Samstag, 28. Juli 2012

Lord Lhus - Fuck You Lord Lhus


Release Date:
01. November 2011

Label:
Eigenvertrieb / Free Download

Tracklist:
01. Intro
02. I'm Coming Up
03. It's Lord Lhus
04. Raw Essence (Feat. Reef The Lost Cauze, Matt Maddox & King Magnetic)
05. When I Woke Up (Feat. Savage Brothers)
06. Cunt Control
07. Fuck You Lord Lhus (Skit)
08. Fuck You Lord Lhus
09. Beast
10. S.C.Y.K.O.T.I.K.Z. (Feat. Eternel & Unkn?wn)
11. Hali-Cackalack (Feat. Ghettosocks)
12. S.C. Streets (Feat. V.I.B.Ez)
13. Take In The Light
14. What You Know About It
15. What The Fuck Is You Talking About? (Skit)
16. Star Scope (Feat. IDE)
17. This For Ya'll (Feat. Eternel & Unkn?wn)
18. Outro


Review:
Lord Lhus darf als eine der Personifikationen des leichten Hypes, den die Renaissance des "härteren" HipHops mit Eastcoast-Prägung in den letzten Jahren erfuhr und immer noch erfährt, angesehen werden. Der South Carolina Stalker krebst schon seit ein paar Jährchen im Untergrund herum (freestylt mit Unkn?wn und Knowledge beim Mittagessen und wird Teil von Bloodline), hat den großen Sprung ins Rampenlicht aber letzten Endes den Snowgoons zu verdanken, die ihn auf ihre Alben holen, ihm mit den Savage Brothers sogar ein komplettes Album produzieren und die internationalen Tour-Bühnen für ihn öffnen, auf denen Lhus sein neues Zuhause findet. Das ambitionierte Touren ist es auch, was ihm einen entscheidenden Vorsprung gegenüber vielen Kollegen sowie eine stetig wachsende Fanbase einbringt. Doch zugleich fängt er an, mit einigen seiner Kollegen anzuecken, es folgt der Zwischenfall mit Vinnie Paz und Ill Bill, woraufhin Lhus den Rückhalt der Goons verliert. Doch das hält ihn nicht davon ab, sein schon länger geplantes "Fuck You Lord Lhus" umsonst an den Mann zu bringen. 

WRITTEN FOR Rap4Fame

 Da Lhus fast immer auf Tour ist, verwundert es nicht, dass weniger als die Hälfte der Songs in seiner Heimat in South Carolina aufgenommen wurden. In Bern scheint er seine Europa-Basis aufgeschlagen zu haben, denn dort werden nicht weniger als acht Werke aufgenommen. Als Produzenten engagiert Lhus großteils Nonames, aber auch ein bekanntes Gesicht wie Al'Tarba ist anzutreffen. Ansonsten zeigt das Album alle Facetten des Lord Lhus, der eine sehr extrovertierte Persönlichkeit präsentiert, die sich um den aktuellen Zustand der HipHop-Szene ebenso sorgt wie um das Tour-Leben, die eigene Herkunft und was eben sonst noch so im Leben eines Rappers passiert. Der Sound ist zumeist in die vorhersehbare AOTP-Ecke zu schieben, doch die unbeschriebenen Blätter an den Boards geben sich oft erfolgreich Mühe, nicht wie ein Abklatsch eines der vielen dort beheimateten Alben zu klingen. Immerhin ist es auch Lhus selbst, der durch seine ausfällige, direkte Art, eine feurige Delivery und bemüht vielseitige Lyrics nicht umsonst so viele Fans gewinnen konnnte. Im Endeffekt sollte man zwar nicht zu viel Geistreiches erwarten, aber wie der Lord schon in "I'm Comin' Up" (natürlich der sich selbst sowie die eigene Ideologie vorstellende Song) einen 8-Bit-Aufsatz zerschreddert, hat gewissen Unterhaltungswert. Leider wird zur Situation mit AOTP, den Snowgoons sowie der Grindhouse Gang auf der ganzen LP kein klares Wort verloren, der Diss "Gang Rape" hätte sich hier durchaus gut gemacht. Stattdessen erfährt die Welt, wie es Lhus mit der Frauenwelt hält: "Cunt Control" ist nett, aber in seiner oberflächlichen Art schon ein wenig zu oft gehört. An die Heimat South Carolina gibt es in Form von "S.C. Streetz" eine langsamere, mit Vocals von V.I.B.Ez nicht schlecht besetzte Widmung. Die besten Momente hat das Album, wenn es hart zugeht: "Star Scope" klingt mit schaurigem Intro und polternden Drums nach IDE-Produktion und ist folglich bestens gastbesetzt. Junior Makhno zeigt sein Können in "When I Wake Up", wird aber von Al'Tarba trotzdem in die Tasche gesteckt, da der Franzose im Titeltrack einmal mehr sein unglaubliches Gespür für düstere Atmosphären und beinharte Drums zelebriert, was so gut gelingt (und ganz nebenbei auch auf eine Bloodline-Scheibe gepasst hätte), dass Lhus' aus der Ich-Perspektive vorgetragener Selbst-Diss fast schon zu schade dafür ist, aber immer noch ein abwechslungsreiches Konzept bietet. Auch "Beast" lässt es so krachen, wie man Lhus am liebsten spitten hört. Dagegen können Tracks wie das möchtegernintelligente "What You Know About It", das etwas zu sehr auf die Härte seiner Gitarren-Riffs setzende, sich selbst feiernde "It's Lord Lhus" oder auch die Premo-Kopie "Hali-Cackalack" dann fast schon einpacken. Beachtet man nun noch das gefühlvolle, mit persönlichen Texten ("I fell in love with two women when I thought it was smart / But they just both ended up breakin' my heart") bestückte Streicher-Arrangement "Take In The Light", hat man auch schon alles Nennenswerte abgegrast.

 "Fuck You Lord Lhus" soll ein Statement an alle sogenannten Indie-Cats sein, die dann aber doch nach den Pfeifen irgendwelcher Labels tanzen. Deshalb veröffentlicht Lhus es nicht nur selbst, er verschenkt es, denn ihm geht es nur um die Musik. Das nötige Talent, mit einem solchen Album einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, hat der South Carolina Stalker auf jeden Fall, weswegen auch einige sehr behaltenswerte Tracks auf dem Album vorzufinden sind. Insgesamt versäumt er es dann aber doch, das große Feuerwerk zu zünden, das seiner Karriere nochmal einen kräftigen Schub nach vorne versetzen könnte. So muss er sich weiterhin aufs Touren und auf seine überschaubaren verbliebenen Freunde verlassen, denn "Fuck You Lord Lhus" wird, wenngleich nicht schlecht, keine großen Wellen schlagen.

5.7 / 10

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