Freitag, 21. September 2012

Molemen - Ritual Of The...


Release Date:
10. April 2001

Label:
Molemen Records

Tracklist:
01. Ritual Of The Mole (Feat. JP Chill)
02. Reign (Feat. J.U.I.C.E.)
03. Challenge Me (Feat. Mr. Metaphor, Breez Evahflowin & C-Rayz Walz)
04. Get Outta Dodge (Feat. Matlock)
05. Taste Of Chicago (Original '97) (Feat. E.C. Illa & Rubberoom)
06. NHB
07. The Equinox (Feat. Vakill)
08. Unbreakable (Feat. Prime)
09. How I Won The War (Feat. Slug)
10. Keep The Fame (Remix '01) (Feat. Vakill, Rhymefest & Percee P)
11. Dime Ahora Mismo
12. Persevere (Feat. Mass Hysteria)
13. Game (Feat. Sebutones)
14. No Guarantees (Feat. Rasco)
15. Keep The Fame (Original '97) (Feat. Vakill, Rhymefest & Percee P)
16. Not Impressed (Feat. Qwel)
17. Triste
18. Put Your Quarter Up (Feat. Slug, Aesop Rock & MF Doom)
19. Face Down (Feat. Grand Daddy I.U., Vakill & Meta Mo)
20. Taste Of Chicago (Remix) (Feat. E.C. Illa & Rubberoom)
21. How We Chill Pt. 2 ('96) (Feat. Rhymefest & J.U.I.C.E.)

