Release Date:
18. September 2012
Label:
Rhymesayers Entertainment
Tracklist:
01. Letter To My Countrymen (Feat. Dr. Cornel West)
02. Only Life I Know
03. Stop The Press
04. Mourning In America
05. Gather Round (Feat. Amir Sulaiman)
06. Work Everyday
07. Need A Knot
08. Won More Hit
09. Say Amen
10. Fajr
11. Namesake
12. All You Need
13. My Beloved (Feat. Choklate & Tone Trezure)
14. Singing This Song
Review:
Die Jahre haben Rhymesayers alles andere als geschadet, das Label aus Minnesota ist weiterhin eines der Flaggschiffe des gepflegten Indie-HipHops und immer mehr Künstlern ein Zuhause. Einer der Vorzeigekünstler ist nach wie vor Brother Ali, der mit der Zeit ebenfalls immer populärer zu werden scheint. Im Großen scheint also nicht viel zu passieren bei der konstanten Karriere des Albinos, genügend Stoff für ein neues Album - gleichwohl zur Selbsttherapie als auch zur Predigt - gibt es für Ali jedoch immer. Der Besuch von Mecca und ein stetes Auge auf die Weltpolitik sind Punkte, die ihn zu "Mourning In America And Dreaming In Color" motiviert haben, seinem nunmehr fünften Album.
WRITTEN FOR Rap4Fame
Wo die groben Eckpfosten zwischen "Us" und hiesigem Projekt nur eine
eher blasse Einleitung abwerfen, gibt ein genauerer Blick auf die
Scheibe schon mehr her: Ant, der seit "Shadows On The Sun" immer
alleiniger Produzent und Kollaborator war, weicht aus pragmatischen
Gründen Jake One: Da Atmosphere mehr Familienzeit zwischen ihren Touren
einplanten, war man nicht im selben Rhythmus und kam nicht zu den
gemeinsamen Sessions wie sonst. Eine gute Gelegenheit, sich mit Jake
One, mit dem Ali schon seit einem Dutzend Jahren in Kontakt steht und
nie im gewünschten Ausmaß zusammengearbeitet hat, kurzzuschließen; so
entsteht aus ersten Zusammenarbeiten die letztendliche
Komplettproduktion. Doch das und noch viel mehr adressiert Ali in "Stop The Press"
selbst: Es kommt das halbherzige Gefühl, das er bei "Us" hatte, zur
Sprache, die Abkehr von Langzeit-DJ BK-One, der Tod seines Vaters sowie
der von Eyedea, die Reise nach Mecca und schließlich Jake One als
jetziger Partner. Der Track ist allerdings eher ein Exot in der ersten
Hälfte der LP, die den "Mourning In America"-Teil (ein Wortspiel auf den
Werbe-Slogan aus Reagans Kandidatur) behandelt und somit die maroden
Zustände Amerikas und seiner Verankerung in der Welt adressiert: "Letter To My Countrymen"
deckt innen-, der Titeltrack (teils) außenpolitische Themen ab (beide
aus einer negativen Sichtweise, die ein bösartiges, oligarchisches
Amerika skizziert), "Gather Round" ist (im Geiste des Arabischen
Frühlings) ein Aufruf zum Zusammenschluss und zur Veränderung. Ali
selbst zeigt sich dabei rap-technisch (wie auch auf dem restlichen
Album) in seiner gewohnten Form, was zu Jake One überleitet, der nämlich
weder stets zu Ali passt noch durchgehend kohärente Top-Ware abliefert:
Ali bemüht sich um "Won More Hit", aber perfekte Harmonie klingt
anders. Man hört, dass der Albino nur eine Auswahl an vorgefertigten
Beats zu Verfügung hatte - die Tracks mit Ant mögen teils harmlos
gewesen sein, litten aber nie unter diesem Problem. "Only Life I Know"
ist die typische, Drum-lastige Jake-One-Partie, in der nicht sonderlich
viel passiert und die erst durch Ali mit einer (zugegebenermaßen etwas
berechenbaren) Ode an die Arbeiterklasse einen Hauch von Charakter
erhält; wesentlich besser ist da schon "Work Everyday", das den
Arbeitsmarkt aus Sicht des leidenden Arbeitnehmers zum Thema macht. Auch
die textlich großartige, mit Metaphern spielende Hustler-Hymne "Need A Knot"
(den springenden Punkt des Songs darf man selbst nachhören) schwächelt
beim Zusammenspiel zwischen Beat (treffend charakterisiert durch Bun B
in der Hook) und Rhymes. Die "Dreaming In Color"-Hälfte schließlich
beinhaltet einen Song über Liebe, einen über Alis Namensgeber sowie das
grandiose "All You Need", das sich im ersten Vers an die Exfrau und deren Vernachlässigung des gemeinsamen Sohns Faheem richtet ("God might forgive you for that, I never did"), im zweiten dann direkt den Sohn anspricht.
Ironischerweise sind es nicht unbedingt die politischen, sondern jene Songs, die die persönlichen, alltäglichen Probleme des Brother Ali abhandeln, in denen dieses Album seine besten Momente hat. "MIAADIC" ist ohne Frage ein politisches Album, doch wer neue Ideen sucht, wer hier eine Staatskritik erwartet, die er nicht bei jedem zweiten "politischen" Rap-Album in ähnlicher Form um die Ohren gewatscht bekommt, ist auf dem falschen Dampfer. Die Gleichschaltung der sogenannten politisch orientierten Rapper steht der dabei stets der Herrscherschicht vorgeworfenen in wenig nach. Abgesehen davon macht Brother Ali eine gewohnt gute Figur am Mic, was sich so uneingeschränkt nicht vom Partner Jake One sagen lässt. Wie etwa auch bei seinem Album mit Freeway ist es durchwegs, mit einigen Highlights versehene, solide Arbeit (aber nicht mehr), die man zu hören bekommt, die aber der Harmonie, die Ali mit den wesentlich melodischeren, herzhafteren, instrumentlastigeren Beats von Ant selbst noch auf "Us" erzielte, nie gleichkommen wird. "Mourning In America And Dreaming In Color" erreicht trotzdessen noch (knapp) eine gute Wertung, der Qualitätsstandard von Ali ist dann nämlich doch nicht wegargumentierbar.
Ironischerweise sind es nicht unbedingt die politischen, sondern jene Songs, die die persönlichen, alltäglichen Probleme des Brother Ali abhandeln, in denen dieses Album seine besten Momente hat. "MIAADIC" ist ohne Frage ein politisches Album, doch wer neue Ideen sucht, wer hier eine Staatskritik erwartet, die er nicht bei jedem zweiten "politischen" Rap-Album in ähnlicher Form um die Ohren gewatscht bekommt, ist auf dem falschen Dampfer. Die Gleichschaltung der sogenannten politisch orientierten Rapper steht der dabei stets der Herrscherschicht vorgeworfenen in wenig nach. Abgesehen davon macht Brother Ali eine gewohnt gute Figur am Mic, was sich so uneingeschränkt nicht vom Partner Jake One sagen lässt. Wie etwa auch bei seinem Album mit Freeway ist es durchwegs, mit einigen Highlights versehene, solide Arbeit (aber nicht mehr), die man zu hören bekommt, die aber der Harmonie, die Ali mit den wesentlich melodischeren, herzhafteren, instrumentlastigeren Beats von Ant selbst noch auf "Us" erzielte, nie gleichkommen wird. "Mourning In America And Dreaming In Color" erreicht trotzdessen noch (knapp) eine gute Wertung, der Qualitätsstandard von Ali ist dann nämlich doch nicht wegargumentierbar.
6.5 / 10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen