Sonntag, 26. Juni 2011

Hail Mary Mallon - Are You Gonna Eat That?


Release Date:
05. Mai 2011

Label:
Rhymesayers Entertainment

Tracklist:
01. Church Pants
02. Garfield
03. Grubstake
04. Meter Feeder
05. Smock
06. The Poconos
07. Breakdance Beach
08. Table Talk
09. Mailbox Baseball
10. Holy Driver
11. Knievel
12. Plagues and Bacon

Review:
2009 gibt auf dem vierten Teil der Def-Jux-Sampler-Reihe ein neuer Zusammenschluss sein Debüt und nach der anfänglichen Frage, was und wer denn Hail Mary Mallon sei, stellt sich die Gruppe als Aesop Rock, Rob Sonic und DJ Big Wiz vor - drei Künstler aus der gleichen Ecke des HipHop-Universums, die schon seit Jahren miteinander gearbeitet haben. Ein Album gibt es so schnell dann aber nicht, die Gruppe gibt zwar hin und wieder Lebenszeichen von sich, doch mit dem Def-Jux-Exil wurde sie von den meisten wohl wieder vergessen. Doch die drei finden bei Rhymesayers eine ebenbürtige neue Heimat, nehmen weiter Material auf und können 2011 dann schließlich - sehr zur Freude der Underground-Szene - die Veröffentlichung des Debütalbums, "Are You Gonna Eat That?", vermelden.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
An dieser Stelle könnte man noch die (auf dem Cover schon treffend illustrierte) Geschichte über Mary Mallon erzählen oder sich fragen, was die Jungs an der Ironie dieser Geschichte so sehr begeistert, dass sie ihre Gruppe nach der Dame benennen, doch genau genommen sollte man sich bei Personen wie Aesop Rock eine solche Frage gar nicht erst stellen, ebensowenig wie man überrascht sein sollte. Wer "D-Up", das Stück auf Def Jux's "IV", schon gehört hat, den sollte es außerdem kaum verwundern, was Hail Mary Mallon auf ihrem (recht kurzen) Album praktizieren: Die von Aesop Rock geschusterten und von Big Wiz verzierten Beats spielen irgendwo zwischen typischer Underground-Attitüde und post-Jux'schem Freigeist. Alles beim Alten also, nur dass Hail Mary Mallon fraglos nach 2011 klingen. An dieser Stelle könnte man dann fast schon aufhören und den Hörer einfach dazu auffordern, selbst zu hören, denn wirklich besonders ist das Release etwa für Aesop's Maßstäbe nicht - und wo das bei anderen Künstlern ein höchstens durchschnittliches Release verhieße, bedeutet es an dieser Stelle schlichtweg, dass auf durchgehend gutem Niveau das passiert, was man aus dieser Ecke kennt. Aes Rock und Rob Sonic sind außerdem ein sich recht gut ergänzendes Duo, da Rob mit seiner wesentlich unkantigeren Performance einen passenden Gegenpol darstellt. Gerappt wird wie üblich über alles und nichts, immer verpackt in komplexe Satz- und Ellipsenkonstrukte, an vielen Stellen sehr undurchsichtig gewoben und an einigen mit kurzen, deutlichen Statements gespickt. Wie so oft macht es dabei viel mehr Sinn, das Album am Stück durchzuhören, denn Standout-Tracks sind nicht unbedingt das, womit HMM punkten. Dafür macht sich in dem Moment, in dem "Church Pants" hereinschwappt, eine dichte Atmosphäre breit, die von Aesop Rock über das ganze Album hinweg mit lebendigen Percussions und regem Gitarreneinsatz gefüttert wird. Beständigkeit ist eine große Stärke des Projekts, denn zu keinem Punkt läuft einer der drei Künstler neben der Spur, kein einziger Track ließe sich als Schwachpunkt ausmachen. Trotzdem ist der Ersteindruck etwas ernüchternd, denn als Grower entfaltet sich diese Scheibe nicht sofort, während Tracks wie "Mailbox Baseball" auch nur im Kontext der LP Sinn (und wesentlich mehr Spaß) machen. Die Überbretter fehlen also, einige kleine Highlights hat die Scheibe dann aber doch: "Meter Feeder" heizt munter durch die Boxen und auch "Plagues And Bacon" lässt sich nicht zweimal bitten, greift nochmal das Albumtitelthema auf ("Mary don't fuck with the cake today") und besticht vor allem durch das ordentliche Tempo, mit dem die ohnehin starken Rhymes der beiden Emcees sich gegenseitig jagen. Ein weiterer erfreulicher Aspekt ist nämlich, dass Aes und Rob ihre Parts nicht jedes Mal stur hintereinanderschalten, sondern nicht selten attraktives Passspiel betreiben - so macht "Smock" zusätzlichen Spaß. Wenn man intensiv nach Schwachpunkten der LP sucht, dann mag man den beiden mit Retro-Charakter behafteten Stücken "Grubstake" und "Breakdance Beach" vorwerfen, nicht genug in die Restatmosphäre zu passen, doch das war's dann praktisch schon. Positiv tun sich des Weiteren noch das schön schwere, sperrige "Garfield" sowie "Holy Driver" mit einer titelgemäßen Themenprojektion hervor.

Da Hail Mary Mallon sogar mit dem Wertungsfazit recht weit entfernt von der Norm spielen, ist die Gruppe sicherlich nicht für jedermann gedacht. Wo andere Scheiben viel Mittelmaß und einige sehr gute und behaltenswerte Songs im Gepäck haben, befindet man sich hier auf einem Niveau, das eine erstaunlich geringe Varianz aufweist, konstant hoch, aber nie herausragend ist. Dieses Album ist aus einem Guss und sollte deshalb auch am Stück gehört werden. Es ist nicht das beste Material, das Aesop Rock je veröffentlicht hat, doch seine große Fanbase wird zweifelsohne Gefallen am Zusammenspiel mit Rob Sonic finden. Big Wiz komplettiert das Bild, womit "Are You Gonna Eat That?" für all jene gemacht ist, die bisher mit Leuten aus der Def-Jux-Ecke und den hier agierenden Akteuren im Speziellen sympathisiert haben.

6.6 / 10

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