Freitag, 10. Juni 2011

V/A - Centrifugal Phorce Records Presents: Euphony


Release Date:
2001

Label:
Centrifugal Phorce Records

Tracklist:
01. Cryptic One - Euphony Alpha
02. Hangar 18 - Prison
03. Aesop Rock, Yeshua daPoED & Vast Aire - Sinister
04. LoDeck & Despot - Cynical Bastards
05. Aesop Rock - Water
06. Cryptic One - Half Life
07. Vast Aire - His Majesty’s Laughter
08. Greenhouse Effect - Woke Up This Morning
09. The Presence - Centerbird
10. It - Eff The Heard '97
11. Atoms Family & Greenhouse Effect - Time To Unravel
12. LoDeck - Stethoscope
13. Aesop Rock - Coma (Remix)
14. Cryptic One - Euphony Omega

Review:
Mit "The Prequel" stellte sich die Atoms Family als Gruppe einem größeren Publikum vor und demonstrierte dabei, dass sie als Kollektiv mehr ist als nur eine Rapper-Ansammlung aus dem New Yorker Underground, der zwar Talent zugesprochen wird, die aber auf Albumlänge nichts zustandebringt. In diesem Underground des jungen neuen Jahrtausends sind die auf dem von Cryptic One gelenkten Centrifugal Phorce operierenden Herren bestens mit Gleichgesinnten (von Nachbarn bis hinein in den Mittleren Westen) verlinkt, was zu dieser Platte führt, die mancherorts fälschlicherweise als Album der Atoms Fam gezählt wird - doch "Euphony" ist eine Compilation, die einige der fähigsten Köpfe der damaligen Zeit zusammenführt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
In gewisser Weise ist der Begriff "Album" trotzdem nicht ganz verkehrt, denn man sollte "Euphony" nicht in einen Topf mit anderen Compilations werfen, was die vertretenen Gäste schon andeuten sollten. So einzigartig die einzelnen Individuen sein mögen, es zieht jeder an einem Strang, das Anliegen der Platte ist einheitlich und dem, das schon die Atoms Fam zusammenführte, nicht unähnlich: komplexe Lyrik und Wortspiele, hier und da eine Andeutung, verpackt in ungeschliffenen Sound. Schon die Liste der Produzenten sollte den HipHop-Kenner hellhörig machen: Cryptic One führt Regie und umgibt sich mit Namen wie Blockhead, Jestoneart, Blueprint oder NASA. Dass einen hier also pure Euphonie (Wohlklang) erwarten wird, ist unwahrscheinlich - diese Producer sind (nicht minder als die geladenen Emcees) dafür bekannt, rohe Sounds zu schustern, die den Hörer fordern und ihn aus seinem HipHop-Alltag reißen. Genau das passiert auf "Euphony" dann auch in atemberaubender Art und Weise. Den Anfang macht Cryptic's "Euphony Alpha" mit einem Stimmung schaffenden Instrumental und einem Auszug aus "Dark City", bevor ein noch ganz familieninternes und außerdem etwas zu abstrakt-anstrengendes "Prison" über einen Jestoneart-Beat einrollt, der die Wörterketten von Windnbreeze und Alaska nicht ins richtige Licht taucht. Doch man sollte sich nicht abschrecken lassen, denn anschließend wird ein Feuerwerk grandioser Tracks abgebrannt. Jest's zweiter Beitrag beispielsweise schickt Vast Aire über ein weiteres holpriges Instrumental, doch die gesprächigere Seite von Can Ox macht die Sache erst so richtig hörenswert: "Sending postcards from the edge of my sanity / With my face on the stamp repping vanity". Externe Unterstützung hätten die Atoms nicht wirklich nötig, wenn dann allerdings Aesop Rock, Yeshua daPoED und nochmal Vast über Cryptic's zappendusteres "Sinister" wüten, will man sich natürlich nicht über Abwechslung beklagen, während man sowieso damit beschäftigt sein dürfte, ob dieser Darbietung aus dem Staunen herauszukommen (Vast: "I breathe rusty air logic, it becomes the lung, the mind is the closet"). Dieses Niveau zu halten scheint zum Scheitern verurteilt, doch es geht munter weiter: Cryptic's "Half Life" stellt den Zyniker vor ein filmisch ausgereiftes Instrumental, noch besser trifft es Blockhead mit dem wehklagenden "Water", wohl einem von Aesop's besten Tracks, der von der einmaligen Architektur der einzelnen Bars lebt ("I'm 20 something pumping acrylic tomorrow side ways / Blazing passage with a map tattooed on the back of the classless"). The Presence, dessen eine Hälfte (NASA) später Uncommon Music gründen wird, tragen mit einem tief wummernden "Centerbird" bei, drohen trotz ihrer Klasse dabei jedoch in den Hintergrund gedrängt zu werden, denn es stürmen außerdem Namen wie ein hungriger LoDeck ans Mic: In "Stethoscope" prescht er gegen ein brummendes Piano, noch besser klingt der Johnny23-Emcee ("Emcees are just lunatics who pretend to count bars") mit dem später auf Def Jux gesignten Despot im nächsten Überbrett, "Cynical Bastards", für das Cryptic alles ins Gefecht wirft, was seine Gerätschaften hergeben. Selbst ans Mic tritt der CEO von Centrifugal Phorce nochmals mit Alaska als It, um in "Eff The Heard '97" seinen unglaublich geschmeidigen Flow unter Beweis zu stellen. Die letzte Komponente der Beitragenden sind die Jungs von Weightless, hier in Form von Blueprint und Inkwell in "Woke Up This Morning", das als perfektes Zusammenspiel der beiden ein frustriertes Statement über nicht erreichte Ziele ("Woke up this morning, and realized that a third of my life was gone / And 10 hour work days have became the norm") abgibt. Schließlich kleidet Cryptic "Coma" noch mit einem etwas fülligeren Beat aus, bevor ein verträumtes "Alpha Omega" den Hörer zur Tür hinausgeleitet.

"Euphony" demonstriert, wann eine Compilation sinnvoll sein kann. Wahrscheinlich hätten die Jungs aus der Atoms Fam auch einfach einen (nicht weniger willkommenen) Nachfolger zu "The Prequel" aufnehmen können, doch man entschied sich dazu, noch einen ganzen Haufen weiterer talentierter Künstler einzuladen, um ein Schaulaufen von mitunter dem Feinsten, was der amerikanische Underground so zu bieten hat, zu veranstalten. Dabei kann einem unmöglich langweilig werden, doch da die Gäste trotzdem bedacht gewählt sind und der Sound klar aus einem Guss ist, fühlt sich "Euphony" mehr wie ein Album denn eine Ansammlung von Songs an. Besser hätte man es kaum anstellen können und jeder, der mit den vertretenen Artists sympathisiert, sollte nach diesem Werk Ausschau halten.

8.5 / 10

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