Samstag, 30. Oktober 2010

Watchmen - Wu-Tang Management Presents: Watchmen


Release Date:
12. Oktober 2010

Label:
Platinum City Entertainment / Khepera Records / Universal Music Group

Tracklist:
CD 1:
01. New Student (Intro)
02. Assassins
03. Touch Of Death
04. It Is Not Too Late
05. Damsel In Distress (Interlude)
06. Hero (Feat. Eclypse)
07. If I Needed One
08. Apocalypse (Feat. Blue Raspberry)
09. It's A Shame (Feat. Eclypse)
10. Glorious Fist
11. Throw Ya Hands Up
12. Cruisin' (Feat. Aileen Rosario)
13. Don't Know Me
14. Banga
15. Mantis Style (Skit)
16. Off Wit His Head (Feat. Stumik)
17. More Soldiers (Skit)
18. War

CD 2:
01. Mamma Wu Intro
02. Not Living (Feat. Eclypse)
03. Poison Dart
04. Everything (Feat. Timbo King)
05. Blood Brothers
06. Welcome To The Zu (Feat. Raison The Zu Keeper)
07. Get It
08. Chinese Split (Feat. Eclypse)
09: Street Corner (Skit)
10. 3rd Eye
11. 2010 (Feat. Polzino)
12. Knowledge
13. Man In The Mirror
14. Internal
15. Like I Want You (Feat. Eclypse)
16. Hard Body (Feat. Cheena Black)
17. Basis Of Hip-hop (Skit)
18. We Love You Too

