Samstag, 20. März 2010

Cryptic One - The Anti-Mobius Strip Theory


Release Date:
31. Mai 2004

Label:
Day By Day Entertainment

Tracklist:
01. Intro
02. Anti-Mobius Strip Theory
03. Pulp Non-Fiction (Remix)
04. UniCycle (Water Cycle)
05. Half-Life
06. Tempt Fate (Feat. Windnbreeze & Alaska)
07. Intricate Schemes
08. BiCycle (Gold Cycle)
09. Apocalypse Zone (Feat. Aesop Rock)
10. Uncomfortable Silence
11. Death Of Regret
12. TriCycle (Lawn Cycle)
13. Time Piece / Peace Of Time
14. Rebirth Of Regret
15. Willow
16. Life After
17. Pulp Non-Fiction (Original Version)

Review:
Wer die Atoms Family als bedeutungslose Gruppe hinter Cannibal Ox abgetan hat, der tut den Herren aus der Tri-State-Area Unrecht. Seit Mitte der Neunziger, lange vor den Def Jux Zeiten, rockt dieses Kollektiv Mics und hat seitdem seinen eigenen Sound entwickelt. Maßgeblich verantwortlich dafür war Cryptic One, dessen erste Veröffentlichung ins Jahr 1996 (mit Centa Of Da Web) zurückreicht. Nachdem er sowohl als Produzent sowie auch als Emcee immer wieder in Erscheinung trat, ist es 2004 Grimm's Day By Day, das Cryptic endlich die Gelegenheit zu einem Soloalbum gibt: "The Anti-Mobius Strip Theory".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Und während man sich noch fragt, was Cryptic One gegen Möbiusbänder hat, legt der New Yorker auch schon los. Denn so kunstvoll wie der Albumtitel ist auch der Inhalt. Genau genommen ist rein gar nichts an dieser LP gewöhnlich: die Gäste, die Produzenten und am wenigsten Cyrptic One selbst. Denn "The Anti-Mobius Strip Theory" ist eines dieser Alben; ein Album, das die Aufmerksamkeit der Hörerschaft nicht nur fordert, sondern sie sich einfach nimmt. Insgesamt ist die Scheibe weniger mit dem Atoms Fam Sound zu vergleichen als mit einem neu definierten, Cryptic's eigenem Sound. Der ist im Gesamtton ein ganzes Stück nachdenklicher und melancholischer als das bisher Dagewesene. Dass Cryptic dafür einen Großteil der Produktion selbst in die Hand nimmt, ist angesichts seiner Fähigkeiten nur rechtens. Mit dem Rest der Instrumentals in den fähigen Händen von Blockhead, Blueprint und Jestoneart (alias Jest One) kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Wenig überraschend, dass die LP dann auch wirklich gut geworden ist. Thematisch schnürt Cryptic sie unter einem losen Konzept zusammen, knüpft jedoch mehrere Songs aneinander oder bietet mit einzelnen tiefgründige Minuten. Dabei schwingt in Cryptic oft ein vebitterter, pessimistischer Unterton mit, wenn er in Songs wie dem bedrückten "Intricate Schemes" eine schwarze Welt malt. Wie schon zu erwarten sind Electro-Einflüsse zahlreich auf der LP vertreten, so auch im "Intro", in dem Cryptic mit schnellen Rap-Salven sein Können demonstriert. Der Titeltrack setzt dann mit einem Schwall rhetorischer Fragen ein, der zwei weiteren großartig konstruierten inhaltlichen und stilistischen Abschnitten vorausgeht. Wird der Hörer dann einmal inhaltlich nicht voll gefordert, sieht er sich mit Tracks wie "Tempt Fate" konfrontiert, in denen die drei Atoms-Emcees über eine mexikanische Trompete jagen. Schwer tiefgründig wird es mit "Life After", in dem sich Cryptic uralte Fragen über ein mögliches Leben nach dem Tod, über Auswirkung der zu Lebzeiten begangenen Taten und Ähnliches stellt. In die bezaubernd, sehr bedacht und entspannt produzierte "Apocalypse Zone" begibt er sich mit Aesop Rock, während er sich in "Time Piece / Peace Of Time" im Alleingang der Unausweichlichkeit der Zeit stellt. Ein ganz besonderes Schmankerl serviert er mit den drei Zyklen, die gleichzeitig Blockhead's starke Beiträge zur LP darstellen: Es wird die Reise eines Wassertropfens, eines Goldgesteins und die eines Grashalms, bei denen jeweils Start- und Endpunkt trotz Einfluss des Menschen identisch sind, erzählt. "Death Of Regret" und "Rebirth Of Regret" hängen ebenfalls zusammen, Cryptic findet sich erneut gefangen im "unbarmherzigen Karussell" namens Leben, das dem Gedankenverlorenen ("See now I judge covers by the contents of the book") nur Gründe zum Pessimismus liefert. Weiterhin noch unerwähnt geblieben ist "Half-Life", erneut ein tolles Konzept für Cryptic One, um neben der eigentlichen Titelbedeutung Wortspiele mit Gegensätzen und Ergänzungen zu treiben ("Half empty and half full, life vision is impaired / My life glass is always full - half with water, half with air").

Dem Gedanken-Pool des Cryptic One in ein paar Sätzen gerecht zu werden, ist nicht möglich. Doch es ist möglich, darauf zu verweisen, dass Cryptic One eines der lyrisch anspruchsvollsten Alben seines Genres geschaffen hat, das sich dem Hörer nicht unmittelbar eröffnet - seinen Namen bezieht der Emcee nicht von ungefähr. Doch das ist nicht alles, was dieses Album auszeichnet. Auf instrumentaler Ebene stellen Cryptic One und seine Mitproduzierenden ebenfalls den Großteil der Konkurrenz in den Schatten. Um die nächste Stufe zu erklimmen, hätte es zwar einiger herausstechender Songs mehr bedurft, doch auch so ist "The Anti-Mobius Strip Theory" ein Geheimtipp, wie er im Underground-Lehrbuch steht.

8.4 / 10

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