Release Date:
23. September 2003
Label:
Shady Records / Interscope
Tracklist:
01. Average Man
02. Cheers
03. Got Some Teeth
04. Lady (Feat. Eminem)
05. Don't Come Down
06. The Set Up (Feat. Nate Dogg)
07. Bad Bitch (Feat. Timbaland)
08. Shit Hits The Fan (Feat. Eminem & Dr. Dre)
09. Follow My Life
10. We All Die On One Day (Feat. Eminem, 50 Cent & Lloyd Banks)
11. Spread Yo Shit (Feat. Mr. Porter)
12. Look In My Eyes (Feat. Nate Dogg)
13. Hands On You (Feat. Eminem)
14. Hoodrats
15. Oh! (Feat. Busta Rhymes)
16. Never Forget Ya
17. Outro (Feat. D-12)
Review:
Obie Trice ist der glückliche Shady-Trittbrettfahrer, der die offenen Kapazitäten des 2003 mitten im Zentrum der HipHop-Szene stehenden Labels von Eminem füllt. Ein irgendwo ausgegrabener Niemand ist er deshalb nicht: Mitte der Neunziger treibt er sich bereits in Detroits Rap-Schuppen herum, unter anderem auch im Hip Hop Shop, einem Laden, in dem ein gewisser Proof, der Obie dazu bringt, unter seinem bürgerlichen Namen zu rappen, die Battles hostet. Er macht sich einen Namen und nimmt außerdem mit Producer MoSS Material auf, woraus einige Singles hervorgehen. Über Bizarre gelangen die an Eminems Ohren und schon ist Obie mit einem fetten Deal und Möglichkeiten für sein Debüt "Cheers" versehen, von denen er vormals nicht ansatzweise geträumt hätte.
WRITTEN FOR Rap4Fame
Diese Möglichkeiten umfassen neben erstklassiger Promo vor allem
illustre Produzenten und Gastbeiträge, die beispielsweise einen MoSS
komplett überflüssig machen: Es produzieren Dr. Dre, Timbaland, Mr.
Porter und zum Großteil der sich selbst zum Producer entwickelnde Mentor
Eminem. Das ist Grund genug, sich nicht darüber zu beschweren, dass der
etwa zur gleichen Zeit gesignte 50 Cent sein Album ein halbes Jahr
früher veröffentlichen darf und mit Abstand mehr Aufmerksamkeit einfährt
- unter Shadys Regiment nur der zweite Newcomer zu sein, ist wahrlich
keine schlechte Position. Außerdem ist Obie bei weitem nicht so
massentauglich wie 50 Cent, das "Well Known Asshole" ist weniger
polarisierend, aber nicht minder unverblümt und mit losem Mundwerk
ausgestattet. Nicht umsonst werden schon aufgrund der Existenz dieses
Albums die Gläser erhoben, auf dass Obie einerseits die Korken knallen
lässt, aber auch von seiner Heimat Detroit berichtet. Deshalb und
vielleicht auch um falsche Vorstellungen/ Erwartungen von seiner
Persönlichkeit aus dem Weg zu räumen, beginnt Obie mit "Average Man", das ihn als typischen Detroiter vorstellt ("I'm
no gangster, I'm a average man / But be damned if I let 'em do me
savage man / Before that I'm strapped and will challenge him / Cocked
back and that gat will damage them"). Glorifiziert wird allerdings gar nichts, was spätestens "Don't Come Down"
zeigt, das extrem vom verwendeten "When You Believe"-Sample geprägt ist
und sich bei der eigenen Mutter dafür entschuldigt, dass diese ihn u.a.
beim Dealen an den Straßenecken erleben musste. Auch dieser Track ist
von Eminem produziert und zeigt solides Können, aber ebenso, dass
Marshall nicht zur Weltelite gehört - der letzte Schliff fehlt oft. Dr.
Dre kann man das nicht vorwerfen, der Doktor legt mit "The Set Up"
meisterhaft ein einfaches und doch sofort im Gedächtnis bleibendes,
überragendes Instrumental vor, zu dem Nates Hook und Obies
Bordstein-Geschichte über eine verräterische Bekannte perfekt passen.
