Donnerstag, 17. Juni 2010

Blacastan - Blac Sabbath


Release Date:
04. Mai 2010

Label:
Brick Records

Tracklist:
01. Blac Sabbath Intro
02. Blac Magic
03. The Dice Life
04. 3010 (Feat. Esoteric & Celph Titled)
05. Crate Diggaz (Feat. ColomBeyond)
06. Best That I Can (Feat. Mark Fury & ColomBeyond)
07. City To City
08. The Way It's Done (Feat. Bad Newz)
09. Returning' To Nam
10. Diamond
11. You Wouldn't Belive
12. The World (Feat. ColomBeyond)
13. Anything Less
14. Crac House
15. The Darc Krystal
16. How Can You Be So Sure
17. The Life Of A Tape
18. Life Is Not A Game (Feat. ColomBeyond)

Review:
Der Werdegang von Blacastan liest sich wie der eines typischen HipHop-Stereotyps: Zwar nicht in New York, sondern in Hartford, Connecticut aufgewachsen, verbringt er seine Jugend mit dem Eintritt in die Welt krimineller Machenschaften, während nebenbei die Sympathie für den HipHop entdeckt wird. Unvermeidlicherweise wandert er über kurz oder lang ein, hinter Gittern schließlich werden Liebe für HipHop und eigene Rap-Fähigkeiten weiterentwickelt. Über den Buzz seines 2007ers "Me Against The Radio" Mixtapes fasst er in der Szene Fuß, seinem Debütalbum geht noch ein weiteres, sehr positiv aufgenommenes Mixtape ("The Master Of Reality") voraus, bis Brick Records schließlich "Blac Sabbath" veröffentlicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wie so viele seiner Zunft kann Blacastan den heutigen Trends des Genres wenig abgewinnen und scheint dem goldenen Neunziger-Sound weitaus mehr zugeneigt. Das zumindest ist die Aussage, die man aus seinem Debütalbum ziehen kann, denn ganz grob eingeordnet ist "Blac Sabbath" ostküstlicher 90s-BoomBap mit zeitgemäßem Anstrich. Für den sorgen nicht etwa die langweilige Querschnittspackung an momentan in der Underground-Szene gefragten Produzenten, sondern zu einem Großteil ein gewisser ColomBeyond, der, ähnlich unbeschrieben wie Blacastan, bisher lediglich auf dessen Mixtapes von sich hören ließ. Dieser ColomBeyond ist es, der "Blac Sabbath" seitens der Produktionen aus der Masse heraushebt und einen Soundteppich kreiert, der stilistisch insofern an die klassischen Mittneunziger-Releases erinnert, als dass die angeschlagene Härte gekonnt und kompromisslos durchgezogen wird. Blacastan schließlich stellt sich als der perfekte Emcee für diese Beats heraus, denn sein Rap-Stil erinnert in kaum minderen Zügen an die Glanzzeiten des Street-Rap. Wenngleich er (trotz einwandfreier Technik) sowohl vom Flow als auch stimmlich nicht die Prägnanz der 90er-Helden besitzt, rappt er sich dauerhaft ins Bewusstsein seiner Hörer, was er seinen sehr fokussierten, bildhaften Raps zuzuschreiben hat. Blac hält sich nicht lange mit Battle-Raps auf, trotz der hohen Trackzahl steckt hinter sehr vielen Songs eine handfeste Geschichte oder ein Konzept - und sei es nur, dass Blac in "Diamond" (von Colom mit gefühlvollem Piano untermalt) darüber rappt, wie der puerto-rikanische Vater seiner Freundin mit Blac's Afro-Hintern unzufrieden ist. Dabei tritt eine ansprechende Mischung aus Storytelling und beschreibenden Raps hervor, der sich Blac immer wieder bedient. "Crac House" ist eines von Colom's Paradestücken, das mit düsterem Piano-Teppich besticht, worauf Blac eine neue Story ausbreitet, die weder langatmig noch tiefgreifend ist, sondern erneut mit eindringlicher Bildsprache arbeitet. Unverzichtbar auch ein starker Opener als Zugpferd, der mit "Blue Magic" auch unverzüglich und erfreulich verstaubt-dreckig serviert wird. Bevor nun weiter auf die starken Momente eingegangen wird, sei erwähnt, dass nicht jeder Beat auf der LP sitzt und auch nicht jeder Song ein Volltreffer ist - ab und an klingt selbst Blacastan wie einer von vielen Eastcoast-Emcees dieser Zeit. Meist ist das allerdigns nicht der Fall und schon gar nicht in "Returnin' To Nam", das von ColomBeyond souverän instrumentiert wird, während Blac die Perspektivlosigkeit eines Vietnam-Veteranen nach dessen Heimkehr skizziert. Der von der JMT-R.A.-Kombo schon detailliert behandelten Thematik gewinnt er somit einen neuen Aspekt ab. Production-wise erwähnenswert ist "Anything Less" dank Gastauftritt von Blue Sky Black Death, der Track gehört allerdings nicht zu den Highlights - wohl auch, weil Colom's schlichtere, East-lastigere Gebilde Blac besser kleiden. So z.B. "Best That I Can", ein weiterer Banger mit gelungenen Gastauftritten. Auch wenn Blac seine Street-Cred mit authentischer Weisheit verknüpft, ist "You Wouldn't Believe" keine herausragende Abhandlung der Verschwörungs-Thematik, ebenso wie "3010" hauptsächlich aufgrund des Zusammenspiels der Gäste interessant ist. Ganz in seinem Element dagegen ist Blac in "The Dice Life", noch mehr allerdings in "How Can You Be So Sure", dessen Story seinen schnellen Tod vorsieht und im weiteren Verlauf dessen Auswirkungen bzw. das eigene Vermächtnis ("The block where I got shot, niggas is haunted / And my CD, now that I'm dead, they want it") betrachtet. Gegen Ende wirft Blac noch das einige Jahre alte "The Life Of A Tape" ein, das sich nahtlos ins Geschehen einfügt und mit dem aus erster Person erzählten Lebensweg eines Tapes ebenfalls als Highlight gelten darf.

Man darf es ruhig beim Namen nennen: Ein Debüt wie dieses, von einem Rookie, der bisher kaum Wellen schlug oder Spuren hinterließ, gab es selten. Alle Eastcoast-Heads, die sich die letzten Jahre bei den Album-Veröffentlichungen mehr und mehr der härteren Street-Komponente beraubt sahen, sollten hier keine Sekunde zögern. Mit seiner Fähigkeit, ungemein intensive Bilder zu malen, ist Blacastan ein höchst interessanter Künstler. Auf dem Weg zum ganz großen Wurf macht er allerdings einen Fehler: Bei seinem doch eher eintönigen Handwerk hat er sein Album mit 17 vollwertigen Tracks zu voll gepackt. Einige der Tracks können nicht mit dem hohen Niveau mithalten, weswegen man sie auch nach dem zehnten oder zwanzigsten Hördurchgang nicht verinnerlicht. Mit Reduzierung auf die richtigen Tracks hätte "Blac Sabbath" ganz groß werden können, doch auch so schrammt Blacastan ganz knapp an den 4 Kronen vorbei und veröffentlicht ein fast beanstandungsloses Debüt.

7.2 / 10

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