Review:
Die Watchmen sind ein besonderes Phänomen in der Szene: Sie betreten die Rap-Bühne durch das Wu-Tang-Portal, genau genommen durch das jüngst in rege Geschäftigkeit ausgebrochene Wu-Tang Management. Wo heutzutage neue Namen im Wu-Universum meist ohne wirkliches Label-Backup dastehen, zwielichtige Connections angeben und sowieso mit allerschärfster Kritik begrüßt oder gleich wieder zum Teufel gejagt werden, haben die Watchmen einen Deal mit Universal in der Tasche, sie berufen sich u.a. auf John 'Mook' Gibbons und Cappadonna und stellen sich mit einem 36 Tracks umfassenden, selbstbetitelten Doppelalbum vor. Dass einige der Mitglieder bereits im Verborgenen über ein Jahrzehnt im Musikgeschäft unterwegs sind, wird dabei ebenso unterschlagen wie die Tatsache, dass man um 2006 mit einem kompletten Album (zehn Tracks unter dem Titel "Power") schon kurz vor einem Deal stand.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Die erste Hürde der Akzeptanz stellt auch für die Watchmen die kritische Wu-Fangemeinde dar, aus der überraschenderweise auch positive Stimmen hallen. Wer sich mit der Materie ein wenig intensiver beschäftigt hat, für den sollte der Sound der Watchmen nicht unbedingt eine Überraschung sein: Mitglied 7th 7ign veröffentlichte 2009 ganz im Stillen bereits ein astreines Album. Im Aufgebot der Watchmen sind des Weiteren PRO, The Cipher, Prox und BlackMask zu finden, Letzterer ist dabei als inoffizieller Kopf der Truppe (und auch langzeitiger Manager) anzusehen. Bei solch kreativen Namen möchte man als Hörer sofort das Handtuch werfen, doch man möge darüber hinwegsehen, denn im Gegensatz zu so vielen anderen Acts haben die Watchmen in der Tat etwas zu bieten: ein Doppelalbum, dessen Existenz daher rührt, dass man beim Aussortieren des aufgenommenen Materials so viele Songs als dope ansah und sich nicht von ihnen trennen wollte, dass man sich entschloss, statt einer eben zwei CDs zu füllen. Es darf außerdem davon ausgegangen werden, dass die Gesamtzahl der Tracks (36) kein Zufall ist. Auch sonst sind im Watchmen-Slang immer wieder Wu-Referenzen zu finden - das Quintett feiert seine Fam-Zugehörigkeit, ohne dabei wie andere Killa Beez zu klingen. Ein Grund dafür ist die Produktion, für die die Watchmen großteils selbst aufkommen; neben BlackMask und 7th 7ign ist es vor allem PRO, der einen großen Teil der Beats beiträgt. Um der langen Reise den richtigen Startpunkt zu setzen, sampelt das "Intro" aus dem "Kung Fu"-Pilot und geht dann in "Assassins" über, eines der Edelstücke der LP, in dem sich alle fünf Watchmen vorstellen und das von Cappadonna kohärent abgeschlossen wird. Es ist typischer Wu-Sound, den die fünf praktizieren, die Raps wälzen die entsprechenden Themen und das Instrumental wird hier und da von fliegenden Fäusten durchschnitten. Auch im weiteren Verlauf stößt man immer wieder auf Samples aus alten Kung-Fu-Streifen, etwa dem gerne benutzten "Shaolin Vs. Wu-Tang". Am Mic beweisen sich alle fünf Emcees als fähige Wortakrobaten, in PRO findet man das grobschlächtigste und in 7th 7ign das überzeugendste Mitglied im Aufgebot. In jedem Fall legen die Watchmen einen beachtlichen Start hin: "Touch Of Death" orientiert sich gnadenlos nach vorne, "It Is Not Too Late" bemüht ein stimmungsvolles Voice-Sample. Weibliche Hooks kommen von Blue Raspberry, die ihren Beitrag zugunsten eines sehr interessanten, aber gelungenen Ergebnisses über Handy für das starke, schwermütige "Apocalypse" einsingt, und auch vom inoffiziellen sechsten Mitglied Eclypse, die "Will you be my Hero?" schmettert. Oder aber es wird auf eine Hook gepfiffen, nachzuhören in "If I Needed One", das bis auf dämliches Hintergrundgegröle ebenfalls gelungen ist. Im weiteren Verlauf des Albums stellt sich heraus, dass Universal als Label seinen Tribut fordert: "Cruisin'" ist der erste von einigen wenigen (radiotauglicheren) Songs, die ganz klar mit dem Albumfluss brechen und klingen, als wären sie ins Album gezwungen worden. Gegen Ende der ersten Scheibe verlieren die Watchmen dann etwas an Fahrt, flippen in "War" dasselbe Sample wie Ill Bill für "War Is My Destiny" (dass das Ergebnis nur den Kürzeren ziehen kann, ist abzusehen) und brauchen auch auf Scheibe Zwei nach dem dürren "Not Living" wieder etwas Anlauf, bis in "Everything" wieder die Topform gefunden ist. Die hat es mit simplem Piano-Sample und starkem Timbo-Feature dann aber in sich. Ähnlich stark geht es dann in "Blood Brothers" und mit dem Besuch von Raison weiter und nachdem man als Hörer während "Chinese Split" dem Label einen mentalen Mittelfinger schenkt, zeigt 7th 7ign in "3rd Eye" mit klassischem Eastcoast-Streicher-Sample wieder seine ganze Klasse, die schon in seinem Solotrack "Don't Know Me" in einem deftigen Brett resultierte. Der Rest der Spielzeit behält sich ein gewisses Auf und Ab vor, wenngleich die positiven Elemente klar überwiegen. Selbst schwächere Momente wie "Throw Your Hands Up" bieten dem Wu-Fan mit ihrer Parallele zu GZA's "Liquid Swords"-Opener gewisse Unterhaltung.

Über zwei Stunden dauert dieses Monsteralbum. Danach weiß man, dass die Watchmen nicht nur dahergelaufene Aufschneider sind, um die man lieber einen großen Bogen gemacht hätte. Sie demonstrieren, wie roher Wu-Sound heutzutage klingen kann (so wie es 7th 7ign schon im Jahr zuvor vormachte). Ebenso offensichtlich ist aber, dass "Watchmen" wesentlich besser hätte sein können, wenn man die Qualität auf einer Scheibe konzentriert hätte. Doch wer weiß, vielleicht (was gar nicht so unwahrscheinlich scheint) war ein Doppelalbum der einzige Weg, die vom Label gesetzten Kacktracks zur Minderheit zu machen. "Watchmen" ist keinesfalls perfekt und darf sich nur knapp als gute Platte rühmen, doch sie erfüllt ihre Rolle als Vorstellungsrunde. Bleibt abzuwarten, ob die bereits angekündigte Welle an Soloalben erscheint und ob die einzelnen Watchmen hierauf aufbauen können.

6.5 / 10

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