und in die Kent seinen harten Alltag einfließen lässt. Bei diesem Thema verweilt auch "Last Laugh" mit einem weinerlichen Ace (doch man kennt diese Masche von ihm schließlich schon) und dem wie gewohnt beanstandungslosen One Be Lo. Wer nach dem melancholischen Instrumental vom ansonsten ebenfalls immer für eine Granate zu habenden Varan entmutigt das Handtuch werfen will, der sollte noch einhalten, denn ein einziger Name hält genau das, was er verspricht: Lord Beatjitzu knallt im Titeltrack "Save Yourself" endlich das auf den Tisch, was wesentlich öfter hätte kommen müssen: eine ordentlich Fahrt aufnehmende Bombe, die dem vokalverschluckenden Stakkato-Flow von VK voll gerecht wird und ihn zu einer finalen Höchstleistung treibt.

Wie so oft fällt ein Haufen rügender Worte über ein eigentlich gar nicht so schlechtes Album. Grund dafür sind Erwartungen und hohe Ansprüche, die sich Verbal Kent selbst zuzuschreiben hat. Natürlich behandelte er immer und vor allem auf den ersten Alben ein größeres Themenspektrum, sein Zuhause sind jedoch die wahnwitzigen Battle-Rhymes über einen ganz eigenen Trademark-Sound, aus dem er jüngst auf "Save Your Friends" mit den weniger bekannten Produzenten (Varan, Beatjitzu, Wizard) bestens schöpfte. "Save Yourself" dagegen lehrt: Auch ebenjene Produzenten können schlechte Tage haben, eine Verlagerung auf M-Phazes, Illmind und Konsorten ist aber keinesfalls die Lösung. Damit ist "Save Yourself" eine LP eines starken Rappers mit leider teils austauschbaren Beats. Das reicht zwar noch für ein überdurchschnittliches Ergebnis, beim nächsten Mal wird dann aber wieder mehr erwartet.

6.2 / 10

Sonntag, 27. März 2011

Talib Kweli - Gutter Rainbows


Release Date:
25. Januar 2011

Label:
Blacksmith Music / Javotti Media / 3D

Tracklist:
01. After The Rain
02. Gutter Rainbows
03. So Low
04. Palookas (Feat. Sean Price)
05. Mr. International (Feat. Nigel Hall)
06. I'm On One
07. Wait For You (Feat. Kendra Ross)
08. Ain’t Waiting (Feat. Outasight)
09. Cold Rain
10. Friends & Family
11. Tater Tot
12. How You Love Me (Feat. Blaq Toven)
13. Uh Oh (Feat. Jean Grae)
14. Self Savior (Feat. Chace Infinite)

