Samstag, 28. Juli 2012

Moka Only & Chief - Crickets





Release Date:
08. November 2011

Label:
Feelin' Music

Tracklist:
01. Crickets
02. Mess Around
03. Let It Show
04. For Always
05. In Here
06. Form The Future
07. Relief
08. What To Do
09. Tropicana
10. Show
11. Next Step
12. It's All Us
13. Appreciation
14. First Time Back
15. If You Want It
16. The New





Review: 2008 ist das Jahr, in dem der Grundstein zu hiesigem Album gelegt wird. Der Schweizer Producer Chief und sein Label Feelin' Music schicken sich an, in der internationalen HipHop-Welt ein wenig Bekanntheit zu erlangen und signen dabei unter anderem das kanadische Arbeitstier Moka Only, der zu diesem Zeitpunkt schon zig Alben auf dem Konto stehen hat. Mit "Lowdown Suite 2: The Box" kommt noch eines hinzu, auf dem es die erste Kollabo von Moka und Chief zu hören gibt. Man versteht sich von Anfang an gut, erkennt aber erst gut zwei Jahre später, dass die Chemie so gut passt, dass man eigentlich direkt ein komplettes Album zusammen aufnehmen könnte. Inzwischen hat Moka schon diverse weitere Alben veröffentlicht und auch Chief ist mit "Collabo Collection" und einem jüngeren Instrumental-Tape ins Land hinausgezogen. Ende 2011 kommt man mit "Crickets" dann endlich wieder zusammen.


WRITTEN FOR Rap4Fame

 Die Ankündigung, hier vielleicht das beste Indie-Album des Jahres vor sich zu haben, ist ebenso hoch gegriffen wie falsch, doch ein überheblicher Pressetext sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Kollabo durchaus interessant ist. Man muss natürlich irgendwie mit Moka Only's Art zurechtkommen, diesen monotonen, unaufgeregten und immergleichen Raps, die den Hörer nie fesseln und meist nur Beiwerk sind - denn das ist auch hier der Fall -, doch ist diese Hürde genommen, warten die leckeren Sound-Konstrukte von Chief, der das fabriziert, was man von ihm schon kennt: luftige BoomBap-Baupläne, überzuckert mit lockeren, jazzig angehauchten und oft schlichtweg entspannten Sample-Spielereien, die einen Relax-Faktor garantieren, den man auf anderen HipHop-Platten selten bis gar nicht findet. Deswegen muss Moka mehr als zufrieden sein, denn über einen so kohärenten und gelungenen Untersatz kann er sich nicht auf jedem seiner Alben hermachen. Dass das Album mit Grillenzirpen beginnt, ist beim Titel schon fast Pflicht, "Crickets" legt kurz darauf einen sehr gemächlichen, nahezu schon trägen Start ins Album hin, der mit "Mess Around" auch noch weitergeführt wird. Doch man sollte sich nicht abschrecken lassen, denn Moka und Chief legen früh genug los, um dann konstant qualitativ ansprechende Kost zu verfüttern, die unter anderem in Schmuckstücken wie dem Sax-geschwängerten "Show" endet - wen stört es da, dass man dem, was Moka zu erzählen hat, nicht zuhört? Das ist sowieso nicht der Sinn des Albums, denn zugegebenermaßen ist es nicht so, als vollbrächte der Emcee hier Großtaten - schon gar nicht in textlicher Hinsicht. Doch er begnügt sich mit der Rolle des Rappers, der schlichtweg gut zu seinen Beats passt. Damit ist ein wirklich atemraubendes Album natürlich ausgeschlossen, doch das war von Anfang an nicht der Plan. Diese Songs wurden zum nebenzu Ausspannen gefertigt - oder einfach, um den Hörer mit unanstrengender Musik durchatmen zu lassen. "For Always" führt mit fidelem Pianolauf und ein wenig Trompete vor, wie man's macht, der Großteil der Songs folgt: Herausragende Highlights gibt es fast keine, Überraschungen noch weniger, der springende Punkt ist der durchgehende Vibe der Platte, der von kleinen Dingen wie dem schönen Klaviereinsatz in "Next Step", dem Voice-Sample im (sogar für dieses Album) ruhigen "First Time Back" oder dem Dickicht, durch das "Tropicana" wummert, lebt und seinen Charme bezieht. "It's All Us" ist die treffendste Aussage, die Moka von sich gibt, was im gleichnamigen Song nochmal deutlich unterstrichen wird. Kurze, instrumentale Interludes zu Ende vieler Songs gehören übrigens auch zum Programm, das mit "The New" ein wieder sehr unaufgeregtes Ende findet. 

Zugegeben, es gibt wenige Alben, die harmloser sind als die Kollabo von Chief und Moka Only. Doch das ist noch lange nichts Schlechtes, man darf dieses Album eben nur zum richtigen Anlass einwerfen: Wen der Großteil der Releases das Jahres anstrengt, wer HipHop sucht, mit dem er problemlos verschnaufen kann, der ist hier an der richtigen Adresse und wird kaum besseren Balsam für seine Ohren finden als Chief's milde Produktionen. Hart gesprochen und gewissermaßen ist "Crickets" damit allerdings auch Hintergrundmusik, was sich u.a. in Symptomen wie dem Fehlen richtiger Highlights äußerst. Diese 50 Minuten fahren ein recht konstantes, gut genießbares Level, das trotz überschaubarer Wertung für oben genannten Anlass uneingeschränkt empfohlen werden kann.

6.2 / 10

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