Freitag, 10. Juni 2011

Ol' Dirty Bastard - Return To The 36 Chambers: The Dirty Version


Release Date:
28. März 1995

Label:
Elektra Records

Tracklist:
01. Intro
02. Shimmy Shimmy Ya
03. Baby C'mon
04. Brooklyn Zoo
05. Hippa To Da Hoppa
06. Raw Hide (Feat. Raekwon & Method Man)
07. Damage (Feat. GZA)
08. Don't U Know (Feat. Killah Priest)
09. The Stomp (Feat. Raison The Zoo Keeper)
10. Goin' Down
11. Drunk Game (Sweet Sugar Pie)
12. Snakes (Feat. Killah Priest, RZA, Masta Killa & Buddha Monk)
13. Brooklyn Zoo II (Tiger Crane) (Feat. Ghostface Killah)
14. Proteck Ya Neck II The Zoo (Feat. Buddha Monk, Prodigal Sunn, Merdoc, Killah Priest, 12 O'Clock, Shorty Shit Stain & 60 Second Assassin)
15. Cuttin' Headz (Feat. RZA)
16. Dirty Dancin' (Feat. Method Man)
17. Harlem World

Review:
Für den dritten Streich im Masterplan des Wu-Tang Clans wird der Mann ins Rennen geschickt, dessen Style keinen Vater kennt: Ol' Dirty Bastard ist ein Name, der weit über den Clan hinaus die Glocken läuten lässt. Method Man mag der massentauglichste Charakter der Neunerformation sein, ODB ist ganz ohne Zweifel die - in sehr zwielichtiger Art und Weise - schillerndste Persönlichkeit im Clan. Heutzutage weiß natürlich jeder halbwegs bewanderte Head, was ihn auf diesem Album erwartet, im angehenden Wu-Superjahr 1995 ist "Return To The 36 Chambers" der erste Vollzeiteindruck, den die Welt von Russell Jones bekommt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Gemäß dem, was in den guten alten Zeiten noch an der Tagesordnung war, ist der Mann, der hinter den Boards steht und den Sound bereitstellt, der RZA höchstpersönlich - zumindest großteils, da neben ODB selbst True Master und 4th Disciple auch ein wenig mitstöpseln. Doch ganz ungeachtet der ganz und gar nicht mit anderen Dingen vergleichbaren Person des Dirt McGirt gliedert sich die Produktion in den unerreichbaren Standard, den Cousin RZA zu jener Zeit gepachtet hatte. Wie schon bei "Tical" erfolgt aber auch hier eine Anpassung an den Künstler, die nicht unbedingt den Titel "Return To The 36 Chambers" im Sinne einer Fortsetzung des '93er Klassikers rechtfertigt. Ungeschliffen und grobschlächtig geht es natürlich trotzdem zur Sache - ODB formuliert es wie folgt: "This ain't something new that's just gonna come outta nowhere. This is something old and dirty.... and dirrrty!" - vor allem aber versehen mit dem Stempel des Hauptdarstellers, der ganz und gar einzigartig ist. Nicht umsonst wirkt er beizeiten wie das Wu-Maskottchen, denn reimtechnisch ist er zweifelsohne keiner der Großen. Doch sämtliche derartige Mängel werden durch literweise Charisma und Präsenz am Mic vergessen gemacht: Schon im "Intro" (das man allerdings nicht mehr als zweimal zu hören braucht) wird ein schräger Sinn für Humor bewiesen, der sich im weiteren Verlauf mit gegrölten Raps, meist sinnlosen, ellipsenartigen Sätzen und haufenweise Rauschmitteln mischen wird - alles verpackt in den so einzigartigen und deshalb grandiosen Flowstil des ODB. Das gipfelt in Klassikern wie "Brooklyn Zoo", in dem ODB sich tatsächlich aufs Rappen konzentriert und einige denkwürdige Lines landet. Dank der passenden Untermalung wird gewährleistet, dass die unstrukturierte Performance nie aus dem Ruder läuft - nur so funktionieren Songs wie das stampfend treibende "The Stomp" oder das von bedenklichem Intro eingeleitete "Goin' Down", das nur auf den Moment wartet, in dem RZA's geniales Instrumental einsetzt. Da man allerdings in jedem Fall nur eine bestimmte Menge ODB verträgt, springen einige sehr willkommene Gäste aus dem Wu-Umfeld ein: Method Man und Raekwon klingen in "Raw Hide" so roh wie selten, GZA lässt sich in "Damage" zu einem feurigen Hin und Her mit seinem Cousin hinreißen. Ganz perfekt ist in der verrückten Welt des ODB jedoch nicht alles: In "Don't U Know" ist es der ausnahmsweise saftlose Beat, und wenn ODB in "Sweet Sugar Pie" eine schnulzige Huldigung an u.a. Patti LaBelle singt, ist das zu viel für den normalen Menschenverstand. Warum in "Brooklyn Zoo II" Lines aus "Damage" recycelt werden, bleibt ebenfalls ungeklärt. Daran stören wird sich trotzdem niemand, denn diese Ungereimtheiten machen den Charakter der Scheibe aus und verblassen im Angesicht der Highlights, die natürlich von "Shimmy Shimmy Ya" angeführt werden, des Bastard's persönliche Hymne, die schon ganz alleine der Existenz dieser LP einen Sinn gibt. Eine ganz besondere Perle für den Wu-Head ist einer der besten Posse-Cuts, die es je aus den Shaoliner Slums geschafft haben: "Snakes" wummert, gebettet in Kung-Fu-Flick-Atmosphäre, mit düsterer Rhythmussektion und dezent platziertem, klagendem Pitch-Sample um die Ohrmuscheln, während sich die beteiligte Belegschaft in geschlossener und absoluter Höchstform verewigt. Ebenfalls nicht zu verachten ist "Protect Ya Neck II In The Zoo", das neben dem späteren Brooklyn Zu drei der Sunz Of Man (vor allem einen rasenden Prodigal Sunn) auf den Plan ruft. Das Album beschließen nach dem nach 1992 klingenden "Cuttin' Headz" schließlich noch zwei solide, aber wenig auffällige Tracks.

Er weilt zwar nicht mehr unter uns, hat aber mit diesem Album allen HipHop-Fans sein verrücktes Wesen für alle Ewigkeit vermacht. Doch nicht nur in dieser Hinsicht ist dieses das ultimative und einzige ODB-Album, das sich ein "Must-Have" nennen darf. Mit der (Fast-)Komplettausstattung von RZA konnte zwar sowieso wenig schiefgehen, trotzdem ist es erfreulich zu hören, wie der Abt auf seinen sonderbaren Cousin zugeht und ihm genau das schustert, was ihn auf Albumlänge perfekt zur Geltung bringt. Frei von Kritik ist "Return To The 36 Chambers" deshalb nicht, denn eine Stunde ODB ist schlicht und ergreifend anstrengend. Doch selbst wenn die LP als Ganzes damit nicht so gut ist wie die restlichen Wu-Solos jener Zeit, so ist sie doch ein Trip, der sich in jeder Hinsicht lohnt.

8.2 / 10

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