Trotzdem fällt auf, dass Obie sich rap-technisch oft zurückhält, was in
keinem Fall Höchstnoten zulässt. Seine Themengebiete sind das
Hood-Leben, er selbst und die Damenwelt, was zumeist unterhaltsam
angerichtet wird, aber keine Bonuspunkte einfährt und in Tracks wie dem
halbgaren "Follow My Life" auf zu gemächliche Flows trifft. Die
Sure-Shot-Komponente auf der LP heißt Dr. Dre, der mit seinen vier
Beiträgen die Highlights markiert: Da wäre das noch recht verhaltene "Look In My Eyes" (kein Verlgeich zum ersten Nate-Auftritt), der absolute Hinhörer "Oh!" (in dem Obie sich wieder mit sich selbst beschäftigt) sowie "Shit Hits The Fan",
das Dre dann auch noch nutzt, um eine Backpfeife Richtung Ja Rule zu
senden. Der bekommt sowieso übers ganze Album hinweg immer wieder sein
Fett weg, in "We All Die One Day" (das leider zu sehr nach
08/15-G-Unit klingt) wischt sich Eminem außerdem mit der Source den
Allerwertesten ab. Weiterhin erwähnenswert ist das vollkommen missratene
"Hands On You" und außerdem "Got Some Teeth" als poppige
Party-Single und überraschenderweise Eminems bester Producer-Moment auf
der Platte, der einige von Obies unrühmlicheren Weibergeschichten
abhandelt, ansonsten aber verwandt mit "Bad Bitch" ist, das Timbaland als für ihn typische Arbeit beisteuert und das wieder im Club auf Jagd geht. "Lady" fordert zum bindungslosen Beischlaf (gespickt mit witzigen Lines, vor allem von Em) auf, die Episode mit den "Hoodrats" sollte selbsterklärend sein. Damit verbleibt noch ein "Outro" mit D-12, das die eigene Stellung feiert und auf den Rest (hier Ja Rule und R. Kelly) pfeift bzw. uriniert.
Wer den Obie Trice vor Shady-Zeiten schätzte, der sollte sich nicht zu viel von "Cheers" erwarten, denn während Obie durchaus in der Lage ist, zur Rap-Dampfwalze zu mutieren, rappt er sich hier nur selten richtig in Fahrt, während inhaltliche Großtaten höchstens bei einigen der unzähligen Momente warten, in denen Obie sich seiner diversen Begegnungen mit der Damenwelt erinnert. Dass Em viele der Beats (mit-)produziert, zeigt zwar, dass er sich für seinen Schützling ins Zeug legt und dabei nicht ideenlos bleibt, trotzdem ist sein Sound sofort von dem eines Dr. Dre differenzierbar und weder alleinstehend noch zusammen mit Obie die beste Wahl. Abgesehen davon macht Obie das Beste aus seiner Situation und nimmt ein gut durchhörbares Album auf, das keine großen Schwachstellen hat, für den Shady-Fan eine sinnige Anschaffung darstellt, insgesamt aber nicht optimal gealtert ist und ein paar glorreiche Momente zu wenig hat, um die großen Lorbeeren einzufahren.
Wer den Obie Trice vor Shady-Zeiten schätzte, der sollte sich nicht zu viel von "Cheers" erwarten, denn während Obie durchaus in der Lage ist, zur Rap-Dampfwalze zu mutieren, rappt er sich hier nur selten richtig in Fahrt, während inhaltliche Großtaten höchstens bei einigen der unzähligen Momente warten, in denen Obie sich seiner diversen Begegnungen mit der Damenwelt erinnert. Dass Em viele der Beats (mit-)produziert, zeigt zwar, dass er sich für seinen Schützling ins Zeug legt und dabei nicht ideenlos bleibt, trotzdem ist sein Sound sofort von dem eines Dr. Dre differenzierbar und weder alleinstehend noch zusammen mit Obie die beste Wahl. Abgesehen davon macht Obie das Beste aus seiner Situation und nimmt ein gut durchhörbares Album auf, das keine großen Schwachstellen hat, für den Shady-Fan eine sinnige Anschaffung darstellt, insgesamt aber nicht optimal gealtert ist und ein paar glorreiche Momente zu wenig hat, um die großen Lorbeeren einzufahren.
6.1 / 10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen