Samstag, 20. März 2010

Qwel & Meaty Ogre - Freezer Burner


Release Date:
31. Oktober 2006

Label:
Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Wintro / Who's The Boogieman?
02. ID Glue
03. I Forgive 'Em
04. Read Writer
05. Saved
06. Fallen Rome
07. The Cyclops
08. Winterlude
09. Machinegun Monkey
10. Cabin Fever
11. Don Quixote
12. High Tithe
13. The Fourth Reich Of The Rich
14. Elijah The Prophet
15. Practice For Hope
16. Asceticism

Review:
2004 läutete Qwel seine "Four Seasons" Reihe fulminant mit "The Harvest", komplett produziert von Maker, ein. 2006 steht der zweite Teil an, der unmissverständlich den Winter repräsentiert: "Freezer Burner" heißt das gute Stück und kommt - wie könnte es anders sein - via Galapagos4. Der Producer, der diesmal die Fäden zieht, ist kein Unbekannter: Meaty Ogre arbeitete mit Qwel erstmals auf dem ersten Typical Cats Album zusammen, wo er den einzigen nicht von DJ Natural produzierten Beitrag lieferte. Daneben wohnt der Vinyl-Junkie derzeit in Phoenix und besitzt einen Plattenladen. "Freezer Burner" geht also unter besten Voraussetzungen an den Start.
WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Und die Scheibe macht auch alle Anstalten, die von "The Harvest" (und natürlich Qwel's restlichem Release-Katalog) gesetzten Voraussetzungen zu erfüllen. Gleichzeitig aber verheißt Meaty Ogre hinter den Boards eine neu eingeschlagene Richtung: noch atmosphärischer, noch geschlossener, noch nachdenklicher. Die nach vorne preschenden Banger, die bei der herbstlichen Ernte noch abfielen, haben sich hierfür verabschiedet und weichen reichlich Gitarren-Samples und brodelnder Sound-Kulisse. Langsamere Songs, die man sich am besten zu Gemüte führt, wenn man alleine in den eigenen vier Wänden sitzt und es draußen schneit. Songs für den Winter. Fast unnötig zu erwähnen, wie gut Qwel's Input zu diesem Album (wieder einmal) ist. Andererseits ist es essenziell, sodass man nicht darum herumkommt, zu rühmen, wie diszipliniert Qwel mit seinen monoton-scharfen Rhymes, die in seiner markanten Stimmlage vorgetragen werden, am Charakter dieser LP feilt, um nach 16 Tracks ein weiteres Kunstwerk vollendet zu haben. Mit dem Ambiente der LP fallen natürlich auch die sich wütend ergießenden Tiraden weg und machen noch mehr grüblerischen, reflektierenden Zeilen Platz. Den Anfang macht allerdings noch "ID Glue", auf das das Intro "Who's The Boogieman?" perfekt hinarbeitet, und das mit knallhartem, eiskaltem Gitarren-Sample zum härtesten zählen mag, was Qwel je veröffentlicht hat. Das hier die zynischen Raps noch kraftvoll herausgeschleudert werden, ergibt also nur Sinn. Doch dann zieht endgültig kalte Winterstimmung auf, in der das Duo Qwel-Meaty aufblüht. "Fallen Rome" ist ein kühler Windhauch, in dem Qwel Denkanstöße durch die im Titel angedeutete Parallele liefert. Generell finden sich bei ihm des Öfteren Anspielungen an historische als auch biblische Ereignisse. Stellung bezieht er dabei seltener, als dass er kommentiert: "Machinegun Monkey" beispielsweise thematisiert einerseits die Evolutionstheorie und deren Lehre in der Schule und lässt es sich nicht nehmen, die Menschheit im Hier und Jetzt zu kritisieren ("Ain't seen a monkey turn a man, I seen a man turn a monkey"). Raum für Interpretation ist zwischen Qwel's gezeichneter Evolutionstheorie plus deren Indoktrination reichlich. Kritik an der menschlichen Rasse und ihrem unnatürlichen Verhalten scheint Qwel's bevorzugtes Thema zu sein, so finden sich in "Elijah The Prophet" ähnliche Ansätze, während auch das grandiose "The Four Reich Of The Rich" die Menschheit vor ein grundlegendes (Geld-)Problem und dessen wuchernde Auswüchse stellt. Zur gitarrenlastigen Musik gesellt sich in "I Forgive 'Em" eine Mundharmonika, während "Practice For Hope" Flöten-Samples als Gast begrüßt. Zur Halbzeit serviert Meaty ein "Winterlude", während später noch ein weiteres Thema von Qwel angeschnitten wird: "High Tithe" ist ein pro-christliches Statement, das den Stellenwert des Christentums in den Staaten anprangert ("Seems like nowadays everybody else speaks their mind except christians / But we aint welcome in your schools, so how them schools turn to prisons"). Seinen Abschluss findet das Album dann in "Ascetism", an dessen Ende Qwel über die Motivation zu Veränderungen (erneut ein bei Qwel bekanntes Motiv) spricht.

In seiner vierteiligen Release-Reihe stellt dieser, der zweite Teil wohl den atmosphärisch intensivsten Abschnitt dar. Meaty Ogre versetzt den Raps des Ausnahme-Emcees aus Chicago seine eigene Note, die oft einen schwermütigen Ton bedeutet. Wie nicht anders zu erwarten brennt Qwel wieder ein lyrisches Feuerwerk ab, in dem er viele seiner wohlüberlegten Gedanken preisgibt. Man muss ihm nicht immer zustimmen, doch alleine durchs Zuhören vollführt man eine größere geistige Leistung als bei den meisten anderen Alben. Abgesehen davon liegt "Freezer Burner" voll im Durchschnitt der fast einheitlichen Qualität, die Qwel mit seinen "Four Seasons" erzielen konnte, auch wenn der erste Teil noch einen Tick besser war.

8.1 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen