Sonntag, 9. Oktober 2011

Little Brother - The Listening


Release Date:
25. Februar 2003

Label:
ABB Records

Tracklist:
01. Morning (Intro) (Feat. Chaundon)
02. Groupie Pt. 2
03. For You
04. Speed
05. Whatever You Say
06. Make Me Hot
07. The Yo-Yo
08. Shorty on the Lookout (Feat. Median)
09. Love Joint Revisited
10. So Fabulous
11. The Way You Do It
12. Roy Lee, Producer Extraordinaire
13. The Getup
14. Away From Me
15. Nobody But You (Feat. Keisha Shontelle)
16. Home
17. Nighttime Maneuvers
18. The Listening

Review:
In den Neunzigern ist eine HipHop-Szene in North Carolina praktisch nichtexistent, also verwundert es nicht, dass - wenn überhaupt - erste Schritte auf einer Uni stattfinden. Dort treffen sich die drei Herren, die später als Little Brother bekannt werden würden. Mit einigen anderen HipHop-Verrückten arbeiten 9th Wonder, Big Pooh und Phonte im losen Kollektiv der von 9th mitgegründeten Justus League immer wieder zusammen und schließen sich dann zu einer Gruppe zusammen, die schon nach ersten Aufnahmen einen kleinen Hype aufbauen kann, der es aus Raleigh und Durham hinaus über den ganzen Kontinent bis in die Bay Area zu ABB Records schafft. Dort ergattert man einen Deal und releast 2003 das Debüt "The Listening".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Mit ihrem Namen beziehen sich Little Brother auf ihre Native-Tongue-Helden der Neunziger, die als die geistigen größeren Brüder betrachtet werden - damit sollte eigentlich auch schon klar sein, welche musikalische Schiene man im kommerzialisierten HipHop-Jahr 2003 fährt. Was genau der Sound zu bieten hat, den 9th Wonder hier von der ersten Sekunde an auspackt, das wird bis auf die wenigen Heads, die seine spärlichen früheren Aktivitäten bereits gehört haben, niemand geahnt haben. Nicht umsonst wird seine Arbeit schon kurze Zeit später als Trademark-Sound gehandelt werden, der für viele andere Producer als Vergleichsreferenz herzuhalten hat und einen ganzen Stil-Flügel der Backpacker-Gemeinde (mit-)definieren würde. Doch was genau macht 9th Wonder's Beats denn nun aus? Da wären einmal seine herzhaften Drumlines, deren typische Snares sich wie ein roter Faden durchs Album ziehen. Der Rest ist keine Offenbarung - Little Brother sind schließlich auch nur eine von vielen Gruppen, die sich an den Werten von früher orientieren. Besonders ist lediglich 9th's unglaubliches Talent dafür, (Soul-)Samples zu wählen, die richtigen Stellen zu loopen und diese zu einem Song zusammenzufügen, denen neues Leben innewohnt. Daneben gibt es natürlich noch Pooh und Phonte, die zwar zu Recht erst im zweiten Atemzug genannt werden, aber deswegen keinesfalls als mittelmäßige Rapper zu bezeichnen sind. Die beiden reden über alles, was den durchschnittlichen NC-Bewohner so beschäftigt (und noch mehr) und hinterlassen dabei einen Skill-fundierten, sympathischen Eindruck. So ist "Whatever You Say", wie viele der Tracks streckenweise mit Storytelling versehen, an die hochnäsigen Ladies gerichtet, bei denen Pooh und 'Te (natürlich zu Unrecht) nicht landen können. Für "So Fabulous" tritt 9th dann sogar in den Hintergrund, denn die Ode an LB's Old-School-Helden mit Anspielungen an Chuck D, LL und Imitationen der Audio Two, Kool G Rap und weiteren Legenden ist auch für sich genommen schon ein Highlight. "Love Joint Revisited" (eine nette Aufzählung der Dinge, die Pooh und 'Te zusagen) und "The Yo-Yo" beweisen, dass auch LB mit der punktuellen Stärke von 9th stehen und fallen, bzw. in letzteren Fällen leicht unter den Rest der Albumqualität abrutschen - denn schon 2003 läuft 9th Gefahr, bei der Wahl eines weniger begeisternden oder besonderen Samples ins Langweilige abzudriften. Glücklicherweise ist der Großteil des instrumentalen Bilds erstklassig: "For You" sprüht nur so vor guter Laune, "The Get Up" (ausnahmsweise von Eccentric, der zur damaligen Zeit schon ein Projekt mit Phonte veröffentlicht hatte, produziert) sorgt dafür, dass diese Laune Bestand hat. Die zwischendurch eingeschobenen Interludes (z.b. "Roy Lee") hätte es zwar nicht gebraucht, doch Tracks wie das an Weiblein als auch Männlein gerichtete "Groupie Pt. 2", die restlichen Tracks über die Damenwelt ("Shorty's On The Lookout" und vor allem "Nobody But You"), das wunderschöne, den Fans gewidmete "The Way You Do It", "Speed", das dem hektischen Alltag zu entkommen sucht, und das abschließende, die Probleme der HipHop-Welt aufsummierende "The Listening" garantieren hochwertige Unterhaltung für den Großteil der Spielzeit.

"The Listening" ist ein Debüt von Herzen. Diese Tatsache und die Frische, die Little Brother hier noch an den Tag legen können, macht ihr erstes Album zu einer Angelegenheit, über die es wenig Negatives zu berichten gibt. Zwar sind auch hier nicht alle Beats von 9th einwandfrei, doch selbst ohne die insgesamt noch vorherrschende erfrischende Unverbrauchtheit ist der Großteil dieser Instrumentals so warmherzig gebastelt und so voller Soul, dass es jedem Backpacker die Freudentränen in die Augen treibt. Dazu kommen die zwei zu jener Zeit noch recht unbekannte Emcees, die sich mit ihrer nicht zu aufdringlichen Art und ihren nachvollziehbaren Alltagsgeschichten als die richtigen Personen am Mic herausstellen. Ab einem gewissen Punkt musste man die Releases der Justus League nur noch mit halbem Auge (oder gar nicht mehr) verfolgen, doch "The Listening" sollte man gehört haben.

7.9 / 10

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