Review:
Dass Vakill, als er 1991 mit Panik und Mixx Massacre eine Gruppe gründet, den Namen Molemen erdenkt, ist zwar zutreffend, aber irgendwie auch redundant - zur damaligen Zeit gibt es ja sowieso keinen Gegensatz zum Rap-Untergrund, was sich in den folgenden zehn Jahren auch kaum ändert. Nur der Name wird angebrachter, denn genau dort - im Untergrund - befindet sich das Fundament, auf dem dieses Projekt steht. Anfangs dreht sich noch alles um Mixtapes, doch Panik, der schnell die Führungsposition einnimmt, produziert auch selbst. 1996 schließlich kommen PNS und Memo, beide ebenfalls ungefähr seit Anfang der Neunziger mit dem Schrauben von Beats beschäftigt, ins Bild und das später in dieser Besetzung bekannte Produktions-Trio ist komplett. Erste Spuren hinterlässt man mit einigen Singles und zwei EPs (die 2000 dann zusammengelegt und re-releast werden), 2001 folgt mit "Ritual Of The..." das offizielle Debüt.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Und bei diesem Debüt zahlt es sich schließlich aus, dass man maulwurfsgleich den Chicagoer Untergrund untergraben hat. Nicht zuletzt da die überschaubare und kollektiv zu wenig beachtete Szene recht gut untereinander vernetzt ist können die Molemen praktisch auf alles zugreifen, was in der eigenen Stadt Talent hat. Dabei belässt man es (im Gegensatz zu "Chicago City Limits") aber nicht ganz, denn die Connections reichen sogar noch weiter, gleichsam nach Osten und Westen. Das Ritual der Molemen ist also keine reine Chi-Town-Platte, trägt eher den Charakter eines herkömmlichen Produzentenalbums, doch obgleich es nicht einmal die Beats eines einzelnen Produzenten sind, vereint die Platte doch alle Gäste unter einem gemeinsamen Sound, dem Molemen-Sound. Und der wiederum ist nicht in Kuschellaune. Rohe, ungeschlachte Töne warten auf den Hörer, ungeschliffene Drumlines und ein vollkommen unverbrauchter Stil, den alle drei Molemen an den Start bringen. Der Wind weht ganz klar aus Osten, teilweise könnte man hier auch die rohe Ware New Yorks vermuten, doch zumeist sind noch genug andere Komponenten im Spiel, um ein eigenes Bild zu malen, das am Chicago-Sound der folgenden Jahre nicht ganz unbeteiligt ist. Dabei erfolgt der Anfang noch im ersten Gang, denn trotz Freestyle-Legende J.U.I.C.E. passiert in "Reign" sehr wenig. Doch dann feuern Molemen einen Kracher nach dem anderen ab: Egal ob Prime aus dem direkten Umfeld in "Unbreakable" mit vorstellenden Zeilen ("Who's that kid that's rockin' headphones in the back of the bus? Recitin' verses loud as fuck while still taggin' shit up") oder Bay-Rapper Rasco, der seinen Hörern keine Garantien in diversen Belangen geben kann, es geht immer gepflegt zur Sache. Dass dazwischen einige ältere Tracks geführt werden, stört da kaum: "Keep The Fame" besticht im Original als auch im Remix vor allem mit seiner starken Kombo (und einem noch extrem jungen Vakill), "Taste Of Chicago" mit den Hardlinern von Rubberoom und E.C. Illa ("I'm from the the Chi-to-the, so I don't give a fuck what you screamin' / All you need to know is I stay in the coldest place to be in") ist im Remix sogar noch einen Tick besser. Noch besser sind die eingängigen Streicher von "How We Chill Pt. 2", das Rhymefest schon 1996 ordentlich Talent attestiert. Für weitere Kracher muss man nicht lange suchen, die Scheibe ist voll davon: Ein junger Matlock bekämpft über einen minimalistischen Piano-Loop Wack-Rapper, der Verbund von Brooklyn Ac und Stronghold entsendet ein wildes Dreigespann für das brachiale "Challenge Me" (vor allem C-Rayz geht dabei in die Vollen), die kalifornischen Sebutones bekommen für ihr paranoides "Game" ein verstörend dunkles Instrumental, Qwel battelt über knochenharte Snares so, wie man es von ihm kennt, und was Vakill im bitterbösen "Equinox" abzieht, reiht sich bei den besten Tracks seiner Karriere ein. Die drei Produzenten geben noch jeweils ein der Albumatmosphäre behilfliches Instrumental bei, von denen vor allem Paniks trauriges "Dime Ahora Mismo" im Gedächtnis bleibt. Ein absoluter Hingucker ist "Put Your Quarter Up", wobei der Beat hier dem Mega-Lineup nicht ganz gerecht wird. Viel besser macht sich Slug alleine in "How I Won The War", das sich - in Slugs überragender damaliger Art - dem Wehrdienst verschließt:

"The second time they found me they wanted to drown me
Yes, man doesn't like being made into mice
Started running their spiel about love and dedication
How I should feel, as if I owe their nation my life
"Look boy", they said, "Don't you love your freedom?"
I told them "Freedom is a road seldom travelled by the multitudes"


Die Scheibe mag nicht ausschließlich Namen aus Chicago beherbergen, doch sie fühlt sich trotzdem so an. Dafür sind die Molemen verantwortlich zu machen, die es doch tatsächlich schaffen, aus diesem auf den ersten Anblick wie eine normale Producer-Platte (mit allein seinen Mängeln - wobei einige dieser Mängel ansatzweise auch an den Molemen nagen) aussehenden Machwerk ein echtes Album zu formen. Das gelingt, da das Trio einerseits untereinander harmoniert und bei der Aufteilung der Beats (Panik stemmt übrigens gut doppelt so viel wie seine zwei Mitstreiter) kein Bruch erfolgt und andererseits wegen des angestrebten Sounds, der kompromisslosen HipHop der härteren Gangart vorschreibt. Dazu kommt dann noch ein übertrieben gutes Lineup, bei dem sich selbst die Gäste aus CA oder NY einfügen und selbstlos dazu beitragen, "Ritual Of The..." zu einem Aushängeschild Chicagoer HipHops zu meißeln.

7.5 / 10

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