Freitag, 21. September 2012

M.O.P. - To The Death


Release Date:
07. April 1994
Label:
Select Records
Tracklist:
01. Crimetime 1-718
02. Rugged Neva Smoove
03. Ring Ding
04. Heistmasters
05. Blue Steel
06. Who Is M.O.P.??
07. To The Death
08. Big Mal
09. Top Of The Line
10. This Is Your Brain
11. Drama Lord
12. F.A.G. (Fake Ass Gangsta)
13. How About Some Hardcore
14. Positive Influences
15. Guns N Roses

Review:
Billy Danze und Lil Fame kennen sich schon so lange, dass sich keiner der beiden erinnert, wann diese Blutsbruderschaft ihren Anfang nahm, was der Grund ist, warum das Duo bis heute besteht. Als ausgehende Teenager haben die zwei allerdings noch keine professionelle Rap-Karriere im Kopf, treiben sich als Tunichtgute in den Straßen von Brownsville herum. Beide kicken hin und wieder Freestyles, Fame ist zudem als DJ tätig. Doch erst als er '91 mit Laze E Laze an der "The Hill That's Real"-Compilation arbeitet, wird die Sache ernster. Danze wird zur nächsten Single eingeladen, die direkt bei Select Records Anklang findet, und ehe man sich's versieht, sind die zwei als Mash Out Posse auf dem Label gesignt und nehmen das Debüt "To The Death" auf, das 1994 in den Plattenläden steht.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 In einer Zeit, in der Bürgermeister Dinkins öffentlich und aufs Ärgste gegen den sich gerade bildenden Hardcore-HipHop ins Feld zieht, haben M.O.P. alles andere als Anpassung im Sinn, man kennt nur den Straßenalltag vor der eigenen Haustür und der findet in genau jener Musik ein Abbild, weswegen es kaum verwundert, dass sich M.O.P. als Inbegriff dieser New Yorker Hardcore-Raps einen Namen machen. Dessen sind sich Fame und Danze selbst bestens bewusst, das angestrebte Image lebt im Wesentlichen von seiner aggressiven Art. Die Kunst, die dabei gemeistert wird, ist eine unmittelbare Authentizität, die den Hörer davon überzeugt, dass selbst der geringste Zweifel an dem, was M.O.P. auf den zehn vollwertigen Songs von sich geben, dazu führt, dass eine Faust aus den Boxen gen Hörer donnert. Doch selbst so geht es hier wunderbar zur Sache: Danze und Fame schreien und grölen sich die Stimmen heiser (genau genommen starten sie schon heiser), zeichnen sich durch kurz angebundene, aussagekräftige Hooks aus, die mitgebrüllt werden wollen. Auf instrumentaler Seite hält ein damals ebenfalls frisch in der Szene Wind machender DR Period dem Duo den Rücken frei und arrangiert praktisch alle Beats. Die entsprechen den Erwartungen: roh, simpel, kraftvoll, effektiv. Snares knallen dem Hörer um die Ohren und es finden sich die typischen Elemente jener Zeit. Damit ist auch schon überrissen, worum es von Anfang bis Ende geht, denn von Variation wird nicht viel gehalten: Natürlich gibt es klassische Representer wie "Rugged Neva Smoove" (ein Jammer, dass Premiers Remix nicht auch noch auf der Platte zu finden ist), die dem uninformierten Hörer klarmachen, mit wem er es zu tun hat und was passiert, wenn er sich mit dem BK-Duo anlegen will. Oft scheinen die Baupläne, auf denen auch die spätere Karriere der beiden basiert, durch. So ist im freshen "Heistmasters" bereits von "Ante up nigga, gimmie the cash" die Rede, während die Posse mit detailreichen und gewaltbereiten Bildern sogar einen Fuß ins Storytelling-Wasser hält. Als wären die Songs nicht genug, wird im Skit "This Is Your Brain" nochmals darauf hingewiesen, wie fatal Stress mit M.O.P. sein kann, während "Big Mal" den verstorbenen Bruder Fames grüßt. Titel wie "Drama Lord" oder "Blue Steel" erklären sich selbst und zeigen, dass hier nicht nur mit Messern gespielt wird. Die Botschaft des Albums ist eindeutig mit der Mentalität in Gangs zu identifizieren: Halt den Finger immer am Abzug, Momente für Schwäche gibt es nicht. Deshalb sucht man einen Track an die Ladies auch vergebens. Stattdessen wird mit der ersten Single Leuten wie Dinkins direkt die Frage "How About Some Hardcore" an den Kopf gepfeffert und zwar in so guter Aufmachung, dass der Track selbst heute wenig von seiner Aggressivität und Energie verloren hat. Auf die Frage, ob man "Positive Influences" vermittelt, hat man nur ein Lachen übrig, stattdessen geht es allen "F.A.G.s" an den Kragen, während man selbst natürlich "Top Of The Line" (mit seinem Sax eines der Highlights) ist.

Was die jungen M.O.P. und ihr Erstlingswerk vor allem auszeichnet ist die unbändige Energie, die investiert wurde. DR Period's Werk ist nicht durchgehend goldwert, doch in den schwächeren Momenten springen die zwei Schreihälse ein und spucken so aggressiv, als hätten sie gerade den beschissensten Tag ihres Lebens hinter sich und müssten sich irgendwo abreagieren. Dieser massige Impuls befeuert und überträgt sich auf den Hörer; und genau das macht den Charme von M.O.P. aus, genau das wertet "To The Death" vom ordentlichen Werk, das unter den vielen großartigen Releases seines Jahrgangs unterginge, zu einem Album auf, das auch heute noch klasse ist, wenngleich zum Klassiker doch ein Stück fehlt. M.O.P. muten dem Hörer mit ihrem Erstling nicht zu viel zu (eine Dreiviertelstunde ist es), ihr Anliegen (und die Stärke der LP) ist aber am besten mit ihren eigenen Worten zusammenzufassen: How about some hardcore?


6.8 / 10

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