Review:
Die erste größere Veröffentlichung des Jahres sichert sich Kritikerliebling Talib Kweli, der seiner Solo-Diskographie damit den vierten offiziellen Eintrag beschert. Ganz im Gegensatz zu etwa der Zeit vor "Eardrum" steht Kweli inzwischen nicht mehr im Mittelpunkt öffentlichen Interesses, was der Herr aus Brooklyn als befreiend ansieht. Die sich ändernden Zeiten werden auch insofern berücksichtigt, als das digitale Release dem der CDs vorausgeht. Dass der einst auf jeder zweiten Platte als Gast gegenwärtige Kweli nicht daran denkt, einen Gang zurückzuschalten, zeigt neben dem letztjährigen zweiten Album mit Hi-Tek jedoch die Ankündigung, dass auch noch "Prisoner Of Consciousness", welches eigentlich an dieser Stelle hätte erscheinen sollen und dessen frühe Aufnahmen sich u.a. auf "Gutter Rainbows" eingefunden haben, in absehbarer Zeit das Licht der Welt erblicken soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Doch erst einmal liegt der Fokus darauf, was Kweli auf "Gutter Rainbows" so treibt - "Eardrum" ist schließlich schon dreieinhalb Jahre her und ein zweites "Revolutions Per Minute" ist kaum wahrscheinlich. Also wirft man einen Blick darauf, was die Beschreibung des Albums zu erzählen hat: 13 Producer für 14 Songs werfen trotz illustrer Namen mehr Sorgen als Freude auf, darüber hinaus wird beworben, dass nun ohne Major im Rücken die volle Freiheit genossen wird, die dem Fan genau das geben soll, was Talib als natürlich erachtet. Schließlich wäre da noch der Titel, der als semikreativer Metaphernerguss gar nicht typischer Kweli sein könnte - man möchte schon an dieser Stelle fragen, wie Kweli sich von der Abstempelung als Conscious Rapper eingeengt sehen kann, wenn er selbige so kräftig nährt. Glücklicherweise haben ihn diese oder ähnliche Umstände noch nie daran gehindert, schöne Conscious-Musik zu machen. Man klinkt sich also ein, nur um irgendwo in der Hälfte vom Titeltrack "Gutter Rainbows" festzustellen, dass in diesen fröhlich-munteren BoomBap (hier von M-Phazes gestaltet) in letzter Zeit schon derart viele MCs ihr Mic getunkt haben, dass man sich nicht angehalten fühlt, bei einem Talib Kweli nennenswerte Gefühlsregungen zu zeigen. Die "Turn it up now"-Rufe funktionieren nicht. Entgegen aller Hoffnungen stellt man einige Tracks später fest, dass Talib selbst dieses Problem nicht aufgefallen ist - dabei war er auf der gefühlten Hälfte aller Platten, die "Gutter Rainbows" als ein Album unter vielen unter sich begrüßen, selbst Gast. Was also bleibt ist Kweli's Klasse am Mic sowie sein Ohr für gute Beats, was natürlich auch ein paar sehr nette Tracks mit sich bringt. "Wait For You" ist ein solcher Track, der nach klassischer Talib-Manier über ein verspielt-relaxtes Instrumental eine positive Message transportiert. Das krasse Gegenstück bietet "Mr. International", dessen ausgelutschter Titel saft- und kraftlos umgesetzt wird. "Cold Rain" begießt sich als 08/15-Piano-Geklimper mit hier und da angebrachter, altbackener Kritik ebenfalls nicht mit Ruhm, das noch langweiligere (und in der Hook an die Wand gefahrene) "Friends & Family" wird besser gar nicht erst erwähnt. Dann doch lieber "Palookas", bei dem Marco Polo etwas kräftiger aus den Boxen bläst und Kweli (bestens unterstützt von everybody's Feature Sean Püü) etwas mehr auf auf die Kacke haut. Ein klares Highlight hat man Nick Speed zu verdanken, der "Tater Tot" erfreulich stimmungsdunkel gestaltet und Talib's Geschichte über einen mit dem normalen Leben versagenden Ex-Soldaten ins rechte Licht rückt. Weiteres Lob geht an Oh No, der der exzellenten Kombo Kweli-Grae ebenfalls ein potentes Instrumental zuschanzt, was sich in "Uh Oh" äußert. Herauszustechen vermag damit nur noch das grauenhafte "I'm On One", Khrysis' missratener Versuch, seiner eigenen Eintönigkeit zu entfliehen.

Große Freude kann bei dieser Platte nicht wirklich aufkommen. Schlecht ist sie freilich nicht, man sollte immerhin nicht vergessen, dass ein Talib Kweli sich selbst mit sich wiederholenden Texten noch von der Masse der Emcees mit ähnlich klingenden Alben abhebt. Es heißt aber nicht, dass er sich ein Album wie "Gutter Rainbows" in der heutigen Zeit leisten kann - die Alt-Fans kennen derartiges Material in besserer Ausführung, für potentielle neue Fans reicht beim Mittelmaß der Produktionen selbst Kweli's Mic-Präsenz nicht zwangsweise aus. Es ist leicht ironisch, dass gerade bei der ungesunden Producer-Vielfalt, die hier Einzug hält, derartig konforme Standardkost herausgekommen ist. Am grundlegenden Rezept ändern muss Kweli zwar nichts, eine Einschränkung der Produzentenzahl, bessere Konzeption oder schlichtweg aufregendere Beats könnten aber verhindern, dass die drei Kronen nur deshalb vergeben werden, weil es er selbst ist, der am Mic steht.

5.7 / 10

Typical Cats - Typical Cats


Release Date:
06. Februar 2001

Label:
Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Intro
02. Reinventing The Wheel
03. Any Day
04. Qweloquiallisms
05. It Won't Stop
06. Snake Oil
07. Natural Causes
08. Take A Number
09. The Manhatten Project
10. Too Happy For Qwel
11. Live Forever
12. Cliché
13. What You Thought Hops
14. Thin Red Line

