Dienstag, 26. Februar 2013

Panacea - Ink Is My Drink


Release Date:
03. Oktober 2006

Label:
Glow-In-The-Dark Records / Rawkus Records

Tracklist:
01. Trip Of The Century
02. Invisible Seas
03. Place On Earth
04. Steel Kites
05. Coulda Woulda Shoulda (Feat. Wes Felton)
06. Reel Me In
07. PULSE
08. Work Of Art
09. These Words (Feat. Drew Thomas)
10. Ecosphere (Feat. Drew Thomas)
11. Burning Bush
12. Starlite (Feat. Drew Thomas)

Review:
Wer hätte gedacht, dass diesem ursprüngliche Nebenprojekt so viel Erfolg beschieden sein würde. 2004 erscheint mit "Thinking Back, Looking Forward" das erste Zeugnis des Duos Panacea, das noch vollkommen independent in Eigenregie arbeitet - Kyle Murdock ist zu jener Zeit noch mit CrossRhodes (einem Trio mit Raheem DeVaughn und Wes Felton) beschäftigt, Raw Poetic mit seiner Gruppe Restoring Poetry In Music (RPM), der auch Kyle mehr oder weniger beitritt. Doch wie es der Zufall so will erwecken die Panacea-Aufnahmen das Interesse von Rawkus Records, die nach ihrem Deal mit Sony RED neue Künstler suchen. Da lehnen Panacea natürlich nicht ab und von den zwei für das Kult-Label aufgenommenen Alben ist "Ink Is My Drink" das erste.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Die Rollenverteilung ist eindeutig: K-Murdock produziert, Raw Poetic reimt. Wer die Gruppe in den folgenden Jahren verfolgte, dem wird klar sein, welchen einzigartigen Sound Panacea definieren und schon auf diesem Album ausleben. Wo "Thinking Back, Looking Forward" noch ganz klar nach ersten Schritten und an vielen Stellen nicht ganz ausgereift klingt, ist einerseits die Klangqualität hier auf beanstandungslosem, normalem Niveau, während auch die ab "The Scenic Route" konstant präsente Markenzeichen-Arbeit von K-Murdock hier erstmals so richtig in Fahrt kommt. Die Samples kommen von den verschiedensten Orten und werden liebevoll zu einer Collage zusammengebastelt, während Raw Poetic seinen damit so gut verträglichen Flow darüber ausbreitet. Man mag ihn aufgrund fehlender Emotionalität in der Stimme, immergleicher Tonlage und der teils abstrakten Zeilen über alles und nichts steril nennen, ganz eindeutig funktioniert dieser MC nicht auf beliebigen Instrumentals, doch wer verkennt, wie gut das beuhigende, den Hörer ins von Murdock betriebene Gedankenkino einladende Organ dieses Rappers in die Panacea-Dynamik passt, der muss Tomaten in den Ohren haben. So werben Panacea mit dem "Trip Of The Century", ein erstes Anzeichen für die atmosphärische Dichte der LP, wenngleich besagter Opener nach einem sehr gemächlichen Einstieg plötzlich mit einem Break Beat loslegt und das Tempo nach oben schraubt - Raw P passt sich problemlos an, ein echter Tour-Guide ist der Track allerdings nicht. Das erledigen vielmehr die folgenden Tracks, vor allem "Invisible Seas", das nocht recht konventionell einen Piano-Loop mit gepitchtem Voice-Sample kombiniert und trotzdem schon die Seele balsamiert - die Details machen das gewisse Etwas aus. Diese Bemühtheit um Details ist ständig zu beobachten, aber noch nicht immer perfektioniert: "Reel Me In" ist ein Beispiel für eine missglückte Unternehmung: Der Bodensatz funktioniert gut als langsamer, komplett entspannter Song, in der Hook strauchelt Raw P dann, zu allem Überfluss segelt noch ein vollkommen deplatziertes Sample aus Carl Douglas' "Kung Fu Fightnig" ein. Wie K dagegen Curtis Mayfields gerne benutztes "The Makings Of You" für "Work Of Art" flippt, ist nicht nur interessant, sondern macht auch noch richtig Spaß. Das herrlich galante, mit Sax bestückte "PULSE" ordnet jedem Buchstaben im Titel eine Bedeutung zu, welche die Liebe zum HipHop schließen lässt, "Coulda Woulda Shoulda" versinkt (als resümierendes Liebeslied mit viel Konjunktiv) ganz im Klang-Universum von K Murdock und bekommt von seinem Gast ebenso einen Stempel aufgedrückt wie "These Words", bei dem Murdocks frühere Erfahrungen im R'n'B-Bereich Einzug halten. Generell muss man attestieren, dass der Architekt der Scheibe noch nicht die ausgefallensten Crates durchgräbt, aber jedem Sample seine eigene, Murdock'sche Note aufdrückt. Das führt mit Hilfe von Michel Polnareff zum überragenden, aufmunternden "Steel Kites", aber auch zum etwas eigenwilligen "Burning Bush", das kein wirklicher Erfolg ist. Den Abschluss macht die Single "Starlite", die ganz langsam startet, Stück für Stück mehr Elemente einbaut und mit einem schnell rappenden Poetic den Kreis zum Anfang schließt. Kleine Randnotiz: Wer die japanische P-Vine-Version erwirbt, den erwarten noch zwei Bonus-Tracks, nämlich zwei der Highlights vom ursprünglichen "Thinking Back, Looking Forward"-Album.

Das Besondere an Panacea war, dass sie sich mit ihren ersten vier Alben konstant verbesserten, aber schon auf einem recht hohen Niveau begannen. So lässt sich auch die musikalische Evolution der Gruppe gut beobachten, besonders auf diesem Album, das an einigen Stellen noch wesentlich herkömmlicher als die folgenden Platten ist, an anderen noch nicht ganz so ausgereift. Trotzdem ist schon die Energie zu spüren, die das so gut funktionierende Duo mit seiner Zusammenarbeit generiert und die auch auf "Ink Is My Drink" schon zu einer beachtlichen Zahl sehr schöner Songs führt. Insgesamt gibt es zwar noch einige Ungereimtheiten, für das Prädikat "gut" reicht's trotzdem.

6.7 / 10

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