Freitag, 21. September 2012

A Tribe Called Quest - People's Instinctive Travels And The Paths Of Rhythm


Release Date:
17. April 1990

Label:
Jive Records

Tracklist:
01. Push It Along
02. Luck Of Lucien
03. After Hours
04. Footprints
05. I Left My Wallet In El Segundo
06. Pubic Enemy
07. Bonita Applebum
08. Can I Kick It?
09. Youthful Expression
10. Rhythm (Devoted To The Art Of Moving Butts)
11. Mr. Muhammad
12. Ham 'N' Eggs
13. Go Ahead In The Rain
14. Description Of A Fool

Review:
Die Geschichte zu einer der legendärsten Crews der HipHop-Geschichte beginnt schon im Jahr 1972 in Queens: Mutter bzw. Großmutter der später als Q-Tip und Phife Dawg bekannten Zweijährigen nehmen ihre Sprösslinge mit in dieselbe Kirche. Einige Jahre später schließen Tip und Phife in der Grundschule Freundschaft - Tip wurde von seinem Vater eine starke Jazz-Prägung mit auf den Weg gegeben, Phife von seiner Mutter zur Poesie animiert. Der nächste Schritt geschieht auf Tips High School, wo man Ali Shaheed Muhammad kennenlernt, der dank eines DJ-Vaters schon seit seinem achten Lebensjahr auflegt und seit dem dreizehnten produziert. Phife, der mit einem gewissen Jarobi White übers Basketballspielen Freundschaft geschlossen hat, besucht aufgrund dieses Sports öfter die High School, Jarobi beatboxt für Tip. Ein wichtiger Faktor sind dann die gleichgesinnten Jungle Brothers, mit denen Tip Freundschaft schließt und die der ursprünglich von Tip als Crush Connection und später als Quest vereinten Gruppe den Namen A Tribe Called Quest verpassen. Eine erste Demo wird von Geffen produziert, ein Album will dort anscheinend aber niemand. Ganz anders bei Jive, die den Tribe verpflichten und 1990 schließlich auch das Debüt veröffentlichen.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 "People's Instinctive Travels And The Paths Of Rhythm" ist zu diesem Zeitpunkt der bahnbrechende nächste Schritt aus den Reihen der Native Tongues, die von den JBs zusammen mit De la Soul und ATCQ gegründet wurden, enge Bindungen zur Zulu Nation pflegen und der Inbegriff für den alternativen HipHop jener Zeit sind. Obgleich es schwer vorstellbar ist, dass in einer Szene, die zusehends härter wird und für Spaß immer weniger Platz einräumt, eine Bewegung losmarschiert, die ihre lockeren und meist inhaltsbedachten Reime über Jazz-Samples kickt, begeistert der Tribe genau damit. Schlüssel zum Erfolg sind natürlich Tip und Phife am Mic, die bereits hier (wenngleich Q-Tip wesentlich öfter zu hören ist) meisterhaft zusammenspielen, aber auch der regieführende Ali begeistert mit Produktionen, die ihrer Zeit voraus sind: Über satte Drum- und herzhaft füllige Basslines sampelt Mr. Muhammad, was das Zeug hält, von Jazz über die Beatles bis zu typischem Soul. Das Besondere ist die Art und Weise, wie diese Songs, die allesamt alles andere als überladen sind, aus simplen kombinierten Loops eine Atmosphäre beschwören, die nicht nur Laune macht, sondern auch die afrozentristischen und Conscious-Raps freundlich aufnimmt. "Go Ahead In The Rain" ist ein Paradebeispiel, krallt sich in direkter und doch genialer Weise den Funk des Slave-Samples, während Q-Tip aufmunternde Zeilen zum Besten gibt und zu Eigenwahrnehmung aufruft. Eine weitere Stärke sind die zu findenden Ideen - wie Jarobi auf "I Left My Wallet In El Segundo" gekommen ist, wissen die Götter, das Ergebnis ist ein lächelnder Evergreen. Das vierte Mitglied ist am Mic übrigens kaum zu vernehmen, übernimmt nach "Push It Along" allerdings die Vorstellung des Tribes in einem eigens untermalten Zwischenspiel, das (immer mit Jarobis Worten versehen) wie ein roter Faden immer wieder zwischen den Songs eingespielt wird. So auch vor "Can I Kick It?", dem Klassiker mit dem so prägnanten Frage-Antwort-Chorus und dem genialen Zusammenspiel aus Bass und Snare, die den Song in Tips und Phifes Part einteilen. Doch die Platte hat natürlich noch mehr zu bieten, unter anderem ein großartiges "Luck Of Lucien", das dem bei Billy Brooks entlehnten Beat neues Leben einhaucht und auch dessen Bläser für ein weiteres Stück Jazz-Rap bemüht, das diesmal in Form von Zeilen an die Titelfigur Lucien Ratschläge erteilt. "Rhythm" zeigt Ali in innovativer Form, während das vegetarische Plädoyer "Ham 'N' Eggs" tatsächlich mit Langeweile zu kämpfen hat. Als Entschädigung warten edle Momente wie "Bonita Applebum", in dem Tip einer sowohl schönen als auch starken, klugen Frau den Hof macht. Zum Abschluss wartet ein weiteres Highlight, "Description Of A Fool", in dem nochmals die komplette Verspieltheit, aber auch das soziale Bewusstsein der Scheibe zum Vorschein kommt.

Zwar wird dieses Album oft vergessen, da ihm - im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern - noch weitere Großtaten folgen sollten, doch deshalb ist es trotzdem ein klasse Debüt. Mit ihrer völlig unbeschwerten Art bringen ATCQ nicht nur frischen Wind in die Szene, sondern lockern diese auch auf. Die Art, wie die Samples verbaut werden, ist Pionierarbeit, die Raps sind klug, afrozentristisch, aber nicht so provokant und anstößig wie anderswo. Die größte Errungenschaft von "People's Instinctive Travels And The Paths Of Rhythm" mag allerdings seine Zeitlosigkeit sein, denn nicht nur waren ATCQ ihrer Zeit voraus, man kann dieses Album auch heute noch problemlos anhören, sich der starken Grundstimmung erfreuen, aber auch die einzelnen Songs wertschätzen.

8.6 / 10

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