Review:
"It kinda melted into one ball or something", erinnert sich Qwazaar an die frühen Zeiten bzw. die Entstehung von Galapagos4, aus denen auch die Gründung der Typical Cats datiert. Zu dieser Zeit tut sich einiges im HipHop-Untergrund von Chicago. Unter anderem laufen sich diverse Künstler in Studios und Radiostationen über den Weg. Ein daraus entstehender Zusammenschluss sind die hier zur Diskussion stehenden Typical Cats, die auf ihrem selbstbetitelten Debüt mehr oder weniger das erste große Release für G4 aufnehmen und damit den Grundstein einer in fruchtbare Jahre eintretenden Label-Familie legen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Wer sich ein wenig mit Chicago's HipHop-Szene beschäftigt, der kennt die beteiligten Namen: Qwel, Qwazaar, Denizen Kane und DJ Natural (und außerdem Kid Knish in einer großteils passiven Rolle). Wer sich allerdings ein wenig mit Chicago's HipHop-Szene beschäftigt hat, der hat auch dieses Album zu kennen, schließlich gilt es mancherorts als Klassiker der Chi-Town. Bei dem Talent, das sich hier versammelt hat, ist das eigentlich kein großes Wunder: Qwel ist inzwischen alles andere als ein Unbekannter, hier sind es hauptsächlich furiose Battle-Rhymes (dieser Szene entsprang er schließlich), die er von sich gibt und die es somit zu hören gibt. Qwazaar hat seine dunkle Outerlimitz-Mentalität zuhause gelassen und lässt ebenfalls (relativ) muntere Flows vom Stapel, womit noch Denizen Kane verbleibt, der mit seiner wesentlich helleren Stimme und dem etwas ruhigeren Flow Ausgleich ins Team bringt. Dazu gibt es (bis auf eine Ausnahme) Beats von DJ Natural zu hören, die im "Intro" mit Denizen an der Gitarre beginnen. Die Struktur dieser Platte offenbart sich während ihres Verlaufs: Zu den typischen Tracks, auf denen jeder Emcee einen Verse spittet, gesellen sich nicht wenige Solo-Tracks, die das Trio jeweils einzeln beleuchten. Dazwischen stellt sich Natural außerdem mit zwei Instrumentals ins Rampenlicht und liefert damit gleich den ersten Grund zu Kritik: Er mag ein fähiger Produzent sein, ein außergewöhnlich guter ist er jedenfalls nicht, was man an einigen Stellen der LP zu spüren bekommt. Doch zuerst begrüßt den Hörer das geniale "Reinventing The Wheel" mit perfekt in den Vordergrund gerückter Bassline und einem Rhyme-Festmahl:



"The Q-W-E, who the fuck want strife?
Beat you half to death twice and smack your back to life
Underground stalagtite, quick with a dick spitting a rhyme
You criminals flip lines and forget to commit crimes
"

Lines dieser Art scheinen Qwel ganz nebenbei aus dem Ärmel zu fallen - auch auf seinen Solo-Tracks hagelt es saftige Punchlines in so perfekt vorgetragener Art und Weise, wie es ihm wenige MCs gleichtun können. Neben "Qweloquiallisms" teilt vor allem "Cliché" in voller Spielzeit nach allen Regeln der Kunst aus. Doch Qwel kann auch anders, widmet er doch einen ganzen Track der hohen Kunst des Graffiti - "The Manhattan Project" ist dabei nicht nur eine perfekte Ode, sondern lässt es sich zudem nicht nehmen, gegen nichtswissende Fakes zu schießen. Qwazaar tritt nur einmal alleine auf, nämlich im schlichten aber effektiven Kopfnicker "It Won't Stop". Seinen Königsauftritt hat er allerdings im wohl besten Track der Platte: Auf dem unglaublich funky produzierten "Take A Number" flowt er wie ein Gott und stellt sogar den wie immer bärenstarken Qwel in den Schatten. Den alltäglichen Stress handelt man auf "Any Day" ab, im abschließenden "Thin Red Line" gibt man sich dann über einen lockeren Piano-Loop noch einmal zu dritt die Ehre. Unerwähnt geblieben sind bisher die Solo-Auftritte von Den, der in "Snake Oil" von nervigem Klaviergeklimper begleitet wird und die fleischliche Lust zum Thema macht. "Live Forever", ein Bericht von seinem Traum über Ruhm, gefällt da schon wesentlich besser. Da Denizen außerdem (schon auf besagten Tracks) seine poetische Seite auspackt, gibt es mit "What You Thought Hops" noch eine sehr penetrante Spoken-Word-Einlage, die vergeblich versucht, mit pseudo-tiefgründigen Wortspielen philosophischen Anspruch zu erlangen, bis dann das Intro-Instrumental einsetzt. Damit bleibt schlussendlich nur noch DJ Natural zu rügen, da "Natural Causes" definitiv zu wenig hergibt, um als instrumentales Interlude zu funktionieren.

Es ist jammerschade, diese Albumdiskussion nicht mit ausschließlich positiven Worten abschließen zu können. Gegönnt hätte man es den Typical Cats. Doch egal wie überragend einige Momente auf der Scheibe sind, perfekt ist sie nicht. Das liegt in erster Linie an DJ Natural, dessen Beats dem, was Qwel, Qwa und Den hier ins Mic zaubern, oft nicht gerecht werden. Der Mix aus bombigen Battle-Raps und lyrischem Anspruch gelingt gut (wenngleich Den's poetische Anwandlungen sicherlich nicht jedermanns Sache sind), die gebotenen Raps haben zweifelsohne Klassiker-Niveau. So gesehen ist es verständlich, dass "Typical Cats" trotz seiner Schönheitsfehler in den entsprechenden Kreisen auch noch heute gepriesen wird.

7.1 / 10