Samstag, 29. Dezember 2012

Sicknature - Honey I'm Home


Release Date:
09. Oktober 2007

Label:
Eigenvertrieb

Tracklist:
01. Intro
02. As Sick As It Gets
03. Shootin' The Breeze
04. Bring Back The Raw Hip Hop (Feat. Q-Unique & Ill Bill)
05. Zoom In (Feat. Invocator)
06. Really Really
07. Never Say Never At All (Feat. Slaine)
08. Cycle (Feat. Dialek)
09. They Don't Know (Feat. Punchline & HAPH)
10. The Brain Wash (Feat. Capione)
11. Expression Of Words (Feat. A-Quil)
12. Room of The Past

Review:
Heutzutage kennt man Sicknature als Teil der Snowgoons-Crew und gefragtesten dänischen Producer in amerikanischen Kreisen. Doch 2007 war dem noch nicht so und schon gar nicht zu Beginn von Sicks Karriere. Denn bereits 1998 veröffentlicht er Material, damals allerdings noch unter dem Namen Acorn. Nach einem weiteren Album ein Jahr später ("Limitless Prospects") kommt im Jahr 2001 "The Sicknature" sowie haufenweise Stress mit Labels. Der Albumtitel wird zum eigenen Namen, 2005 folgt "The Outbreak", ein Jahr später kann er seine bedeutsame erste Zusammenarbeit mit Ill Bill vermelden, was schließlich die später ausschlaggebenden internationalen Tore öffnet. Da Sick seine bisherigen Werke allesamt nicht als Debütalbum zählt, geht er ein ebensolches 2007 mit "Honey I'm Home" an.
WRITTEN FOR Rap4Fame

 Diesmal gibt es kein dänisches Label, das hinter dem Album steht, Sicknature setzt auf Eigenvertrieb und somit auch komplette künstlerische Freiheit - daher auch der Titel "Honey I'm Home", der eine Rückkehr zum unverwässerten Hardcore-HipHop markiert, denn genau in diesen Gefilden ist Sicknature zuhause. Als weiteres Merkmal produziert Jeppe Andersen fast alle Tracks selbst, denn da es zu Zeiten seiner ersten Rap-Schritte keine Produzenten gab, fing Sick selbst damit an und schärfte so sein Können in dieser Disziplin beständig weiter. Unklarheiten darüber, was einen hier eigentlich erwartet, sollten durch die Referenzen aufgeklärt werden: Sick steht in den Credits von Ill Bills "Black Metal", produziert zusammen mit Bill auf der zweiten AOTP-Scheibe und hat auch beim gerade im Aufnahmestadium befindlichen "The Hour Of Reprisal" seine Finger im Spiel. Es regiert also grobschlächtiger Eastcoast-HipHop, der in einer Zeit als AOTP-ähnlich beschrieben werden darf, in der das noch als Kompliment zu verstehen ist. Sicknature selbst hat keine tiefe Stimme und klingt eher wie eine Light Version von Slaine, weswegen das mit schmetternden Fanfaren gut ausgestattete "Never Say Never At All" ("I know dudes with bullet wounds that still got a chance to fight / And got a brother in law that just beat cancer twice") auch eine gute Kombo am Mic abgibt. Dass ansonsten ein guter Teil der LP die HipHop-Szene selbst und Sicknatures Vorstellungen davon behandelt, dürfte kaum überraschen, resultiert aber in ausgesprochen überzeugenden Songs: "Shootin' The Breeze" besticht mit umfassendem, ausgefallenem Voice-Sample und einem munter drauf los reimendem Sicknature, der die Inhaltslosigkeit des Rapper-Gros anprangert, "They Don't Know" kommt mit einer typischen Pitch-Voice-Hook sicher nach Hause. Das größte Aushängeschild der Platte ist aber fraglos "Bring Back The Raw Hip Hop", das nicht nur das Anliegen der Platte kurz und bündig aufsummiert, sondern mit einem furios losgaloppierenden Streicher-Ensemble und Premo-ähnlich zusammengescratchter Hook vorführt, wie man den wild-aufbrausenden Stil, der in den Folgejahren von der AOTP und AOTP-Kopien so oft versucht und wiedergekäut wurde, richtig angeht. Dazu gibt es noch einen schaustehlenden Auftritt von Q-Unique mit Zeilen wie "My identity is decorated with Rock Steady credentials, Zulu infinity lessons, droppin' heavy essentials / I was born and raised on the pioneers, while the old school for some doesn't stretch for five years / Truly the last of a dying breed, the messiah of HipHop, coming to save those who cry in need". Über das ganze Album hinweg fällt auf, wie unverbraucht Sicknatures Herangehensweise an ein ausgelutschtes Formular anmutet, was nichts daran ändert, dass sich auch der eine oder andere austauschbare Song findet ("The Cycle" oder "Really Really", das den Fake-Gangstern auf die Finger klopft). Außerdem schlägt sich noch die Affinität zum Metal, die auf die Kappe des großen Bruders geht, im von Jacob Hansen produzierten "Zoom In" durch - nicht unbedingt schlecht, aber in keinster Weise ins Album passend. Schnitzer leistet Sicknature sich sonst keine mehr, vor allem das dem Intro (das kurz alle Song-Titel in einem sehr gestellten Text aneinanderreiht) folgende "As Sick As It Gets" poltert nochmals erfreulich kräftig durch die Boxen.

Dafür, dass Sicknature als Rapper erstmal eine unauffällige Erscheinung macht, legt er auf einigen Tracks gut los, und wieso Ill Bill ihn als Produktionspartner so schätzt, wird auf diesem kleinen Album ebenfalls klar. Dass Sicknature die üblichen Themen streift (an einer Stelle kommt kurz die lokale Politik zur Sprache), verwundert ebensowenig wie es stört - er ist einfach ein typischer Real-Keeper. Das soll an dieser Stelle nicht negativ gemeint sein, denn für sein Album reichen die guten Ideen vollkommen aus. Die Gäste sind gut gewählt, womit das Zielpublikum eigentlich bedenkenlos zugreifen darf. Neben einigen schwächeren Songs ist der einzige Kritikpunkt die fehlende Geschlossenheit, der man durch bessere Gliederung und Weglassen des Metal-Crossovers entgegenwirken hätte können. Doch selbst mit diesen Makeln ist "Honey I'm Home" noch empfehlenswert.

6.5 / 10

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