Samstag, 30. Oktober 2010

The Lost Children Of Babylon - Zeitgeist: The Spirit Of The Age


Release Date:
11. September 2010 / 19. Oktober 2010

Label:
LCOB Productions

Tracklist:
01. The Great Depression (Feat. Cosmic Crusader, Atun Sen Geb & Rasul Allah)
02. Allah One Mind (Feat. Rasul Allah, Lex Starwind, Atun Sen Geb & Richard Raw)
03. Men Behind The Curtain (Feat. Tragic Allies, Jon Murdock & Rasul Allah)
04. Skull & Bones (Feat. Rasul Allah, Jon Murdock, Lex Starwind & Cosmic Crusader)
05. Babylon AD (Feat. Rasul Allah, Vengeance, Lex Starwind, Atun Sen Geb, Jon Murdock, Richard Raw & Cosmic Crusader)
06. Illuminazi (Feat. Rasul Allah, Cosmic Crusader & Lex Starwind)
07. Beware The Zeitgeist (Feat. Cosmic Crusader, Lex Starwind, Jon Murdock & Rasul Allah)
08. Esoteric Agenda (Feat. Atun Sen Geb, Cosmic Crusader & Rasul Allah)
09. Martial Law (Feat. Rasul Allah, Jon Murdock, Lex Starwind, Atun Sen Geb & Cosmic Crusader)
10. Drug Wars (Feat. Tragic Allies, Cosmic Crusader & Rasul Allah)
11. Shadow Government (Feat. Rasul Allah, Lex Starwind, Cosmic Crusader, Jon Murdock & Atun Sen Geb)
12. Fabled Enemies (Feat. Lex Starwind, Rasul Allah, Jon Murdock & Cosmic Crusader)
13. The Venus Project (Feat. Rasul Allah, Cosmic Crusader, Atun Sen Geb & Emily Clibourn)
14. Revolution In Now (Feat. Rasul Allah, Richard Raw & Cosmic Crusader)
15. 2012 (The Mayan Factor) (Feat. Rasul Allah, Atun Sen Geb & Cosmic Crusader)

