Sonntag, 22. Mai 2011

Method Man - Tical


Release Date:
15. November 1994

Label:
Def Jam Recordings

Tracklist:
01. Tical
02. Biscuits
03. Bring The Pain (Feat. Booster)
04. All I Need (Feat. Streetlife)
05. What the Blood Clot
06. Meth Vs. Chef (Feat. Raekwon)
07. Sub Crazy
08. Release Yo Delf (Feat. Blue Raspberry)
09. P.L.O. Style (Feat. Carlton Fisk)
10. I Get My Thang in Action
11. Mr. Sandman (Feat. RZA, Inspectah Deck, Streetlife, Carlton Fisk & Blue Raspberry)
12. Stimulation (Feat. Blue Raspberry)
13. Method Man (Remix)

Review:
Der Hype, der sich um den Wu-Tang Clan mit dem inzwischen legendären Debütalbum aufbaute, ist kaum in Worte zu fassen. Entsprechend schwer muss es gewesen sein, die Ankündigung, den Namen Wu-Tang zu einer weltweiten Marke zu machen, in die Tat umzusetzen. Was lässt man auf ein solches Album folgen? Mastermind RZA weiß die Antwort: eine Welle von Soloalben, die der Welt die einzelnen Mitglieder näherbringen soll. Wer zuerst ins kalte Solo-Wasser springen würde, war ebenfalls naheliegend: Der Jüngste der Bande, Method Man, der sich mit seiner Art wohl am meisten profilieren konnte und dazu den einzigen Solo-Track auf "Enter The Wu-Tang" erhielt, wird ein Jahr später mit seinem "Tical" ins Rennen geschickt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Erstaunlicherweise werden bei Diskussionen um die besten Alben aus dem Wu-Kreise nach dem Debüt meist die großen Releases aus dem goldenen Jahr '95 im nächsten Atemzug aufgezählt, "Tical" scheint dabei teilweise geradezu vergessen zu werden. Nachvollziehbar ist das jedoch kaum, denn mit einer Komplettproduktion von Abt RZA darf man zu Recht davon ausgehen, dass es auf Method Man's Debüt zur Sache geht. Als Label findet sich im Zuge der Freiheit, die jedem Wu-Mitglied diesbezüglich gelassen wurde, übrigens Def Jam, die Gästeliste sieht deshalb trotzdem so aus, wie sie auszusehen hat - verglichen mit späteren Releases sogar recht mager. Stören sollte das nicht, denn auf den kurz angebundenen 13 Tracks präsentiert sich ein Method Man in einer Höchstform - die Stimme so kratzig, als hätte er statt Lungen zwei glimmende Blunts (oder vielmehr Ticals) im Brustkorb sitzen. Dass dabei auf lyrischer Ebene keine Weltrevolution vonstatten geht, ist demnach nebensächlich, die Präsenz, die Wortspiele und die Stimmung lassen keine Wünsche offen. Wer Method Man allerdings nur von späteren Jahren als den gutgelaunten Spaßvogel kennt, der wird sich wundern, denn "Tical" liegt stilistisch logischerweise im Jahr 1994 und ist somit von RZA's steinharten, staubtrockenen Beats geprägt, die für sich genommen schon alles zerstampfen, was den Boxen zu nahe kommt: "Bring The Pain" schickt denselben Method Man wie '93 in eine neue, atemberaubend minimalistische Beat-Szenerie. Das Resultat sind Zeilen wie diese:

"Brothers wanna hang with the Meth, bring the rope
The only way you hang is by the neck, nigga poke
Off the set, coming to your projects
Take it as a threat, better yet, it's a promise
"



Ein Vermächtnis der Battles, in denen die Wu-MCs untereinander ausmachten, wem welcher RZA-Beat zufällt, ist "Meth Vs. Chef", ein Klassiker, wie man ihn schöner nicht hätte gestalten können, mit einer zum Dahinschmelzen knöchernen Drumline. Der nächste Superklassiker ist "Tical" trotzdem nicht: Die Inhouse-Wu-Sängerin Blue Raspberry, die hier erstmals auftritt, macht mit ihrer Gloria-Gaynor-Interpretation wenig Spaß und schändet das ansonsten erstklassige "Release Yo Delf" somit ein wenig. Dem Albumfluss, der den Hörer seit den eröffnenden Intro-Sekunden von "Tical" mitreißt, tut das allerdings keinen Abbruch. Selbiges gilt für "Method Man", das etwas zu trocken für seine (im Original lebendiger untermalten) Rhymes ausfällt. Erstaunlicherweise gilt dies nicht für "All I Need", das (im Gegensatz zum populären Remix) erfolgreich ein hartes Instrumental unter diesen Lovesong packt - darüber hinaus stellt sich Mef's persönlicher Weedcarrier Streetlife erstmals vor. Gerade weil sie auf diesem Album kaum vorhanden sind, ist der einzige Posse-Track ein Kracher der Extraklasse - "Mr. Sandman" führt die obskur anmutende Eleganz, die Blue Raspberry's Hintergrund-Vocals mit den wild über das Mic herfallenden Wu-Recken bildet, über ein schweißtreibend rohes Instrumental nahe an die Perfektion. Dazwischen finden sich natürlich Kung-Fu-Samples, aber auch der spätere Killa-Beez-Kult wird angedeutet. Daneben werden mit Carlton Fisk abgedrehte "P.L.O. Styles" gekickt, während Blue Raspberry ein weiteres Mal für das grandiose, von Streichern veredelte "Stimulation" rekrutiert wird. Man könnte nun noch "What The Blood Clot" oder RZA's perverse Produktion für "Biscuits" loben, doch wer an dieser Stelle noch keinen Hunger auf das Album hat, dem ist nicht mehr zu helfen.

Letztendlich ist Method Man's Erstling wohl nicht ganz so Klassiker-trächtig wie die Wu-Alben, die es umgeben, vollkommen ungerechtfertigt ist sein Status als meistverkauftes Wu-Solo trotzdem nicht. Das Duo RZA und Method Man schwimmt auf der Auftriebswelle, die den Wu-Tang Clan zu jener Zeit trägt, ganz oben mit und lässt die Hörerschaft genau das auch spüren. Method's rauchige Stimme bildet einen harmonierenden Gegenpol zu den teils brachialen Instrumentals, was nie den Wunsch nach mehr Feature-Gästen aufkommen lässt. Bei der überschaubaren Spielzeit (eine knappe Dreiviertelstunde) fühlt man sich nicht, als würde die LP zu früh enden. "Tical" ist Method Man's Magnum Opus und wenngleich (da nicht jeder Song ein Überbrenner ist) kein Klassiker, kommt es diesem Status doch recht nahe.

8.5 / 10

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