Dienstag, 26. Februar 2013

Pacewon & Mr. Green - The Only Number That Matters In Won


Release Date:
04. September 2012

Label:
RawPoetix Records

Tracklist:
01. Ever Since
02. Liquor & Drugs
03. Big Screen
04. Something To Say (Feat. Masta Ace)
05. Real Life
06. We Do This
07. Be Mine (Feat. Lee Scratch Perry & Elephant Pelican)
08. My God
09. Fresh Air
10. Champagne
11. My Song (Feat. Rival)
12. Insecure
13. Slow (Feat. Lawrence Arnell)
14. Lock Me Up (Feat. Snoop Dogg & Burnt MD)

Review:
Pacewon hatte eigentlich niemand mehr auf dem Schirm, vor dem Jahr 2008 war er mit zwei unbedeutenden Solos, einigen Gastauftritten (von den Fugees bis zu EC) und der Gründermitgliedschaft bei den nie so richtig in die Gänge gekommenen Outsidaz einer von unzähligen Emcees, die im neuen Millenium gestrandet schienen. Doch dann kam die Kollabo mit dem völlig unbeschriebenen Mr. Green und auf einmal war Pacewon gefeierter Veteran. Was dann folgt ist logisch - ausgiebiges Touren stockt die Kassen auf, zudem gründet Pace mit Teamwon Inc. ein eigenes Label und eine eigene Gruppe, die bisher über ein gähnendes Album nicht hinausgekommen ist. Auch Green gründet ein Label, veröffentlicht Instrumental-Platten und erlaubt sich noch einen Seitensprung mit Young Zee. All das mag dazu beigetragen haben, dass "The Only Number That Matters Is Won" einige Verschiebungen erfuhr.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Der Titel deutet es an, eigene Aussagen bestätigen es: Mit dem zweiten Streich des für ihre erste Kollabo weithin gefeierten Duos will man am Konzept nichts verändern, angestrebt ist mehr Kopfnickerware für dieselben Heads, die schon 2008 aufjubelten. Das geschah damals schließlich nicht ganz zu Unrecht, Mr. Green und sein Produktionsstil waren unverbraucht, das Album kam zur rechten Zeit und hatte vielleicht nicht die größte Halbwertszeit, wohl aber seine starken Momente. Vier Jahre später konnte Pacewon seinen Namen auf den Alben einiger Kollegen installieren, Mr. Green seine Beats u.a. auf dem letzten Album der Jedi Mind Tricks platzieren. Kurzum, auf den "Überraschungsfaktor" darf man hier weder hoffen noch setzen. Ein Umstand, den die beiden Gastgeber verschlafen zu haben scheinen. Im Hause RawPoetix kam wohl auch niemand auf die Idee, Pacewon darauf hinzuweisen, dass die "back in the day"-Raps schon längst nur noch als Werbesprüche für BoomBap-Bestattungsunternehmen dienlich sind. Wem also bereits 2008 zu sehr die Liebe zum guten, alten HipHop von anno damals gepredigt und zu viel Standardthematik durchgekaut wurde, der wird auf hiesigem Album schon bald Rotz und Wasser heulen. "Ever Since" holt direkt zu Beginn aus und baut Pacewon als ambitionierten Retter des Genres auf. Dabei offenbart sich Pacewons große Schwäche: Obwohl er durchaus eine Handvoll Themen abgrast, klingt er dabei schwer uninspiriert, im Falle von "Big Screen" ("Take your favorite movies that you've ever seen / X out the star and replace 'em with me") berechenbar und teils lächerlich. Und wo Green im Opener noch gesund loslegte, ist das Instrumental hier auch keine vergütende Unterstützung: Simple Piano-Loops haben schon vielen Tracks geholfen, hier erhält man lediglich flächendeckende Langeweile, die von einer platten Drumline noch unterstrichen wird. Generell stehen die Percussions beim Producer aus Jersey oft im Vordergrund, was es umso fataler macht, dass diesbezüglich ein gewisser Déjà-vu-Faktor steter Gast auf der LP ist. Doch keine Sorge, der macht sich auch bei der mangelhaften Klangvielfalt der Samples bemerkbar. So ist "My God" (textlich an das Source-Magazin zurückdenkend und kaum von Belang) eigentlich sehr ordentliche Arbeit, die aber trotzdem nicht ganz zündet. Weitere Themen der Platte sind übrigens - nach einem von lustlosem Piano-Loop geleiteten "Real Life", das kurz das harte Straßenleben im immergleichen Bilderrahmen skizziert - Frauen und Drogen. Letzteres serviert sehr offensichtlich "Liquor & Drugs" (hier stört "nur" eine schlechte Hook), Ersteres ein oberflächliches "Insecure", das für seine bescheuerte Hook einen Negativpreis verdient. "We Do This" ist vergessen schon bevor seine vier Minuten Spielzeit vorbei sind, "Something To Say" hat zwar nicht wirklich etwas zu sagen, klingt aber dennoch nach mehr als das arg trockene "Be Mine", in dem es die Gäste sind, die der nackten Rhythmussektion eines Beats etwas Charakter geben. Viel mehr passiert dann auch nicht mehr, Greens Ankündigung, Snoop Dogg auf den härtesten Beat gepackt zu haben, setzt hohe Erwartungen an "Lock Me Up", die der Standard-Kopfnicker wenigstens ansatzweise erfüllen kann.

Es war irgendwie abzusehen, jetzt beweisen Pacewon und Mr. Green es selbst direkt: Ihr Achtungserfolg, den sie 2008 erzielen konnten, nährte sich hauptsächlich aus dem Überraschungsmoment und der Unverbrauchtheit der Kombination der beiden Künstler. Vier Jahre später tritt beim Zweitling Ernüchterung ein: Ähnlich eines 9th Wonder hat Mr. Green seinen eigenen Sound, nur ist der schon um Welten schneller erschöpft, was den Sound-Teppich der LP ideenlos dastehen lässt. In ganz ähnlicher Weise scheint Pace nicht so recht zu wissen, wie er die Tracks füllen soll. Insgesamt klingt "The Only Number That Matters Is Won" wie ein zwanghafter Versuch, den Erfolg von "The Only Color That Matters Is Green" nochmals einzufangen, nicht wie ein inspiriertes Album. An einigen Stellen gelingt das zwar auch, insgesamt gibt die Scheibe aber nicht übermäßig viel her.

4.7 / 10

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