Review:
Die Lost Children Of Babylon sind nicht mehr das, was sie einst waren. Die Änderungen vollzogen sich schon nach dem zweiten Album, doch selbst nach dem inzwischen beinahe berühmten "911 Report", das inzwischen auch schon wieder einige Jährchen her ist, hat sich einiges getan. Nicht direkt im Kreise der LCOB - auf ein ernst zu nehmendes Solo von einem der Kernmember wartet man bis zum heutigen Tage -, sondern im Umfeld: Mit der Gründung von LCOB Productions ist man nicht mehr auf Babygrande angewiesen und außerdem bildet sich ein wucherndes, weltweites Netzwerk an Affiliates aus. Durch die zahlreichen Verschiebungen geht da die Veröffentlichung des vierten Albums, "Zeitgeist", beinahe unter.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wie schon zu erwarten war, haben sich seit dem letzten Album einige Dinge geändert: Der bereits erwähnte Weggang von Babygrande beschleunigte die Promotion des eigenen Labels LCOB Productions, was letztendlich dazu führte, dass sich jeder zweite rappende Verschwörungstheoretiker zu den LCOB hingezogen fühlte und sich um die Gruppe eine Art Gefolgschaft bildete, die entfernt an das Wu-Tang-Phänomen erinnert. "LCOB Presents" findet sich auf immer mehr Alben und ist anscheinend ein begehrtes Gütesiegel. Der wesentliche Unterschied zum Clan ist aber die Popularität der Generäle. Die LCOB selbst hielten sich weitesgehend im Hintergrund, Infos über die Truppe sind immer noch eher rar. Ganz im Stillen distanzierte sich Amun Sen Hotep Re von der Gruppe, was hinter den Kulissen ablief, bleibt vorerst verschleiert. Auf dem neuen Album ist er jedenfalls nicht zu hören, und da Mad Scientifik nur noch einige Beats beiträgt, ist man für den Rest auf Namen wie Snowgoons oder DJ Woool angewiesen, was den wahren LCOB-Fan bereits vorab schmerzen sollte - wie soll so die Rückkehr zum Stil der ersten beiden Alben bewerkstelligt werden? Gar nicht. Doch das heißt nicht, dass die LP ein Reinfall ist. Zu den relevanten Komponenten sind noch zwei Neuzugänge im Gruppen-Lineup zu zählen, nämlich die Niemande Jon Murdock und Lex Starwind (zusammen als Foundation unterwegs), bei denen man gespannt sein darf, was sie zu bieten haben. In jedem Fall verlangt die höhere Zahl aktiver Mitglieder eine Umverteilung der Mic-Zeiten: Rasul und Cosmic bleiben als Kernmitglieder auf (fast) jedem Track vertreten, es folgen Atun Sen Geb, Jon Murdock und Lex Starwind mit jeweils Auftritten auf gut der Hälfte aller Tracks, während Richard Raw nur noch spärliche dreimal zu hören ist. Gerechtfertigt ist das ganz und gar nicht, denn vor allem Jon Murdock spielt sich durch einen unharmonischen Flow regelmäßig zum überflüssigen Ärgernis auf, während Lex zwar eine Stufe besser rappt, dem Image der außergewöhnlichen Styles der LCOB aber trotzdem direkt entgegenwirkt. Was also hat das Album sonst zu bieten? Mit dem Titel "Zeitgeist" wird an Peter Joseph's Film angelehnt, ganz allgemein will sich die Platte, nachdem mit dem "911 Report" eine direkte Auswirkung angeprangert wurde, mit den unbemerkten Machenschaften hintergründiger Geheimgesellschaften, Parteien und Mächte beschäftigen und die blinde Masse aufklären - die LCOB sind vollends im Sumpf der Verschwörungstheorien gelandet und empfängnisbereit für jeden letzten Mist, solange er nur Regierung und Banken als Teufelsdiener portraitiert. Die LCOB sind dort angekommen, wo viele andere Rapper auch schon wühlen, was einerseits schade ist, andererseits aber auch zeigt, wie man es richtig macht; und entgegen aller Befürchtungen beweisen Rasul und Cosmic bei der Beat-Wahl einen recht guten Geschmack. Vorauszusehen war dagegen, dass ein Woool wenig Elegantes beisteuern würde, weswegen "2012" und "Illuminazi" auf instrumentaler Seite wenig glänzen. In zweiterem Song popularisieren die LCOB eine selten geistarme Wortneuschöpfung, die Rasul untermauert, indem ihm Hakenkreuze aus der Dollar-Note entgegenfliegen. Damit haben die Illuminaten aber noch nicht ausgedient - als Paten der "Skull & Bones", der berüchtigten Yale-Studentenverbindung, müssen sie ebenso herhalten wie als eine der Kernorganisationen der Neuen Weltordnung. Alles in allem kennt man die Themen schon. Lediglich die Geldreligion (dem zweiten "Zeitgeist"-Film gemäß) wird anderenorts vielleicht weniger behandelt und auf dem angeblich dämonischen Bankwesen wird meist auch nicht so vehement herumgehackt. In diesen Sphären auszumachen, wer die lyrisch beste Show abliefert, ist eine schwer ironische Aufgabe, bezüglich des Gesamteindrucks fegt Richard Raw in "Allah One Mind" (ein Highlight, für das man White Lotus danken darf) seine Mitstreiter allerdings mit schlafwandlerischer Sicherheit aus den Boxen. Eine etwas deplatzierte Produktion ist das Snowgoons'sche, viel zu stürmische "Babylon AD". Weitaus besser gefällt das düstere "Esoteric Agenda" und das sich anschließende, ähnliche "Martial Law", die weitaus näher an dem liegen, was man sich von den LCOB wünscht.

Es bleibt unerlässlich, an dieser Stelle ein wenig Enttäuschung auszudrücken, die von falschen, von Rasul selbst geschürten Erwartungen herrührt. Wie auf den ersten beiden Alben solle es hier zugehen. Doch die Abwesenheit von DJ Man-E schmerzt mehr denn je, während auch auf textlicher Ebene die nuwaubianischen Traumtänzereien keine Rolle mehr spielen. Es scheint dieses das neue Gesicht der LCOB zu sein, und wer sich damit abfindet, der wird auch "Zeitgeist" etwas Positives abgewinnen können, denn gute Tracks finden sich einige, während auch im direkten Umfeld einige sehr talentierte Produzenten (allen voran Amos The Ancient Prophet) unterwegs sind. Bei "Zeitgeist" reicht es für ein knappes "gut" und auf jeden Fall für Spannung hinsichtlich zukünftiger (seit Ewigkeiten angekündigter Solo-)Releases.

6.7 / 10

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