Montag, 8. März 2010

Ghost - Freedom Of Thought


Release Date:
15. Juni 2009

Label:
Breakin' Bread

Tracklist:
01. Thought Police (Intro)
02. Return Journey
03. It's All Love
04. Elevate (Feat. DJ IQ & Jehst)
05. The Day After
06. Invisible World (Feat. Verb T)
07. Feel Pain
08. Move Strong (Feat. Dubbledge)
09. Daze
10. Frozen In Time (Feat. Verb T)
11. Day Dreaming
12. From the Beginning
13. See You Crying
14. S'all Good (Feat. Finale)
15. Way You Feel
16. Remember
17. Road to Somewhere
18. Alive

Review:
Es gibt einen Produzenten in Großbritannien, der nennt sich Ghost. Wieso? Das erklärt der Titel seines Debütalbums "Seldom Seen, Often Heard": Ghost verbringt seine Zeit eher im Studio als im Rampenlicht (was aber nicht heißt, dass er nicht ausgiebig tourt), seine Musik konnte er jedoch schon bei Film, Fernsehen und Werbung unterbringen. Der in Glasgow geborene Brite brachte seine erste Veröffentlichung (die "Ghost Stories" EP) 2003 hinter sich, auf das dann 2006 besagtes, allgemein sehr positiv aufgenommenes Debüt folgte. Neben einer Palette an EPs war der inzwischen in Neuseeland ansässige Ghost weiter hinter den Kulissen aktiv, tourte nebenbei und veröffentlichte dann 2009 schließlich seinen Zweitling "Freedom Of Thought".

WRITTEN FOR Rap4Fame
Während sein Debüt noch als Produzentenalbum im inzwischen herkömmlichen Sinn - eine große Zahl an Features und somit Raps auf fast jedem Track - zu bezeichnen war, versucht sich "Freedom Of Thought" als Hybrid, der Instrumental- und Produzentenalbum (stark zugunsten des instrumentalen Teils) kombiniert. Das erlaubt natürlich einen noch größeren Fokus auf die Arbeiten von Ghost selbst, die der Brite auch dementsprechend gestaltet: Dieses Album ist eine Reise, die dazu einlädt, die Gedanken schweifen zu lassen, in ferne Fantasiewelten abzudriften und Abstand zwischen sich und den Alltag zu bringen. Dass Ghost zu den Top-Produzenten der Insel gezählt wird, kommt nicht von ungefähr: Nicht nur hat der Mann sein Metier in Manchester studiert, er hat auch eine kreative Ader, die ihn als authentischen Producer legitimiert. Wer also denkt, hier mit dem Standardsatz an Samples konfrontiert zu werden, der liegt weit daneben. Ghost lebt zwischen BoomBap, Abstract und Trip Hop, nutzt diese aber höchstens als Plattform für seine eigenen musikalischen Spielereien, deren Charakteristika sich jedoch ganz gut am genannten Drei-Genre-Eck festmachen lassen. Da mögen Kritiker natürlich sofort mit dem Finger auf einen RJD2 zeigen - doch wozu?, wenn Ghost seinen Stil so souverän vorträgt, dass man sich zu keinem Zeitpunkt an andere Künstler erinnert fühlt. Der dezente Einsatz von Rappern beispielsweise ist wohlüberlegt: Wird in "Move Strong" ein Glockenspiel in einen kratzig klingenden BoomBap-Kopfnicker eingebunden, passen Dubbledge's Raps hervorragend ins Geschehen. Und auch wenn "S'all Good" der schwächste Track der LP ist, Detroit-Kumpel Finale rettet die Nummer vor der Langeweile. An anderer Stelle sind die Instrumentals so ausgeprägt, dass sie nur alleine stehen können: "It's All Love" kombiniert einen flotten Rhythmus mit Pitch-Voice-Sample und Oldie-Feeling - klingt suspekt, harmoniert aber vortrefflich zusammen und sorgt für Hochstimmung. In "Daze" bietet Ghost feinsten Trip Hop, andernorts regiert seine ganz eigene Note: "Elevate" ist solch ein Fall, in dem ein dominierendes Piano mit den durchgehend verwendeten Electro-Utensilien gepaart wird. Das funktioniert mit als auch ohne Raps: "From The Beginning" steht voll im Zeichen der Gesamtatmosphäre. Die geht natürlich auch nicht verloren, wenn in "Feel Pain" geschlagene Gitarre und Streicher mit ins Spiel kommen. Und dann wäre da noch die melancholische Seite der LP, der neben "Frozen In Time" vor allem das überragend traurige, Piano-dominierte "Day Dreaming" angehört - besser kann ein Instrumental kaum sein. Und nachdem in "Way You Feel" erneut mit Gitarre (diesmal gezupft) ein famoses Ergebnis erzielt wurde, findet Ghost zu guter Letzt in "Alive" den passenden, verspielt-fröhlichen Abschluss.

Das Schöne an Ghost ist der Umstand, dass er bis jetzt noch nicht den Punkt erreicht hat, an dem man ihn auf den absteigenden Ast setzt, er muss sich - entgegen etwa einem RJD2 - nicht anhören, dass seine früheren Werke viel besser waren. Seine Instrumentals haben genügend Atmosphäre und Persönlichkeit, um alleine zu bestehen, die versprengte Beimischung von Emcees gibt dem HipHop-Fan dazu noch den letzten Kick. Zusammenfassend trifft Ghost mit dem gewählten Anteil an Raps genau ins Schwarze und landet mit dem instrumentalen Teil unter dem Besten, was HipHop diesbezüglich die letzten Jahre zu bieten hatte.

7.8 / 10

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