Dienstag, 26. Februar 2013

Royce Da 5'9" - Rock City (Version 2.0)


Release Date:
26. November 2002

Label:
KOCH Records / Game Recordings

Tracklist:
01. It's Tuesday (Intro)
02. Rock City (Feat. Eminem)
03. Off Parole (Feat. Tré Little)
04. My Friend
05. U Can't Touch Me
06. Mr. Baller (Feat. Clipse, Pharrell & Tré Little)
07. Let's Go (Feat. Twista)
08. D-Elite
09. Take His Life (Feat. Tré Little)
10. Nickel Nine Is...
11. Boom
12. Soldier's Story
13. Who Am I
14. Life (Feat. Amerie)
15. King Of Kings (Bonus)

Review:
Bis zu einem gewissen Punkt macht es Spaß, den Werdegang von Royce Da 5'9" zusammenzufassen: Mitte der Neunziger battelt sich Ryan Montgomery erfolgreich durch die gängigen Schuppen Detroits, bis er an einem Tag im Jahr 1997, als er für Usher eröffnet (am gleichen Tag kommt übrigens sein Sohn zur Welt und stirbt seine Großmutter), über seinen Manager Kino einen gewissen Eminem kennenlernt, mit dem die Chemie sofort stimmt. Man legt die Grundlage für Bad Meets Evil, die Em später in Cali ausfeilen möchte. Dort trifft Royce dann Dr. Dre, der begeistert von seinen Rhymes ist, mit dem es dank Kino und verplapperter Ghostwriter-Tätigkeit aber nicht perfekt läuft - so signt Royce auch bei Tommy Boy und nicht bei Aftermath. Wenngleich der Deal im Endeffekt für den Allerwertesten war und Royce kurze Zeit darauf zum New Yorker Game Recordings weiterzieht, baut sein Hype sich dank guter Singles trotzdem weiter und in schwindelerregende Höhen auf. An dieser Stelle wird Royce dann vom Pech erschlagen: Columbia, die zusammen mit Game hinter ihm stehen, verschieben das Album wieder und wieder, schließlich wird es Anfang 2002 ein Bootleg-Opfer, weswegen Royce frustriert seine Sachen packt, das Album nochmals überarbeitet und schließlich über KOCH auf den Markt wirft.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Ende 2002 kommt es schließlich auf den Markt, der beste Zeitpunkt wäre ein bis zwei Jahre früher gewesen. Somit ist Royce der kommerzielle Volltreffer nicht vergönnt, den hohen Erwartungen an die Scheibe hat er sich trotzdem zu stellen. Mit Eminem als Executive Producer und diversen namhaften Producern wie beispielsweise DJ Premier, den Neptunes, den Trackmasters oder Ayatollah sichert er sich entsprechend starkes Backup. Da "Rock City" in Europa in seiner ursprünglichen Form erschien, gibt es das Debüt eigentlich sogar in zwei Versionen, wobei es reicht, hiesige zu kennen. Wer es nicht vorher geahnt hat, der bekommt bestätigt: Das vordergründige Anliegen der Scheibe ist es, Royce als herausragenden Rapper zu etablieren. Darauf sind die Beats, die Songs und auch die Gäste ausgelegt. Royce ist geschult in den Disziplinen Selbstverherrlichung und Battle-Raps, unternimmt aber auch einige Ausflüge in andere Gebiete, wenngleich man auf inhaltlicher Ebene nicht viel erwarten sollte. Doch es zeigt sich, dass Royce genügend Punchlines dabei hat. Nach dem äußerst vielversprechenden "It's Tuesday"-Intro, in dem sich Royce in die Szene boxt und von einprägsamem Violinen-Geschrammel begleitet wird, ist die erste Enttäuschung Eminem, der es lediglich auf einem Track aufs Album geschafft hat (die Nichtexistenz solcher Kollabo-Songs kann nicht der Faktor gewesen sein) und da auch nur den Refrain gibt: "Rock City" verliert zwar glücklicherweise die lächerlichen Gitarren-Elemente, die noch die originale und Video-Version verschandelten, hätte als Hymne auf die Motor City trotzdem einen Vers vom unangefochtenen König der Stadt verdient gehabt. Danach handelt Royce schnell die meisten Aspekte der Scheibe ab: "Let's Go" beispielsweise heuert einen angesagten Gast von außerhalb an, ist voll auf Twista zugeschnitten und macht auch dem Gastgeber mächtig Feuer unterm Hintern - gegen einen Meister der Speedraps sieht Royce trotzdem nicht optimal aus. Dann wäre da "U Can't Touch Me", ein munter und unbedeutend bouncender Song seiner Zeit über den Gastgeber (immerhin findet Tommy Boy in einem Atemzug Erwähnung). Eine Teilmenge des Gastgebers wiederum erhält in "My Friend" volle Aufmerksamkeit und ist als zeitlos guter Premo-Kopfnicker und Ode an das beste Stück einfach köstlich. "Mr. Baller" hingegen lahmt, abgesehen davon, dass der Neptunes-Cut ohnehin wie ein Clipse-Song anmutet, vor allem in seiner (Pharrell-)Hook. Bisher unerwähnt ist Royces Crew aus den Mittneunziger-Zeiten, die in "D-Elite" sogar einen Track gewidmet bekommt, ironischerweise aber ohne die Crew selbst (ein auf der Originalversion noch vertretener "Part 2" mit der D-Elite wurde gestrichen) - kein Wunder also, wieso bis heute kein Schwein die Stiefelputzer von Royce kennt, wenn nicht einmal er selbst an sie glaubte. Lediglich Tré Little darf ran, was sich im abenteuerlustigen "Off Parole" auch direkt als grauenhafte Fehlentscheidung herausstellt, wohingegen "Take His Life" mit drückendem Piano-Loop und durchgängigem Schlagabtausch der beiden MCs zu gefallen weiß und außerdem die wesentlich kompaktere zweite Albumhälfte einläutet. Abgesehen von "Boom", der überragenden zweiten (und besten) Premo-Kollabo, zu der keine weiteren Worte nötig sind, beschäftigt sich Royce viel mit sich selbst, weiß aber (trotz einer schwachen Hook in "Who Am I") stets etwas mit den starken Beats von Rob Reef Tewlow und 6 July anzufangen. Den offiziellen Abschluss macht mit "Life" ein an den eigenen Sohn gerichteter Track, der von Amerie einen arg pathetischen, aber gut umgesetzten Refrain aufgedrückt bekommt und an den sich noch der Bonus "King Of Kings" anschließt, das dank seines Voice-Samples an JMTs späteren Stoupe erinnert und als sehr interessante, erfreuliche Addition im Gedächtnis bleibt.

Im Grunde macht Nickel Nine mit seinem Debüt nicht viel falsch, mit dem Einwirken der Neptunes und den Singles ist radiotaugliches Material vorhanden, trotzdem lässt er sich sein Werk nicht von Label-Execs zerhacken, verbessert es in der "Version 2.0" sogar noch. Wünschenswert wäre noch das eine oder andere Eminem-Feature sowie ein etwas härterer Track vom Schlage "The Desert" gewesen, doch selbst so hat dieses Debüt seine Momente. Das der Erfolg ausblieb, ist wohl schlicht und einfach der Verspätung zuzuschreiben. Unter Berücksichtigung der Kritikpunkte und schwachen Tracks verbleibt ein vollauf gutes Album mit Tendenz nach oben, das die Frage aufwirft, wie Royces Karriere wohl verlaufen wäre, wenn er sich nach "Rock City" nicht von Em abgewendet hätte.

6.9 / 10

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